Volltext Seite (XML)
für HadcilstkivkrilsttP!, LderlLNWitz, EMsrs, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w» si-ieseS Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstrabe 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Ausgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 1V Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. 28. Jahrgang. Nr. 273. Sonnabend, den 23. November 1901. »p. Lehds über den Burenhilfsbnnd. Nach einer Unterredung wiedergegeben durch Frh. E. v. Reibnitz. Die Bildung des Deutschen Burenbilfsbundes ist ein Unternehmen, für welches wir im Namen unseres leidenden Volkes auf das Innigste danken. Die Thal- sache, daß bereits vor Veröffentlichung des schönen und warmen Ausrufes eine so große Zahl der angesehendsten Männer Deutschlands ihre Mitwirkung zugesigt hat, be weist, wie das Deutsche Volk von Mitgefühl für die Unseren durchdrungen und von dem Wunsche beseelt ist zu helfen und zu lindern, wo cs die Noth erfordert. Das Ziel, welches der Bund sich gestellt hak, ist kein geringes, denn die Wunden, welche der Krieg unserem Volke geschlagen, sind so schwer und so furchtbar, daß die ganze begeisterte Opsersreudigkeit, welche das deutsche Volk durchweht, dazu gehört, der großen Aufgabe ge recht zu werden. Von sehr großem Werthe ist es, daß der Bund nicht eine vorübergehende Sammlung und HilfSlhätigkeit bezweckt, sondern dauernd zusammen bleiben will, um unserem Volke auch weiter zu Helsen in den schweren Jahren, die noch kommen werden. Denn mit der Thatsache müssen mir und der Burenhilfsbund rechnen, daß der Krieg noch recht lange Zeit audauern kann! Mit welchem Erfolge, das steht in Golles Hand; aber es ist kein Grund anzunehmen, daß er für uns ungünstiger verlausen sollte als im abgelaufenen Kriegs jahre. In den Zeitungen wird immer von Zeit zu Zeit die Nachricht verbreitet, es seien Friedensveryandlungen im Gange; leider sind dies meist Börsenmanöver und ich wünsche nichts sehnlicher, als daß wir einmal eine dieser Nachrichten osficiell bestätigen, oder wenigstens mittheilen könnten, daß wir die Pflege unserer Frauen und Kinder wieder selbst in die Hand nehmen könnten. Vorläufig stehen wir aber immer noch auf dem tobten Punkt, und solange noch ein einziger englischer Truppen- theil auf dem Boden unserer Republiken steht, werden unsere Leute durch keine Macht der Welt zu bewegen sein, ihre Waffen niederzulegen, ich glaube, sogar dann nicht, wenn wir selbst ihnen dazu ratheu würden. Die Männer, die jetzt noch im Felde stehen, haben mit der Welt abgeschloffen; sie wissen nichts mehr von Weib und Kind, haben keinen Besitz mehr außer ihrem Ge wehr und ihrer Freiheit und sind von dem unerschütter lichen Entschluß durchdrungen, den Weg ihrer gefallenen Brüder zu gehen, wenn sie sich ein Leben auf freiem Boden nicht erkämpfen können. Die bittere Entschlossen heit, welche alle Kommandos durchdringt, hat vielleicht nur ein Beispiel in der Geschichte vergangener Jahr hunderte, als sich die Cimbern und Teutonen vor der Schlacht zusammenketteten, um gemeinsam zu siegen oder zu sterben. Nur dieser hochgeschraubte psychologische Zustand erklärt die Veränderung der sonst stets defen siven Kriegsfühlung bei unseren Leuten, welche fast bei allen Gefechten der letzten Monate eine so leidenschaft liche Offensive ergriffen haben, als ob der suror teulo- nicu» der Alten in ihnen wieder erwacht sei. Aber wenn wir ihnen noch so viel Hochachtung zollen müssen sür ihr unvergleichliches Ausharren; größer fast noch und bewundernswerther ist das Heldenthum ihrer Frauen im standhaften Ertragen körperlicher und seelischer Leiden. Denn kann man sich wohl Grausameres vorstellen als den Schmerz, den Mütter erdulden, wenn sie ihre eigenen Kinder einen langsamen Entbehrungstodt sterben sehen müssen? Wenn der deutsche Burenhilfsbund jetzt und in Zu kunft unseren Uebriggebliebencn thatkräftig aushelfen will, so wird unser niederdeutscher Stamm in Afrika dem Brudervolks in Deutschland dauernd treuen Dank wissen; und damit das Gefühl der Zusammengehörig keit der beiden Völker immer inniger werde, wird e» unsere eifrige Sorge sein, dahin zu wirken, daß die Unseren auch wissen, wo und in welchem Grade die deutschen Brüder ihnen geholfen haben. T er K e s e s ch i ch L c. Deutsches Reich. Berlin, 2 l. November. Der „Manchester Guardian" berichtet, daß Kaiser Wilhelm mit großem Interesse den Plan erwäge, den Kronprinzen ans eine Weltreise zu schicken, die auch die östlichen Provinzen des britischen Reiches einschließen würde. Kömg Eduard Hobe zu diesem Gedanken sich außerordentlich sympatbisch ge äußert und habe dem Kaiser zugesagt, daß alle Gast freundlichkeit und zarte Rücksicht, über die er verfügen könne, dem Kronprinzen sicher gewährt werden würde. — Die größte Goldladung, die je mit einem Schiffe verfrachtet morden ist, bringt der Lloyd-Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Große" auf seiner diesmaligen Reise von Newyork nach Europa. Der Grund ist der, daß der deutsche Dampfer der schnellste der Welt ist, was eine Ersparung an Zinsen bedeutet. — Zu dec Erklärung Chamberlain's über die durch seine Edinburger Rede in Deutschland hervorgerufene Protestbewegung erklärt die offiziöse „Rordd. Allgem. Ztg.": „Wir stellen fest, daß zwar die Edinburger Rede damit eine Abschwächung erfährt, der Ausdruck der Ver wunderung aber über die Empfindlichkeit des deutschen Nationalgesühls ungerechtfertigt und ungehörig bleibt. Denn das „Mißverstäudniß", von dem Herr Chamberlain spricht, liegt auf Seiten der wochenlang unwidersprochen gebliebenen englischen Berichterstattung. Ueber die zur Entschuldigung vorgebrachte allgemeine Wahrheit, daß in allen Kriegen Härten vorkommen, würde sich Niemand bei uns erregt haben. Dem in Volksversammlungen hier und da aufgestellten Verlangen, im Interesse des deutschen Heeres amtliche Schritte gegen außeramtliche Aeußerungen eines fremden Ministers zu unternehmen, können wir uns nicht anschließen. Das Ansehen, das sich die deutsche Armee sowohl durch Manneszucht und Menschlichkeit, wie durch Tapferkeit in der ganzen ge- sitteten Welt erworben hat, steht viel zu fest, als daß es durch falsche und unpassende Vergleiche berührt werden könne." — Die „Deutsche TageSztg." serklärt die neue Erklärung Chamberlain's als eine neue Unverschämtheit desselben und bemerkt: Das hat nun unsere Regierung sür ihr Schweigen zu den Chamberlain'schen Insolenzen, das haben unsere Gourernementalen für ihre ängstlichen Beschwichtigungsversuche." — Aus London wird geschrieben: Die „Times" schreiben, erfahrene Staatsmänner wie Gras Bülow müßten die beklagenswerthe Wirkung begreifen, welche die Fortdauer des gegenwärtigen englandfeindlichen Feld zuges iu Deutschland auf die Beziehungen zwi'chen beiden Ländern auszuüben nicht ermangeln könne. „Die Volksstimmung mag nicht mächtig genug sein, die aus wärtige Politik der deutschen Regierung zu beeinflussen, aber hierzulande übt die Volksstimmung aus die Länge einen beträchtlichen Einfluß selbst auf die auswärtige Politik aus. Diese täglichen Kundgebungen deutschen Hasses, die zuerst eher Ueberraschung als Erbitterung verursachten, vertiefen sich allmählich im Herzen des Britenvolkes. Es würde ein unglücklicher Tag für beide Nationen sein, wenn die Annahme in England Boden gewänne, daß trotz vieler gemeinsamen Interessen und vieler gemeinsamen Ueberlieferungen die leidenschaftliche Feindschaft des deutschen Volke» als mächtigerer und dauernderer Faktor in dec Gestaltung der Beziehungen beider Länder betrachtet werden müsse als die weise und freundliche Staatskunst der deutschen Regierung." Auch die „Daily Mail" sagt nach einem Hinweis auf die antienglischen Kundgebungen, die deutsche Regierung stehe einer der gefährlichsten inneren Agitationen der Neuzeit gegenüber. Aber die loyale Haltung des Kaisers und seines Ministers würden in England gewürdigt werden. Alle Negierungen und Großmächte hätten eine tadellose Haltung während des Krieges in Südafrika beobachtet; die deutsche Negierung dürfe nicht die erste sein, davon abzuweicken. München, 21. November. Die in der Sitzung der Kammer der Abgeordneten am 15. November abgegebene Erklärung des Ministerpräsidenten Fchrn. v. Crailsheim lautet an der Stelle, die sich auf den Burenkrieg be zieht, nach dem amtlichen stenographischen Bericht, wört lich, wie folgt: „Der Abgeordnete Beckh hat zn erkennen gegeben, daß ihm Schritte zu Gunsten der Buren wünfchenswerth wären. Man mag alle Anerkennung für die Tapferkeit der Buren haben, welche in heldenmüthiger Weise sich einer europäischen Großmacht gegenüberstellen, um iu opfermuthigem Ringen ihre Freiheit und ihre Un abhängigkeit zu wahren, aber nichtsdestoweniger wird man doch der deutschen Politik nicht rathen können, sich in diesen Krieg einzumischen. Wenn eine Macht von der Bedeutung des deutschen Reiches einen so ernsten Schritt thut, wie eine Einmischung in einen zwischen anderen Nationen geführten Krieg, so wird cs sich den zweiten Schritt überlegen müssen. Würde das deutsche Reich einen diplomatischen Schritt zu Gunsten der Buren thun, so wäre voraussichtlich eine Ablehnung zu ge wärtigen, da, wie bereits erwähnt, England wiederholt erklärt hat, daß es von einer Einmischung fremder Staaten nichts wissen will. Das deutsche R.ich stände dann vor der Alternative, es dabei bewenden zu lassen und die diplomatische Niederlage enzustecken, oder seiner Mediation gegen ven Willen der Widerstreitenden zum Theil Nachdruck zu verschaffen. Das sich eine besonnene Neichspolilik hierzu nicht entschließen kann, bedarf wohl der weiteren Ausführung nicht." England. — Einen verdächtigen Dampfer haben die Zollbe hörden in London, als er letzte Mittwoch angeblich mit Passagieren zu einer Vergnügungsfahrt abgehen wollte, zurückgehalten. Gewisse Umstände und nament lich der, daß das Schiff einen Scheinwerfer mit sich führte, erregten Verdacht. Es heißt, die Zollbeamten hätten an Bord vier Feldgeschütze und eine Menge Holzkohle und Salpeter gefunden; die Vorräthe be standen aus Büchsenfleisch, Biskuits und anderen Dingen, die für Vergnügungsreisende ungewöhnlich sind. Das Schiff war auch so eingerichtet, das es 500 bis 600 Mann mit sich führen konnte. Wie es heißt, Hütten die Beamten festgestellt, daß das Schiff, welches einer Reederei in Aberdeen gehört, zunächst inach Hamburg gehen sollte; der Kapitän hatte aber versiegelte Ordres. OertlicheS und GächfifcheS. Hohenstein-Ernstthal, den 22. November. — Sonnabend, den 23. d. M., Vormittags 8 Uhr wird im Rathhause das Fleisch eines wegen Tuberkulose beanstandete» Schweines in gekochtem Zustande, ü Pfd. 40 Pfg-, öffentlich verpfundet. — In der Donnerstagssitzung der Zweiten Kammer de» Sächsischen Landtages kennzeichnete der Abg. Hähnel- Kuppritz die Stellung der konservativen Fraktion zu der Weitersührung der Reform der direkten Steuern. Jedes auf schärfere Anspannung der Steuerkraft gerichtete ge setzgeberische Vorgehen sei an und für sich eine wenig erfreuliche Aufgabe, die um so ernster werde, wenn es sich um eine dauernde Belastung handle, wenn der Be ginn der Mehrbelastung in eine Zeit wie die gegen wärtige falle, wo eine wirthschaftliche Depression herrsche, deren Ende noch nicht abzusehen sei, und wo Diejenigen, die mit schwankenden Einnahmen rechnen müssen, ohnehin schon und theilweise schwer heimgesucht werden. Die