Volltext Seite (XML)
u. s. w Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Nr. 237 Donnerstag, den 10. October 1901 Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnftthal. Textliches unv Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 9. October. — Unfreundlich und herrisch hat der Herbst mit unvermittelter Plötzlichkeit seinen Einzug bei uns gehalten. Am Freilag voriger Woche noch hatten wir einen Altweibersommertag, der uns die Welt im herr lichsten Sonnenglanz verklärte und jeden, der es sich ge statten konnte, in das Freie lockte. Am Sonnabend wurde es aber mit einem Male sehr ungemüthlich und der letzte Sonntag war gar ein gründlich verregneter. Besonders bemerklich machte sich ein Sturm, der in der Nacht Alles, wac, nicht niet- und nagelfest war, mit seiner elementaren Gewalt fortriß. Sturm und Regen herrschen in ganz Nord- und Mitteleuropa. Ueber Hamburg ging Montag Vormittag ein schweres Gewitter, verbunden mit starken! Hagelschauer, nieder. Hagelschloßen von der Größe eines Taubeneies bedeckten die Straßen undHauü- dächer. Im Oberharz und im Brockengebiete trat starker Schneefall ein. Im Ntesengebirge regnet es seit Sonn abend ununterbrochen. Die Gebirgflüsie sind bedeutend geschwollen. Auf dem Niesen-GebirgSkamm herrscht bei Minus I Grad Celsius Schneetreiben. Heute Mittag trat auch in unserer Gegend ein heftiges Graupelwetter auf, das von Donner und Blitz begleitet war. Vorbereitung der Einschätzung für die Staatsemkommensteuer auf das Jahr 1902 werden den in Italien keine bedingte Verurtheilung gebe. Die Verurtheilten aber brachen in Weinen aus und baten, ihnen doch statt der drei Tage drei Monate Gefängniß zu gewähren; sie seien Waisen, ihr Hans habe man ihnen verkauft, niemand in ihrem Dorfe könne sie auf nehmen, da alle selber Hunger hätten. Sie hätten einen Gemeinderath um Hilse gebeten, der ihnen gerathen habe, sich durch das Stehlen von Oliven wenigstens für einige Zeit Wohnung und Nahrung im Gefängniß zu sichern. England. London, 8. Oktober. Dr. Krause erschien heute wiederum vor dem Bowstreet-Polizeigericht. Er wird des Hochverraths und der Aufreizung zum Morde be zichtigt. Der öffentliche Ankläger führte aus, bei dec Uebergabe von Johannesburg habe Krause, der damalige Burenkommandant der Stadt, von Lord Roberts einen 24stündigen Waffenstillstand auf die Angabe hin zuge billigt erhalten, daß dadurch ein Straßenkampf ver mieden werde. Krause habe aber die Zeit benutzt, um die Machtmittel der Republik zu stärken, indem er 180 000 Pfd. Sterling von Johannesburg nach Prätoria schaffen ließ. Der Ankläger brachte sodann Material zusammen, welches geeignet ist, darzuthun, daß Krause mit dem vor wenigen Tagen wegen Hochverraths Hin gerichteten Braeksma in Verbindung gestanden hat. Krause soll danach in englische und holländische Blätter bestimmte Auslassungen lancirt und diese als wahre Aeußerungen der öffentlichen Meinung nach Südafrika gesandt haben, um den Widerstand der Buren zn beleben, sowie die Hoffnung zu erwecken, daß eine fremde Macht sich einmischen werde. Die Anklage bemüht sich ferner, nachzuweisen, daß der Angeklagte in Briefen an Broeksma diesen aufgefordert habe, den dem Stabe des Lord Roberts zugetheilten Rechtsanwalt Douglas Forster zu erschießen, welchem Dr. Krause grollte. Krause soll ferner Flugblätter geschrieben haben, in welchen er die Buren aufforderte, ihren Eid zu brechen und die Ver- räther zu erschießen. — Die Heldcnthaten der Engländer bestehen jetzt in Hinrichtungen von Gefangenen, tue für die Befreiung ihres Landes, des Kaplandes, gekämpft haben. In Graaf-Reint ist am 7. Oktober ein junger Aufständiger Namens Rorx, der des Hochverraths und des „Mordes" überführt war, erschossen worden. — Das englische Kriegsamt hat eine Liste der britischen Bcrlnste in Südafrika seit Elands Laagte, 20. Oktober 1899 bis Ende des vergangenen Monats, veröffentlicht. Die Gesammtzahl der Verluste beläuft sich auf 75 562, darin sind jedoch 57 000 Osftciere und Mannschaften, die als Invaliden heimgcschickt wurden und von denen die Mehrzahl wieder hergestellt wurde und zu ihren Regimentern zurückkehrte, einge schlossen. Getödtet wurden 416 Officiere und 4341 Mann, verwundet 1529 Officiere und 18032 Mann. An Wunden starben in Südafrika 132 Officiere und 1491 Mann. Als Vermißte und Gefangene werden 362 Officiere und 9177 Mann aufgezählt, von denen 354 Officiere und 8471 Mann wieder freigelassen wurden oder entkamen. 4 Officiere und 93 Mann larben in der Gefangenschaft. Die Gefammtreduktion der britischen Truppen in Südafrika wird schließlich wie folgt aufgeführt.- Todesfälle in Südafrika: 824 Officiere und 16 648 Mann; Vermißte und Gefangene- 7 Officiere und 613 Mann; in di- Heimath gesandte Invaliden, die gestorben sind: 6 Officiere und 417 Mann; in die Heimath gesandte und als dienstuntaug lich entlassene Studenten: 3774 Mann — zusammen 837 Officiere und 21 452 Mann. Während des Monats September wnrde die Effektivstärke des Heeres in Südafrika um 98 Officiere und 2710 Mann reduzirt, wovon 24 Officiere und 383 Mann getödtet wurden oder an Krankheiten starben. Diese Verluste waren um 500 höher, als die während des August. Dänemark. — Neber den Untergang des dänischen Kanonen boots „Möen" bei einer Schießübung entnimmt die Mar -pol. Corr." einer Darstellung in dänischen Blättern das Nachfolgende: Es sollten Versuche angestellt werden mit neuen Brisanz-Granaten, und dazu hatte man das Kanonenboot „Möen" ausersehen, das ein zebnzölliges Geschütz führt. Es wurde mit etwa 40 Pfund Pulver und der Granate geladen. Die Brisanz Granate wiegt voll geladen 363 Pfund; ihr Sprengstoff besteht aus 15 bis 20 Pfund Pikrin-Säure. Alle Vorsichtsmaßregeln waren getroffen. Man hatte „Möen" räumen und die ganze Besatzung auf „Skjold" überführen lassen, der in einem Abstand von 500 bis 600 Fuß lag nnd mit Möen" durch eine elektrische Leitung verbunden war. Beim Abfeuern wurde nur auf einen Knopf gedrückt, und man hörte und sah nichts anderes als einen Knall und eine gewaltige Rauchwolke. Als diese sich etwas verzogen hatte, war „Möen" verschwunden, nur einige Wrackstücke schwammen auf der Oberfläche des Waffers. Wie dies zugegangen ist, kann Niemand mit Sicherheit sagen. Die wahrscheinlichste Erklärung ist die, daß die Granate, die erst in dem Augenblick platzen sollte, wenn sie ihr Ziel traf, bereits im Rohr der Kanone geplatzt ist. Aber weshalb dies geschehen, wie es zugegangen, daß die Pikrinsäure zu früh explodirt ist, wird schwer aufgeklärt werden können. In der ersten Secunde nach dem Abfeuern soll eine solche Granate 500 Meter zu rücklegen ; in weniger als den hundertsten Theil einer Secunde hat also die gefährliche Explosion stattgefunden. Das Kanonenboot „Möen" war soeben von einer längeren Fahrt unter dem Obercommando des Admirals Vardel zurückgekehrt. An Bord des „Möen" befanden sich 20 Granaten, die alle benutzt werden sollten. Schon bei dem ersten Versuch fand die Explosion statt. Die Untersuchung, die jetzt eingeleitet wird, dürfte ergeben, ob die übrigen 19 Granaten auch explodirt sind oder ob sie — was am wahrscheinlichsten ist — in unbe schädigtem Zustande aus der Meerestiefe herausgeholt werden dürften. Dies ist das erste, was man wiffen muß, ehe man mit annähernder Sicherheit etwas über die Ursache des eigenthümlichen Unfalls sagen kann. D-- ° str Hchiislm-knWck, MüinWitz, GersStts, -Uga^-Wust^ Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf täglich NachmittaaI"'!_""l Ausnahme der ' 's -„s^tionsgebühren: die sünfgespaltene Corpu deren Au^tr"^^ beziehen durch di-"^ Festtage Redaction und Expedition: ü den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für au Der Be»,»s—/träger, sowie alle A?n^.,?kpedUion und .1 tnade dem K. Amtsgericht). I Raum für Pf„ Sei mehrmaliger Aufgak — . .. ",f,ren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Jnsertion^gebu ) 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Raum für den ^i mehrmaliger Aufgabe Rabatt. . »nkerate für die folgende Nummer bis Borm, «m,ahmender Anzeigen Abends vorher erbeten. 28. Jahrgang. - -r g r s Ls ch -z Deutsches Reich. Berlin, 8. Oktober Oberbürgermeister von Berlin Kirin? Lucanus, den baurath Hoffmann. " Kirschner und den Stadt- dem Präsidenten^ Lou'h" gemeldet wird, verliehen. Die Verleibuna s ill Chinamedaille Schreiben begleitet sehr warmen Kaiser die ChinamedMe möb?,-?? hat der in Danzig ^ersöuL) übeL L" Anwesenheit Souveräne der an dem Feldrua in übrigen Mächte haben das deutsche Eriniwrin^?"^ betherligten Zeit der Waffenbrük^ dieser R^ N?^» Zweiten Meldungen wird den „B. N. N von unterrichteter Stelle die Behauvtuua als, unrichtig bezeichnet, daß die ReisekastRn während seines Aufenthalts inDeutsch- land den, Kaiser und dem Reiche zur Last gefallen seien. Prinz ^.schun und sein Gefolge hatten lediglich freie c!" deutschen Eisenbahnen und im Uebriaen die Kosten des Aufenthalts in Berlin, wie auf den Rundreisen se bst zu bestreiten. Nur in Danzig, wo Armz Gast des Kaisers war, lebte er auf Kosten des Königlichen Hofhalts. — 3» der bayerischen Abgeordnetenkammer ist auch am Montag die Debatte über die Zolltarif- interpellatwn noch nicht abgeschlossen worden. ^Minister Frhr. v. Feilitzsch erklärte, er werde „im Interesse der wirklich schwer nothleidenden Hopfenbauern und Tabak bauern" im Bundesrath eine Erhöhung der Zolltarif sätze für Hopfen und Tabak beantragen. Der ganze Zolltarif verfolge den Zweck, die Lage der einheimischen Landwirthschaft besser zu gestalten' und zu erreichen, daß die Höhe der Erträge der Höhe der Produktions kosten entspreche. Im Großen und Ganzen sei die Höhe der industriellen Zölle verschwindend gegenüber der Höhe der landwirthschaftlichen Zölle. Eine Grenze der Erhöhung letzterer bildet das Interesse der übrigen Stände. Die Regierung müsse das allgemeine Interesse des Landes verfolgen und werde deshalb bemüht sein, einen Interessenausgleich herbeizuführen. Oesterreich Ungarn. Wien, 8. Okt. Heute Nachmittag wurde im Militär- Reitbahn-Jnstitut der Husarenleutnant Soyka im Duell von seinem Gegner Namens Loewy erschossen. Letzterer blieb unverletzt. Italien. — Vom Elend in Italien geht wieder einmal ein erschütternder Bericht durch die Presse. Man braucht nicht nach Indien oder Rußland zu gehen, um Gegenden zn finden, wo der Hunger heimisch ist. In Sardinien z. B. sind wegen Unfähigkeit der Besitzer, Steuern zu bezahlen, innerhalb der letzten zwölf Jahre nicht weniger als 52 060 Häuschen und Stücke Land gerichtlich verkauft worden. In der ersten Woche be laufenden Jahres fanden solcher gerichtlichen Verkaufe 445 statt: unter den verkauften Anwesen befanden sich 85, deren Erlös eine Lira (80 Pfg.) nicht überschritt ; einige wurden für fünf Centesimi losgeschlagen. Auf Sizilien, in Apulien und Calabrien ist die Lage ähn lich verzweifelt. Soeben ereignete sich in dem apulischen Oertchen Vezanto folgendes: Drei Mädchen kamen vor den Richter, weil sie auf einem der ganzen Gemeinde gehörigen Grundstück Oliven fortgenommen hatten. D'e Diebinnen erschienen in Lumpen und waren zu Skeletten abgemagert. Der Richter verhängte über sie die ge lindeste Strafe, drei Tage Haft, und bedauerte, daß es