Volltext Seite (XML)
1 u. s. w nd Nummer bis Borm. it Nr. 283 28. Jahrgang Donnerstag, den 5. Dezember 1901 7. E ÄgHH H Deutsches Reich. ltz Hine Ml -W ed, daß d somit nun der >en den -pamen, Zollver- il treten ichkeiten bringt sie Ein- >en auf kwegung Boden schaffen uuosi iäoi'8 joäom odor näors liü, 2. probo 1Ö886. ut cholen Ke c). Umrahme der Inserate für die 10 Uhr. Größere Anzeigen Redaction und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnftthal. ffene tfte «e m, tk. 10 s. Expedition erwachsenen Kosten; aus dem Nest sollen die Entschädigungsansprüche deutscher Privatpersonen und Gesellschaften bestritten werden, sowie die Wieder herstellungskosten der durch die Beschießung beschädigten Gesandtschaftsgebäude in Peking. Die im Rechnungs jahre 1902 zu erwartende» Entschädigungszahiungen Chinas an Deutschland berechnen sich auf 11 504 824 Mk., wovon 10 998000 Mk. auf Zinsen (für 1 Jahr) und 506 824 Mk. auf den deutschen Antheil an der ersten Amortisationsrate entfallen. Die erste halbjähr liche Zinsrate ist 1. Juli fällig. Die erste Entschädig ungsrate Chinas wird am 1. Januer 1903 fällig. Nach 8 6 de« Gesetzes vom 22. März 1901 ist die von China zu leistende Entschädigung zur Verminderung der Reichsschuld zu verwenden, obgleich nun die von China im Rechnungsjahre 1902 zu zahlende Geldsumme nicht nur eine Anzahlung auf die Entschädigung, sondern auch Zinsen enthält, soll gleichwohl der volle Betrag den außerordentlichen Deckungsmitteln zugeführt werden, weil nach Titel 8 der einmaligen Ausgaben in gleicher Höhe deutsche Privatsorderungen befriedigt werden sollen. — Ein Beispiel dafür, wie gerade mit Hilfe der englischen Presse darauf hingearbeitet wird, künstlich eine Kluft zwischen der englischen Bevölkerung und Deutschland zu schaffen, geht aus einer Zuschrift hervor, die angeblich aus Weimar dem „Daily Graphic" in London zugegangen ist. Darin wird behaupt: „In der Hauptstadt des Königreichs Sachsen wurde die englische Kirche während des Gottesdienstes mit Steinen beworfen und die Fenster zerbrochen. Dasselbe kam in Weimar und anderen deutschen Städten vor. Damen wurden auf der Straße angespieen, man wird auf den Straßen, im Theater, an jedem öffentlichen Orte insultirt . . . . Damen erfahren keine anständigere Behandlung von seilen der Deutschen, als Männer oder Knaben. Es ist ein Hauptvergnügen deutscher Männer und Frauen, ihrer Verachtung in der rohesten Weise Luft zu machen, selbst dadurch, daß sie die Damen von den Bürgersteigen und von den Tramwagen heruntcrstoßen. Kleine Mädchen mußten von den Schulen genommen werden, weil sie in unerträglicher Weise von ihren deutschen Schulgenossen gequält wurden." Die Tendenz dieser Zuschrift wird dadurch gekennzeichnet, daß voraurgeschickt wird, derartige Dinge hätten in den letzten zwei Jahren auch Amerikaner durchmachen müssen; zwischen diesen und Engländern werde kein Unterschied gemacht. Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. Dezember. Zur Rede des Grafen von Bülow sagt im handelspolitischen Theile die „Neue Freie Presse", in dieser Rede Bülows sei die Absicht, welche den Inhalt des Tarifentwurfs bestimmt habe, trotz ziemlich allgemeiner Ausführungen zu erkennen. Deutschland wolle sich einerseits durch autonome Gesetz gebung hohe Zölle sichern, andererseits durch Abschluß von Verträgen gegen Repressalien schützen, welche infolge dieser hohen Zölle eintreten könnten. Leicht zu erreichen sei jedoch das Ziel dieser von nationalem Egoismus geleiteten Politik keineswegs. Dieses wäre nur dann ohne große Schwierigkeit möglich, wenn jene Staaten, welche Produkte der deutschen Industrie in großer Menge beziehen, nicht zugleich ihre landwirthschaftlichen Pro dukte nach Deutschland liefern würden. Thatsächlich sei aber da« Gegentheil der Fall. Rußland und Oester reich-Ungarn seien für Deutschlands Industrie starke Import-Länder und für den deutschen Bedarf an land- wtrthschafllichen Erzeugnissen starke Exportländer. Diese Länder würden dem deutschen Beispiel auch bei Abfass ung ihrer Tarif-Entwürfe folgen und die Einfuhr deutscher Industrie-Produkte erschweren, wie Deutschland die Einfuhr fremder Agrikultur.Produkte erschweren L-as Programm des nationalen Egoismus würde Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Politik. Eine Weltpolitik, die nicht auf dieser Heimaths- politik beruht, wäre eine phantastische, ungesunde und chimärische. Dafür danke ich. Herr Richter hat auch von Gegensätzen innerhalb der verbündeten Regierungen gesprochen. Es ist mir gelungen, eine Verständigung innerhalb der Regierung; zu erzielen, sodaß ich jetzt zu Herrn Richter mit dem spanischen König Philipp sagen kann: „Ich habe meine Schuldigkeit gethan, Herr Kardinal, thut jetzt die Eure." (Heiterkeit) Ich hoffe, daß es auch gelingen wird, eine Verständigung zwischen den verbündeten Regierungen und dem Reichs tag herbeizuführen, und daß es dann zum Schluffe heißen wird: „Mephisto verliert, aber die Engel triumphieren." (Große Heiterkeit.) Auch auf Gegen sätze zwischen den Ressort-Chefs hat Herr Richter hin gewiesen. Ich kann ihm nur erwidern, daß zwischen den Reichsressorts und den preußischen Ministern volle Uebereinstimmung besteht. Alle Ressortvertreter sind sich gleichmäßig der Nothwendigkeit der Pflege und des Schutzes der nationalen Interessen bewußt. Von Gegen sätzen und Ungleichheiten kann deshalb nicht die Rede sein, weil die Leitung von einer einsichtigen, ihnen be kannten verantwortlichen Stelle ausgeht. Also mit der Zwei-Seelen-Theorie ist es nichts. Was die Handels verträge anlangt, so halten die verbündeten Regierungen langfristige Handelsverträgefür wünschens-und erstrebens- werth. Wir wünsche» und beabsichtigen Verträge aus e.ner für uns annehmbaren Basis Ich hebe hervor, „für uns annehmbar", denn der Ansicht sind wir aller dings nicht, daß wir Verträge um jeden Preis und auf jeder Basis abschließen müssen. Wir bestehen auf voller Gegenseitigkeit. Was die Auslassungen fremder Blätter über unsere Tarifvorlage betrifft, so werden die ver bündeten Negierungen sich dadurch nicht um Haaresbreite von dem Wege, den sie für richtig halten, abbringen lassen und den uns unsere Interessen vorschreiben. Ich gestehe auch, daß mich diese fremden Angriffe nicht be trüben, denn mich würde eher das fremde Lob bedenklich machen. Denn gerade die fremde Kritik ist für unseren Tarif ein Lob. Ich zweifle nicht an Herrn Richters und der Anderen, die die Vorlage beurthetlen, Patriotismus, aber das ewige Drohen mit dem Auslande halte ich für würdelos, ein derartiges Drohen mit dem fremden Knecht Rupprecht halte ich nicht für angemessen und von deutscher Seite für ein Unrecht. Wir wollen mit alle» Staaten in der, besten Beziehungen leben, aber durch fremde Drohungen wollen wir uns nicht ins Bocksdorn treiben lassen. Wir erkennen, ich wiederhole es, den Werth der Handelsverträge an und glauben, daß sie auch der Landwirthschaft zu Gute kommen, denn auch diese hat ein Interesse an ruhigen stetigen Verhältnissen. Ich danke noch Herrn Richter dafür, wie er den monarchischen Gedanken zu fördern bemüht war, aber gerade durch die Tarifvorlage wird der monarchische Gedanke gestärkt, daß die Vorlage überall der Ueberzeugung Eingang verschafft, wie bei unS ehrliche und fleißige Arbeit geschützt wird. Auf alle die einzelnen Bemerkungen des Herrn Richter und des Grafen Schwerin-Loewi tz will ich heute nicht näher eingehen und nur bemerken: Es ist ja eine alte Erfahrung, daß nichts versöhnender wirkt, als ge meinsame Arbeit. Ich hoffe, daß sich dies auch in diesem Falle bestätigen und daß schon die Arbeit in der Kommission di; Gegensätze mildern wird. Möge es dem Hause und uns gelingen, dieses Tarifgesetz zu Stande zu bringen, der Landwirthschaft zu Nutz, der Industrie nicht zum Trutz. — Von der chinesischen Kriegsentschädigung im Betrage von 450 Millionen Taels ist der deutsche Antheil auf 90 Millionen Tael» festgesetzt. Hiervon bestimmt der neue Reichshaushaltsetat 85 Millionen Tael» zum Ersatz der dem Reiche durch die China- f möglichst hohe Löhne zu zahlen. Wenn die Landwirth schaft nicht mehr die Bruttokosten deckt, kann Niemand mehr in der Welt Landwirthschaft betreiben. Was andere Staaten gethan haben, das können wir auch thun, und wer das nicht zugeben will, dem fehlt der nöthige nationale Stolz. Äbg. Spahn (Centr.) verbreitet sich über die Noth lage der Landwirthschaft. Ihr müsse geholfen werden. Aber auch die Arbeiter vergaß Herr Spahn nicht; er erinnerte an den Beschluß des Reichstages vom Januar 1900 und das Versprechen des Reichskanzlers, daß die Mehreinnahmen aus den Zöllen zur Fortführung der sozialen Reform dienen sollten. Während der Aus führung des Redners hatte sich das Haus stark gelehrt, die Minister waren speisen gegangen und die Herren Reichstaqsabqeordneten hielten ein Plauderstündchen, das änderte sich, nachdem der Redner geendet hatte und Eugen Richter zu Worte kam. Er tritt der Vor lage in 1'/.stündiger Rede entgegen und erklärt Meß- lich, daß seine Freunde die Vorlage ablehnen, weil sie unheilvoll für unser Volk sei. ,mar Reichskanzler Graf Bülow: H^r Richters sebr ante Witze gemacht, aber er hat nichts gesagt, wa !ch^n?chNch*LS° m d-u stehenden Blättern gelesen hatte. C ) Flotten- und Weltpolitik gesprocheu u^ elle 8. s»» ^kilsim-ßlliWü, MrliiWitz, EeMls, Estenbrand, Urkonmg Mittelbach, Hermsdorf, Benisdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf deren beziehen durch ^nd Festtage D« Bezugspreis betrüg d^rillustrirte^ 25 Pfg. incl. rathung der Zolltarffv^ ^e erste Be- sekretär Graf Posadowskn - Staats ¬ dieser Zolltarifreform ü^ der Arbeiten an mit welchem Mangel an ernster Sacbli^^^ ^fM Werk so vielfach in der Oe feiülick^ große ist. Ich selbst bin bei den Vor^ führende Organ des nur das aus- Schon der frühere Staatssekretärs" „^wesem Nothwendiqkeit einer Reform nns->v->L M^chall hat die die Ueberzeugung vertrat daß - weMs für die neuen Verhandlungen mit dem Auslande ausreiche und daß es dazu des neuen Instruments Z verbesserten autonomen Tarifs bedürft; a ch darübe? war.man sich rüher einig, daß es der Mitarbeit ach verständiger Manner bedürfe. Ich muß nun dem ^n' schaftlichen Ausschuß angesichts der vielen Angriffe die man gegen chn gerichtet hat, sagen daß er m t anerkennenswerther Sachlichkeit, Ruhe und Unparteilch- keit gearbeitet ha. Der Staatssekretär geht sodann ans Einzelheiten e.n. Graf v. Posadowsky beherrscht den gewaltigen Stoff wie selten einer, schon heute zeigt sich, daß die Regierung m ihm den Mann hat, den sie zur Durchführung einer so großen Aufgabe braucht, wie die Reform des Zolltarifs eine ist. Der Gra scheint auch durchaus von der Bedeutung seiner Auf gabe durchdrungen zu sein; denn er spricht energisch, bestimmt, oft mit Schwung, immer mit immenser Sach- kenntniß, immer gebend aus dem Vollen, aus einer Fülle, die ihm ganz in Fleisch und Blut übergegangen zu sein scheint. Beiläufig stellt der Staatssekretär in Abrede, daß das Vieheinfuhrverbot einen anderen als nur rein veterinären Zweck hätte. Der Niedergang der Landwirthschaft ist eine hohe soziale und politische Ge fahr, denn wenn bei der Industrie auf die Blüthe eine Zeit der Krisis folgt, werden zahlreiche Arbeiter brotlos und den Folgen davon können Sie nur vorbeugen, wenn Sie die Landwirthschaft in die Lage versetzen, ebenfalls