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Nr. 214 Freitag, den 13. September 1901. Annahme der Inserate für die 10 Uhr. Größere Anzeigen Redaclion und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Nummer bis Vorm, vorher erbeten. 8. Jahrgang. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. sd Wcnsim-UnMü, ArrliWitz, 8nsStts, — 0' urspnmg, Mittelbach, Hennsdorf, Bemsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Dieses Blatt ersck?ink . täglich Nachmittags. — Ausnahme oer Sonn » deren Austrän^ durch diec^,',"'^^osttage d°-i°u»K-,„'ZLL-.M-. M., ^8 E ö x» Deutsches Reich. preußischen Militärjustiz zu das ergangene Urtheil al- menschlichen Gewissens. Die eine deutsche DreyfuS-Affaire aus diesen Preßäußerungen gegen die Handhabung der beiheiligen, und betrachtet eine Herausforderung des bereits signalisirte Absicht, zu eröffnen, geht deutlich hervor. Lloyd" noch vollkommene Unklarheit über das, was er reicht worden ist. Nur vereinzelt finden sich in der chinesischen Presse Andeutungen über das, was zu er warten ist. So schreibt z. B. die „Sun. Pao" : „Im Artikel XII. der Friedensbedingungen ist die Schleifung der Takubefestigungen vorgesehen. Die fremden und chinesischen Kaufleute von Tientsin haben das diplo matische Corps ersucht, durch die Militärbehörden in Tientsin baldigst die Schleifung vollziehen zu lassen, mit Rücksicht auf den Schiffsverkehr aber von einer Spreng ung mit Dynamit abzusehen, die Werke vielmehr durch Kulis abtragen zu lassen " — Eine herrenlose halbe Million. Das große Loos der preußischen Classenlotterie im Betrage von 500 000 Mk. war in der 4. Classe in der 204. Ziehung einem Großgrundbesitzer in Rußland zugesallen. Dieser glückliche Gewinner ist aber nirgends aufzufinden ge wesen. Da der Anspruch auf einen Gewinn in der preußischen Classenlotterie am 90. Tage nach Schluß der Ziehung erlischt, so war diesmal am 18. August der Tag abgelaufen, an dem Gewinne ausbezahlt werden. Der Gewinn von 500 000 Mk. fällt in die Lotteriecasse zurück und wird von dieser um so lieber vereinnahmt werden, da ihr durch den Nichtverkauf zahlreicher Lotterieloose namhafter Schaden entstanden ist. — Der Pariser „Malin" fordert in seinem ersten, eine Reihe von Artikeln einleitenden Aufsatze über die Affaire Krosigk die ganze Welt auf, sich an dem Proteste — Wie vorauszusehen war, hat die Nachricht von dem gegen den Präsidenten der Vereinigten Staaten verübten Attentate eine starke Rückwirkung auf die Empfangsvorbereitungen für den Zaren in Frankreich gehabt. Die Inspektoren der Staats- und Geheimpolizei entfalten in Dünkirchen, Compiögne und Reims eine fieberhafte Thätigkeit und treffen täglich neue umfassende Vorbeugungs-Maßnahmen. In den drei Städten wird sich ein Polizeiaufgebot zusammen finden, wie man es seit langer Zeit in Frankreich nicht gesehen hat. Vom Ministerium des Inner» sind sehr strenge Anordnungen an die Spezialkommiffare in der Provinz ergangen, die als gefährlich bekannten Anarchisten scharf zu überwachen. Außerdem hat die Staatspolizei in die als anarchistische Sammelpunkte geltende Arbeitercentren bes. Inspektoren gesandt, um die Lokalbeamten in ihrer schwierigen Aufgabe der Ueber- wachung der zahlreichen Verdächtigen zu unterstützen. Alle Bewegungen jedes einzelnen Anarchisten müssen beobachtet werden. Die Staatspolizei ist außerdem ermächtigt worden, die Anarchisten, die sich zur Theorie der Propaganda der That bekennen, auf der Stelle festnehmen zu kaffen, wenn irgend etwas Anormales in ihrem Auftreten entdeckt wird oder wenn sie zur Zeit ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort zu verlassen sich anschicken. — Welche ungeheuren Gebote bei Verpacht ungen von Bahnhofswirthschaften abgegeben werden hat sich wieder einmal bei Ausschreibung der Wirth, Mittwoch, den 18. September a. c., Vormittags von 9—12 Uhr in Georgis Restaurant vereinnahmt. Alle nach Ablauf dieses Termins ungeachteter Mahnung verbleibenden Reste werden dem Vollstreckungsbeamten zur zwangsweisen Beitreibung überwiesen. Oberlungwitz, am 11. September 1901. Der Gemeindevorftand. Oppermann. hä glichkeit an die Dynastie der Hohenzollern im weiten deutschen Vaterland ist, so sind wir doch weit entfernt, durch das Hervorheben dieser dynastischen Erinnerungen unsere Vaterlandsliebe erwecken oder bestimmen zu lassen. Das Volk weiß, was es auch 1813 ohne und gegen die Initiative Friedrich Wilhelms III. unternommen hat. Dies Hervorheben der That seiner Vorfahren ist mensch lich ein schöner Zug, politisch wäre es wohl richtiger, gesunder und erfreulicher, wenn man, wie unter Kaiser Wilhelm I. wartete, daß es aus dem Volke heraus zum Throne dränge, statt umgekehrt. Hier wie auch bei der Entfaltung dekorativer Aeußerlichkeiten zeichnet die Re- gierungrzeit des ersten Deutschen Kaisers einen Kurs vor, der dem Sinne und den Neigungen der Mehrheit des deutschen Volkes mehr entsprechen würde." — Neber Miqucl's Art zu diskutircn äußert sich Abg. Rickert in der „Danziger Ztg." wie folgt: Miquel konnte im Laufe der Diskussion übertreiben, un logisch, spitzfindig, heftig und ungerecht werden; aber er trug nichts nach, sondern er war im persönlichen Ver kehr auch gegen die Gegner ohne Gehässigkeit. Auf äußere Formen und die Erfordernisse der Etiquelte qab er nichts; wo er in seiner amtlichen Stellung darauf Rücksicht nehmen mußte, waren sie ihm lästig. Tem peramentvoll wie er war, ließ er sich öfters zu Aeußer- ungen Hinreißen, die mit seiner sonstigen berechnenden Klugheit nicht im Einklang standen und die ihm viele Verlegenheiten bereiteten, wie seine bekannten Aeußer- ungen in der Kanalfrage und über das Verhalten der Agrarier zu den Handelsverträgen. Seinen alten Freunden gegenüber war er im vertraulichen Gespräch oft über- raschend „unvorsichtig" und offen in Dem, was er als seine Absichten darlegte, freilich wenig gleichmäßig und konsequent. Auch die „Nat.-Ztg." bemerkt zu der Ge sprächsweise Micuel'S: Er besaß Unbefangenheit genug, die Gegnerschaft zu begreifen, und wenn stundenlange Abend-Gespräche in seinem Arbeitszimmer immer häufiger im Streit über die politischen Tagesfragen begannen, so gingen sie dock stets in die alte freundliche Unter haltung über gemeinsame geistige Interessen über. Denn zu dem Reiz von Miquel'« Persönlichkeit gehörte die Vielseitigkeit seiner geistigen Interessen. Ein Gespräch, das beim Waarenhausgesetz begonnen hatte, konnte bei Cäsar oder dem Zug der Vandalen nach Afrika enden. — Wird China die Friedensbestimmungen halten? Diese Frage wird sich kaum bejahen lassen. So werden anscheinend die verbotenen Prüfungen nach wie vor ruhig weiter veranstaltet werden. Der „Ostasiat. Lloyd" schreibt: Ein kaiserliches Edict hat bekanntlich ausdrücklich angeordnet, daß in Uebereinstimmung mit dem Präliminarfrieden in allen Städten, wo Fremde ermordet oder grausam behandelt worden sind, alle öffentlichen Ctvil- und Militärprüfungen eingestellt werden sollen. Wie dieses Edict gehalten wird, erhellt aus der folgenden Mittheilung der „Hsin-Wen-Pao". „Nach Abzug der Verbündeten wird, da die Examenshallen durch die fremden Truppen zerstört sind, die Prüfung für den Grad eines Tung-scheng und Hsin-tsat in Ting- Tfchon abgehalten werden. Der Stadtpräfect, der an der persönlichen Leitung der Prüfung durch die Wieder herstellung geordneter Verhältnisse in Paotingfu ver hindert ist, hat den defigntrten Präfect Kung damit be auftragt." „Auch sonst herrscht, so schreibt der „Ostasiat. Chr-n,runks'im "cs d-r Kais-, a. strich zu b-.-m'„ aus ihm hervorqebend dos Zubußen und K-mOb-rg mid Osipmchm UMM H hab- JchU," NL7lL^ ^mar peuen taffen damit Ihre Augen sie sehen und damit der Segen Gottes von neuem au die herabae fleht werde vor demselben Altar, wo einst Kaiser Wi - Helm der Große stand und sich die Krone aufs Hanpt setzte, als d.eien,ge, welche von Gott allein ihm gegeben und von Gott allem ihm zustand und erachtet wurde So war denn der gestrige Tag ein Sympol zur Er- mnerung an die schweren und die guten Tage, die Ostpreußen mit seinem Königshause erlebt hat. Denn das Großartige in der Erhebung, die zu den Freiheits kriegen führte, lag nicht nur darin, daß auf den Ruf seines Königs ein jeder Ostpreuße zu den Waffen griff und sein Schwert schwang, sondern daß vor allem die Einkehr in sich selbst und die Buße vor dem Allerhöchsten den Anfang machten. So möge dieser Geist der Väter, der das Große vorbereiten half, und die Thränensaat der hochseligen Königin Luise, die in den herrlichen Aehren gewandelt hat, die Sie noch mitgemäht haben und die Ich einheimse, so möge dieser Geist wieder von dieser Provinz ausgehen und vorbildlich für das ge- sammte Vaterland werden zu hingebungsvoller Mit arbeit und vertrauensvollem Aufblick zu dem König." — Neber die Idee des Gottesgnadenthums, wie sie der Kaiser jetzt in Königsberg vertreten hat, schreibt die „Rhein. Wests. Ztg.": „Der Kaiser hat schon öfter von dem mistisch-religiössn Ursprung des preußischen Königsihums unter der Betonung der Idee des Gottes gnadenthums gesprochen. Er hat zu diesem Zweck an läßlich der 200jährigen Wiederkehr des Krönungsjahres die Ceremonte der Niederlegung der Kaiserkrone an dem Altar der Königsberger Krönungskirche vollzogen. Was er hierbei bezweckte, war der Wunsch, daß das Vertrauen und der Gehorsam gegen die Krone als eine religiöse Pflicht im Volke empfunden werde. Sofern hierunter Aufopferung für das große Ganze, Hingebung an das Vaterland verstanden wird, wird dieser kaiserlichen An sicht in den nationalen Kreisen des Volkes nicht wider sprochen werden. Der Kaiser pflegt dabei aber weiter zu gehen und die religiöse Verpflichtung auf die Familie der Hohenzollern auszudehnen. Das können ihm zahl reiche Patrioten, namentlich des Westens nicht nachem pfinden, da sie zum Theil erst kurze Zeit unter der Herrschaft der Hohenzollern stehen. Uns scheint da« romantische Hinüberspielen der Vaterlandsliebe auf cm mystisch-religiö- fundtries Vertrauen zum Herrscher nicht zeitgemäß und nicht glücklich. Die Treue gegen den Herrscher gründet der Deutsche lieber auf Dankbarkei für die Leistungen des Herrscherhauses für die Macht und Größe des Vaterlandes. Er bringt dem Hascher 2 W.N landsliebe wecken zu können. 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