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'n h ll'. sli hil eL geb »N n I »ii 156 in Norlin hat ein menschenfreundlicher Unternehmer einen Miueralwasscraus- schank eingerichtet, in dem jene Bewohner der Reichshanptstndt, deren Geld beutel oder Stellung eine Badereise nicht gestattet, wahrend der Sommermonate eine regelrechte Brunnenkur durchmachen können. Da sieht man denn jeden Morgen eine große Anzahl von Leuten, die gewissenhaft nach Vorschrift des Arztes ihren Karlsbader Sprudel, Kissinger Rakoczy, Marienbader Krenzbrunnen oder Emser Kränchen trinken, und es entwickelt sich ein Bild, das in der That an das Brunnenleben eines Badeortes erinnert und, da die Dicken überwiegen, auch eines gewissen HumorS nicht entbehrt. Schwere Derkuste. fMit Bild aus Seite 155.) — Viehtransportdampfer, die ihre lebendige Ladung meistens auf Deck transportieren, kommen bei starkem Sturm oft in die unangenehmste Lage durch den Schrecken, der sich infolge des Schaukelns des Schiffes und des Ueberkommens der Sturzwellen der Tiere bemächtigt. Besonders Pferde und Rinder sind dann gar nicht mehr zn bändigen, sie taumeln und stürzen wild nach der Seite, auf der das Schiff überliegt, und springe», ungeachtet aller Anstrengungen der Mannschaft, über Bord. Da bei geht oft ein Drittel des Transportes verloren, und die Eigentümer erleiden schwere Verluste, denn an eine Rettung der einmal im Wasser schwimmenden Tiere ist natürlich nicht zu denken. Aurch einen Eisberg. — Ein an der letzten Nordpolexpedition zur Aufsuchung Franklins beteiligt gewesener englischer Offizier hat in seinem Tagebuche folgende interessante Schilderung einer Durchfahrt durch einen Eisberg verzeichnet. „Sonntag, den 30. Juni 1850. Vor Anker an einem Eisberg; ruhiges Wetter, wolkenloser, schön blauer Himmel; umgeben von einer ansehnlichen Zahl ungeheurer Eis massen, gleißend und farbenspielend unter den Strahlen der Mittagssonne. Ein Teil der Mannschaft war ans Land gegangen, die übrigen hatten sich zur Ruhe begeben. Ich allein ging auf dem Verdeck auf und ab; die ganze Natur rings um mich schien in die tiefste Ruhe versenkt. Da bemerkte ich in der offenen See einen ungeheuren Eisberg, der in der Mitte von einer Art Tunnel durchbrochen war. Die Neuheit der Sache reizte mich, und ich beschloß, eine Fahrt durch diesen Eistunnel zu versuchen. Zwei Matrosen, die bereit waren, mich zu be gleiten, nahmen an der Entdeckungsreise teil. Das kleine Boot wurde zu Wasser gelassen, wir näherten uns dem Koloß und erkannten, daß die Höhle weit genug war, um dem Boot die Durchfahrt zu gestatten. Langsam und schweigend ruderten wir daraus zu, und eine der herrlichsten Natur- scencn, ein Schauspiel, dessen Erhabenheit und Größe keine Sprache zu beschreiben ver mag, zeigte sich jetzt unsern staunenden Blicken. Wir hatten ungefähr die Hälfte des Weges durch den Eisberg zurückgelegt, da bemerkte ich, daß der Berg in seiner ganzen Breite, und zwar in senkrechter Rich- iung, geborsten war. Als ich mich vom ersten Schrecken etwas erholt hatte, sah ich nämlich, daß der kolossale Riß über mir sich plötzlich rasch schloß und dann langsam wieder össncte, und es konnte kein Zweifel sein, daß der ganze Eiskomplex von mehreren Millionen Tonnen Gewicht nicht auf einer festen Basis ruhte, sondern — schwamm. In jedem Augenblick konnte er das Gleich gewicht verlieren, umstürzen und in tausend Stücke zerbersten. Unsere Lage war höchst bedenklich. Um mich diesem furchtbaren Anblick zn entziehen, schloß ich einen Moment die Augen; meine beiden Begleiter griffen instinktmäßig zu den Rudern, pfeilschnell glitt das kleine Fahrzeug an den Eiswänden, in denen ich eben »och das Paradies erblickt hatte, vorbei durch die schwarze Flut, n»d bald wäre» wir unter freiem Himmel. In ehrfurchtsvoller Entfernung fuhren wir nun um den EiSkoloß herum, um feine Ausdehnung zu erforschen, und fanden, daß er ungefähr eine englische Meile im Umfang messen und an der höchsten Stelle 250 Fuß hoch sein mochte. Das war um 2 Uhr nachmittags. Um 10 Uhr abends desselben Tages stürzte der ganze Bau zusammen, die See mehrere Meilen in der Runde aufregend. Die Erinnerung an dieses wunderbar prächtige Naturschauspiel bleibt mir unvergeßlich, allein »m alles i» der Welt möchte ich eine ähnliche Fahrt nicht noch einmal unternehmen." sC. T.f Aer Armenhäusler. — Der berühmte Anatom Professor Hyrtl, der vor wenigen Jahren in Wien starb, ging eines Tages direkt vom Spital in ein großes Gartenrestaurant und ließ sich dort an einem Tische nieder. Am Neben tische saßen frühstückend zwei Generale, die aus seiner einfachen Zwillichkleidung schlossen, daß sie einen Insassen des nahen Hospitals vor sich hätten. Da sie eine größere Portion der Speisen übrig gelassen hatten, so ries einer von ihnen einen Kellner heran und sagte zu ihm: „Da, geben Sie das dem Mann da drüben; er soll sich daran gütlich thnn." Der Kellner stellte die Neste dem berühmten Gelehrten hin, der den Herren seinen Dank aussprach und dann den Garten verließ. Wenige Minuten später erschienen zwei Kellner mit einem Kübel, aus dem die vergoldeten Hälse einer Anzahl Ehampagnerflaschen hervorragten. „Wir haben keine» Champagner bestellt," riefen die Gäste. Wie groß aber war ihr Erstaunen, als sie erfuhren, daß der freundliche Spender niemand anderes war, als der vermeintliche Armenhausbewohner, der auf seine bei dem Champagner liegende Visitenkarte noch die bekannten Verse geschrieben hatte: Wenn mancher Mann wüßte, wer mancher Mann wär', Gäb' mancher Mann manchem Mann manchmal »lehr Ehr'. fL—»Z Aie zehn Gebote der Eremitage. — Die Eremitage in St. Petersburg, dieser prächtige," mit dem Winterpalais zusammenhängende Palast, und ihre sehr gewählte Gesellschaft unter der Kaiserin Katharina ll. hatten auch ihre Satzungen, und noch heute zeigt eine Urkunde, die hinter einem grünen Vor hang am Eingänge der Galerie Romanow angebracht ist, die „zehn Gebote der Eremitage", wie die von der Kaiserin verfaßte, zehn Punkte enthaltende Vor schrift für Gäste nnd Besucher der Eremitage betitelt wurde. Dieselben lauten wie folgt: 1. Wer hier cintritt, lege vor allem seinen Hut und namentlich seinen Degen ab. 2. Lasset eure Rechte auf der Treppe, euren Stolz und jedes ähnliche Gefühl an der Pforte zurück. 3. Seid heiter, aber zerstört nichts, zerbrecht, verderbt nichts, was es auch sei. 4. Sitzt, steht oder geht umher, wie es euch gut dünkt, ohne Rücksicht auf irgend jemanden. 5. Sprecht mit Mäßigung, nicht zu laut, um niemandem das Gehör zu be leidigen, den Kopf zu zerbrechen. 0. Diskutiert, aber ohne Zorn und Leidenschaft. 7. Seufzet nicht, gähnet nicht und seid nicht langweilig. 8. Nehmt an allen unschuldigen Spielen -teil, was man auch immer vorschlage. !>. Esset von alle»:, was schmackhaft ist, aber trinkt mit Maß, so daß ihr bei»! Weggehen euch immer auf den Beinen halten könnt. 10. Von dem, was hier geschieht, dringe nichts nach außen, es gehe euch in ein Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, ehe ihr die Zusammenkunft ver lassen habt. Anmerkung. Jeder, der diese Ge setze übertritt, auch die Damen nicht aus genommen, hat für jedes Vergehen in Gegenwart zweier Zeugen ein Glas — kalten Wassers zu trinken und eine Seite der „Telemachiade" feines überaus lang weiligen Gedichtes des längst vergessenen russischen Dichters Trctiatowsky) laut zu lesen. — Wer drei dieser Vorschriften an einem und demselben Abende verletzt hat, muß sechs Verse der „Telemachiade" aus wendig lernen, und wer ein zweites Mal die letzte Vorschrift verletzen sollte, sei für immer von unseren Unterhaltungen aus geschlossen. f—ck.f Die erste Turmuhr Stattens. — Im 15. Jahrhundert gab es in Italien »och keine Turmuhren, nur eincr der Schloßtürme von Ferrara war mit Zifferblatt und Schlagglocke versehen. Freilich wurden die Zeiger des Zifferblattes nicht durch ein Uhr- werk, sonder» durch Menschenhaud bewegt, u»d Menscheuhand war es auch, welche mittels AnschlagenS an die Glocke die Stunden verkündete. Der Glocken oder Slundenmann, wie der betreffende Beamte genannt wurde, richtete sich selbst nach einer Sanduhr. Man scheint seinen Dienst für einen sehr wichtigen gehalten zu haben; den» er erhielt ein für damaUge Zeit recht bedeutendes Gehalt. Nachlässigkeiten und Pflichtwidrigkeiten dieses „hochgestellten" Mannes wurden jedoch überaus streng geahndet. So berichten znm Beispiel die Kriminalaktcn von Ferrara, daß ein Glockenmann hart bestraft wurde, weil er zur Zeit des Ave Maria die Sperre zn drehen und die Glocke anzuschlagen ver gessen hatte, „zum großen Aergernis der Kirche und der Frommen". sE. K.j Eharade. (BürMij,.; Dieweil ein schillernd Feierklcid Sie prunkvoll stets umhüllt, Ist stanz von Stolz und Eitelkeit Tas erste Paar erfüllt. DaS andre Paar, ein tiefer See, Thut dir gar vieles kund, Bald heitre Lust, bald herbeS Weh Liest du auf seinem Grund. In wunderbarem Aarbenglanz Wiegt eins, zwei, drei und vier Bei Sonnenschimmer sich im Tanz Auf blumistem Revier. Auflösung folgt in Rr. 40. Auslosungen von Nr. 38: des Merk-Rätsels: Kaufmann, Angesicht, Schottland, Abend stern, Waldmeister, Germauicus, Lachtaube, Sonnenaufgang, Gehorsam, (»beubUd — Aus geschoben ist nicht aufgehoben; der dreisilbigen tk Hara de: Ginladung. AUo UeUztv r»c«rvoMr1ton. Verautwortlichcr Redakteur: Th. Freund. Druck und Verlag ocr Union Teutjche Verlastsgejclljchaft in Stuttgart.