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sich selbst schützen!" Das soll nun dadurch erreicht werden, daß sie alle zunächst bedrohten Distrikte mobilisiren, indem sie die Bevölkerung zu den Waffen rufen. Die Bevölkerung des Landes ist aber bekannt lich eine holländische und keine englische, und der Holländer zeigt wenig Lust, die Waffen gegen seine burischen Brüder, auch wenn diese als Feinde kommen, zu ergreifen. Da bleillt denn den Engländern nichts weiter übrig, als mit Gewalt vorzugehen nach dem Grundsatz: .Entweder du bist für mich oder gegen mich, dazwischen giebt es nichts!" Dementsprechend werden nun in den zu mobilisirenden Distrikten eine große Anzahl Werbestellen eingerichtet, die vermittelst eines Heeres von Unterbeamten jeden einzelnen Bauern auf seiner Farm aufsuchen, ihn zunächst in die Stamm rolle eintragen und dann auffordern, sich diesem oder jenem Truppenkörper anzuschließen. Wahl der freien Entschließung wird dem Betreffenden nicht gelassen; weigert er sich, so deportirt man ihn einfach nach Port Alfred an der Küste, wo die Engländer große Lager zu deren Aufnahme eingerichtet haben. Inden meisten Fällen sucht der Werbeoffizier den sich weigernden Bauern zunächst einzuschüchtern. Sein Vieh wird ihm unter dem Vorwand militärischer Requisition gegen Aushändigung eines Scheines genommen; hilft dieses noch nichts, so wird der Bauer vor den Kommandanten zitirt und unter dem Vor wande einer Untersuchungshaft einige Tage eingelocht. Schließlich droht man ihn, von Weib und Kind zu trennen und an die Küste zu deportiren. Vielfach läßt der Bur dies lieber über sich ergehen, als daß er sich zum Militärdienste gegen seine Landsleute pressen läßt; in den meisten Fällen thut er aber schließlich doch das, wozu man ihn zwingt, und läßt sich, mürbe gemacht, zum englischen Militär anwerben. Wo es aber angeht, sucht er den Engländern zu entkommen und eilt direkt in die Armee seiner Landsleute. Sehr bereitwillig lassen sich die Farbigen, Halbfarbigen und Schwarzen von den Engländern rekrutiren und in der That macht derjenige, welcher sich durch den Augenschein vom eng lischen Kriegsmaterial im Jnneru des Landes überzeugen kann, die Wahrnehmung, daß das englische Militär wohl zum hervorragendsten Theile aus Nicht-Weißen besteht. Man frage sich aber einmal, was von den zu zu Soldaten gepreßten Buren für die Engländer zu erwarten steht, wenn es wirklich zum Zusammenstoß mit dem Feinde kommt. Die Erfahrung lehrt, daß dieselben, wo es sich nur einigermaßen machen läßt, ohne weiteres übergehen, denn sie sagen sich einfach, wenn sie schon einmal kämpfen müssen, so thun sie dies zehnmal lieber mit den Buren als gegen sie. Die Engländer rächen sich dadurch, daß sie die Ueberläufer, wo sie dieselben fassen können, aufhängen oder lebens länglich deportiren. Diese Mobilisirung dürfte so ziem lich der letzte gewagteste Schritt sein, den die Engländer zur Rettung ihres Landes thun. Aber die Frage bleibt doch immerhin offen, ob ein südafrikanischer Alba mehr erreicht als sein würdiger Vorgänger des sechzehnten Jahrhunderts. OerLliches nnd Gächksches. Hohenstein-Ernstthal, den 21 August. — 12. öffentliche Stadtverordnetensitzuug, am 20. August, Abends 8 Uhr. Anwesend: 18 Stadtver ordnete; vom Rathe die Herren Anger, Clauß und Schulze. Der Vorsitzende Herr Redslob giebt unter 1) Kenntniß- nahmen, bekannt, daß der Prozeß mit dem Holzhändler Herrn Jehnigen und dem Gärtner Herrn Wächter zu Gunsten der Stadt entschieden ist. Von Herrn Wächter ist beim Stadlrathe ein Brief eingegangen, welcher zur Verlesung gelangt. Der Stadtrath hat in dieser Ange legenheit einen Beschluß gefaßt, der dem Collegium unter breitet wird. Er wird beantragt, diesen Beschluß wörtlich ins Protokoll aufzunehmen, dem das Collegium allseitig zustimmt. Dieser Beschluß hat folgenden Wortlaut: Da in dem bis zur letzten Instanz geführten Prozeße Stadtgemeinde Hohenstein Ernstthal aontrn Wächter— Jehnigen das Oberlandesgericht alle von der Gegenpartei gegen die Vertreter der Stadt erhobenen Beschuldigungen als „nicht begründet" verworfen Hal, infolgedessen der Prozeß zu Gunsten der Stadt entschieden worden ist, Wächter aber gleichwohl noch glaubt, ihm sei Unrecht geschehen, so kann der Stadtrath nur annehmen, Wächter sei derart von seinen Joeen befangen, daß er überhaupt durch nichts vom Gegentheil zu überzeugen sei und be schließt deshalb der Stadtrath, derartige sich wieder holende Briefe in Zukunft zu ignoriren. Im Uebrigen gehe die Beleidigungssache, nacht em der Prozeß zu Ende ist, ihren strafrechtlichen Gang. 2) Verkauf der Parzelle 519 des Flurbuchs für Hohenstein-Ernstthal, Flurtheil Ernstthal. Das schon in der letzten Sitzung vorgelegene Kaufgesuch des Herrn Gärtner Dressel lag wieder vor. Gleichzeitig wurde mitgetheilt, daß mit Herrn Scheer ein Vertrag betreffs Ankauf der Waldwiese zu den beschlossenen Bedingungen abgeschlossen ist. Ferner ist mit dem Pächter des zu verkaufenden Grundstücks, Herrn Bachmann, ein schrift liches Abkommen getroffen, wonach derselbe gegen 40 Mark Entschädigung sofort von seinem Vertrage zurück tritt. Der Verkauf diese« Grundstücks verursacht eine längere Debatte, an der sich die Herren Redslob, Layritz, Resch, Schellenberger, Reinhold I und II, Krauß, Krauße, Gericht-rath Käßberg, Stadträthe Schulze, Claus und Anger betheiligen, wobei es sich hauptsächlich um die Wafferfrage handelt. Schließlich genehmigt da« Colle gium den Verkauf diese« 7500 Quadratmeter großen Areal« zum Preise vom 3500 Mark einstimmig mit dem Vorbehalte, daß die Stadt keine Verpflichtung übernimmt, da« Grundstück mit Wasser zu versorgen. Hierauf ge heime Sitzung. — Erzgebirgisches Volksfest. Auf dem Festplatze wird außer den Sehenswürdigkeiten und Belustigungen ein Postkartenstand mit allen Ansichten von der Stadt vertreten sein. Daneben werden auch Postkarten mit Blumen, Veilchen-, Rosen-, Waldesduft u. s. w., Ständer mit Postkarten, Albums mit Ansichten von Hohenstein- Ernstthal zum Verkaufe ausliegen. Hierbei sei noch der „Erzgebirgische Waarenbazar" erwähnt, der durch die mannigfachsten und niedlichsten Gegenstände die Aufmerksamkeit der Festbesucher auf sich ziehen wird. — Donnerstag, den 22. August, Vormittags 8 Uhr wird im hiesigen Rathhause das Fleisch eines wegen Tuberculose beanstandeten Schweines, roh, L Pfd. 40Pfg., öffentlich verpfundet. — Marfchfourage. Die in Gemäßheit von § 9 Abs. 1 Ziffer 3 des Reichsgesetzes über die Natural- leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden in der Fassung vom 24. Mai 1898 nach dem Durchschnitt der höchsten Tagespreise des Hauptmarktorte« Glauchau im Monat Juli d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft Glauchau im Monat August d. I. an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: für 50 kg; Hafer 8 Mk. 93 Pfg., für 50 kss Heu 4 Mk. 73 Pfg., für 50 kx Stroh 2 Mk. 63 Pfg. — Das Zielfchießen der Gendarmerie von den Königl. AmtShauptmannfchaften Glauchau und Chemnitz fand gestern in Glauchau statt. Von der Amtshaupt mannschaft Glauchau erhielt mit 66 Ringen den 1. Preis Gendarm Köhler-Oberlungwitz, mit 65 den 2. Preis Gendarm Groschopp-Remse und den 3. Preis Gendarm Dietze-Meerane. Von der Amtshauptmann schaft Chemnitz mit 68 Ringen Gendarm Strehle-Ober- hermsdors den I. Preis, mit 65 Ringen Gendarm Burk- Hardt-Wittgensdorf den 2. Preis und Gendarm Teichert- Neukirchen den 3. Preis. Leipzig. Die Arbeiten beim Völkerschlachtdenkmal sind jetzt insofern wieder gefördert worden, als mit dem Bau einer Drahtseilbahn begonnen wurde, auf welcher die großen Sandmassen zur Fundirung des Denkmals herangeschafft werden sollen. Leubnitz. Vor kürzerer Zeit verließ der hier bei seinen Eltern wohnhafte 20 Jahre alte Schlosser W. heimlicherweise mit einem Arbeitskollegen, dem in Frauen reuth wohnhaften L., den hiesigen Ort. Nicht wenig erstaunt waren nun die Eltern, als sie von ihm eine Karte erhielten, auf der er schrieb, daß er sich bei der Fremdenlegion in Algier habe anwerben lassen. In einem dieser Tage an seine Eltern gerichteten Briefe schreibt er weiter, daß beide am 1. d. Mts. in Sidai- bell-Abes gelandet und dort eingestellt worden seien, so- wie daß der Dienst kein allzu schwerer sei. Sie haben z. B. nur von früh '/,6—8 Uhr Exerciren und dann in den Abendstunden Instruction, während sie den ganzen Tag über wegen übermäßiger Hitze, die nicht unter 37 Grad ist, vom Dienst frei sind. Der junge Mani, ist bereits im Frühjahr dieses Jahres von der AnShebungs- Commission für die Malrosen-Artillerieabtheilung nach Löhe ausgehoben worden, es dürfte daher nach ferner Rückkehr nach Deutschland noch ein militärisches Nach spiel folgen. Plauen. Ein teuflischer Streich ist am Sonnabend entdeckt und glücklicherweise vereitelt worden. Eine bei den Arbeiten für die Elsterverlegung in dec unteren Aue verwendete Locomobile war mehrere Tage unbenutzt ge blieben und wurde einer Reinigung unterzogen. Dabei fanden sich in zwei Flammenrohren versteckt zwei Nollen Sprengpulver vor. Die eine Rolle enthielt 325 A, die andere 70 § Pulver. Wenn die Maschine nicht gründ lich gereinigt worden und das Pulver unbemerkt ge blieben wäre, dann hätte es beim Anheizen der Maschine sicher eine Explosion gegeben, die nicht nur die Lokomobile zerstört, sondern höchstwahrscheinlich auch dem Heizer das Leben gekostet hätte. Der Besitzer der Locomobile wohnt in Reusa. Ein früher als Heizer bei ihm in Arbeit stehender Mann ist als der Urheber des verbrecherischen Werkes ermittelt und verhaftet worden. Wie er angiebt, wollte er nur die Locomobile zerstören. Das Pulver ist aus einem Steinbruche gestohlen worden. — In kindlichem Unverstände hat in Adorf am Sonnabend gegen Abend ein kleiner, in der Nähe des Friedhofes spielender Knabe welk gewordene Kränze und trockenes Gras hinter eine Scheune zusammengetragen und angezündet. Dadurch gerieth die mit Erntevor- räthen nahezu gefüllte Scheune in Brand und ging in Flammen auf. — In Auerbach i. V. ist das I'/,jährige Kind des Handarbeiters Ferd. Habicht durch ein Fenster des 2. Stockwerks in den Hof abgestürzt. Es erlitt einen Schädelbruch und war sofort todt. Neumark. In einem hiesigen Gasthof erschien dieser Tage ein Mann mit den Worten: „Kann ich für mein Geld etwas zu essen und zu trinken bekommen?" Der Wirth sagte: „Jawohl, was wünschen Sie denn, Butterbrot und Käse, oder einen Aufschnitt?" — „Ist mir gleich", erwiderte der Fremde. — „Und was soll ich für Bier einschenken?" — „Ist mir gleich, was frisch ist." Der Wirth verabreichte Butterbrot und Käse und ein Glas Lagerbier im Gesammtbetrage von 40 Pfg. Der Gast legte, nachdem er gegessen und ge trunken hatte, 20 Pfy. auf den Tisch und sagte: „Herr Wirth, ich will bezahlen." Letzterer sagte: „Es macht 40 Pfg.", worauf der Gast erwiderte: „Ich habe Sie ausdrücklich gefragt, ob ich für mein Geld etwas zu essen und zu trinken bekommen kann, da sagten Sie ja, haben aber nicht gefragt, wie viel ich Geld habe, ich habe nur 20 Pfg." — sagte dies und ging fort. — In der Nacht zum Sonntag ist im Hotel zur Vogtländischen Schweiz in Jocketa ein beteudenter Einbruchsdiebstahl verübt worden. Bei diesem Diebstahle sind dem Büffetier Kupfer aus dem verschlossenen Büffetschrank in der Gaststube nahezu 500 Mk. Geld gestohlen worden. Der Bestohlene ist ein junger sparsamer Mensch. Der Dieb scheint Ortskenntnisse besessen zu haben. Altenburg, 19. August. Dem „Leipziger Tage blatt" wird von hier geschrieben: Auf unsere Anfrage in Stettin haben wir die bestimmte Auskunft erhalten, daß unser Bürgermeister daselbst verhaftet worden ist, weil er Nachts auf der Straße seiner fidelen Reise stimmung zu lautem Ausdruck verlieh. Daß man seiner Legitimation nicht Glauben schenkte, brachte ihn i in solche Erregung, daß er mit der Schutzmannschaft in Streit gerieth. Die Folge davon war seine Fessel ung und Äbführung in's Polizeigefängniß „Custodie". Herr Germann hat sich über das ihm zugestoßene Miß geschick, welches auf der Reise schon manchem Andern passirt ist, derartig aufgeregt, daß er zur Zeit schwer krank auf Rügen darniederliegt. Gute Kameradschaft. (Erinnerungen eines alten 105ers an 1870/71.) Finstere Nacht breitete sich über die Gefilde von St. Marie, St. Privat und Noncourt und deckte liebreich das Entsetzliche des großen Dramas zu, das sich soeben dort abgespielt hatte. Fast lautlos saßen wir beisamen am Walde von Jaumont, denn angesichts des großen Jammers konnte an diesem Abend der fröhliche Leicht sinn junger Soldaten nicht aufkommen und selbst die sonst derbwitzigsten Kameraden und Kompagnie-Spaß- macher verhielten sich heute ziemlich still. Wir gedachten der Todten und Verwundeten, nur in gedämpftem Tone gingen die Mittheilungen der Einzelnen von Mund zu Mund. Ueber die vor uns liegenden Felder bewegten sich hier und da dunkle Gruppen, es waren die Sanität«- k Mannschaften, die Tobte begruben, Verwundete suchten j und zu den Verbandsplätzen trugen. Ueber all das große Elend, das hier die weite Flur bedeckte, legte sich ein matter Widerschein der rings herum wüthenden Feuer- gluthen, die von den Dörfern und Höfen gierig noch das vernichteten, was nach dem furchtbaren Kampf der letztvergangenen Stunden übrig geblieben war. Viel leicht hätte bei uns trotz der Uebermüdung eine fröhlichere Stimmung Platz gegriffen, wenn wir zu jener Stunde schon eine Ahnung gehabt hätten, welch' folgenschweren Sieg die deutschen Truppen soeben errungen und welch' erheblichen Antheil am Gelingen auch wir hatten. Nur so viel wußten wir bereits, daß unserem sächsischen Korps nach der fast ohne Gleichen dastehenden Marsch leistung der letzten Tage die Umfassung des rechten feindlichen Flügels gelungen war und daß wir vereint mit den Kameraden der preußischen Garde die Franzosen aus dieser Stelle zurückgeworfen hatten. Kampfbereit für den nächsten Morgen, lagen wir mit der Waffe im Arm auf kühler Erde und gern hätten sich für heute die müden Augen geschloffen, wenn nicht der Erhaltungs trieb stärker gewesen wäre und der Magen nicht so heftig knurrend da« Seine verlangte. Aber mit Speise und Trank war es an diesem Abend bei uns recht traurig bestellt und trotz des fürchterlichen Ernstes der Situation mag wohl Mancher damals mit Sehnsucht an die Fleischtöpfe daheim bei Muttern oder in der lieben Garnison Oelsritz gedacht haben. Vor Allem fehlte es an Wasser zu einem kühlen Trunk und zum Auffrischen der mit einer dicken Kruste von Schweiß, Rauch und Staub überzogenen Gesichter und so mußten sich denn schließlich nach allen Richtungen hin müde Schleichpatrouillen auf den Weg machen, nicht um noch mals den Feind, sondern um das uns zu dieser Stunde viel liebere Wasser zu suchen. Auch ich irrte mit zwei Kameraden, mit klappernden Feldgeschirren reichlich be hangen, uniher, um eine Quelle, ein Bächlein oder doch wenigstens eine Pfütze mit dem so nölhigen Labsal zu entdecken. Unser Mühen war jedoch vergeblich und schon wollten wir die übermüden Knochen wieder der Lagerstätte entgegenschwanken lassen, als etwas so ganz Unerwartetes geschah, das uns drei glücklichen Kerle zwar nicht in den Besiß von Wasser, aber dafür sogar in den Besitz von Leckerbissen brachte, von deren Vor handensein in dieser Gegend sich unsere regste Phantasie nichts hätte träumen lassen. Gerade als wir dem un- wirthlichen Stoppelfelde, auf den, wir uns befanden, den Rücken zu kehren uns anschickten, tauchten die Kon turen einer großen männlichen Gestalt, eingehüllt in einen L a v v: u ri ir w m m L ei dl di fa gc m A H ed da be S siö Hb S dei an sel D< Ei S, süi gei Je ha Ar da un de! sch Bi un Sc do> UN stei Bo gle ein dm wn kov ja ani ma un! wii thu zog Da so Ha lan fan erh viel eim mn frei einl An. Wi stra im etw Brc Pei Fro beid hau des sanl hat erst scho Aui Ma Tho voll