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ring, er beträgt 853 877 Mk. Die Sache gewinnt aber noch ein ganz anderes Gesicht, wenn man allein den September in Betracht zieht. In diesem Monat wurden eingezahlt 3 870170 M., ausgezahlt 4 590 943 Mark; die Auszahlungen übersteigen also die Einzahl ungen um gut Million Mark. Es sei noch hervor gehoben, daß sich die Forderung der Interessenten an der Sparkasse Ende 1901 auf 254212 896 Mk. stellt. — Aus Maraisburg in der Capcolonie wird einem süddeutschen Blatte geschrieben: „In ter Capcolonie richtet sich die Wuth der Briten bereits gegen halbflügge Tranivaaler Mädchen. Hier ein bezeichnendes Beispiel: Vor einiger Zeit ward der kleine Platz Maraisburg von einem Commando Capburen besucht, in deren Reihen sich auch etliche jugendliche Maraisburger befanden, welche die allgemeine Begeisterung für die gerechte Sache der Brüder in Transvaal und dem Oranje-Freistaat die Flinte ergreifen ließ. Haus und Hof, Eltern und Ge schwister hatten sie zurückgelaffen, und, wie es denn überall geht, auch — die Liebste. So schwer denn auch damals der Abschied war, — denn Blei und Strang bedrohte ja die jungen Freiheitskämpfer, wenn sie in die Hände der Bedrücker fielen — um so freudiger war denn auch das Wiedersehen. Die unter das Joch des Kriegsrechts gebeugte kleine Stadt vergaß in dem Momente, als die Bürger, alte, wettergebräunte Graubärle, und reckenhafte Männer im besten Alter, und namentlich die jungen Kerle hoch zu Noß, mit Flinte, Bandalier, Schlapphut und hart mitgenommenen Anzügen, einritten, alle Leiden. Ein Aufschrei der Freude ging durch das Nest, und wer holländisches Blut in seinen Adern hatte, nahm daran theil, erquickte und erfrischte die Streiter, schwenkte Taschentücher und sang die transvaal'sche Nationalhymne, daß es nur so schallte und die englischen Bewohner des Städtchens gar schiefe Augen machten. Namentlich aber die kleinen Maraisburger Mädels, die ja wie alle ihres Gleichen hier draußen früher als ihre europäischen Schwestern von Lenz und Liebe träumen, waren glücklich, ihre Jugendkameraden, ihre Geliebten unversehrt zu finden. Das war ein Hüpfen und ein Springen, ein Küssen und ein Herzen, wie es nur die stürmische Jugend liebe hervorbringen kann. Der bittere Nachgeschmack folgte aber hinterher. Tief ergrimmt sann der englische Commandant, der sich beim Anrücken der Buren in Sicherheit gebracht hatte, auf Rache. Als der Ort wieder für ihn frei war, da sann er, wie er die holländischen Einwohner Maraisburg am tiefsten, am empfindlichsten treffen könne. Die Kinder von den Eltern zu reißen, dünkte ihm das geeignetste Mittel dazu, und so wurden neun junge Mädchen, von denen einige noch im ktz'en Schuljahre standen, aus Befehl dieses edlen Vaterlanvs- vertheidigers, „solckires ot sie Linx" in das Gesängniß geworfen und dreißig Tage lang eingesperrt. Zwei von ihnen ließ man, da man nicht genug Beweue ihrer Freudenbezeigungen besaß, wieder laufen. So mußten also neun ganz harmlose, unschuldige Mädchen die Schmach der Einkerkerung erdulden, die sonst gemeinen Verbrechern zukommt. Wie sie verköstigt und verpflegt wurden, darüber hören wir nichts, wir wissen nur, daß der betreffende englische Offizier, welcher die Einsperrung der Mädchen erfolgen ließ, die Hoffnung äußerte, daß die Gesängnißlust einen „Gefängniß-Teint" auf den Ge sichtern der Mädchen für ihre kommende Frühlingszeit erzeugen möge, damit sie für immer gekennzeichnet wären. Nur ruhig Blut, Herr C.mmandant! Nur ruhig Blut, Herr Commandant! Wenn die letzten englischen Sol baten aus Südafrika hinausgeworscn sind, dann werden unsere Mädchen wieder rothe Backen bekommen." England. London, 29. Oktober. Im gestrigen Ministerrathe, der 2/, Stunden dauerte, war die Lage in Südafrika fast ausschließlich Gegenstand der Erörterung. Soweit bekannt ist, wurde beschlossen, den Krieg durch kein anderes Mittel als durch die völlige Unterwerfung der Buren zum Abschluß zu bringen. Man wird alles be willigen, was zur energischen Fortsetzung des Krieges verlangt wird. — Wie gemeldet wird, ließ Oberst Gorringc einige Gefangene, die bei ihrer Gefangennahme Khakiunisormen trugen, durch ein Kriegsgericht summa risch aburtheilen und erschießen. Da die Erschieß ung von Gefangenen durch das Kriegsrechl aller c vili- sirten Völker verboten ist, so hat Oberst Gorringe eine schwere Schuld aus sich geladen, indem er die in seine Hände gefallenen Buren summarisch aburtheilen und er schießen ließ. Es ist anzunehmen, daß er im Auslrage Kitchener'- gehandelt Hal, also fällt das Blut der hin gemordeten Opfer auch auf den englischen Oberkomman deur zurück. Die Meldung spricht nicht von „Rebellen", als welche Angehörige der Kapkolonie, die gegen ihre Unterdrücker die Waffen ergriffen haben, bezeichnet zu werden pflegen, die Füsilirten werden hiernach wohl den Burenkommandos der beiden Republiken beizrizählen sein. Auch der Umstand, daß die Hingemordclen Khaki- uniformen trugen, rechtfertigt die Erschießung nicht, denn es ist eine selbstverständliche Erscheinung, daß die Buren die den englischen Gefangenen abgenommenen Kleidungs stücke mangels eigener Vorrälhe für ihren Bedarf ver» wenden müssen. Den vielen englischen Schandlhaten in Südafrika ist als» eine neue schrecklichster Art hinzu- getreten, die dem englischen Namen ein unauslöschliches Brandmal ausdrückl. Die Buren zögerten bisher aus Menschlichkeitsrücksichten, Repressalien zu üben, doch werden sie schließlich auch zu diesem äußersten Mittel greifen und nach dem alttestamentarischen Grundsatz handeln müssen: „Äug' um Äug', Zahn um Zahn." Holland. Amsterdam, 29. Oktober. Sämmtliche Arbeiter verbände der Niederlande werden aufgefordert, die Boy- kotlbewegung gegen die englischen Schiffe durch Geld zu unterstützen. Eine diesbezügliche Versammlung wird morgen staltfinden. — In dem gestrigen Meeting zur Boykottbewegung erklärten verschiedene Redner, die Organisation des Boykotts sei sehr schwierig, wenn nicht unmöglich. Man begnügte sich schließlich mit einer Sympathie-Adresse. Amerika. Auburn (Staat New-Jork), 29. Oct. Der Mörder des Präsidenten Mac Kinley, CzolgoSz, ist heute, Vormittags 7^ Uhr, mittels Elektricität hingerichtet worden. Als Czolgosz auf dem elektrischen Stuhle saß, sagte er, er empfinde keine Reue über seine That, er bedaure nur, daß er seinen Vater nicht mehr gesehen habe. Nachdem der Strom dreimal eingeschaltet worden war, wurde der Tod des Verurtheilten bekanntgegeben. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 30. October. — 16. öffentliche Stadtverordnetenfitzung am 29. Oktober, Abends 8 Uhr. Anwesend 19 Stadtver ordnete. Der Vorsitzende Herr E. Redslob giebt unter 1) Kenntnißnahmen, bekannt, daß die Herren Stadträthe Börner und Beckert die Wiederwahl als Stadträthe auf 6 Jahre angenommen haben. 2) Beschleußung der verlängerten Zeißigstraße. Der Herr Bürgermeister hat mit den Herren Beck und Gündel betreffs Durchlegenlaffen der Schleuße durch ihre Grund stücke verhandelt, wobei mit den beiden Herren ein Ver trag abgeschloffen ist, nach welchem es der Stadt ge stattet ist, die Schleuße in der Richtung Zeißiqstraße nach der Unterführung zur Goldbachstraße au-zuführen, unter der Bedingung, daß, solange die Straße noch nicht bebaut ist, je 15 Mk. Bezeugungsgelder pro Jahr seitens der Stadt gezahlt werden. Herr Gündel beansprucht für sich jedoch 20 Mk. Mehrere Herren Stadtverordnete kntisiren die Höhe des Bezeugungsgeldes, da die Grund stücke doch nur gewinnen werden durch Aufschließung zu Bauzwecken. Schließlich werden die getroffenen Abmach ungen gegen 2 Stimnen genehmigt. Die Kosten, die sich auf ca. 3500 Mark belaufen werden, werden ein stimmig bewilligt. 3) Nathsvorlage, den Abbruch des Neustädter Armen- und TodtengräberhauseS belr. Der Stadtrath Hai sich am 24. Oktober nochmals mit dieser Frage beschäftigt und hat aktenkundig gemacht, daß das Nathrcollegium von seinem gefaßten Beschluß nicht zurücktreten kann. Es wird daher das Stadtverordneten-Collegium ersucht, dem RathSbeschluffe beizutreten, daß beide Häuser abge brochen werden sollen. Der Herr Vorsitzende erklärt den Gang der Sache, wenn das Collegium dem Rathsbeschluß nicht beitritt, sodaß die Kgl. Kreishauptmannschast zu entscheiden haben werde. Ec selbst sei für den Abbruch der Häuser. Herr Koch ist nicht für nochmalige Be- rathung dieser Angelegenheit und wünscht oberbehördliche Entscheidung. Bei der nach einiger Aussprache erfolgten Abstimmung erklärte sich die große Mehrheit des Colle giums gegen erneute Verhandlung dieser Angelegenheit und soll, wenn sich der Stadtrath dem Beschluß des Stadtverordneten.Collegiums vom 22. Oktober nickt an- schlicßen kann, die Entscheidung der Kgl. KceiShaupl- mannschast überlassen werden. 4) Wahl der Wahlgehilsen für die diesjährigen Stadtverordnetenwahlen. Vorgeschlagen und gewählt wurden die Herren Fabrikant Carl Scheer, Oekonom H. Fleischer, Kaufmann Ernst Palitzsch und für den Fall einer Ablehnung Kaufmann Gottlob Friedrich für die Neustadt, Fabrikant Ferd. Jäckel, Kaufmann Arthur Wiedner, Kaufmann Gustav Günther und für den Fall einer Ablehnung Fabrikant Arthur Lehmann für die Altstadt. Außerdem giebt der Herr Vorsitzende dem Collegium bekannt, daß Herr Stadtrath Clauß sein Amt bereits niedergelegt habe. Das Collegium genehmigte diese vor- zeitige Amtsniederlegung. Ein Brief des Herrn Clauß an den Herrn Bürgermeister soll dem Collegium in ge heimer Sitzung vorgelesen werden. — Nach Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern sind in den am 12. Juli 1900 erlaßenen Polizcivorschriften über den Handel mit Milch in der Stadt Hohenstein-Ernstthal vom 22. März 1900 folgende Abänderungen vorgenommen worden: Z 5, Fettgehalt und specifisches Gewicht. Wenn Vollmilch nicht mindestens 2,8 Proz. — bisher 3,0 Proz. — Fett und bei 15 ° Celsius ein specifisches Gewicht von höchstens 1,038 — bisher 1,034 — hat, so darf sie zwar in den Verkehr gebracht werden, jedoch muß auf dem Milchgesäße in einer sür die Käufer deutlich sichtbaren Weise kenntlich sein, daß die Milch einen ge ringeren Fettgehalt und ein höheres specifisches Gewicht hat. (Absatz 2 fällt weg.) § 8, Beschaffenheit der Milchgefäße, erhält als 3. Absatz: Die zur Aufbewahrung und zum Verkauf der Milch pp. dienenden Randgefäße sind mit Deckeln zu versehen. Diese Vorschriften treten mit dem Tage der Bekanntmachung in Kraft. — Seit der letzten Bekanntgabe neuaufgenymmener Bürger haben das Bürgerrecht hiesiger Stadt er- worben: 1. Herr Nadelmacher Karl Hugo Aurich, 2. - Strumpfwirker Friedrich AuMrst Bachmann, 3. - Nadelmacher Friedrich Ernst Bachmann, 4. - Strumpfwirker Robert Richard Barthel, 5. - Weber Emil Friedrich Beck, 6. - Strumpfwirker Ernst Emil Böhm, 7' - Weber Friedrich Wilhelm Bohne, 8. - Handelsmann Hermann Bonitz, 9. - Strumpfwirker Friedrich August Degenhardt, 10. - Nadelmacher Karl Kermann Max Ebhardt, 11. - Kürschner Guido Reinhold Flache, 12. - Strumpfwirker Karl Friedrich Gustav Förster, 13. - Weber Friedrich Wilhelm Funke, 14. - Nadelmacher Paul Emil Gläßer, 15. - Strumpfwirker Gustav Adolf Grabner, 16. - Spulmeister Herrmann Eduard Heinig, 17. - Hotelier Christian August Karl Hesse, 18. - Buchbindermeister Joh. Fürchtegott Jähring, 19. - Maurer u. Holzhändler Alois Franz Kastl, 20. - Strumpfwirker Emil Richard Kiesewetter, 21. - Kaufmann Justus Alfred Koch, 22. - Nadelmacher Otto Emil Krauße, 23. - Kaufmann Paul Krumbiegel, 24. - Schuhmacher Gustav Hermann Lorenz, 25. - Strumpfwirker Karl Gottlob Lorenz, 26. - Strumpfwirker Friedrich Theodor Meier, 27. - Reisender Oswald Theodor Neubert, 28. - Fleischermeister Franz Leonhard Nowak, 29. - Buchbinder Ernst Benjamin Opitz, 30. - Strumpfwirker Friedrich August Pfefferkorn, 31. - Strumpfwirker Ernst Hugo Pictzold, 32. - Glaser Friedrich Paul Riedel, 33. - Weber Karl Friedrich Scheer, 34. - Strumpfwirker Karl Richard Scheller, 35. - Bäcker Hermann Richard Schellhorn, 36. - Gasthofsbesitzer Heinrich Simon Scholz, 37. - Strumpfwirker Max Hermann Schubert, 38. - Packer Franz Julius Schüppel, 39. - Strumpfwirker Emil Siegel, 40. - Nadelmacher Gustav Emil Siegert, 41. - Uhrmacher u. Strumpfwirker Emil Stoll, 42. - Viehschneider Matthäus Swarowsky, 43- - Laternenmärter Paul Otto Uhlmann, 44. - Strumpfwirker Robert Louis Weißbach, 45. - Rathss kretär Kurl Weiße, 46. - Strumpfwirker Gustav Adolf Winter, 47. - Strumpfwirker Oswald Johannes Winter, 48. - Strumpfwirker August Louis Wötzel. — No. 40, 41 und 42 des Reichsgesetzblattes und das 12. und 13. Stück des Gesetz- und Ver ordnungsblattes vom Jahre 1901 sind eingegangen und liegen an Rathsstelle, Zimmer No. 1, zur Ein sichtnahme aus. — Herr Paul Max Schüßler aus Arnsdorf ist heute als Schutzmann für hiesige Stadt in Pflicht ge nommen worden. — Freitag, den 1. Novbr., Vorm. 8 Uhr wird im hiesigen Nachhause das Fleisch von zwei wegen gering gradigem Rothlauf und wegen Tuberculose beanstandeten Schweinen, das eine in gekochtem Zustande, L Pfd. 40 Pfg., das andere in rohem Zustande, ü Pfd. 40 Pfg., öffentlich verpfundet. — Auf die am 1. November im „Deutschen Hause" stattfindende Extra-Hauptversammlung des Crzge- birgsvcreins wird nochmals besonders hingewiesen und gebeten,Haß dieselbe recht zahlreich besucht wird, da die zu fassenden Beschlüsse des Erzgebirgsvereins von hoher Wichtigkeit sein dürften. — Die Manöver im Vogtlande, so schreibt der „V. A.", erfreuen sich bei den Soldaten besonderer Be liebtheit. Die Verpflegung der Truppen ist, wie allge mein anerkannt wurde, stets eine vorzügliche. Einen Beweis dafür bietet auch eine Rechnung, die ein Be wohner der Umgegend für „seinen Soldaten" erhalten hat. Der Mann hatte seinen Soldaten, einen Sergeanten, in einem kleinen ländlichen Gasthause untergebracht und erhielt dafür folgende Rechnung zugestellt, die nachstehend wiederqegeben sei: Einen Sergeant einen Tag einquartiert macht das Zimmer 1 Mk. 20 Pf. Für Mittagessen 1 - — s Nachmittag Kaffee Zum Abendbrot einen kalten — 30 Aufschnitt Dann früh beim Abmarsch — - 70 Kaffee Das Frühstück was er sich mit- — 40 genommen hat kostet — 70 s Cognac in die Feldflasche kostet und dann außerdem noch gehabt — 50 zu Mittag eine Flasche Wein 2 — B 3 Glas Bier ä 12 Pf. und noch 5 Stück Cigarren — 3b L 8 Pf. — s 40 - Sa. 7 Mk. 56 Pf. Im Durchschnitt sind pro Tag 7 Mk. gerechnet und fünf Tage sind es im ganzen und fünf mal sieben ist sünfunddreißig, also im ganzen 35 Mark. Betrag dankend erhalten.