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zwei jungen Schwestern der Königin, für deren Mitgift eifrig „gespart" wird. Daneben wird uuch für allerlei Jugendfreundinnen der Frau Draga gesorgt. Die ge- wesene Hofdame erhielt 40000 Francs als Mitgift. Sie ist eine Vertraute der hohen Frau, der die Erleb- visse ihrer Wittwenschaft genau bekannt sind und soll wie noch eine ganze Reihe anderer Freundinnen für ihr diskretes Walten gehörig belohnt werden. In Belgrad meint man nun, die ohnehin „erblich belastete" serbische Civilliste werde bald — aufgehen. Amerika. — Der Bericht der Einwanderungsbehörde über die Einwanderung im letzten „Fiskaljahr" nach den Vereinigten Staaten ist soeben erschienen. Die Regierungs behörden rechnen nämlich drüben alle nach „Fiskaljahre", die am 1. Juli beginnen und am 30. Juni des nächst folgenden Jahres enden. Es handelt sich also in dem vorliegenden Falle um die Zeit vom 1. Juli 1900 bis zum 30. Juni 1901. In den einleitenden Bemerkungen spricht sich der Bericht auch über die anarchistische Frage aus und erklärt die vielfach austretenden Wünsche nach Erlaß eines Anarchistengesetzes als über das Ziel hinaus- schießend, es genüge vollständig, wenn die Einwanderungs behörde ermächtigt werde, die Anarchisten unter die Rubrik der „nicht wünschenswerthen" Einwanderer einzureihen und sie demgemäß zurückzuschicken. Es ist mit Sicher heit darauf zu rechnen, daß dieser Wunsch der Ein wanderungsbehörde vom Präsidenten erfüllt wird; so erfolgt die Lösung der vielbesprochenen Anarchistenfrage in der denkbar einfachsten Weise. Freilich hat auch diese Maßregel eine Lücke, da man es doch niemanden an der Nase ansehen kann, ob er ein Anarchist ist und ganz gewiß davon abgesehen werden muß, von jedem Ein wanderer eine polizeiliche Bescheinigung zu verlangen, er sei kein Anarchist. Die Gesammtzahl der Einwanderer ist seitdem letzten Fiskaljahr um 47 000 gestiegen. Der Bericht sondert zunächst die Einwanderer nach den Na tionen und zwar in einer drolligen Weise, welche die geographischen Kenntnisse der Einwanderungrbehörde nicht im günstigsten Lichte erscheinen läßt. Es ist doch z. B. sonderbar, daß man eine norditalienische und eine süd italienische „Nation" von einander unterscheidet. Zu den „Deutschen" rechnet der Bericht auch die Schweizer und Deutschösterreicher mit Ausnahme der „Böhmen". Die Einwanderung aus dem Deutschen Reiche ist um mehr als 3000 Köpfe gestiegen. Textliches und LüchfischeH. Hohenstein-Ernstthal, den 26. October. — 16. öffentliche Stadtverordneten - Sitzung Dienstag, den 29. Oktober, Abends 8 Uhr. Tages ordnung : 1) Kenntnißnahmen. 2) Anderweit Beschleuß- ung der verlängerten Zeißigstraße. 3) Rathsvorlage, den Abbruch des Neustädter Armen- und Todtengräber hauses betr. 4) Wahl der Wahlgehilfen für die dies jährigen Stadtverordnetenwahlen. — Wie bereits bekannt, findet morgen, Sonntag, Abend auf dem Neustädter Schützenhause die 19. öffentliche Aufführung des Neustädter Turnvereins statt. Freunde des Turnens und Humors können, wie aus dem in heutiger Nummer abgedruckten Programm ersichtlich, auf einen vergnügten Abend rechnen. — Die Frage der Haftpflicht- und Unfall-Ver sicherung für die Turnvereine der Deutschen Turnerschaft, besonders die erstere, ist in der letzten Zeit so viel besprochen, die Dringlichkeit ihrer Erledigung in einer für die deutsche Turnerschaft zweckmäßigen Weise als so nöthig bezeichnet worden, daß auch an den Ausschuß der Deutschen Turnerschaft die Aufgabe herantritt, zur Sache Stellung zu nehmen, zumal eine solche Stellungnahme von den verschiedensten Seiten dringend gewünscht wird. Nach der Ansicht des Vor sitzenden der Deutschen Turnerschaft, Herrn Dr. med. Ferdinand Goetz, kann der einzig gangbare Weg, um die Versicherungsangelegenheit billig durchzuführen, nur der sein, daß die Turnerschaft mit einer leistungsfähigen, sicheren und bewährten Versicherungsgesellschaft einen Vertrag dahin abschließt, daß ohne Zwang dazu alle zur Deutschen Turnerschaft gehörenden Vereine und Einzelpersonen unter vorzugsweise günstigen Bedingungen sich bei der Gesellschaft einestheils gegen die durch die Haftpflicht entstehenden Schäden und anderntheils ihre Mitglieder gegen ihnen beim Turnen etwa zustoßende Unfälle versichern können. Die betreffende Gesellschaft müßte sich, wie daL „Leipziger Tageblatt" ausführt, weiter verpflichten, zu irgend einem gemeinnützigen Zweck der Deutschen Turnerschaft einen prozentualen Theil der bezahlten Prämien zu gewähren. Der so zur Lösung der Frage einzuschlagende Weg ist leicht gangbar, läßt jedem Vereine die volle Freiheit und bringt der Turner schaft kein Risiko und keine neue Arbeit. Die großen Versicherungsgesellschaften haben überall im Reiche ihre Vertreter, so daß die Erledigung der Geschäfte eine leichte und bequeme sein würde. In letzter Linie würde nur noch die Frage entstehen, mit welcher Versicherungs gesellschaft der betreffende Vertrag abzuschließen wäre Hierüber muß vertrauensvoll dem Ausschüsse der Deutschen Turnerschaft die Entscheidung überlassen werden." — Die Bezirksversammlung des König!. Sächs. Militär-Vereins-Bundes, Bezirk Glauchau, findet am 10. November 1901 im Theaterlocal in Glauchau statt. — Durch die Stenographie das Einjährigen- Zeuguiß erlangt. Herr Otto Saack-Essen hatte sich auf Grund seiner ausgezeichneten stenographischen Fertigkeit (System Gabelsberger) bei der Kommission in Düsseldorf als Prüfling für das Einjährig-Freiwilligen- Examen gemeldet. Er wurde zugelassen und hat das Examen bestanden. Es ist dies ein ganz neuer und noch einzig dastehender Fall, der beweist, daß die Stenographie als Wissenschaft und Kunst die gebührende Anerkennung bei der Behörde gefunden hat. Dieser Erfolg wird gewiß manchem Kunstgenossen ein Ansporn sein. Dresden, 24. October. Ein Aufsehen erregender Betrugs-Proceß gegen einige berufsmäßige Agenten wurde heute nach 2'/,tägiger Verhandlung zu Ende geführt. Die Angeklagten Langen, Bergmann und Fichtner wurden wegen gemeinschaftlichen Betrugs und zwar Langen zu 3 Jahren, Bergmann zu 2 Jahren 6 Monaten und Fichtner zu 1 Jahr 6 Monaten Gefäng- niß verurtheilt. Die Gutsausschlächter Martini und Miersch erhielten 1 Jahr 6 Monate bezw. 6 Monate Gefängniß wegen Beihilfe bezw. Begünstigung. Das Gericht nahm für erwiesen an, daß die seit Jahren verbündeten Angeklagten niemals die ernste Absicht ge habt, Güter zu kaufen, vielmehr es ihnen nur darum zu thun war, das Inventar zwecks betrügerischer Ver- werthung desselben in ihre Gewalt zu bekommen, was ihnen auch gelang. Dresden, 25. Oct. Den schweren Brandwunden erlegen ist iw Carolahause gestern Abend der 4'/«jährige Sohn der am Tage zuvor durch ein Brandunglück heim- gesuchten Schneiderfamilie im Hause Dürerstraße 59. Leipzig. Um die Bewohnerschaft beim Besuche des Palmengartens in jeder Weise zu beruhigen, läßt die Direktion jetzt allen Deckenstuck abtragen und die male rische Ausschmückung der Decke durchführen. Grimma, 25. Oct. In hiesiger Stadt, wie auch im benachbarten Mutzschen, dem Heimathsorte des Brunnenbauers Thiele, ist für die Retter desselben eine freiwillige Geldsammlung veranstaltet worden. Wie hoch man die rastlosen Bemühungen derjenigen zu schätzen weiß, die mit eigener Lebensgefahr das schwierige Werk vollbracht haben, beweisen am deutlichsten die bis jetzt auS allen Gauen eingegangenen Beiträge, welche in den wenigen Tagen die beträchtliche Höhe von nahezu 2000 Mk. erreicht haben. Davon entfallen auf die Sammelstellen in Grimma rund 1833 Mark. Die Sammlung ist noch nicht geschlossen. Hainichen. Das König!. Kriegsministerium hat das ihm vom hiesigen Stadtrathe gemachte Anerbieten der unentgeltlichen Hergabe von Bauland und sonstiger Leist ungen für Errichtung einer Unterosfizierschule sür das 19. (2. König!, sächs.) Armeekorps in Hainichen abge- lehnt. Meißen, 25. Oct. Die Spritze, die zuerst von auswärts an einem Brandplatze eintrifft und eingreift, erhält eine Belohnung. Diese Belohnung ruft viel Wetteifer hervor. Bei einem Brande in Naundorf bei Meißen schickte sich die Kötzscheubrodaer sreiwillge Feuerwehr eben an, das erste Wasser abzugeben. Plötzlich kam die Spritze einer Nachbargemeinde angerasselt und sofort traf ein schwacher Wasserstrahl aus der neuangekommenen Spritze den Kötzscheubrodaer Brand meister ins Genick, der andere Strahl verpuffte wirkungslos an einer gar nicht bedrohten Bretterwand. Die biederen Landleute halten gemeint, recht „Helle" zu sein und hatten, um die Belohnung zu bekommen, etwa zwei Liter Wasser im Spritzenkasten von „heeme" mit gebracht. Es nutzte aber nichts, denn das Gesetz bestimmt: „Die Spritze, welche erfolgreich das erste Wasser abgiebt, erhält rc." Der einzige Erfolg war der, sie wurden tüchtig ausgelacht. Planen i. V-. 25. October. Wie der „Vogtl. Anz." berichtet, ist gestern Abend in Graslitz an der sächsischen Grenze die große Baumwollspinnerei von Eugen Pilz fast vollständig niedergebrannt. Mehrere hundert Arbeiter sind dadurch brotlos geworden. Fraureuth, 25. October. Gestern Abend ist ein Mann namens Zaumseil aus Glauchau, welcher regel mäßig mit einem Wagen von Greiz nach Glauchau fährt, in schlaftrunkenem Zustand vom Wagen herab gestürzt und von diesem tödtlich überfahren worden. Er hinterläßt eine Frau und 6 Kinder. — Nach einer Frequenzzusammenstellung sind für Hcrrnskretschcn a. d. Elbe 250 000 Besucher gezählt worden. Die „Edmundsklamm" haben im vergangenen Sommer etwa 50 000 und die „Wilde Klamm" 20 000 Personen befahren. Das Prebischthor figurirt mit etwa 150 000 Besuchern. — Da nunmehr der Fremdenverkehr für dieses Jahr als beendet betrachtet werden muß, sind im Laufe oieser Woche in Schandau einige größere Hotels, wie Sendig's Villen, das Kurhotel und einige an der Elbseite, für den allgemeinen Verkehr geschlossen und daS Hotelpersonal in der Hauptsache entlassen worden. Im Durchschnitt erfreute sich auch Schandau in diesem Jahre eines guten Besuchs. Nahe an 5000 Kurgäste besuchten die freundliche Elbstadt, und die Zahl der Passanten, die drei und vier Tage dort Aufenthalt nahmen, schätzt man auf 25 000. Telegraphische Nachrichten vom 2«. Oktober. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Berlin. Wie die „Berl. Polit. Nachr." mittheilen, wird in den nächsten Tagen eine besondere Konferenz des Staatssekretärs des Reichsschatzamtes mit den Chefs der übrigen Reichsverwaltungen stattfinden, in der dar über Berathungen gepflogen werden sollen, wie durch Einschränkung der Ausgaben eine etwas günstigere Ge staltung des neuen Etars herbeigeführt, und wie eine Erhöhung der Matrikularbeiträge der Bundesstaaten vermieden werden könne. Posen. Alle wegen Vergehens der Geheimbündelei von der Thorner Strafkammer verurtheilten Gymnasiasten sind auf die Verfügung des Provinzialschulkollegiums von der Anstalt verwiesen worden; im ganzen haben 13 Schüler die Anstalt in Thorn verlassen müssen. Wien. Großfürst Michael Nicolajewitsch trifft am 29. Oktober hier ein; der Kaiser wird ihn am Bahn hof empfangen, und ihm zu Ehren wird Abends in der Hofburg ein Galadiner stattfinden. Paris. Aus Smyrna wird berichtet, daß Türken den Teppichladen eines französischen Unterthanen aus raubten. Der französische Konsul beschwerte sich bei den türkischen Behörden, die aber wenig Eifer zeigen, um den Schuldigen ausfindig zu machen. Man glaubt, daß auf die Haltung der Behörden die jetzige gespannte Lage zwischen der Türkei und Frankreich von Einfluß ist. Paris. Aus Moskau wird gemeldet: Hiesigen Blättern zufolge wird der Sultan eine außerordentliche Gesandtschaft zum Zaren nach Spala schicken mit dem Auftrage, den Zaren zu ersuchen, in dem türkisch-fran zösischen Konflikt zu vermitteln. Paris. Londoner Meldungen zufolge plant König Eduard eine Reise nach Südfrankreich; ein Kourier soll bereits unterwegs sein, um einen für den König geeigneten Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Der König werde mehrere Wochen in Südfrankreich verweilen. London. Chamberlain hielt gestern Abend in Edin- burg eine Rede über den Krieg in Südafrika, in der er erklärte, die Negierung werde ^die britischen Streitkräfte verstärken. Die Frie^ensbedingungen, die man seiner Zeit den Buren anqcboten habe, seien liberaler gewesen als sie je einem besiegten Feinde gewährt wurden. Diese Bedingungen hätten die Buren zurückgewiesen, und damit sei allem Entgegenkommen ein Ziel gesetzt. Chamberlain sagte, er bewundere die Beharrlichkeit der Buren, aber er sei Englands Pflicht, ihr mit gleicher Entschlossenheit zu begegnen. Die Burenführer sagten nun, sie würden keinen Frieden annehmen, der ihnen nicht die Unab hängigkeit gebe, die Gewährung einer solchen Bedingung würde wohl den Frieden bringen, aber nicht auf einer für England ehrenvollen Grundlage, und nur auf einer solchen sei England entschlossen, Frieden zu schließen. Chamberlain fügte noch hinzu, daß die Entwickelung der Dinge in Südafrika die Anwendung größerer Strenge nothwendig gemacht hätte. London. Die Bevölkerung von Devonshire, dem Geburtsort Bullers, bereitet eine Kundgebung zu Ehren des gemaßregelten Generals vor, die sich ganz besonders gegen das Kriegsamt richten soll. London. Hier erzählt man sich, General Buller beabsichtige, bei den nächsten Wahlen sür das Unterhaus sich als Kandidat ausstellen zu lassen. London. Die allgemeine Sterblichkeit in den sogenannten „Zufluchtslaqern" hat eine erschreckende Höhe erreicht; die Kindersterblichkeit allein ist bereits über 20"/o gestiegen. Die Krankheiten sollen infolge Genusses von brandigem Hammelfleisch entstanden sein. Brüssel. Antwerpener Börsenkreise halten trotz aller Sympathien für die Buren den geplanten Boykott der englischen Schiffe für aussichtslos. Die sozialistischen Hafenarbeiter planen e«ne große Kundgebung für ihr Projekt. Sofia. Der amerikanische Konsul in Berlin ist hier eingetroffen, um mit dem Konsul Dickinson über Miß Stones Befreiung zu berathen. Das mazedonische Konnte soll Herr der Situation sein, und die bulgarische Regierung sei machtlos. Der russische diplomatische Vertreter in Sofia entsandte auf eigene Kosten einen Boten an die Briganten, um Verhandlungen mit ihnen zu eröffnen; er wird in 3—4 Tagen zurückerwarlet. Manila. Der Aufstand nimmt neuerdings einen großen Umfang an, und die Aufständischen zeigen sich sehr energisch; sie verbrannten trotz der Anwesenheit der amerikanischen Garnison dieOrtschaft San Josö Bataugers. Eisenbahnfahrplan. Giltig ab 1. October 1901. Von Hohenstein-Ernstthal nach Chemnitz: 12.28, 3.33, 5.02, 6.11, 6.58, 7.19 (nach Limbach), 7.32*, 7.47-j-, 9.27, 10.39, 12.03, 1.00-j-, 2.13, 3.35^, 5.39*, 6.00, 6.51, 7.39*, 7.45-j-, 10.10. P bedeutet Anschluß nach Limbach. Von Hohenstein-Ernstthal nach Glauchau: 5.16, 7.39*1-, 8.00, 9.56-j-, 11.16 (bis Glauchau), 1.05-j-, 3.50-j-, 6.41, 7.48 (nur Werktags vor Sonn- und Fest tagen), 7.57-j-, 8.13*, 9.48-j-, 11.30. -ß bedeutet Anschluß nach Lichtenstein.