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Nr. 258 28. Jahrgang. Dienstag, den 5. November 1901. die — Neber den Tod Corduas wird von einem Augenzeugen berichtet: Um das Schicksal des unglück lichen zwanzigjährigen Jünglings, der durch englische Spitzel in den Tod gelockt wurde, noch möglichst nieder trächtig zu gestalten, har man ihm nicht den ehrlichen Soldatentod gegönnt, ihn nicht von vorn in die Brust geschossen, sondern man hat ihn an einen Stuhl ange bunden, fünf Tommies legten dann von hinten ihre Flinten gegen ihn an und schossen mit der bet ihnen üblichen Sicherheit so, daß Cordua vor unerträglichen stellen. Lohnender Verdienst würde sich des weiteren zahllosen Arbeitern bieten, wenn es möglich wäre, die Vorlage über die projektirten Sperranlagen im Wcißeritz-, Gottleuba- und Muldenthale einer schnellen Erledigung zuzusühren. Bei der jetzigen Konjunktur auf dem Ar- beits- und Jndustriemarkte würden die Thalspcrren, die für die sächsischen Holzschleifereien, Cellulosefabriken und zahlreiche andere industrielle Unternehmungen von der größten Wichtigkeit sind, dem Staate bedeutend billiger zu stehen kommen, wie an einem späteren Zeitpunkte. Sachsen steht in der Fürsorge für die Arbeitslosen hinter keinem anderen deutschen Staate zurück. Was die sächsische Regierung thun konnte, um die arbeitenden Klassen mit dem Staaisgedanken auszusöhnen, das hat sie stets gethan und wird es auch in Zukunft thun. aneignen können. Die Verpflichtung der Engländer, den Unterhalt der wider jedes Völkerrecht gewaltsam sammengelriebenen Frauen und Kinder ausreichend für zu- -u sorgen, ist ja sonnenklar; uns zwingt aber trotzdem r.c Pflicht der Humanität nicht minder wie die Aussicht auf die Zukunft des Burenvolkes, keinen Versuch, Menschen leben zu retten, zu unterlassen. Der geschäftssührende Ausschuß hat daher beschlossen, vorläufig noch weitere 30000 Mk. zur Hilfeleistung in den Frauenlagern zu verwenden. Du sich die Engländer unbedingt weigern, den Gefangenen Kleider zu liefern, und auch Betten eine dringende Nothwendigkeit sind, weil gerade das Liegen auf dem häufig vom Regen durchweichten Erdboden eine Hauptursache von Krankheiten und Seuchen ist, so soll diese Summe hauptsächlich zur Abstellung dieser Uebel stände Verwendung finden. Als neue teuflische Grau samkeit haben die Engländer das Verbot ersonnen, daß die Filiale der Bank von England in Johannesburg keine von irgend einem Hilfskomitv in Europa stammen, den Wechsel einlösen dürfe, damit dieses Geld nicht solchen Frauen zu gute komme, deren Männer noch im Felde stehen. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Berbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 2S Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt, iolaende Nummer bis Borm. Nothstan-sarbeiten in Sachsen. Aus Dresden wird geschrieben- sind über die Industrie nein^ SaLsenS gekommen. Die Lagerräume die Käufer bleiben aus. Wenn auch nickt 8 ? Triebe, so doch der Notk 5 eigenen Fabriken ihren Betrieb einichrän"' DieAahl°der^ sunden und rechtschaffenen Arbeiter,'di7arbÄ^ Erck/nn! k??? wächst unaufhörlich. Die Furcht vor dem kommenden Tage zehrt an der Lebens kraft Tausender arbertsamer Familienväter, die Ehe- frauen und Kmder und überdies auch noch alte arbeits unfähige Familienangehörige zu ernähren haben. Unter der verminderten oder gar zerstörten Kaufkraft dieser Bedauernswerthen haben aber auch die vielen Menschen zu leiden, die sich mit der Erzeugung und dem Vertrieb von täglichen Genuß- und Gebrauchsartikeln beschäftigen In einem Jndusirielande wie Sachsen macken sich diese Schäden viel fühlbarer wie anderwärts. Einmüthiq verleiht denn auch die gesammte sächsische Presse ohre Unterschied der Parteirichtung dem Wunsche Ausdruck, man möge versuchen, durch die Ausführung unifang reicher Staats- und Gemcindearbeiten me Nothlage so viel als möglich zu mildern. Selbstverständlich können für den Staat nur vor übergehende Maßnahmen in Frage kommen, und natur gemäß ist es Voraussetzung, daß es sich um wirklich arbeitswillige Personen, nicht aber um solche handelt, die etwa nur um der Vorzüge des Sladtlebens willen ihren bisherigen Wohnsitz nicht ändern und ihnen ander wärts, z. B. bei der Landwiclhschaft, angebotcne Arbeit nicht annehmen wollen. Auch darf nicht vergessen werden, daß in den schlimmen Zeiten wirthschastlicher Noth auch die Einnahmen des Staates knapper werden. Ein Fehler wäre es daher, die thatsächlich eng begrenzte Finanzkrast des Landes als unerschöpflich anzusehen. ES dürfen deshalb nur nolhwendige und nützliche öffent liche Arbeiten in Angriff genommen werden, Arbeiten, zu deren Rechtfertigung man nicht allein anführen kann, daß durch sie die Arbeitslosen vor dem Schlimmsten be wahrt und zahlreiche Unternehmer über Wasser gehalten werden, sondern auch, daß dem Staate durch die billigen Arbeitskräfte und die niedrigen Materialienpreise be deutende Summen erspart werden. Sachsen ist, Gott sei Dank, in der glücklichen Lage, in der gegenwärtigen Periode der Lähmung der Privot- wirthschaft die öffentlichen Arbeiten ganz erheblich aus- dehnen zu können. Es sind vom Landtage bewilligte Bahnbauten in der Länge von 216,4 km bereits m Angriff genonimen oder noch in Angriff zu nehmen. Ferner ist von der Staatsbahnverwaltung verfugt morden, daß Aufträge auf Lokomotiven und Wagen zu ertheilen sind, sowie daß der Bedarf an Brucken, Schienen usw. nach Maßgabe der verfassungLmaß.g zur Verfügung stehenden Mittel baldmöglichst an inländisch Industrie zu vergeben ist. Die Preise wurden dei jetzigen Zeilverhällnissen entsprechend natürlich niedrig bemessen werden müssen; denn keineswegs ist des Staates, etwa den Unternehmern oder Mwna en hohe Dividenden zu sichern sondern e soll bm „u Vn d« MI mit R-ch. MM bm«. demnächst zusammentretende Landtag Auch wird der demnawu s- Maße zweifellos alle Bestrebungen m . si Nothstandes unterstützen, die eine Milderung des bezwecken. Es w.rd ledenfalls auf eine e- aller geplanten Staats«^ der sich als nothwendig erweisen 1 - Verfügung Regierung auch außerordentliche Kredite zur d.m h-r°" und Ich°i M , da- Ohr. Dnnn n° m man ,m- - Spur von ihm v-rt'lgt war, ^ute unter Vorsitz —n Mark belaufen und die Gesammtsumme der Schulden 3 869 000 Mk. beträgt, sodaß nach Abzug der ConcurS- kosten die Gläubiger etwa 95 Proz. zu erwarten hatten. Die Concurskosten werden auf 60000 Ntark gefch tz. Als Grund der Ueberschuldung werden die Spekulationen der Direktoren angegeben, welche durch Bücherfalschungen die Verluste verheimlicht und an die Aktionäre Dividenden von 6'/° Prozent vertheilt hätten, lieber das Vermögen der Direktoren Fuchs und Schäfer und des Prokuristen Krug ist der ConcurS eröffnet. England. — Einen ungeheuren Gewinn kann, während die englische Nation unter den Lasten des Krieges blutet, während der Kriegsministec mit äußerster Mühe Ver stärkungen nach Afrika zu schicken sucht und die.Rekruten in Aldershot lieber Schlachter unter sich schlagen, statt gegen die Truppen Bothas zu kämpfen, wenigstens die Chamberlainsche Waffenfabrik in Birmingham verzeichnen. Der Herbert Chamberlain, welcher der Generalversamm lung dieser Gesellschaft präsidirt, konnte zu seiner großen Genugthuung den Aktionären mittheilen: „Unsere Ge schäfte sind noch niemals so blühend gewesen, und wir haben das Vergnügen, eine Dividende von 25 Prozent nach beträchtlicher Rücklage für den Reservefonds anzu kündigen." Minister Chamberlein hat bekanntlich öffent lich und amtlich erklärt, daß weder er noch seine Familie jemals ein direktes oder indirektes Interesse an der Bir minghamer Waffenfabrik gehabt habe. Der Mensch kriegt alles fertig. Das merkwürdige aber ist: Das Parlament hat ihm geglaubt . . . einem Chamberlain! — Die Heimkehr des Thronfolgers. Man schreibt aus London: Der Thronfolger von England ist nach Vollendung seiner Weltreise in die Heimath zurückgekehct. Ein feierlicher Empfang wird in London vorbereitet und 10 000 der Knaben und Jünglinge, hier zur Zeit Soldaten genannt, werden Spalier stehen, die Privathäuser in den Straßen, durch die der heimgekehrte of Jork ziehen wird, zeigen, obwohl man den Presse zu erkennen gab, daß sie aus geschmückt werden sollen, bis jetzt wenig Spuren davon, daß eme derartige Ausschmückung geplant wird. Nur re g'oßen Tory Clubs machen wie immer eine Ausnahme. m Massen zugegen sein, um dem Empfang die nothige Staffage zu geben. Es wird A o ) allgemein erwartet, daß es zu einer großen für Buller kommen wird. Es wird auch öffentlich dazu aufgefordert, den Thronfolger mit Hurrahs Dem^u^- empfangen. Das kann eine lustige es gar nicht ausgeschlossen Spalier bildenden Soldaten in die Hochs stimmen werden. Inzwischen hat sich, wie aus Ate Ac^ °m Freitag in Portsmouth der Künio« Begrüßungsfeier!,chkeiten scha^u. ' Salutschießen, Flottcnparade, Truppen- m Belgien. Antwerpen, 2. Nov. Unbekannte leiten i« d der um Mitternacht abführende wodurch sich Mr-ich- Passah kfm,d!n TageÄgefchichte. Deutsches Reich. — Für die Frauenlager in Transvaal hatte unlängst Herr Professor Hasse in Leipzig die sofortige Absendung von 10000 Mk. aus der Burensammlung des Alldeutschen Verbandes nach Johannesburg veran laßt. In seiner Sitzung vom 26. Oktober hatte sich nun der geschäftsführende Ausschuß des Alldeutschen Ver bandes mit der Frage zu beschäftigen, in welcher Weise ferner durch die Mittel der Burensammlung die Noth in den Frauenlagern zu lindern sei. Man berichtet über diese Sitzung: Von verschiedenen Seiten wurde die Auffassung vertreten, daß durch seine Hilfslhätigkeit nur den Engländern Geld erspart und ihnen theilweise vor der Geschichte die Verantwortung für die brutale Grau samkeit abgenommen werde, mit der sie mit dem offen kundigen Zweck, die kommende Burengeneration hinzu morden, die Frauen und Kinder in den Concentrations lagern behandeln; aus diesem Grunde sollte der Verband seine HilflSthäligkeit in den Frauenlagern ganz einstellen. So sehr auch politische Gesichtspunkte für einen der artigen Entschluß sprechen mögen, so hat sich der ge- schäflsführende Ausschuß denselben schließlich doch nicht Tageblatt sm tzüMm-ASAH . Bewsvors, MW — Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Herm Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich I Ml der ill,Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstratze S (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. -