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! MtllkvuM Lem Aücltz ; K. Fortsetzung ; „Else heißt sie?* „Jawohl — und da können wir noch eins draus f trinken. Sie ist bei uns draußen im Atelier, in der Buch- > Haltung. Du wirst sie auch kennenlernen, wenn du deine ! Papiere abgibst. Ein Mädel, treu wie Gold/ Er stemmte I den Unterarm auf und ballte die Faust. „Und sieht auch f sticht hin, wenn ich mal eines Abends solo ausgehe", > setzte er blinzelnd hinzu, „und das ist gut für die Ruhe > in der Familie." Sie tranken das Bier aus, und je mehr Georg sprach, f um so nachdenklicher wurde Friedl. Natürlich, ein Mäd- ; chen wie Fräulein Christine, das war nichts für ihn. Tas « war etwas für die Herren. Er holte tief Atem und reckte ! die Arme, und dabei trat sein Vorhemdchen aus dem l Westenausschnitt. I „Wo hast du denn das her?" fragte Georg er- ! staunt. „Das gibt es auch noch? Junge, du hast sicher I noch 'ne gußeiserne Krawatte." Und lachend zog er an > Friedls Schlips. „Das hat mir Herr Basedow geschenkt", sagte Friedl ! beklommen. „Für draußen auch ganz hübsch, weißt du, Aber das > erste, was du dir morgen lausen mußt, ist ein Oberhemd ! und ein Binder, Sy eins mit sclbstgewachsenem Kragen, l Wenn sie dich so im Atelier sehen, bist du ein für allemal f durch." Er warf einen mißbilligenden Blick auf das Vor- - Hemdchen. „Morgen kannst du mal eins von meinen Hem- ! den anziehen, es wird dir schon pysfen." Er schnitt Friedls i Dankesbezeugung ab und sagte: „Die Zeche bezahle ich, f Friedl. Wenn du noch was tun willst, kannst du zwei ; Kognaks ausgeben." Sie traten an den Schanktisch und » tranken ihre Kognaks. Friedl war völlig benommen, als er sich in Georgs > alten Wintermantel einwickelle und sich aus dem alten, f gebirgigen Sosa zum Schlafen ausstreckte. Allerlei form- » lose, märchenhast-grausige Gestalten spukten durch seine ! Träume, aber am Morgen war alles vergessen. Und als ! er seinen triefenden Kops aus der Waschschüssel zog, war I alle Dumpfheit mit einem Schlage verschwunden. „Gut geschlafen?" rief idm Georg fröhlich zu, wäh- i rend er sich Pie Stiesel zuschnürie, „da liegen Hemd und I Schlips probier -och mal an!" Es paßte wie ange- I gossen, und Friedl sah stolz in den kleinen Spiegel, den k ihm Georg reichte. Schwieriger war es mit dem Schlips, I aber da er geschickte Hände hatte, sah er Georg bald ab, I wie die Schlejse zu binden war. — Als sie beim Kaffee ! sahen und Georg Lie Schrippe dick mit Butter bestrich, sah ! er ihst Alfrieden an und meinte; „Aus djr kann noch was > werden, alter Junge. Aber jetzt bist hu noch ein bißchen > grün — du mußt noch viel lernen." „Ich möchte Schauspieler werden", gestand Friedl ! mit vollen Backen. (Nachdruck verboten) ! „Schauspieler?" meinte Georg. „Ja, wenn du »in ! Schauspieler würdest wie Hugo." „Wer ist Hugo?" fragte Friedl, ohne sich im Essen ! stören zu lassen. Er kannte das Frühstück seit langem Nttr I auf einem Feldstein mit dem Blechnaps in der Hand. „Hugo Sypow? Unsere größte Kanone! So »in Junge!" Er stemmte wieder den Unterarm auf und ballte die Faust. „Er und die Isa — das sind unser« Haupt- nummern." j „Ich habe ihn auch mal.gesehen", erinnerte sich yriodl. I „So ein großer, mit einem breiten Gesicht. Der mit einem Auge immer so blinzelt?" „Du wirst ihn ja im Atelier sehen. Er hat zwar fetzt keine Aufnahme, kommt aber jeden Tag vorbei. Mensch, ich lach mich tot. Und weißt Lu, warum er kommt? Megen der Isa." Er stieß Friedl lachend vor den Bauch. „Wegen der Isa?" „Was ich dir sage. Er geht ihr nicht von der PeÜtz," Es wurde an die Tür geklopft, und die Wirtin trat ein. „Es ist sechs Uhr, Georg, müssen Sie nicht weg?" „Wie mit 'ner Kanonenkugel", schrie Georg und sprang auf. „Friedl, mach dich dünne! S»chS Uhr siebenzehn gebt der Zug, und wenn wir wie die Affen laufen, brauchen wir eine Viertelstunde bis zum Bahnhof. Morgen, Mutter Krüger!" Er steckte hastig ein Paket mit Butterbroten in die Mappe und stürzt« hinaus. Sie erreichten glücklich den Zug und drängten sich in dat voll besetzte Abteil. Georg grüßte nach all«n Seiten und slijsterte Friedl zu? „Alles unser« Leute. All« von der Gloria." Und es war wirklich ein dichter Mensch«nstrom, der sich an den Pförtnern vorbei zu den Stechuhren schob, um ihre Karten zu markieren. Friedl sand kaum Zeit, all die Wunder anzustarr«n, die sich in der Halle vor seinen Augen auftaten. Da war ein Salon aufgebaut, mit seidenglänzenden Möbeln und einem riesigen gläsernen Kronleuchter. Dekorateur« be festigten Bilder an den Wänden, ein Zimmermann Häm merle an den Kulissen, während schon eine Kolonne van Frauen den Schmutz und Staub beseitigten. An der Decke zogen sich gewaltige eiserne Laufschienen «ntlgng, an denen mächtige Krane hingen; aus einer Galen«, die rund um das Atelier herumging, sianden große Schein- werser und richteten ihre gläsernen Augen auf di« D«ko- ration. Allmählich kamen die Schauspieler. Friedl b«grüßte jeden mit einer Verbeugung, wie er es irgend jemand ab- gesehen hatte. Aber die meisten sahen ihn nicht und stan den plaudernd in Gruppen herum. Um neun Uhr gab der