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ßr Hlihküslciil-EnisitM!, MrlinWitz, 8nsSsrs. Lugau, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. st w> Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 2S Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Donnerstag, den 28. November 1901. 28. Jahrgang. Nr. 277 T L g e Ä g L s ch t ch t e. Deutsches Reich. Berlin, 26. November. Der Reichstag ist beule wieder zur Berathung zusammengetreten. Präsident Gras Ballestrem eröffnet die Sitzung mit den Worten: „Ich erlaube mir, die Herren Kollegen nach der längeren Pause auf das Herzlichste zu begrüßen. Ich habe zu nächst eines schmerzlichen Ereignisses zu gedenken (die Mitglieder des Hauses, auch die Sozialdemokraten, er heben sich von den Plätzen), welches Se. Majestät den Kaiser, sein Haus und das ganze deutsche Volk betroffen und auch außerhalb des deutschen Volkes hervorragende schmerzliche Antheilnahme erweckt hat. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, die erhabene, mit glänzenden Gaben des Geistes und Herzens ausgestatlete Frau, die Beschützerin alles Edlen und Guten in der Welt, die segensreiche Helferin auch der Aermsten und Elenden, ist am 5. August aus dem Leben geschieden. Ihr ge segnetes Andenken wird fortleben im Tode." — Der Präsident Graf Ballestrem theilte ferner mit, daß er anläßlich des Attentats auf Mc Kinley und der Ab lebens des Präsidenten der Vereinigten Staaten, sowie anläßlich des Ablebens des früheren Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe im Namen des Reichstags Beileids kundgebungen an die Hinterlassenen habe gelangen lassen. Weiter giebl der Präsident dem Hause Kenntniß von dem in der Zwischenzeit erfolgten Ableben von sechs Mitgliedern des Hauses, deren Andenken in üblicher Weise durch Erheben von den Plätzen geehrt wird. Dann wird die Novelle zur Strandungsordnung in zweiter Lesung debattelos in der von der Kommission vorgeschlagenen Fassung angenommen. — Es folgt die zweite Lesung des Entwurf« einer Seemannsordnung. Nach längerer Debatte wird Vertagung beschlossen. — Morgen Interpellation Bassermann belr. Jnsterburger Duell. — Eine Millionenerbschaft, nämlich 1690 000 Mk., sind der Stadt Berlin mit dem Nachlasse des Professor Bierling'schen Ehepaares zugefallen. Der Magistrat hat beschlossen, drei Personen, die entfernte Verwandte der Erblasser sind, und die nur mit lebenslänglicher Rente von je hundert Mark testamentarisch bedacht worden sind, auf ihre Bitte, eine einmalige Zuwendung von je tausend Mark zu bewilligen. Das Professor Bierling'sche Ehepaar lebte sehr zurückgezogen, er war ein bekannter Pianist und Mitglied der Akademie. Sein jährliches Einkommen wurde auf 80 000 Mark geschätzt. — Die „Nat.-Ztg." berichtet, daß in Sachen des Gumbinner Mordprozesses der allerdings mißglückte Versuch gemacht worden sei, durch in ihren Redaktions räumen (und in der Wohnung des Chefredakteurs an geordnete Untersuchung Schriftstücke zu erlangen, die sich auf ihre Veröffentlichungen über die im Gumbinner Prozeß begangenen Gesetzwidrigkeiten bezögen. Die Redaktion der „Nat.-Ztg." hat gegen oen von einer Abtheilung des hiesigen Amtsgerichts erlassenen, nach ihrer Meinung gesetzwidrigen Üntersuchungsbeschluß Be schwerde erhoben. — Die Ertheilung des Abschieds an den Oberst des 147. Infanterie-Regiments, dem der im Zweikampf erschoßene Leutnant Blaskowitz angehörte, wird von der Preße allgemein al« eine Mißbilligung de« Verhalten des Kommandeurs bei der traurigen Angelegenheit auf gefaßt. Ob der Oberst, wie man behauptet, „der Einzige" war, der das Duell hätte verhindern können, mag dahin gestellt sein. Nach den Bekundungen de« Duellgegner« Oberleutnant Hildebrandt erklärte der Ehrenrath, einen Ausgleich nicht vorschlagen zu können. Ist also die Verabschiedung de« Obersten wegen Nichtverhinderung de« Duell« erfolgt, so wird durch den Akt zugleich zum Ausdruck gebracht, daß die Herbeiführung eines Aus gleichs durch sämmtlicke hier zur Mitwirkung berufene Personen dringend wünschenswerlh gewesen wäre. Ob Leutnant Blaskowitz zurechnungsfähig war oder nicht — das Kriegsgericht hat bekanntlich im ersteren Sinne ent schieden —; für diesen eigenartigen Fall, bei dem Schuld und Nichtschuld kaum zu trennen war, konnte und mußte ein Ausweg gesunden werden, der auch dem Beleidigten zur Genugthuung gereichte. Die Verabschiedung des Obersten dürfte aus die Initiative des Kaisers zurückzu- sühren sein. Halle, 26. Nov. Ein in den communalen Körper schaften unserer Stadt ausgebrochener eigenartiger Con- flict bildet zur Zeit hier das Tagesgespräch. Am Mon tag voriger Woche kam in der Stadtverordnetensitzung, u. A. seitens des Stadtverordnetenvorstehers, zur Sprache, man vermiße seitens der Stadtverordneten Anzeichen von Selbstständigkeit der unbesoldeten Stadträthe; sobald diese von Stadtverordneten zu Stadträlhen geworden seien, bemerke man nichts mehr von eigenen Ansichten bei ihnen, und sie schienen jhre Aufgabe darin zu erblicken, ein- stimmige Magistratsbeschlüße faßen zu helfen. Die neun unbesoldeten Stadträthe fühlten sich derart in ihrer Ehrs gekränkt, daß sie den Antrag auf Ertheilung eines Ver trauensvotums au, die Tagesordnung der gestrigen Stadtverordnetensitzung setzen ließen. Die Stadtverordneten vertagten gestern aber die Berathung hierüber, weil dieser Antrag ohne Wißen ihre« Vorstehers nachträglich auf die Tagesordnung gesetzt worden war. Im Verlaufe der Sitzung traf nun ein Schreiben der neun unbe soldeten Stadträthe ein, die inzwischen den Saal ver laßen hatten, mit der Mittheilung, daß sie sämmtlich ihre Mandate niederlegten. Man ist nun auf den für nächsten Montag zu erwartenden diesbezüglichen Beschluß der Stadtverordneten sehr gespannt. England. London, 26. Nov. Gerüchtweise verlautet, in der gestrigen Ministerrathssitzung sei beschloßen worden, daß die Regierung die Bedingungen, welche sie den Buren anzubieten im Stande sei, veröffentlicht. Diese Beding ungen würden den Buren nicht direkt zugestellt werden, aber man würde Sorge tragen, daß sie den Buren zur Kenntniß gebracht würden. — Man sorg t für die Vertheidigung Londons. Die Neu-Armirung der Forts, die die Themse, den Kanal von Bristol sowie die Häfen und Werften der Südküste schützen, ist soeben vollendet. Während der letzten 14 Tage sind 200 veraltete Geschütze durch mächtige, in England hergestellte Hinterladegeschütze er setzt worden. Auch die Arbeiten, die die im Norden befindlichen Befestigungswerke uneinnehmbar machen sollen, schreiten auf das Schnellste vorwärts. — Aus Loudon wird berichtet: Finanzsecretär Austin Chambetlain hielt in Catshill in Worcester eine Rede, in der er sagte, in den letzten Wochen seien heftige Angriffe gegen England, insbesondere gegen die britischen Truppen gerichtet worden, die jeden Engländer mit Schmerz erfüllt hätten, und die von den Engländern nicht leicht wieder vergessen werden könnten. Eine ausländische Zeitung, welche wegen ihrer Angriffe von einer englischen Zeitschrift zurechtgewiesen worden sei, habe sich damit entschuldigt, daß sie nur behaupte, was bereits früher Campbell Bannerman von den englischen Soldaten gesagt habe. — Er frage sich, ob sich Banner- man bewußt sei, welche Verantwortlichkeit er auf sich geladen, und ob er weiter daran gedacht habe, wieviel von anderer Seite geschehen sei, um den guten Ruf des Landes zu beflecken. Die Regierung würde sich aber durch solche Angriffe nicht beirren lassen. Die in Südafrika zu lösende Aufgabe habe sich als schwieriger erwiesen, als man vorausgesehen habe; er möge das, waS noch zu thun bleibe, längere oder kürzere Zeit in Anspruch nehmen, die Regierung werde jedenfalls den Weg bis zu Ende verfolge». Wenn Herr Austin Chamberlain davon spricht, der gute Ruf des Landes sei befleckt, so denkt er hoffertlich an die von Roberts und Kitchener befolgte Art der Kriegführung. Lertliches srnd Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 27. November. — Bei der letzten Geflügel- und Kaninchen-Aus» stellung des hiesigen Thierzuchtverein« kamen auch mehrere Ehrenpreise vom Landesverband Sächsischer Geflügel züchter zur Vertheilung, und zwar ein Ehrenschild au« Staatsmitteln auf Nutzgeflügel an Herrn Eduard Sonntag- Grumbach, eine silberne Preismttnze an Herrn Carl SachS-Oberlungwitz, eine broncene Preismünze an Herrn Paul Reuther-Wildenfels, sowie Preisdiplome für Hühner und Tauben an die Herren Hugo Speck und Paul Großer, hier. Ein Diplom auf Kaninchen vom Bund Deutscher Kaninchenzüchter und einen weiteren Ehren preis erhielt Herr Fritz Burckhardt, hier; weitere Ehren preise erhielten dis Herren Herm. Voit, Franz Geithner, Gotth. Saus:, Rich. Horn, Ernst Richler, H. Fickert, H. Günther, O Solbrig und Albin Seidel, sämmtlich hier, sowie Herr Ewald Koch-Langenberg, Herr Wilhelm III.- Heusenstamm und Herr Johannsen-Kopenhagen. — Nach einer neuerdings ergangenen Entscheidung des Reichs-Versicherungsamtcs steht im Falle deS Ablebens eines Jnvaliden-Rentenempfängers den Erben der volle Rentenbetrag für den Sterbemonat auch dann zu, wenn die angewiesene Rente bis zum Tode noch nicht abgehoben war. — Aus betheiligten Kreisen wird geschrieben, die Lage der westdeutschen Baumwollenspinnerei sei so trostlos, wie noch nie. Die erzielten Garnpreise deckten noch nicht einmal die unmittelbaren Betriebskosten, Gehälter und Kohlen. Die Betriebseinschränkung, die bereits mindestens 20 Pcoz. betrage, müsse erhöht werden, wenn nicht balb größere Nachfrge komme, wofür vorläufig keine Aussicht sei. -MMW — Vogelappetit. Man nimmt gewöhnlich an, daß Vögel nur sehr wenig Nahrung zu sich nehmen, ja, diese Annahme hat sogar zu einer Art von sprichwört licher Verwendung des Wortes „Vogelappetit" für Personen geführt, die sich mit geringen Mengen von Nahrung begnügen! Geht man der Sache aber auf den Grund, so findet man, daß die Vögel nicht nur nicht geringen Appetit zeigen, sondern sogar starke Esser sind. Man hat beobachtet, daß ein Steinkauz seinen Jungen eine ganze Zeit laug in jeder Viertelstunde eine Maus brachte, im ganzen etwa 24; ein alter Steinkauz verzehrte unmittelbar nach einander und mit anscheinend gutem Appetit 7 Mäuse. Eulen verzehren täglich 30 Mänse, oder ein dieser Nahrungsmenge entsprechendes Quantum an Käfern u. dgl. Man könnte nun vielleicht meinen, daß blos die eben genannten Vögel sich eines besonders guten Appetits erfreuen. Diese Annahme wird aber sofort widerlegt durch die Thatsache, daß eine Holztaube 800 Getreidekörner oder 600 Erbsen, oder 180 bis 200 Buchnüsse, oder 60 große Eicheln zu sich nahm. Ein Reiher im Gewicht von 1260 Gramm ver zehrte zwei Forellen, von denen die eine 540 Gramm, die andere 720 Gramm wog — er nahm also Nahrung im Gewicht seines eigenen Körpers zu sich! Um sich zu vergegenwärtigen, was daS bedeutet, denke man, ein Mensch von I?/, Centner Gewicht wollte zu einer einzigen Mahlzeit 150 Pfund Nahrungsmittel consumiren! Den Record in dieser Hinsicht scheint daS Rothkehlchen ge schaffen zu haben, denn ein solches Thier im Gewicht von 30 Gramm frißt in kurzer Zeit 75 Gramm Regen würmer — ein schöner Vogelappetit! Wenn junge Vögel im Nest von den alten gefüttert werden, sieht eS