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Hchnstm-ErvsMer Anzeiger Tageblatt für WeHeia-braM NerlmM, Gersdorf, Luqau, WüstenbrM-, Urspnmg, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken u. s. w. Nr. 222. Sonntag, den 22. September 1901. Beilage. Oertliches nn- Gächfisches. Hohenstein-Ernstthal, den 21. September. — Es sei an dieser Stelle wiederholt aus das am Mtag Nachmittag von punkt '/,5 Uhr an stattfindende «cinschaftliche Turnen einiger Schulklassen mit A Neustädter Turnverein auf dem Vereinsgrundstück der Oststraße hingewiesen und um gütigen Besuch Kn. — Pohle-Concert. Wie aus dem Jnseratentheile ersehen ist, findet am 2. Oktober wieder in den Men des Altstädter Schützenhauses ein langersehntes er Pohle-Cnncert statt, was gewiß ein jeder Concert- «her mit Freuden begrüßen wird und wozu ein les Haus zu erwarten ist. — Heute wurde in Oberlungwitz ein Mann zu nbe getragen, der auf schreckliche Weise um sein Leben Immen ist. Der in der Dienerchen Bleicherei seit >!m Jahren beschäftigte Bleicheremrbeiter Gustav Franke K in der Nacht zum Mittwoch Nachtdienst und stürzte ldemselben aus Versehen in ein noch ziemlich kochendes knipffaß. Franke besaß aber noch so viel GeisteSgegen- lit, daß er sich aus dem Faß selbst herausarbeitcte; war aber am ganzen Leibe schicklich verletzt. Unter Wichen Schmerzen gab der Aermste am Mittwoch Müttag seinen Geist auf. — Herr Friedrich Moritz Kühnrich in Langenberg als stellvertretender Trichinenschauer für den Trichineu- Rbezirk Langenberg, Falken und Meinsdorf von der lchl. Amtshauptmannschafl Glauchau in Pflicht ge- lmmen worden. I — Der Nachts l Uhr 55 Min. von Reichenbach i. Isbsahrende und früh 5 Uhr 2 Min. auf dem Dresdener liptbahnhofe eintresfende Schnellzug wird infolge seiner in-, ungenügenden Benutzung vom Beginn des 1 icrfahrplaues ab nicht mehr zur Ablassung kommen. I- Die Hundcspcrrc ist auch über Erlbach, Kirch- 1^, Lugau, Oclsnitz, vtiedcr- und Obcrwürschnitz billigt worden. I— Zur Steuerreform. Die „Dresdn. Nachr." leiben: Unsere Mittheilung über die Steuerreform Ich iu verschiedenen Blättern seltsamer Weise so bmtet, daß der Grundbesitz von der Vermögenssteuer imig befreit sein soll. Um allen Mißverständnissen laubeugen, sei nach unseren Informationen hierzu kürt, daß immobiler und mobiler Besitz unter »mullem Wegfall der Grundsteuer von der Vermögens- gleichmäßig getroffen werden soll. I — Wie bei den Eisenbahnen, hat sich auch bei den Inchs Post-, Telegraphen- und Fcrnsprech-An- Mcn des Königreichs Sachsen im vorigen Jahre der «lehr stetig fortentwickelt, und es haben daran alle «sächsischen Ober-Postdirekliousbezirke (Dresden, Leipzig k Chemnitz) gleichen Antheil genommen. Am a»f- »Mn tritt die Verkehrszunahme naturgemäß bei den ähnlichen Briefsendungen, in die Erscheinung. Im Pi! 1900 wurden in Sachsen 332814336 Briese auf- Mim gegenüber 295961102 Stück im Jahre 1899. «Zahl der eingegangenen Briefe betrug im vorigen Ure 315 269 804 Stück (1899: 260 595 550 Stück). I umder Summe wurden demnach im Jahre 1900 Millionen Stück Briefe wehr aufgegeben als ein- «Mn sind. Packete ohne Werthangabe find im «M Jahre im Ganzen 22 341 189 Stück aufgeliefert Mm gegenüber 21960 804 Stück im Jahre 1899; Mangen sind 17 676 428. Gegenüber dem Jahre M2 ist nur eine Zunahme von etwa 200000 Stück I verzeichnen, dcch ist bemerkenswerth, daß in beiden Mm sowohl beim Versandt wie Empfang der Ober» WirektionSbezirk Chemnitz an erster Stelle steht. Briefe » Packete mit Werthangabe wurden im vorigen Me aufgeliefert 1 368 1 >8 Stück mit einem Werth- irage von 1486 596105 Mark; eingegangen sind M407 Stück im Werthe von 1576 573 883 Mark. Wachnahmesendungen sind 4116140 Stück mit ein Nachnahmebetrage von 60880488 Mk. aufgegeben rden, dagegen eingegangen 3048317 Stück mit einem lchnahmebetrage von 45542422 Mk. Behufs Geld ziehung und Äccepteiuholuug wurden 662 362 Post- nräge aufgegeben; eingegangen waren zur Geldein- umg 571 511 Stück mit einem Betrage von '199 125 Mk.: Accepteinholungen waren 5902 Stück rxpediren. Aus 12690454 Postanweisungen wurden vorigen Jahre 764242765 Mk. eingezahlt; im Jahre 9 wurden auf 11 609 236 Stück 698 390 736 Mk. hlt oder im Jahre 1900 mehr etwa 66 Millionen :k. Ansgezahlt wurden 1900 aus 16106 770 Postanmeisu igen Beträge von 931771238 Mark; im Jahre 1899 wurden auf 14067 553 Anweisungen 847 969 262 Mk. ausgezahlt, das ist 1900 ein Mehr von etwa 84 Millionen Mark. Bemerkenswerth ist, daß im vorigen Jahre auf Postanweisungen etwa 167 und 1899 etwa 150 Millionen Mk. mehr ausgezahlt, als eingezahlt wurden und daß die Oberpostdireklon Leipzig in beiden Jahren bezüglich der Einzahlungen an dritter, bei den An zahlungen dagegen an erster Stelle steht. Obwohl die Personenposten immer mehr verschwinden, sind im vor gen Jahre doch noch 15 889 Personen mit der Post vom Orte abgereist gegen 16 192 in 1899, hier ist also ein Rückgang eingetreten. — Die Zahl der aufgebebeneo Telegramme betrug im vorigen Jahre 2 769 030 Stück einschließlich 501 105 Stück aus ländischer, «m Jahre 1899 2 717 637 Stück einschließ lich 480 803 Stück ausländischer; dagegen sind ange kommen 2 949 447 Stück (1899: 2 854 049), demnach sind etwa 180 000 Telegramme mehr ein- als fortge gangen. In Betrieb befanden sich dabei 1972 Apparate, während sich die Länge der Telegraphendrähte auf 33 271 Km. stellte, die sich auf 6018 Km. Leitungen vertheilten. — F rnsprechvermittelungen wurden im Jahce 1900 zusammen 74 990486 auSgesührt gegen 81928047 in 1899; es zeigt sich also ein Rück gang um etwa 7 Millionen. Die Einnahme aus Porto- und Telegraphengebühren stellte sich 1900 auf 39 304 153 Mark (gegen 39 118 412 Mark in 1899). — Selbstverständlich war zur Bewältigung des gesammten Verkehrs auch ein großes Heer von Beamten, Unt.rbeamten u. A. thätig, zusammen 16 427 Personen (gegen 15 318 in 1899); davon waren 6534 Beamte, 8255 Unterbeamte, 1109 Inhaber von Posthilfsstellen, 67 Posthalter und 462 Postillone. — Der Vereintbezirk Chemnitz der Sächsischen Ge- mciudebcamteuvcrcins hält seine Herbstversammlung am 6. kommenden Monats hier ab. Die hiesigen Ge- nuindebeamten veranstalten zu Ehren der Gäste eine Abendunterhaltung mit Theater und Ball. — Der in» Jahre in Dresden stattfin- dcndeu Deutschen Städte-Ansstellung wird allseitig großer Interesse entgegengebracht. Bis fitzt haben 119 größere dr ösche Siädte mit zusammen mehr als 12 Millionen Einwohnern ihre Betheiligung an der Aus stellung erklärt. Wie aus den mit diesen Städten ge pflogenen V chandlungen hervorgeht, wird die Ausstellung zahlreicher Gegenstände aus allen Zweigen der städtischen Verwaltung beabsichtigt. Die Ausstellung wird ein höchst lehrreiches und anschauliches Bild von dem gegenwärtigen Stande des deutschen Slädtewesens und von den Fort schritten ans allen Gebieten der Gemeindeverwaltung bieten. Mil der Städte-Ausstellung wird auch eine Aus stellung seitens Gewerbetreibender verbunden, zu welcher neue oder mustergillige Einrichtungen und Gegenstände zugelassen werden, die von deutschen Gewerbetreibenden in eigenem Betriebe für den Bedarf größerer Gemeinden hergestellt werden. Dresden. Vor ca. 14 Tagen brachte die „Berliner Morgenpost" einen Aussehen erregenden Artikel mit dem Satze: „Dresden, schläfst du?", in dem mit Bezug auf den Zusammenbruch der Kreditanstalt für Industrie und Handel behauptet worden war, Dresdner Journalisten hätten sich bestechen lasten, um gewisse Verhältnisse und Unregelmäßigkeiten bei dem genannten Institut zu ver tuschen. Die hiesigen journalistischen Vereinigungen wiesen diese Verdächtigungen mit Entschiedenheit zurück, doch hat sich nunmehr herausgestellt, daß leider die Be hauptungen des obengenannten Berliner Blattes nicht ganz grundlos gewesen sind. Die angestellten Erörter ungen haben ergeben, daß eine direkte Bestechung that- sächlich nicht vorlicgt. Die angedeuteten Vorgänge liegen vielmehr über zwei Jahre zurück und beziehen sich auf eine von der Kreditanstalt für Industrie und Handel bewirkte Emission der Prescher'schen Cigarrenkistensabrik, an welcher die Handelsredakteure und Mitarbeiter von fünf hiesigen Blättern consortial betheiligt worden sind. Die hiesigen Blätter haben deshalb im Lause der letzten Tage die in Frage kommenden Herren aus ihren Stellungen entlasten. Leipzig. Durch Gerichtsbeschluß ist nunmehr auch für Sachsen die Einziehung und Unbrauchbarmachung aller im Besitze von Buchhändlern befindlichen Exemplare der Graßmann'schen Schrift über die Ligouri'sche Moral theologie angeordnet worden. Chemnitz, 21. Sept. Gestern Vormittag gegen 8 Uhr stürzte ein ca. 20jähcigcS Mädchen, das in der Annabergerstraße auf dem Hinterperron eines Straßen bahnwagens stand, dadurch ab, daß der Wagen beim Befahren der Kurve schleuderte, wodurch sie herunterfiel und bewußtlos liegen blieb. Herbeigerufene Aerzte kon- statirten eine Gehirnerschütterung und einen rechtsseitigen Schädelbruch. Chemnitz. Der Rath hat beschlosten, hinter dem Küchwalde einen Ballspielplatz für Erwachsene zu er» richten, an dem es jetzt noch gefehlt hat. — Für die Verhandlung gegen den deS Mordes an der Ella Hinkelmann in Großmilka« angeklagten Handarbeiter Stirl hat daS Schwurgericht Chemnitz fünf Tage angesetzt, den 1. bis 5. Oktober. Stirl leugnet die That, eS bedarf daher eines großen Zeugen apparates, ihn zu überführen. Das Verbrechen an dem KleinschlaiSdorfer Milchmädchen Marie Kohl kommt vom 7. bis 9. Oktober zur Verhandlung. Dem Handarbeiter Franz Hermann Kuhn aus Obergräfenhain, der als Thäter in Frage kommt, wird indes der Prozeß als Todtschläger, nicht als Mörder gemacht. Außer diesen beiden langen Verhandlungen hat das Schwurgericht in dieser Sitzungsperiode noch über 7 Sittlichkeitsverbrechen, 2 Meineidsverbrechen, 1 Mord und 1 Unterschlagung das Urtheil zu sprechen. Meerane. Unsers Einwohnerschaft befindet sich gegenwärtig in nicht geringer Aufregung, denn inner halb einer Woche haben nicht weniger als drei Töchter aus angesehenen Bürgerfamilien infolge Liebesgram Selbstmord begangen. Plauen i. V. Viel Aussehen erregt hier die Ver haftung des Oberkontrol-Assistenten Freiherrn Ernst von Waldenfels wegen dringenden Verdachts der Unterschlag ung im Amte. Die Vergehen sollen einige Jahre zu rückliegen. Sie sind durch eine Denunziation bekannt geworden. Plauen. Eine rührende Abschiedsscene spielte sich bei der Abfahrt des 107. Jnfanterie-Regiements auf dem oberen Bahnhofe ab. In der ersten Reihe der zahlreichen Zuschauer befand sich ein etwa 4jähriger Knabe. Beim Anmarsch des Bataillons entdeckte der Kleine am Schluffe einer Kompagnie „seinen" Soldaten. Schnell sprang er auf diesen zu und fing bitterlich an zu weinen. Sichtlich gerührt von dieser Antheilnahme gab sich der Kriegsmann alle Mühe, den kleinen Freund zu beruhigen, indem er ihm wiederholt versprach, er werde bald wiederkommen. Der kleine Soldatenfreund harrte aus bis zur Abfahrt des Zuges; dann erst lenkte er seine Schritte heimwärts, wobei ihm noch immer von Zeit zu Zeit Thränen über die Wangen rollten. Aue. Ein junger Mensch hier hatte kürzlich au« Muthwillen in einer Zeitung hier eine Einladung zu einer Vereinsversammlung ergehen lasten, ohne dazu be rechtigt zu sein. Das Landgericht Zwickau erblickte darin eine Urkundenfälschung und verurtheilte ihn zu 3 Tagen Gefängniß. — Ein Bubenstück sondergleichen hat sich bei der am Sonntag Vormittag in Oetzsch abgehaltenen Ueb- ung der dortigen freiwilligen Feuerwehr abgespielt. Ent weder der bestehenden freiwilligen Feuerwehr einen Possen zu spielen oder sonst seinen Rachegefühlen Aus druck geben zu können, hatte ein bis jetzt unbekanntes Jndividium in einen Schlauch einen Knäuel Werg ge stopft, wodurch die Wasserzuführung durch die Schläuche vollständig gehindert wurde. Erst bei genauer Prüfung der Schläuche stellte sich dieses frevelhafte Werk heraus. — Das Opfer anonymer Briefschreiber wurde die Ehefrau des Markthelfers Fickert in Altenburg, welche ihrem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht hat. Hoffentlich gelingt es, den schändlich, n Verfasser der Schinähbriese ausfindig zu machen. Dux, 19. Sept. Indem Kaiser Franz Josef-Stollen in Wohontsch sind vier Grubenarbeiter infolge Einathmena von Kohlengas erstickt. Vermischtes. * In Rodemachern in Lothringen erschoß ein Gendarm in der Nothwehr einen Arbeiter. Der Er schossene, ein übelbeleumundeter Mensch, war inder Dunkel heit auf den Gendarmen mit gezücktem Messer loSge- gangen, nachdem er ihm zugerufen hatte: „Du Hund hast mich auf die Schnapsliste gebracht, daS sollst Du bezahlen." Der Angegriffene machte darauf von seiner Schußwaffe Gebrauch und streckte den Angreifer nieder, der noch im Laufe desselben TageS seinen Verletzungen erlag-