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I Lß'^3 Lisßi s «s -'S" I Unterhaltungsbeilage 8 LUM D § Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger § 19. Fortsetzung I „Kommen Sie doch ins Kasino, Gnädigste — nm ein ! Uhr finden Sie mich immer dort." Stups nickte ihm. I ohne ein Wort verstanden zu haben, zu und verschwand I in der Logentür. „Sehr interessanter Typ', brummte Egon Wilhelm ! Schulte und sah ihr nach, „platinblonder Vamp.' Er rieb l sich die Hände und ging selbstgefällig lächelnd hinaus; I überzeugt, eine sehr bedeutsame Eroberung gemacht zu - haben. Es war sehr schwierig, Hugo Sydow zu bewegen, I wieder zur Aufnahme zurückzukehren. Er erklärte ent- , schieden, daß er zu aufgeregt sei und keinen vernünftigen ; Satz mehr sprechen könne. Buttje sah ihn ernst an. „Glaubst du, daß ich dein Freund bin, Hugo?' „Warum denn nicht?' murmelte der Schauspieler. ; „Dann gebe ich dir den Rat, zur Aufnahme zurück- ' zugehen. Du kostest die Gloria ein Vermögen, wenn du jetzt aushörst. Wir sind alle nicht zu unserem Vergnügen i hier." „Ich kann nicht, Buttje', antwortete Hugo und ver- > drehte treuherzig die Augen, daß das Weiße sichtbar I wurde. „Ich bin zu aufgeregt.' Aber da stellte sich der kleine Mann vor den Schau- ; spieler hin und packte ihn an der Schulter. „Geh' jetzt i ins Atelier, Hugo", rief er, und eine kalte Entschlossenheit I blitzte in seinen Augen auf, „ich will nichts mehr hören.' ! Er beugte sich über die Logenbrüstung und schrie in den ; Saal: „In fünf Minuten ist alles an der Arbeit, ver- i standen! Die Vorführung ist zu Ende!" „Bist du verrückt geworden, Buttje?" fragte Hugo , und schüttelte die Hand ab. „Warum schickst du meinen I Garderobier fort?" Eine dicke, blaue Ader trat auf seiner I Stirn hervor. f „Weil wir alle zu arbeiten haben, Hugo', antwortete « Buttje und sah ihn mit flammenden Augen an. „Die . Gloria verlangt es ja nicht geschenkt von uns." Und ohne I den Schauspieler weiter zu beachten, ging er mit einer I scharsen Wendung hinaus. „Latz den Unsinn, Hugo!" flüsterte ihm Isa, ehe sie > hinausging, zu, „geh schnell, mit Buttje ist nicht zu I spatzen." Hugo blieb allein in dem Naum sitzen und sah ihr ! mit aufeinandergepretzten Lippen nach. Aber dann glättete » sich sein Gesicht, seuszend zog er den hohen Reiterstiefel I wieder hoch und ging ebenfalls hinaus. „Also los, Buttje, I vertragen wir uns!" Er hielt ihm seine Tatze hin und I machte sein treuherzigstes Gesicht. Aber Buttje verließ ! das Atelier nicht, bis Hugo wieder auf der Probe stand I und folgsam seine Szene spielte. Dann erst ging er mit I Isa fort, die nur den einen Wunsch hatte, dem Wolken- . bruch von Glückwünschen zu entfliehen und nach vielen, ! vielen Wochen einmal eine Stunde ganz ruhig und I unbeschwert zu schlafen. „Wollen wir uns heute abend sehen?' flüsterte Stups Friedl zu, ehe sie mit Isa das Atelier verließ. „Natürlich!' ries Friedl eilig, „wenn du Zeit hast." „Um acht Uhr am Zoo", hauchte sie und warf ihm eine Kußhand zu. Er sah ihr sehnsüchtig nach und gab sich selbst zum tausendsten Male die Versicherung, das es ein so schönes und interessantes Mädchen in der ganzen Gloria nicht noch einmal gäbe. Dann schaute er der Probe zu und zog sich langsam hinter die Dekoration zurück. Er wollte das Atelier nicht verlassen, um aus jeden Ruf Sydows zur Stelle zu sein, aber er hatte gute Gründe, eine Viertel stunde ohne Zuschauer zu verbringen. Er zog sich weiter und weiter hinter das Holzgestänge und die Leinwände zurück, bis er eine ruhige Ecke erreicht hatte, wo der Lärm des Ateliers nur wie ein dumpfes Brausen zu hören war. Dann begann er halblaut den Franz Moor auf zusagen. Mit flammenden Augen sah er durch das Fenster in das sonnige Gelände hinaus und murmelte seine Flüche und Verwünschungen. Plötzlich blieb ein Vcr- zweislungsschrei des Schurken Franz in seiner Kehle stecken, und mit weit ausgerissencn Augen trat er an das Atelierfenster. Dou dort aus sah er Georg, der mit einem hübschen blonden Mädel sehr vertraut flüsterte. Friedl dachte an Else und bitz die Lippen zusammen; aber dann zuckte er die Achseln und ging traurig in das Atelier zurück. Die Probe war noch in vollem Gange. Hugo stand schwitzend in der Szene und wiederholte immer die gleichen Worte. Friedl warf ihm einen Blick zu und verschwand ungesehen. Georg und das Mädchen saßen noch hinter dem Atelier, nur daß das Mädchen jetzt auch einen Sessel gesunden hatte und lang ausgestreckt eine Zigarette rauchte. Als Friedl ahnungslos hcrangcschlendert kam, stand Georg verlegen auf. „Hat die Aufnahme an- gesangcn?" fragte er eilig und wollte davonstürzen. Friedl schüttelte den Kops. Georg sah ihn mißtrauisch an, sagte aber kein Wort. Das Mädchen fühlte, daß irgend etwas Unausgesprochenes in der Luft lag, und ging lachend davon, indem sie Georg eine Kußhand zuwars. „Mutztest du gerade jetzt kommen!' grollte Georg. „Nun ist sie weg." „Nun ist sie weg", antwortete Friedl und sah ihn durchbohrend an. „Was hättest du nun gesagt, wenn Else vorbeigekommen wäre?" Georg reckte sich ärgerlich. „Was hätte ich denn sagen sollen? Nichts. Ich werde doch noch mit einem Mädel sprechen dürfen!" „Sprechen und sprechen ist ein Unterschied', erklärte Friedl ironisch. „Halt mir keine Gardinenpredigten, Friedl, das ver trage ich durchaus nicht. Ich weitz schon allein, was ich ! NrMmaM Lein 3ÄÜA tRachdruck verboten.)