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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-193902066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19390206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19390206
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-02
- Tag 1939-02-06
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Monat
1939-02
-
Jahr
1939
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Rutoschau mit Volkswagen Die Berliner internationale Ausstellung An wenigen Tagen werden die Kraftfahrt freunde Deutschlands wieder Gelegenheit haben, auf der Internationalen Automobil- und Motor radausstellung in den Berliner Ausstellungshal len am Funkturm die neuesten Schöpfungen der deutschen Automobilindustrie neben den Spitzen erzeugnissen des Auslandes eingehend zu besich tigen. Siebzehn Tage, vom 17. Februar bis zum 8. März, dauert die Schau, auf der es einen lückenlosen Überblick über alle Kraftfahrzeuge geben wird, die dem Publikum angeboten wer den. Eine besondere Freude wird der Besucher gleich im Ehrenraum der Halle l haben. Ein Relief Eroßdeutschlands wird ihm die Bedeu tung der deutschen Krastfahrzeugindustrie und den wertvollen Zuwachs durch die Fabriken dec Ostmark und des Sudetenlundes offenbaren. Hier findet er auch seinen Wunschtraum, den KdF.-Wagen, der jetzt schon bestellt und in einem Jahr geliefert werden kann. Er wird er kennen, daß ihm mit diesem Volkswagen ein vollgültiges Automobil angeboten wird, mit fünf bequemen Sitzen und reichlichem Gepäckraum. In der Halle l stehen wie üblich die Per sonenwagen, in der Halle l a die Motorräder. In der Halle II werden die Lastwagen einziehen, am Rande und auf der Galerie das so wichtige Zubehör. In den Hallen rund um den Funk turm werden die Lastanhänger, die Kleinlast wagen, die Personenwagen-Anhänger, die Omni ¬ busse, Werkzeuge und Werkzeugmaschinen und schließlich Konstruktionsteile und die neuen deut schen Werkstoffe gezeigt. Der zweite Ehrenraum befindet sich in der Halle 9 gegenüber dem Funk haus, mit der „Halle der Rennflege" mit den so erfolgreichen Rennwagen und Rennmotorrädern. Im Nordflügel der Halle 9 werden die Stände von NSKK. und DDAC., von Handwerk und Krastfahrtsorschung sowie von Reichsbahn, Reichspost und Wehrmacht dem Besucher wert volle Erkenntnisse vermitteln. Die Eintrittspreise sind außerordentlich ge ring, an einigen Käufervormittagen 3 RM., sonst 2 RM., am 25. und 26. Februar nur 1.50 Reichsmark. An den Nachmittagen der letzten Woche sowie am Schlußtag ist der Eintritt auf nur 1 RM herabgesetzt worden. Die nament liche Dauerkarte kostet nur 10 NM. Wenn auch äußerlich an vielen Modellen keine Änderungen zu sehen sein werden, noch nie hat die deutsche Kraftsahrzeugindustrie so inten siv gearbeitet, um die Autobahnfestigkeit der Motoren und eine lange Lebensdauer der Fahr zeuge sicherzustellen. Um diesen Fortschritt zu bemerken, wird man sich eingehender mit den Modellen beschäftigen müssen und als berufenen Vertreter die Presse zu Nate ziehen, die in aus führlicher Weise diese Verbesserungen klarlegen wird. Eduard Voigt Schrifttum Die Lohnsteuer Was Arbeitgeber und Arbeitnehmer von »er Lohnsteuer sowie der vorn Arbeitslohn zu berechnen den Wehrsteuer, Bürgcrstruer und Kirchensteuer wis sen müssen! Mit ausführlichen Lohn- und Wehr. lohnsteuer-TabeUen. (2. Auslage.) Von Odersteuer inspektor P. Heep. Verlag Wilh. Stollsuh in Bonn. Preis RM. 1,25. * Die Gewerbesteuer (2. Auslage.) Von Steuerinspektor Dr. W. Sin zig. Verlag Wilh. Stollsub in Bonn. Preis RM. 1,25. * Di« Steuern der offenen Handelsgesellschaften und der Kommanditgesellschaften und ihre Vorteile Von Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater Dr. jur. Eeorq Franck. Verlag Wilh. Slollfuk in Bonn. Preis RM. 1,50. * „Autofreund" Verlag für Sport, Technik und Verkehr, Falken stein i. V., Einzelheft -10 Pfg. — Was bringt die Berliner Autoscha»? Welche Verbesserungen am Krajtmagen wünscht man sich für 1939? Plahmiete für Sie. Laternengarage? Was will die Autobahn- Raststätten G. ni. b. H.? Muh inan beim Anfahren und Überholen abwinkcn? Wie wird Hilssoerwci- gerung des Kraftfahrers vom Gericht beurteilt? Ohne Triptyk in die Tschecho-SIowakei? Müssen einbiegende Radfahrer warten? Ist Slijöring hin ter dem Kraftwagen erlaubt? Fährt man mit Holz gas billiger? — Auf alle diese Fragen gibt das Februarheft sachgemäße Auskunft. Kiwdel und Industrie direktoriums Geheimer Finanzrat Dr. Wilhelm Vocke, Earl Ehrhardt und Karl Bleffing von ihren Ämtern entbunden. Zu Mitgliedern des Reichsbankdirektoriums wur den neu ernannt: Der Direktor in der Reichsbank Friedrich Wilhelm, der Hauptabteilungsleiter «m Reichswirtschastsminifterium, Ministerialdirektor Kurt Lange, und der Ministerialrat im Reichs- fmanFministerium Walter Vayrhosser, die bei den letzteren unter Belassung in ihren bisherigen Ämtern. Petroleum könig Deterding In St. Moritz starb am Sonnabend Sir Henri Deterding, der Begründer des Royal Dutch- Konzerns, im Alter von 72 Jahren an einem Herz- schlag. Deterding wurde 1866 in Amsterdam geboren. 1896 trat er in die Dienste der Kon. Neederlandsche Petroleum Mij., deren Generaldirektor er in den Jahren 1902 bis 1926 war. Steckzwiebel- und Sämerei markt in Dresden Wie alljährlich, so findet auch in diesem Jahre am letzten Dienstag des Februar, also am 28. Februar, in der Dresdner Kroßmarkthalte der grosse Steckzwiebel- und Sämereimarkt statt. Er hat im Lause der Jahrzehnte an seinem traditionellen Charakter nichts eingebüßt. Aus allen für die Züch tung von Steckzwiebeln in Frage kommenden Gegen den, vor allem aber aus Dresden-Kaditz und der näheren Umgebung, kommen die Gärtner und Züch ter zum Markte. Hier herrscht am Markttage ein hochinteressantes Lebe»; kommen doch an diesem Tage Ankäufer aus Schlesien, Oldenburg, Nieder sachsen, Brandenburg, Bayer», Mecklenburg und Ber lin nach Dresden. Nunmehr werden auch Auskäufer aus dem Sudetengau und der Ostmark vertreten sein. Der Dresdner Steckzwiebel- und Sämercimarkt ist tatsächlich einzigartig in Deutschland. Die hier er zielte» Preise werden meist als Richtpreise für da» ganze Reich angenommen. MM«nk-Me Reichssender Leipzig Dienstag, 7. Februar 6.06: Morgenruf, Reichswetterdienst. — 6.10: Gymnastik. — 6.30: Frühkonzert. — 6.50: Frühnach richten und Wettermeldungen für den Bauern. - 7.00: Nachrichten. — 8.00: Gymnastik. — 8.20: Kleine Musik. — 8.30: Froher Klang zur Arbeits pause. — 9.30: Sendepause. — 9.55: Wasserstands meldungen. — 10.00: Deutsches Blut in fremdem Sold. — 10.30: Wettermeldungen, Tagesprogramm, Glückwünsche. — 10.15: Sendepause. — 11.35: Heute vor . . Jahren. — 11.10: Vom tätigen Leben. — 11.55: Zeit und Wetter. — 12.00: Mittagskonzert. — 13.00: Zeit, Nachrichten, Wetter. — 11.00: Zeit, Nachrichten, Börse. — Anschl.: Musik nach Tisch. — 15.06: Aus der Arbeit einer Ärztin. — 15.20: Fa- schingsschwank aus Wien. — 15.15: Es war der schönste Wald, den ich gekannt. Hörfolge. - 16 00: Nachmittngskonzbrt. — 17.00: Zeit, Wetter, Wirt schaftsnachrichten und Marktbericht des Reichsnähr standes. — 18.06: Wie bestimmt man Vitamine? — 18.20: Klaviermusik. — 18.55: Junge sächsische Dich ter. — 19.15: Karl Erb singt Lieder. — 19.15: Um schau am Abend. — 26.00: Abendnachrichten. — 20.10: Adam contra Eva. — 22.00: Abenonachrichten, Wettermeldungen, Sport. — 22.20: Internationales Wintersportecho. — 22.10: Wiener Fasching 1939 — Ball der Stadt Wien. * Deutschlandsendcr 6.00: Glockenspiel, Morgenruf, Nachrichten, Wetter. — 6.10: Eine kleine Melodie. — 6.30: Frühkonzert. — 7.00: Nachrichten. — 8.00: Sendepause. — 9.00: Sperrzeit. — 10.00: Deutsches Blut in fremdem Sold. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.00: Normalfrequenzen. — 11.15: Deutscher Secwctterbc- richt. — 11.30: 30 bunte Minuten. — Anschl.: Wetterbericht. — 12.00: Musik zum Mittag. — 12.55: Zeitzeichen der Deutschen Seewarte. — 13.60: Glückwünsche. — 13.15: Neueste Nachrichten. — 11.00: Allerlei von Zwei bis Drei. — 15 00: Wetter-, Markt- und Börsenberichte. — 15.15: Heiter und! froh. — Anschl.: Programmhinweise. — 16.00: Musik! am Nachmittag. — 17.00: Die junge Front. — 18.00: Ich will zur Kriegsmarine! — 18.15. Ich warf zwei edle Rosen . . . Volksballaden und Volkslieder. — 18.15: Deutsch« Werkstoffe im Automobilbau. — 19.00: Deutschlandecho. — 19.15: Verklungene Stim men. — 20.00: Kernspruch, Kurznachrichten, Wetter bericht. — 20.10: Fünftes Schuricht-Konzert. — 20.50: Politische Zeitungsschau. — 22.00: Tages-, Wetter- und Sportnachrichten. — 22.20: Julerna- tionales Wintcrsportecho. — 22.15: Deutscher Sec- werterbericht. — 23.00: Ball der Stadt der Wien. Ungestörter Messeverkehr Tageskarten erst ab fünften Messetag — Aussteller und Einkäufer völlig unter sich — Keine Störung der geschäftlichen Verhandlungen durch das Schau- publilum Der in den ersten Tagen einer Leipziger Messe besonders starke geschäftliche Verkehr, der riesige An drang der Meßbesucher, die zum Abschluß von Käu fen nach Leipzig kommen, macht cs unmöglich, in die sen Tagen bereits das Schaupublitum zuzulasscn. Nachdem bisher die verbilligten Tageskarten zum Besuch der Leipziger Messe erst vom vierten Messe tuge an galten, hat man sich entschlossen, zur kom menden Frühjahrsmesse, die bekanntlich am 5. März beginnt, Tageskarten erst ab fünften Meß tag, also ab Donnerstag, den 9. Mürz, »us- zugeben. Die Schülerkarten zum ermäßigten Preise gelten zur Mustermesse nur am Freitag, den, 10. März, und zur Großen Technischen Messe und Baumcsse erst ab zweiten Messesonntng, den 12. Mürz. Durch diese Maßnahmen wird erreicht werden, daß in den ersten Tagen der Messe Aussteller und Ein käufer sich völlig unter sich befinden und ihre ge schäftlichen Verhandlungen gänzlich ungestört ver laufen. Weitere Veränderungen im Neichsbankdirektorinm Der Führer hat die Mitglieder des Reichsbank- Die Kennziffer der Großhandelspreise Die Kennziffer der Großhandelspreise stellt sich für den 1. Februar 1939 auf 106,5 (1913 - 100); sie ist gegenüber der Vorwoche (106,6) wenig verändert. Die Kennziffern der Hauptaruppen lauten: Agrar- sroffe 107,6 (minus 0,1 v. H.j, Kolonialwaren 93,7 (unverändert), industrielle Rohstoffe und Halbwaren 91.3 (minus 6,1 v. H.) und industrielle Fertigwaren 125,6 (plus 0,1 v. H.). Butter — 25 Jahre alt! Schon seit einer langen Reihe von Jahren werden Versuche unternommen, die sich mit der Lagersähigkeit der Butter beschäftigen. Dabei hat sich gezeigt, daß ganz allgemein für alle Fette der völlige Abschluß von Licht und Luft erste und wichtigste Voraussetzung für eine dauernde Konservierung ist. Es stellte sich heraus, daß sich eine Butter, die 25 Jahre lang unter Luft- und Lichtabschluß ausbewahrt wurde, im Ge schmack kaum von einer drei Wochen alten Butter unterschied. Solche Möglichkeiten der Konservie rung darf man gewiß als überaus zufrieden stellend bezeichnen . . . in der Trennung — und in der Sehnsucht — zum wissenden Sohn der schlesischen Bergheimat heran. Eine amerikanische Episode leidvoller der um dieses Leben jenseits der Grenze wußte, Erkenntnis ließ alles in ihm aufbrechen, was ein weil er es mittrug. Kaergel ist aus dem sudeten- Mensch der Heimat zu sagen vermag. Sein Buch deutschen Kampfe dieser Jahre nicht wcgzuden- nnd beglückende Pflicht kommt nicht aus dem vom andern." Damit es aber so werde, damit, Denken, sie kommt aus der Erde. Aus der Tiefe das „Ich in das Du sich wandeln" kann, muß zwanzig Jahre her, seit der aufmachte zu einem Sterben- Stunde fand, was er vergeb- „Einer unter Millionen" wurde später die Frucht dieses Jahres. Vorher schon war „Heinrich Vud- schigk" erschienen, o«r erste Einsame unter seinen Führern zur Gemeinschaft, dann gab der schle sische Kleinstadtroman „Zingel gibt ein Zeichen" Zeugnis der plastischen Zeichenkraft und herzer frischenden Satire Kaergels. Das Jahr 1929 brachte den Waldenburger Roman „Ein Mann stellt sich dem Schicksal", immer noch eines der ergreifendsten Bücher des Dichters, aus inner- Es sind bald junge Dichter sich den, der in jener ten, und das Bergvolk weiß es, das den Dichter in Verehrung grüßt, wenn er über seine Berge wandert. Denn nun — 15 Jahre nach dem Ausmarsch ' in ein Leben der menschenbefreienden Dichtung — ist auch er selbst „heimgekehrt" in Rübezahls Reich. Hier, wo er sich ganz oben am Walde, eine Stunde unter dem Kamm der Berge, sein Haus gebaut, wächst nun die Heimat, die vergan gene und die gegenwärtige, in sein Schaffen immer tiefer hinein. Geschichtliche Stoffe („Hans von Stufen und Kräftegraden,' in der Mitte aber steht Andreas Thomale, vielleicht in der Mitte der Kaergelschen Welt überhaupt: der Mann, der sich dem Schicksal stellt. Einer muß sich ihm immer stellen, damit viele ihm ent rinnen. Und dieser Sehende hat die Liebe, „die nichts verlangt, die nur gibt". Sie allein macht wissend, sie kann auslöschen, was ein Schicksal auf dem Wege des andern gezeichnet hat, sie kann tragen: Leid, Schuld, Freude. Wen sie er greift und erfüllt, der ist auch der Natur wieder am nächsten: „wenn man bloß wie ein Baum ist, wenn man bloß alles tragen kann: Schnee, Regen, Sonne." Wer zu tragen weiß, zerbricht er noch so mühselig und beladen sein. Er übt das große, selbstopfernde Dienen und hat eben darum die innere Freiheit. Denn frei ist nur, wer die Pflicht tut. Sie aber, die harte und freudige, entsagende immer wieder einer den opfervollen Weg bis zur letzten Einsamkeit gehen, bis ins bitterste Leid, aus dem allein die Klarheit steigt. Dann erst wird er, oft schon ein Gestorbener, wirkende Kraft der Gemeinschaft. Und diese Kraft allein ist das Ewige. Sie lebt in Kaergels Gottsuchern der Landstraße, in den „Narren in Gott", wie Hermann Stehr sie einmal nannte, in den Be gnadeten, die der Stimme des Waldes und dem unterirdischen Ruf des Heimatbodens lauschen können, in den opfernden Frauen, die „dem Geheimnis immer näher" sind, in den Grenz landmenschen, denen die Seele des Erenzbodens den Kampf um Recht und Pflicht aufzwingt; ja, sie lebt noch im Waldhüter, der, selbst ein Stück wilder Natur, sterbend im Ruf des Wald tieres den Frieden findet, nachdem ihm die Gnade geworden war, gut zu sein. Don diesem menschgewordenen Waldbaum bis §ur differen- tterien Seele T6-„kmr Gruhns gibt es eine Full« ^von Schweinichen", 1937) finden dramatische, Schicksale der Gegenwart erlangen epische Ge stalt. Den Fünfziger grüßt aber nicht nur die Heimat; ihn grüßt das neue Deutschland, dem er tatbereiter Diener und Verkünder ist. Viele Jahre mußte er warten in einer Zeit, deren Ge schlecht ihn nicht verstehen konnte und wollte, weil es seine natürlichen Wurzeln aus dem Boden gerissen hatte. Nun wird auch Hans Christoph Kaergel verstanden, der Dichter der Pflicht zur Gemeinschaft im Glauben an di«. Schicksalsmacht der Heimaterde. lich gesucht: den Sinn der Ewigkeit. „Von die ser letzten Stunde an", berichtet Hans Christoph Kaergel über den Abschied von Carl Haupt mann, „ist mir das wundersame Geschenk ge worden, daß ich das Leben nicht mehr nach dem Stundenmaß der Zeit zu messen habe. Es stirbt ein Mensch schon vor seinem Tode und lebt un mittelbar nach seinem Tode. Das sind wunder liche Gedanken? Nein! Ihr Menschen habt sie alle, ihr wollt sie nur nicht denken!" Diese Gedanken immer wieder zu denken und an Menschenschicksalen zu erhellen, ist Kaergels dichterische Sendung geworden. Vom Erstlings buch „Des Heilands zweites Gesicht", bis zu der gereiften Deutung und Gestaltung des Geheim nisses Mensch und Natur im jüngsten Roman „Gottstein und sein Himmelreich" weht der Atem dieses Bekenntnisses, wirkt die Kraft dieses Glaubens: Wir sind nie allein. „Einer lebt klingt der Ruf an den einzelnen, immer sein Ich in das Du zu wandeln, damit die Gemein schaft nicht aufhöre. „Unter der Erde wandert's mit." Wir kommen nicht los von dieser Bin dung, wir sind nur wahr und echt, wenn wir sie bejahen und in uns wirken lassen. Hier wur zelt Hans Christoph Kaergels Heimatglaube: kein „Begriff", kein Behagen oder sattes Aus- stem Zwange geboren und mit seinem Herzblut ruhen, sondern das bestimmende Schicksal, Auf- geschrieben. Am Ende der Dresdner Zeit steht gäbe und Verpflichtung, Fluch und Gnade; Kraft, ein Vauernroman aus den Alpen „Atem der die emporführt, und Macht, die niederzwingt. Berge": die in eine andere, dem Dichter gleich- Wer sich ihr entwinden will, sündigt am Leben, falls vertraute Bergeswclt verlegte Deutung denn er zerbricht das natürliche Lebensgesetz. des Geheimnisses der „Heimkehr" aus dem Einmal muß er heimkehren und erkennen, daß Zwiespalt von Stadt und Land. „wir nie unser eigenes Leben tragen, sondern : Dazwischen liegt eine Fülle von Crzählun- Tausende mit uns dahingehen," denen die gleicheigen, liegt eine ausgedehnte Tätigkeit als Thea- Erde das Gesetz des Lebens mitgegeben hat. I terkritiker und eine unermüdliche organisato- Die Heimatnatur selbst waltet in unserem Leben' rische, rednerische und schriftstellerische Arbeit im als gütige Kraft, wenn wir ihr nur den Weg Grenzlanddienst und für das volksdeutsche Schick in uns freimachen. Das ist ja auch der liefere sal. Sie sollte zugleich der Boden werden, auf Sinn des Bühnenspiels „Rübezahl". Die Schick-Idem der Bühnendichter Kaergel reifte. Schon salsbindung Heimat und Mensch, der keiner je entrinnen kann, hat in jedem Leben zugleich eine vollkommene Gestalt in der „Botin höchsten Lebens", der Mutter. „Ich bin ein bäuerlicher Mensch". Die Kin- derjahre im Lehrerhause, in den Waldenburger , Bergen, die Präparandenzeit in Schmiedeberg und das Bunzlauer Seminar/ die Jahre des Volksschullehrers zu Weißwasser in der Ober lausitz — sie haben nicht verdecken können, was dann in dem Reifenden durchbrach: seine Ahnen waren die Männer der Kaergelmühle im Kreise Freystadt, von der schon um 1650 die Kunde geht. Zu ihnen gehörte er, zu den Menschen, denen die Heimaterde ihre Ernte anvertraut Und so warf er Beruf und äußere Lebens sicherung von sich und zog aus, die Heimat im Menschenschicksal zu suchen und seinem Suchen Form zu geben. Für Jahre war er dann zwar der engeren Heimat entzogen und in Dresden den vielgestaltigen Kämpfen eines freien Ve- 1922 hatte er mit dem zu Hannover uraufgeführ ten Schauspiel „Volk ohne Heimat" das Theater erobert. Zehn Jahre ließ er, dem die prägende Kraft des Wortes und die Kunst der szenischen 1 Schilderung längst eigen war, bis zum nächsten Schritt vergehen. „Bauer unterm Hammer" (Görlitz 1932) war seine erste dramatische Ver kündung der Pflicht zur Gemeinschaft; mit „Andreas Hollmann" (Staatstheater Dresden 1933) betrat er sudetendeutschen Boden, der ihn nun nicht mehr frcigab bis zu dem Tage, da er mit unseren Truppen über den Niesengebirgs- kamm ins befreite Land ziehen durfte. Immer wieder ruft ihn das Grenzland, zwingt ihn volksdeutsches Schicksal zur mitreißenden Dar stellung der Grundfragen: Recht, Pflicht, Treue. Um fie kreist das Volksstück des Leitmeritzer Hockewanzel (1934), der den Bischofsstab ver schmäht, um seinem Volke treu zu bleiben; um sie dichtet er eine seiner feinsten Erzählungen, „Die Berge warten" (1935). Er war ja selbst Gienzlandmensch; auch dieses Heimatschicksal sah und fühlte er — niemals von der „anderen Seite", längst als einer der „mitwanderte" —, nicht; nicht am Leid und auch nicht am Glück. ausgesetzt, aber vielleicht wuchs er gerade Er geht auf der Hohe („m der Klarheit"), mag - » , » Hans Christoph Kaergel Zu seinem 5V. Geburtstag am 6. Februar Von Professor Dr. Hans Hermann Adler-Heidelberg
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