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148 Stiftungen, besonders solcher, die uns eine Verbesserung der weiblichen Erziehung und Erwerbsfähigkeit gerichtet sind, werden ihr Andenken lebendig erhalten. Die Leiche der hohen Verstorbenen wurde mit großer Feier lichkeit im Mausoleum zu Potsdam au der Seite ihres verstorbenen Gatten beigesetzt. — Generalfeldmarschall Grafv.Walder- see ist mit dem gesamten Oberkommando auf dem Lloyddampfer „Gera" glücklich aus China heimgekehrt und in Hamburg mit großer Feierlichkeit empfange» worden. Die erste Begrüßung des zurückkehrcnden Ober feldherrn fand an der St. Pauli-Landungs brücke in dem dort errichteten Prunkzelte statt. Am nächsten Tage begab sich Graf Waldcrsee auch nach Altona, wo ihn drei kleine Mädchen »>il Blumensträuße» u»d einem Gedicht begrüßten, während durch den Oberbürgermeister Giese im Rathaus- snale der amtliche Empfang stattfand, an den sich ein Frühstück schloß. Die „Karse" Sei Sommerau. (Mit Abbildung.) — Höchst abenteuerliche Baum gestalten findet man oft im Gebirge, die dem Kampfe der Bäume mit den ihnen un günstigen klimatische» Verhältnisse» ihre Entstehung verdanken. Einer der sonder barsten Bäume ist die siebemvipfelige Tanne bei Sommerau im sächsisch-böhmische» Grenz - gebirge. Sie ist über zweihundert Jahre alt und wird »ach ihrer eigentümliche» Gestalt „die Harfe" genannt. Der Hauptstamm hat über zwei Meter Umfang. Der Baum ist schon seit längerer Zeit abgestorben, aber seiner Merkwürdigkeit wegen läßt mcm ihn stehe». Serbele». — Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts erschienen in den Berliner Zeitungen fortlaufend Familienanzeige», die heute einen sehr merkwürdigen Ein druck machen, weil sie eine gewisse Un höflichkeit zu enthalten scheinen. Es war Brauch, bei Traueranzeigen sich die Teil nähme und bei fröhlichen Anläßen sich ebenso die Glückwünsche gleich bei der Anzeige zu verbitte». So lese» wir im Jahrgang 1805 der „König!. Privile gierten Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen" im Monat August folgendes: „Freunden und Verwandten melden wir unsere am 80. Jiili vollzogene eheliche Verbindung und verbitten alle Gratulation. F. A. Walter, prakt. Arzt und Professor. E. W. Walter, geb. Lehmann." „Die glückliche Entbiiidung seiner Frau von einem gesunden Soh» meldet alle» Verwandte» u»d Freunde» unter Verbiltung des Glück wunsches der Major v. Putlitz im Jnf.-Neg. v. Tschammcr." — Kaufmann Wegener zeigt den Tod seines einzigen Söhnchens Karl Friedrich August an und schließt: „Die Kondolenz verbitten der Kaufmann Joh. v. Karl Wegener und seine Gattin Dor. Charlotte, geb. Brettschneidern." -- Etwa zehn Jahre später erblickte Otto v. Bismarck das Licht der Welt, und auch die ihn betreffende Geburtsanzeige enthielt die Verkittung des Glück wunsches. Diese Anzeige ist oft als Kuriosum angeführt worden: sie war jedoch etwas ganz Alltägliches, und Bismarcks Vater war nicht unhöflicher als andere Leute seiner Zeit. sE. K.j Sehr einfach! — I» der westfälischen Stadt Hamm stand im vorige» Jahrhundert auf dein Marktplatz an einer Wand des Rathauses der sogenannte „Schandescl", das heißt eine Holzfigur von der Gestalt eines Esels mit scharf kantigem, cisenbeschlagenem Rücken, dazu bestimmt, Personen wegen begangener Missethaten zum öffentlichen Schimpf aufsipen und „reiten" zu lassen. Eines Tages hatte sich ei» Soldat aus Friedrichs II. Heere bequemen müssen, unter großem Zulauf der Menge auf dem Schandesel Platz zu nehmen. Ter verhöhnte Reiter ärgerte sich am meisten über einen Bauern, der mit gespreizte» Beinen, auf seinen Knotenstock gestützt, vor dem Esel Posto gefaßt hatte und den Soldaten unausgesetzt mit dummpfiffigem Grinsen anlachte. Endlich schrie der Beschimpfte wütend von seinem Sitz herab: „Was glotzt du mich an, du Einfaltspinsel?" Sehr gelassen entgegnete das Bäuerlein: „Wenn's dem Herrn da oben nicht lieb ist, daß ich hier stehe, dann reite Er doch gefälligst in 'ne andere Straße!" sJ. W.j Saynemann und der ^Lord. — Der Erfinder der Homöopathie, Christian Friedrich Hahnemann ss 1848), brachte seine letzten Lebensjahre in Paris zu. Die llebersiedelung von Deutschland nach Frankreich geschah infolge seiner Ver heiratung mit einer Französin; Hahnemann war damals, als er diese Ehe einging, 79 Jahre alt. Auch an diesem seinem neuen Wohnsitze führte er eine Reihe bedeutender Kuren aus und sammelte viele Schüler um sich. Das Alter schwächte aber wohl nach und »ach seine Geisteskräfte, wenigstens zeigte sich dies in den von ihm ost in abgeschmackter Weise erteilte» Vorschriften. Er verschrieb nur die allerkleiiisten Dosen, und fast rechtfertigte er den Scherz des großen Arztes Dupuytren, der einmal sagte: „Hahnemann wirst einige seiner Kügelchen von dem Pont Neuf ins Wasser und schickt seine Patienten »ach Havre mit den Worten: „Schöpfet Wasser aus der Seine, trinkt, und ihr werdet genesen!" Zu solchen und ähnlichen Spötterelen gaben Hahnemanns Eigentümlichkeiten oft Anlaß und vielleicht auch zu folgender Anekdote, die lange in Paris in Umlauf war. Eines Tages fährt ein reicher Lord bei Hahnemann vor, um ihn wegen einer Krank heit um Nat zu fragen. Der Greis hört aufmerksam die Darlegung des Patienten an, nimmt ein Fläschchen, öffnet es, hält es dem Lord unter die Rase und sagt: „Riechen Sie! ... Gut! Sie sind geheilt!" Dee Engländer, nicht wenig überrascht, erwidert: „Was bin ich schuldig?" „Tausend Franken!" lautet die Ant wort Hahnemanns. Der Lord zieht eine Tausendfranken- note aus seiner Tasche, hält sie dem Homöopathen unter die Nase und sagt: „Riechen Sie! . . . Gut! Sie sind bezahlt!" — und verläßt das Zimmer. sE. K.s Pas Sprachrohr Manitous. — Als die erste Telegraphenlinie in Nordamerika durch die Gefilde der Indianer gezogen wurde, begegnete das Unternehmen auf feiten der Eingeborenen anfangs einem hef tige» Widerstand. Da kam der leitende Ingenieur, um den Beschädigungen, nament lich dem Umreißen der Stangen und Ab- schneide» der Drähte, vorzubeugen, auf den gute» Geda»ke», sich de» Aberglaube» der J»dia»er dienstbar zu mache». Zu diesem Zweck richtete er nach Vollendung der Linie von Fort Kearney bis Fort Laramie, die gegen 500 englische Meilen voneinander ent fernt sind, es so ein, daß der Häuptling der Arnpohoes sich an dein gleiche» Tage in Fort Kearney einfaud, an welchem der Häuptling der Sioux das Fort Lamarie besuchte. Nachdem die Beamten auf beide» Statioue» sich durch Signale überzeugt hatten, daß jeder von ihnen einen Häupt ling »eben sich stehen hatte, fragte der In genieur zu Fort Kearney den Arapohoc- häuptling, ob er nicht Lust habe, ein wenig mit seinem Freunde, dem Siouxhäuptling in Fort Laramie, zu plaudern. Der In dianer stellte eine Frage, und sein entfernter Freund, der Sioux, antwortete. Dann wurde die Unterhaltung lebhaft, und Frage» und Antworten flogen hin und her. "Natür lich waren beide Häuptlinge außer sich vor Erstaunen; aber sie forschten nicht »ach einer Erklärung des Wunders, sondern »ahme» die Versicherung der Telegraphisten auf bei den Forts, daß der Telegraph das „Sprach rohr Manitous, des großen Geistes", sei, mit gläubigem Vertrauen auf. Zum Schluß ließ man die beide» Häuptlinge sich gegenseitig einladen, auf der Hälfte des Weges zwischen beiden Forts sich zu treffen. Die Häuptlinge ritte» jeder 250 Meilen weit, trafen und überzeugte» sich »u» durch persönliche Aussprache, daß es mit der Unterredung, die sie in einer Entfernung von 500 Meilen miteinander gehalten hatten, seine volle Züchtigkeit habe. Alsbald wurde die wunderbare Mär vom „Sprachrohr Manitous", dem Telegraphen, unter allen Jndianerstämmen bekannt. Dies hatte zur Folge, daß von da ab Telegraphen stangen, Drähte, Apparate, sowie Stationen in den Augen der Indianer für- heilig gehalten wurden und unberührt blieben. sE. K.j Magisches Huadrat. L L » Ij L L L N N U I, dl K K II K K K D OVO Die Buchstaben in vorstehender Figur sind jo zu ordnen, dasi in den wagerechien Reihen folgende Bezeichnungen enisteben: r) ein Vota!, 2) ein Bild, ö) ein männlicher Vorname, 4) ein Monat, cy ein Musitinstrument, v) ein HerrfcherMel, 7> ein Konsonant. Sind alle Wörter richtig gefunden, fo ergeben die sich kreuzenden Mittellinien dasselbe, einen Auslösung folgt iu Rr. US. Auflösungen vo» Nr. 36: der (krgänzungs-Au fgabe: Schwertfisch, Ehinasilber, Handkus;, Elfenbein, Nilpferd, Ztreisgericht, Eisenerz, Nordlicht, Dachstuhl, Ostende, Nittersporn, Feuerstein — Schenkendorf; des Anagramms: Tauber, lraube, Raub, Braut. Alle Rechte Vc»vlrehrrtterr. Verantwortlicher Redakteur: Th. Freund. Druck und Verlag de- Union Deuychc Verlagitgefclljchafl tu Stuttgart. Tie „Harfe" bei Sommerau, eine über zweihundert Hahre alte siebemvipfelige Tanne in den Waldungen von Lommerau in Sachsen.