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aber Mütze und — Perrücke nebst Vollbart ab und die handfeste Handelsfrau erkannte nun, daß sie thatsächlich ihr eigenes Fleisch und Blut die Treppe hinunter befördert hatte. Der Sohn hatte sich einen Scherz machen wollen und sich eine Perrücke nebst falschem Bart angelegt, ohne zu ahnen, was daraus entstehen würde. Glücklicherweise war er mit einigen unerheblichen Beulen davongekommen und die vorher unterbliebene Umarmung konnte nachgeholt werden. * Ueber Bogenlampen auf dem Meeresgründe schreibt die „Elektr. Rundschau" : Bis jetzt war man nicht im Stande, die Schwawmbänke bis zu beliebiger Tiefe auszubeuten; der Mangel an Licht erschwerte dem Taucher schon bei verhältnißmäßig geringen Tiefen die ohnedies anstrengende Arbeit. Jetzt benutzen die Schwamm fischer an der Küste von Florida für ihre Zwecke elektrische Bogenlampen von großer Lichtstärke, die ins Meer hinabgelassen werden, um so in tieferen Schichten dem Taucher die Ausbeute der Schwammbänke möglich zu machen. Durch dieses einfache Hilfsmittel haben sich die Erträge der Schwammfischerei fast verdoppelt; auch die Güte der Schwämme hat zugenommen, weil der Taucher schon auf dem Meeresboden minderwerthige Stücke von den werthvolleren zu unterscheiden vermag und nur gute Schwämme fischt. * Vor einigen Tagen gelangte an das Florentiner Blatt „Fieramosca" ein anonymer Brief, welcher den Advokaten Giulia Corsi, einen in Vinci bei Empoli wohn haften Millionär, eines grauenhaften Verbrechens beschuldigt. Danach hat der Advokat mit seiner taub stummen Schwester Adele vor 20 Jahren die Millionen des Vaters geerbt. Al« sich aber die junge Adele in einen Diener verliebte und diesen heirathen wollte, über- antwortete der Bruder die Schwester einer Kupplerin, die sie in dunkler Kammer einschloß und auf das grau samste behandelte. Die Polizei nahm sich auf diesen Brief hin der Angelegenheit an und fand in der That das Mädchen in einem kaum menschlichen Zustande auf. Der grausame Bruder, der jetzt 60 Jahre alt ist und Frau und Kinder bat, wurde sofort verhaftet. * Neber eine Verbrüderung zwischen deutschen und französischen Soldaten berichtet ein deutscher Offizier in einem Briefe aus Peking vom 21. Juli in der „Rhein.-Weslf. Ztg." Neulich haben die Unter offiziere eines unserer Regimenter ein offizielles Fest mit solchen eines französischen Regimentes gefeiert. Es soll wirklich sehr nett gewesen sein. Die Franzosen hatten den zur Verfügung stehenden Raum, ein chinesisches Theater, mit den deutschen und französischen Farben reich dekorirt. Die Deutschen saßen in Käppis, die Franzosen in Helmen da, leider nicht der Pickel haube, sondern dem Tropenhelme. Es wurden ab wechselnd Couplets vorgetragen und „Heil Dir im Siegerkranz" abwechselnd mit der Marseillaise mindestens fünfzehn bis zwanzigmal mit Riesenbegeisterung ge sungen. Natürlich fielen hauptsächlich von französischer Seite viele Reden auf die deutsch-französische Waffen brüderschaft und Kameradschaft, in denen hauptsächlich betont wurde, daß die einzigen Nationen, die sich während deS ganzen Feldzuges stets vertragen und nie aneinander gerieben hätten, Deutsche und Franzosen ge wesen seien. Letzteres ist wahr. Man hatte vorsichts halber Offiziere zur Aussicht hingesandt, denn in der Höhe des Festes befürchtete man vielleicht einen Privat feldzug gegen England. Alleinstehend wird wohl die Thatsache bleiben, daß Franzosen mit großer Begeister ung „Heil Dir im Siegerkranz" singen, ebenso wie die Deutschen die Marseillaise. * Roosevelt-Anccdoten durchschwirren jetzt wie Heuschrecken die ganze Presse diesseits und jenseits des Oceans. Am Tage, da der Präsident das Licht der Welt erblickte, bellie ein großer Hund Namens „Jingo" auf der Straße. „Hunde, die bellen, beißen nicht," sagte die Hebamme, und in diesem Augenblick lag auch schon der junge Roosevelt zwischen ihren Fingern. — Als der junge Roosevelt auf der Schule zum ersten Mal erfuhr, daß Columbus Amerika entdeckt habe, be- gann er bitterlich zu weinen. „Warum flennst Du?" fragte der Lehrer. „Weil die Spanier uns entdeckt haben," war die patriotische Antwort. „Amerika gehört doch den Amerikanern." — Am sechsten Weinachtsabend, den der Kleine erlebte, lag unter dem Cristbaum unter Anderem eine Trompete. Freudig wollte der Knabe, der schon damals eine kriegerische Ader zeigte, sie an den Mund setzen, als er Plötzlich innehielt und sie ohne Weiteres seinem Vater an den Kopf warf. „Was fällt Dir ein, Junge", schrie der empörte Vater. „Da sieh!" war die Antwort, und der kleine Finger deutete auf das Mundstück, auf dem deutlich die Worte gravirt waren: „Nacks in Ssiinan^." Der Vater aber weinte vor Rührung. Fein gesponnen oder Das Fastnachtsgehetmnrtz. Criminal-Roman von Lawrence F. Lynch. — Deutsch von E. Kramer. 36. Fortsetzung. ES traf sich, daß Felix im Bureau anwesend war, als Tim erschien und nach dem Polizeidirector fragte. „Halloh! Du bist's, kleiner Stift?" redete er ihn freundlich an. „Was giebt'S denn, mein Junge?" Tim kam näher und sah ihn mit ernsten, geheimniß vollen Augen an. „Sie wissen von der Frau, die vor vier Monaten in der Alley ermordet wurde?" „Meinst Du Mrs. Warham r" „Ja, die. Die Frau trug einen Ohrring, und die Polizei wollte gern den andern haben." „Ja, das wollten wir, Tim. Erzähle weiter." „Was krieg ich, wenn ich Ihnen sag', wo der andere ist?" Felix erhob sich schnell und ergriff unsanft die Schulter des Knaben. „Du wirst was kriegen, was Dir schlecht gefällt, wenn Du hierher kommst und Räubergeschichten erzählst; weißt Du wirklich etwas ? Heraus damit! Aber rasch !" „Ich hab' ihn eben gesehen," brüllte Tim und ver suchte sich loszumachen." „Wo?" „Da, wo ich wohn — bei der Circus-Fanny." „Hatte sie den Ohrring?" „Nein, ich sah, wie ihn Charly Jenkins ihr zeigte, sie wollte ihn zu einem Pfandonkel tragen. Ich hab' ihn gleich erkannt, denn ich hatte die Photographie davon gesehen." „Du? Wirklich! Na, erzähl' mal erst, was weiter wurde." Als Tim, durch verschiedene Fragen von Felix unterbrochen, seine Geschichte erzählt hatte, blieb es längere Zeit im Zimmer still. „Sagen Sie, Herr," hob der Knabe endlich Weiner- lich an. „Hatten Sie nicht eine Belohnung auf den Ohrring gesetzt?" „Ja," sagte Felix zerstreut. „Ich wollt', ich hält se," seufzte der kleine Verräther. „Ich bin furchtbar hungrig." Und er brach in einen Strom von Thränen aus. Felix ging zur Thür und rief seinen Diener herein „Johnny," sagte er, „nehmen Sie diesen Knaben mit sich und stopfen Sie ihn so lange, bis er voll ist, und dann bringen Sie ihn zurück, aber behalten Sie ihm gut im Auge." Kaum waren sie gegangen, so begab sich Felix an den Fernsprechapparat. Carnow war in seinem Hotel gerade damit beschäftigt, einen Brief zu schreiben, als er ans Telephon gerufen wurde. „Wer da?" fragte er auf den Anruf zurück. „Hauptpolizeibureau, Felix! Kommen Sie sofort, was Neues entdeckt!" „Gut," rief Carnow und in der nächsten Minute war er unterwegs. Vierundzwanzig st es Kapitel. Als Rufus Carnow das Bureau erreicht und die Geschichte des kleinen Tims gehört hatte, wac sein Ent schluß gefaßt. „Wir müssen augenblicklich die Frau aufsuchen," sagte er, „und sehen, wie sich die Sache verhält. Ich werde einen Ihrer Leute mitnehmen und vor der Thür aufstellen, Felix. Der Junge muß mitkommen und uns das HauS zeigen, ich schicke ihn dann wieder zurück, denn bei der Frau würde wohl seines Bleibens nicht sein." Der kleine Tim schien mit dieser Anordnung sehr zufrieden zu sein. War er doch noch nirgends so aus- giebig gefüttert worden wie hier. Als sie in die Nähe des Hauses gekommen waren, sagte er: „Dort wohnt die Circus-Fanny, Herr. Und jetzt brauchen Sie mich nicht mehr, nicht wahr?" „Nein, Tim." Der Knabe wollte davonlaufen, zögerte aber plötz lich und fragte: „Ach Herr, Sie werden doch der Fanny nichts von mir sagen? Bitte, thun Sie es nicht." „Schon gut, Tim, Du brauchst keine Angst zu haben." Fanny war erst vor Kurzem zurückgekehrt, und aß noch von dem Brot, das sie für das Geld des alten Juden erstanden hatte. Ein ärgerliches Roth brannte auf ihren Wangen, als Carnow, der an ihre Thür geklopft hatte, öffnete. „Seien Sie so gut, und schließen Sie die Thür," sagte Carnow, nachdem er eingetreten war. „Ich wünsche etwas mit Ihnen zu besprechen." Fanny hatte auf den Besuch eines Polizisten ge rechnet und war daher nicht wenig überrascht, einen so höflichen und gutmüthig auSs-henden Herrn in Civil vor sich zu sehen. Für ihre Person hatte sie nichts zu fürchten. Sie schloß daher die Thür und erwartete seine weitere Anrede. „Wo ist Mr. Charly JenkinS?" fragte der Detectiv, nachdem er mit einem scharfen Blick die beiden kleinen Räume überflogen hatte. Die Frau setzte sich auf den nächsten Stuhl und blickte ihm mit höhnischem Lächeln ins Gesicht. „Nun, ich glaube nicht, daß eS ein StaatSgeheimniß bleiben wird," sagte sie. „Darum können Sie'S ja auch von mir erfahren. Wenn Sie Charly JenkinS so gern sehen möchten, so müssen Sie schon zur Agentur von Scharff u. Co. gehen. Ich denke, da werden Sie ihn finden." CarnowS Augen leuchteten zornig. „Wollen Sie damit sagen, daß er arretirt ist? Jetzt? Heute Nachmittag?" „Ja, das wollt' ich sagen. Sie nahmen ihn in einem Wagen mit, und er sah nicht auS, als wenn er'S als 'ne Vergnügungsfahrt betrachtete." Die Frau erzählte ihm wahrheitsgetreu, waS ihr bekannt war. „Wissen Sie," fragte Carnow von neuem, „auf welchen Verdacht hin er festgenommen wurde?" „Nein, ich wünschte, ich wüßte es." „Noch eins. Sind Sie mit diesem Burschen gut Freund? Sind Sie geneigt ihm zu helfen?" „Sind Sie's?" fragte sie zurück. „Ich bin nicht sein Feind — wünsche ihm nichts Böses. Antworten Sie mir." „Wenn ich überhaupt mit'm Menschen gut Freund bin, so bin ich's mit Charly Jenkins. Unannehmlich keiten möcht' ich um ihn nicht haben, die hab' ich in meinem Leben genug gehabt. Aber wenn ich ihm helfen könnte, würde ich's gewiß gern thun, sehr gern." (Fortsetzung folgt.) Handels-Nachrichten. Reichsbank 4°/», Lomb.-Z.-F. 5°/». Uvrltv, S. Oktbr. (Wechsel-Cours). üaak- Vlsvovt Mark Amsterdam g ST 168,30 G per 100 st. b. 2M 167,50 G Brüssel und Antwerpen 3 ST 80,75 G pr. 100 Francs. 3M 80,30 G Italienische Plätze - 10 T 78,— G pr. 100 Lire ° 2M — Schweiz. Pl. 100 Frc. 3'/,10T 80,95 G London 8 T 20,38 G pr. 1 Lstrl. 3 3M 20,26 G Madrid und Barcelona . 14T — pr. 100 Pesetas ° 2M — Paris 3 ST 80,90 B pr 100 Franc 3M 80,45 G Petersburg 5'/, S T — pr. 100 Rubel ^3M — Warschau 100 Rubel 5'/, 8 T — Wien . 8T 85,15 G per 100 Kr. ö W. 3M 84,30 G Hkaxävburir, 5. Oktbr. Kornzucker cxcl. Rendement 8,SS bis 8,62. Nachproducte excl. 75°/« Rendement 6,2S bis 6,60. Stimmung: Stetig. Krystallzucker I mit Sack 28,20. Brodraffinade I ohne Faß 28,4S. Gem. Raffinade mit Faß 28,20. Gem. Melis l mit Faß 27,70. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg per Okt. 7,65V, Gd., 7,70V, Br., per Nov. 7,72 Gd., 7,77 Br., per Dez. 7,85'/, Gd., 7,82'/, Br., per Jan.-März 8,02'/, Gd., 8,05 Br., per Mai 8,20'/, bez., 8,22 Gd. Tendenz: Stetig. llamdurs, 5. Oktober. Weizen mati, Holsteiner loco 155 bis 160, La Plata 118—124. Roggen matt, südruss. cif. Hamburg 94—97, do. loco 96 bis 100, Mecklenburgischer 130 bis 134. Mais ruhig, amerik. mixed. 128, La Plata 102. Hafer still, Gerste matt. Wetter: Regen. krsmen, 5. Okt. (Baumwolle). Tendenz: Ruhiger. Upl. middl. loco 45'/« Pfg. Liverpool, 5. Oktbr. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Um satz: 8000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 0000 Ballen Preise °/<" höher. Umsatz: 12 000 Ballen, davon für Speculation und Export 1000 Ballen verkauft. Amerikaner fest,'/, höher, Ostindische fest, Vi. höher. Lieferungen: Stetig. Oktober 4"'/«« Verkäufer, Oktober - November 4">/o« do., Dez.Januar 4^°/»«—4""/«i Käufer. Febr.-Mürz 4^/°« Werth April-Mai^Vst Verkäufer. Zahlungseinstellungen: Georg Zellner, Breslau. Elias Götz, Ebersbach. Heinrich Kowes, Krefeld. Otfried Müller, München. Fa. Hamburg- Westphälisch-Sächsische Cigarren-Lagerei, Stettin. E. Brock haus, Weißenfels. Chemnitzer Marktpreise vom 5. Oktober 1901. pro 50 Kilo Weizen, sächs. 8 M. 30 Pf. blS 8 M. 45 Pf. Roggen, - 7 - 40 - - 7 - SO - Hafer 7 - 70 - - 8 - — - Stroh 3 - SO - - 3 - öO- Heu ll , 80 - - 4 - — - Kartoffeln 2 - 25 - - 2 - 25 - Futtcrgerstc 6 - 50 - - 7 - - - Butter. I Kilo 2 - 50 - - 2 - 70 - Eingesandt. Vom schönsten Marschwetter begünstigt, führten die benachbarten freiw. Feuerwehren Limbach, Pleißa, Langenberg, Wüstenbrand, Oberlungwitz (Freiw. Feuer wehr und Freiw. Turnerfeuerwöhr) und Freiw. Feuerwehr II. Komp. Hohenstein-Ernstthal am gestrigen Sonntag einen gemeinschaftlichen Feldmarsch au«. Das Ganze stellte in 2 Treffen Vormittags '/,9 Uhr am Neumarkt und am Walde an der Pleißaerstraße in Wüstenbrand. Die Parteiführer, gekennzeichnet durch weiße Armbinden, führten ihre bestgelaunten Mannschaften dem Treffpunkte auf Umwegen zu. Gegen 11 Uhr konnte nach einigen kleineren Vorpostengefechten nach beiden Seiten den Commandirenden die Gefangennahme von Vorposten gemeldet werden. Während dessen hatte die Südabthetl- ung ihre Stellung im Walde gesichert. Gemeldet wurde, daß die Nordabtheilung läng« de« Bergkammes Auf stellung genommen hatte und in 2 Treffen formirt war. Kaum hatte sich die Südpartei erblicken lassen, so er öffnete die Nordpartei das Feuer auf beiden Flügeln. Es entstand ein lebhaftes Kleinfeuer ohne Gewehr und das Haupttreffen fand baldige Erledigung. Inzwischen hatten die Marketender die Fouragewagen aufgefahren und da» Biwack nahm auf dem städtischen Grundstück am Meinsdorferwege beim Lässigborn seinen Anfang. Hierbei entfaltete sich ein buntes Durcheinander. Nach den abgegebenen Rapporten ergab sich eine Gesammtzahl von 225 Betheiligten (Limbach 30 Mann, Wüstenbrand 28, Pleißa 22, Langenberg 15, Oberlungwitz Freiw.