Volltext Seite (XML)
Prin; Tschu». Stehen Sie also sofort auf und kleiden Sie sich schrecklich viel daran gelegen sei», ihn wieder zu haben; denn die Frau, wahrscheinlich ist; aber cs wird einem doch auch fürwahr nicht leicht, die jetzt da ist, hat den Auftrag, nicht früher fortzugchen, als bis er einen gebildeten Menschen, einen Kollegen, für einen gemeinen Meuchel- gekommen war. rasch an." Mörder zu halten." „Eben deshalb „Das hat nichts zu bedeuten, und cs liegt kein Anlas; vor, auf solche Kleinigkeiten Rücksicht zu nehmen. Ich konstatiere als Arzt, daß Sie so um einen Spazierstock anstellt, obwohl er doch sicherlich nicht daran denkt, hcutc schon wieder auszugchcn? Und da es mich natürlich reizte, dies kost bare Kleinod von einem Stocke etwas naher zu betrachten, ehe ich es seinem Eigentümer zurückgab, griff ich in die Ecke hinter dem Bett, wohin ich ihn, wie ich mich erinnerte, gestern abend gestellt hatte. Aber mein Er staunen wuchs, als ich sah, daß es sich um einen ganz einfachen Stock aus spanischem Rohr mit einer kunstlosen Hirschhornkrücke handelte. Eben wollte ich ihn meiner wartenden Haus hälterin aushändigcn, da gewahrte ich zufällig zwischen dem Griff, der nicht mit genügender Sorgfalt befestigt schien, und dem Holz des eigentlichen Stockes eine geringfügige Lücke, in der etwas Metallisches schimmerte. Ich machte einen Versuch, die Krücke festzudrehen; dabei aber blieb sie mir unversehens in der Hand, und zwar zu meiner grenzenlosen Ueber- raschung in Gestalt eines vierzig Eentimctcr langen, vierkantig geschliffenen Dolches, dessen Spitze abgebrochen war. Was ich in diesem Augenblick empfand, welche Fülle von Gedanken und Vorstellungen innerhalb eines unmeßbar kurzen Zeitraumes auf mich einstürmte, würde ich vergebens zu beschreiben versuchen. Aber ich wußte nun jedenfalls, weshalb dem Referendar Konski so viel daran gelegen war, seinen Stockdegen Sie zum habe wollen wir uns auf der Stelle Gewißheit ver schaffen," drängte ich. „Die Dolchspitze, die wir in der Todeswunde des Assessors ge funden haben, ist ja in Gewahrsam des Ge richts. Wenn sich feststellen läßt, daß sie zu dieser Klinge gehört, werden Sie dann auch noch einen Zweifel an der Thäterschaft Konskis hegen?" „Nein, dann nicht mehr. Und Sie haben recht — lassen Sie uns gehen!" Konski betrachtete mich mit einem erstaunten Blick. „Aber täuschen sich über meinen Zustand, Herr Doktor! Ich fühle mich Tode matt und bin kaum fähig, ein Glied zu rühren. Außerdem ich unerträgliche Kopfschmerzen." sollen Sie erfahren, einen wie großen Dienst Sie der Gerechtigkeit durch diese kleine Rotlüge geleistet haben." Zwar glaubte die gute Frau ohne Zweifel, daß ich mich nur ein wenig über sie lustig machen wolle; aber sie war mir so ergeben, daß sie meinen Auftrag nichtsdestoweniger mit größter Gewissenhaftigkeit ausrichtcte. Ich hörte deutlich, wie sie draußen die Botin abfertigte, und wie sich diese nach einigen verdrießlichen Gegenreden entfernte. Ich aber war wohl kaum jemals so schnell aus dem Bett in meine Kleider gekommen, als an diesem Morgen. Noch war keine halbe Stunde seit meiner bedeutsamen Entdeckung vergangen, und schon stand ich mit dem Beweisstück im Schlafzimmer meines Freundes, des Untersuchungsrichters Schönberger, der glücklicherweise gleich mir Junggeselle war, so daß meinem Eindringen bei ihm keine unüberwindlichen Verhältnisse entgegen- gestandcn hatten. Während Schönberger sich hastig ankleidete, erzählte ich ihm aus führlich, was ich von dem armen Burkhardt über die früheren Vor kommnisse zwischen ihm und Konski erfahren hatte, und ich versäumte nicht, alles das hinzuzufügen, was ich selbst beobachtet zu haben glaubte. „Und wenn das mit dem Stockdcgen doch nur ein Zufall wäre?" sagte der Untersuchungsrichter zweifelnd, nachdem er mich sehr aufmerk sam bis zu Ende angehört hatte. „Ich gebe zu, daß es nicht sehr Es war gegen neun Uhr morgens, als ich, diesmal ohne von ihm gerufen worden zu sein, in das Krankenzimmer Konskis trat. Sein fieberisch flackernder Blick suchte zuerst »ach dem Stock, u»d als er sah, daß ich ih» i» der Hand trug, ging cs ganz unverkennbar wie ei» Aufleuchten der Freude über sei» Gesicht. „Es ist sehr liebe»swürdig, Herr Doktor, daß Sie sich selbst damit bemühe», ih» mir zurückzubringen," sagte er, als hielte er es für ganz selbstverständlich, daß ich nur seines Stockes wegen gekommen sei. „Es ist ein teures An denken, und ich würde sehr unglücklich sein, wenn er mir auf irgend eine Weise verloren ginge." Ich gab ihm darauf keine Antwort, son dern trat an sein Bett, um ihm den Puls zu fühlen. „Sie befinden sich wohl genug, um das Bett verlassen zu können," sagte ich, nachdem ich mit meiner kurzen Untersuchung zu Ende ihr ausgehändigt worden ist." Ist der Mensch über Nacht verrückt geworden, dachte ich, daß er sich! Seele. „Meine liebe Frau Döring," sagte ich, „Sic müsscn sich um cincr gutcn Sache willen schon einmal zu cincr kleinem Unwahrhaftigkeit ver stehen, indem Sie der Botin des Referendars mitteilen, daß Sie »sich heute durchaus nicht vor neun Uhr wecken dürften, lind daß darum auch der Stock nicht früher herausgegeben werden könne. Heute noch Der Akrobat. Novelle von Lothar Nreilkimdors. G°rgchnno und Schluß Als ich um sieben Uhr morgens aus tiefem, traumlosem Schlafe erwachte, sah ich die alte Haushälterin mit ratloser Miene an meinen; Bette stehen. „Na, Frau Döring, was giebt's denn?" fragte ich lachend. „Sie machen ja ein Gesicht wie die Katze, wenn's donnert." „Der Herr Doktor schliefen so schön, daß ich mich nicht entschließen konnte, Sie zu wecken. Aber der Herr Referendar Konsti schickt seit einer Stunde nun schon zum drittenmal. Und da wußte ich doch nicht —" „Der Referendar Konski soll meinetwegen zum Teufel gehen oder zu meinem Kollegen Neumaier, wenn ihm das weniger bedenklich scheint. Ihn; fehlt ja nichts, und ich habe keine Zeit, eingebildete Kranke zu kurieren." „Aber es ist auch gar nicht wegen seiner Krankheit — es ist nur wegen des Stockes." „Wegen des Stockes? Was für eines Stockes?" „Den Sie gestern abend bei ;hm vertauscht haben. Es muß ihm nicht länger in fremden Händen zu wissen, und ebenso stand das, was ich selbst jetzt zu thun hatte, mit vollkommener Klarheit vor meiner