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TlmedlallM-LuMer Osiern Don Hans Albrecht Meder ward's Ostern im deutschen Lande! ,,, Ringsum die Saaten im schimmernden Grün — Wachsendes Leben zersprengt alle Bande — — Seht, wie am Raine die Veilchen blüh'n! - . . lind durch die Welt geht ein frohes Erwecken, Vogelsang jubelt im Garten und Hain — Wen mögen trübe Gedanken noch schrecken? Ostern ist's — Ostern im Frllhlingsschein! . , , „Christ ist erstanden!" — Vom Kirchturm her nieder Olingt es im brausenden Glockenklang —> „Auferstehung!" — so hallt es auch wider, schreiten ins Held wir zum Ostergang — Run schwand der Winter — drum laßt alles Sorgen, Osterlicht leuchtet ins Herz und ins Haus! Lvum grüßet dankbar den Ostermorgen, O'cheucht er doch Dunkel und Schatten hinaus! Ostern — du Fest des erwachenden Lebens, t ib unsern Seelen ein Aufersteh'n — ^jeig' uns das Siegen des Lichts nicht ver gebens, Wenn wir nun froh in den Frühling geh'n? f est der Erstehung! — Im Glauben und Hoffen Find' uns zur freudigen Feier bereit, Von Walter Steeger Feierliches Klingen und Schwingen ist in rnseren Landen: österliches Läuten weit und breit, das den Aufbruch des Lichtes zu strahlen der Majestät kündet. Der Frühling ist nun nicht t!shr zu vertreiben, er ist und bleibt der Herr scher über Wintermacht und Wintertücke. Das halte fest, o liebes Herz, und laß dir nicht bange werden, wenn dich hin und wieder noch winter liche Unbilden narren und äffen. Mein Freund! Gehe auf die Höhen deiner Heimat und erlebe wie Faust, der Wahrheitssucher und Wahrheits kämpfer, Ostern, das Fest des Frühlings und lSch«rl-ArKIv-M.) Albrecht Dürer: Die Auferstehung der Auferstehung Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dorther sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur; Aber die Sonne duldet kein Weitzes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fchlt's im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Und dann wende dich, denn du bist nicht der einzige, der dieses Fest in seiner tiefen Bedeu tung und Glückseligkeit hier in Gottes unmittel barer Nähe erlebt: Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt zurück zu sehen. Aus dem hohlen finstren Tor Dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern die Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden, Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und Gewerbes-Vanden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, Aus der Stratzcn quetschender Enge, Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht Sind sie alle ans Licht gebracht. Sind sie alle ans Licht gebracht! — Ach! wir Menschen verharren viel zu lange und viel zu oft in Dunkelheit und Finsternis. Wie der Nacht immer wieder ein neuer Morgen und damit ein Neuer Tag folgt, so sollten auch wir dem Licht glauben und vertrauen, wenn unser Herz be trübt und unsere Seele einmal verzagt ist. Das Leben kann nicht nur eitel Sonnenschein sein. Regen, Wind und Sturm, sie gehören auch dazu. „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." Dies göttliche Gesetz gilt auch für das menschliche Sein. Wir erfah ren es täglich immer wieder: Der Menschen Leben ist dem Schicksalsgesetz der Fügung und Vergeltung unterworfen; eine jede Tat, gut oder böse, findet ihren Lohn. Wir haben keine Ursache zum Traurigsein! „Traurigkeit heckt alle Nacht neuen Harm aus," sagt ein Sprichwort. Und ein anderes lautet: „Traurigkeit tötet viele Leute und dient doch zu nichts." Nimm dir den Vogel im Garten zum Beispiel. Vor wenigen Wochen noch, als Flur und Au unter dichten Schneemassen be graben lagen, da klopfte er moraens und mit tags an dein Fenster, daß du ihm ein wenig Futter ins Futterhäuschen streuen mögest. Und nun sitzt er hoch oben auf dem Baum, der sich mit den ersten Knospen schmückt, und singt sein fröhlich Lied; denn die Welt wird wieder bunt und schön, und der Schnee ist dahingeickmolzen. Gott der Herr deckt ihm wieder den Tisch. Da gibt's kein Sorgen mebx! Also halte es auch du, o Mensib! „Arbeiten sollen wir, aber Gott soraen lassen. Unsre Sorge ist doch nichts: derweil hätten wir viel Gutes getan, das durch Sorge verhindert wird." spricht Doktor Martin Luther. Traae geduldig fein dein Päcklein, so dir vom Schicksal zur Stär kung und Kräftigung aufsrleqt worden ist. An dere haben auch ihren Teil bekommen, alavb's nur, und sei nicht unzufrieden „Mache dich selbst nicht traurig und plaae dich nicht selbst mit deinen eiaenen Gedanken," steht geschrieben. „Denn ein fröhlich Herz ist des Menschen Leben, und seine Freude ist sein langes Leben." Da hast du es wieder: welch eine Macht ist doch die Freude! Ostern kann nur mit einem fröhlichen und dankbaren Herzen gefeiert werden, sonst ist es kein Fest für den Menschen. Das Auferstehungs wunder des Gottessohnes bleibt uns ein ewiges Sinnbild: Das Leben sprengt Todes- und Era- besbande! Leben ist ewige, unvergängliche Kraft. Und diese Kraft macht auch vor dem Grabe nicht halt. Aus Grüften und Gräbern steigt das Leben auf und schwingt sich empor in lichte Fernen und Weiten. „Der Tod ist nicht die absolute Aufhebung des Lebens, sondern eine Befreiung der Hindernisse eines vollstän digen Lebens," sagt Kant. Ich glaube an das Leben, weil Eott das Leben ist. Und Gott spü ren wir in allem Sichtbaren und Unsichtbaren, er ist allgegenwärtig. Du kannst ihm'nicht ent- sliehen. Eine heilige Zeit, das ist Ostern, die Früh lingszeit, die Zeit eines neuen Werdens und Blühens. O, wenn wir so durch diese Zeit schreiten, des langen Winters müde, das Lob singen und Preisen in Gottes herrlicher Welt hören, dann ahnen wir etwas von wahrhakter Glückseligkeit des ewigen Frühlings, von dem die Alten sagten und kündeten. Offene Augen und offene Herzen sollen das Frühlingswunder alljährlich neu erleben. Aber es soll auch die Früblingsmahnung einer gütigen Frau und Dichterin durch uns Erfüllung finden: Ich sage euch, 's ist alles heilig jetzt, Und wer im Blühen einen Baum verletzt, Der schneidet ein wie in ein Mutterherz, Und wer nur eine Blume pflückt zum Scherz Und schleudert sie dann von sich sorgenlos, Der reißt ein Kind von seiner Mutter Schoß. Und wer dem Vöglein jetzt die Freiheit raubt, Versündigt sich an eines Gingers Haupt. Und wer im Frühling bitter ist und hart, Vergeht sich wider Eott, der sichtbar ward. Narzissen ßintermIaun Von Konrad Seiffert Der Weg führte in zahmen Kurven den Berg hinauf. Peter fuhr langsam, pfiff vor sich hin, sprach mit seinem kleinen Wagen, streichelte in Gedanken den Motor. Von oben hatte er eine großartige Aussicht weit ins sanft gehügelte Land, das er noch nicht kannte, das zu entdecken er in diesem Osterurlaub losgefahren war. Oben hielt er. Eine Bank stand unter Birken, die zu grünen begannen. Auf der anderen Seite, am Abhang, war ein Zaun, ein hoher Zaun ohne Ende. Peter ging hin zu diesem Zaun. Er rüttelte an den Latten, die oben Stacheldraht trugen Hinter dem Zaun, der einen großen Garten vor der Straße trennte, fiel der Hang sacht ab zu Gebüschen und Bäumen hin und zu einem Haus mit rotem Ziegeldach. Nicbt viel mehr als das Dach war zu sehen. Vor den Büschen war der Rasen gelb von Narzissen. Als Kinder haben wir „Märzbecher" dazu gesagt, dachte Peter, oder nicht? And dann kam es, daß er ein Gelüst hatte auf diese gelben Blumen da, die er beinah greifen konnte. Bei nah. Ja, wenn der Zaun nicht gewesen wäre! Er bückte sich, machte seine Arme lang, angelte nach den Narzissen. Seine Anstrengungen waren zwecklos. Er erreichte nicht eine. Peter sah am Zaun entlang. Eine Tür war nicht da. Er sah zum Etacheldraht hoch. Er sah sich Latten und Draht ganz genau an. Und dann saß er auch schon oben auf den Latten und turnte vorsichtig, ohne dem Stacheldraht zu nahe zu kommen, auf der anderen Seite herunter. Er stand zwischen den Blumen, hockte sich hin, nahm die gelben Kelche in die Hand, bog sie hoch und war sich nicht ganz im klaren darüber, ob Narzissen Märzbecher sind. Schließlich aber fand er, daß sein Eindringen in diesen Garten doch ein wenig gewogt und un passend war. Trotz des Frühlings. Er sah zum Hause hin. Hoffentlich hatte ihn niemand gesehen! Aber ein paar Blumen kannst du dir mitnehmen, dachte er, das ist wohl nicht schlimm, und die haben ja wirklich genug hier. Mit drei, vier Narzissen in der Hand ging Peter zum Zaun zurück. Als er gerade die Lat ten umklammert hatte und sich Hochschwingen wollte, heulte unten beim Haus ein Hund auf. Und wie der aufheulte! Was für eine Wut die ses Tier in der Stimme hatte! Und dann raste der Hund — Peter merkte es genau, ohne daß er sich erst groß umzusehen brauchte — direkt auf den Zaun und den Mann mit den Narzißen los. Peter schwang sich hoch, turnte über die Lat ten und sprang nach der anderen Seite, nach dem Weg zu, ab. Das heißt: er wollte ab springen. Er ließ die Latten los. Und hing im nächsten Augenblick mit seiner Jacke fest am Stacheldraht und an den Spitzen zweier Latten. Er hing zwischen Himmel und Erde. Und in seinem Rücken, unten im Garten, tobte der Hund. Peter versuchte alles, um loszukommen. Er kam nicht los. Er konnte nicht viel tun. Er hätte seine Jacke am Draht und an den Lat ten hängen laßen können. Er probierte es. Es ging nicht. Vom Haus her rief eine Frauenstimme: „Strolch!" Strolch tobte lauter als zuvor. Sicherlich war er davon überzeugt, daß dieser Mensch da oben ihm nicht entgehen konnte. Er dachte nicht dar an, seinem Frauchen zu gehorchen und zu ihm zu gehen. Also kam das Frauchen zu ihm, zum Zaun und zu Peter. „Was machen Sie denn da oben!" sagte das Frauchen. Es war keine Frage. Es war wie eine Verurteilung. Aber Peter war diese Stimme nicht unange nehm. Das muß eine junge Frau sein, sagte er sich, ein Mädchen, bestimmt ein hübsches Mäd chen. „Entschuldigen Sie, gnädiges Fräulein", sagte Peter, „ich konnte, ich wollte, ich wußte es nicht genau —", er konnte der Dame doch die Ee-