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Lugau, 5. Sept. Ein äußerst betrübender Vorfall kam gestern hier vor, da das zweijährige Söhnchen des Gutsbesitzers Emil Herold durch Sturz vom Heu boden auf die Scheunetenne tödtlich verunglückte. Die bedauernswerthe Mutter hatte ihre beiden Kinder, um dieselben nicht in der Stube allein zu lassen, mit auf den Boden genommen. Sie hatte sich etwas vom Balken loche entfernt, als plötzlich der kleine Junge fehlt. Und als sie Umschau hält, steht sie ihn auf der Tenne liegen, wo derselbe leider nur als Leiche aufgehoben werden konnte. Der plötzliche Tod soll durch Einschlagen der Hirnschate eingetreten sein. — 73 Bewerbungen um den Posten eines Kassen revisors für den obervogtländischen Stadt-Kaffenrevisious- Verband (Oelsnitz, Auerbach, Falkenstein, Markneukirchen, Adolf) waren in Folge öffentlicher Ausschreibung der Stelle eingegangen. Gewählt wurde der bei der Leipziger Stadthauplkaffe angestellte Kontroleur Weißke. Der der zeitige Verbands-Kaffenrevisor Dunger, welcher als Stadt- haupikassirer nach Bautzen berufen wurde, war ebenfalls früher bei der Stadtkaffe in Leipzig angestellt. Zwickau. Die Stadtgemeinde Zwickau wurde für das Jahr 1901 mit 582430 Mk. Einkommen und 23 280 Mk. Einkommensteuer eingeschätzt. Der Rath reklamirte mit Erfolg, das Einkommen wurde nur mit 227 087 Mk. eingeschätzt und die Steuer auf 9040 Mk. festgestellt. Die Einkommensteuer-Kommission nahm in dem Reklamationsverfahren gleich dem Rathe an, daß alle selbstständigen städtischen Vermögensmassen, welche ausschließlich gemeinnützigen Zwecken dienen, auf Grund von ß 6 Zus. 10 des Einkommensteuergesetzes ein kommensteuerfrei sind, auch wenn sie nicht Stift ungen im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches sind, z. B. Sparkassen, Wasserwerk, Schlachlviehhof u. s. w. — Im hiesigen Revier betrug im vorigen Monat der Kohlenversandt 143 792 Tonnen ü 1000 30445 Tonnen weniger als im August 1900. Die Kohlen- vorräthe der Werke sammeln sich immer mehr an. Freiberg. Einen traurigen Anblick bieten in der Umgebung Freibergs die verlassenen Silbergruben. So z. B. die in herrlichster Lage und Umgebung befind lichen Gruben „Kurprinz" und „Gesegneter Bergmann." Man hat sie bekanntlich aufgeben müssen, weil die berg männische Gewinnung des Silbers bei dessen jetzigem Preise die Kosten nicht mehr deckt. Bei „Gesegneten Bergmann" sieht man die Fenster der stattlichen Ge- bäude mit Brettern vernagelt, auf den Thürstufen wuchs Gras und Spinnen ziehen ihre Netze über die Thüren. Es ist jedoch Hoffnung, daß diesen, trostlosen Zustande ein Ende gemacht wird, da der große Gebäudekomplex der Grube, der auf 160 000 Mk. abgeschätzt war, kürz lich an einen Dresdner Industriellen für den Sportpreis von 18 000 Mk. verkauft wmde. Hoffentlich wird das von demselben zu gründende Unlernehmen den brotlosen Bergleuten wieder Verdienst bringen, da schon die um liegenden Dörfer sich zu emvölkern beginnen und die jüngeren und rüstigeren Arbeiter ihr Brot in der Ferne suchen. Löbau, 5. September. Ein tragisches Ende hat ein Lieberverbältniß genommen, welches der in der hiesigen Kopsfärberei seit längerer Zeit beschäftigte Färbermeister Heinrich Porsche, au« Zwickau in Böhmen gebüUia, mit einem in derselben Fabrik beschäftigten und in Alt-Löbau wohnhaften Mädchens, Namens Hulda Roßberg, unter halten halte. Am Sonntag ist er mit seiner Geliebten nach Rumburg gefahren, wo sich das Paar in einem Gasthaus einlvglrte. Da die beiden sich am andern Tage nicht sehen ließen, ließ der Gasiwlrth das Zimmer gewaltsam öffnen. Beim Betreten desselben sand man die Liebenden als Leichen vor. Wie sich hcrausstellte, hatte sich das Paar mit Arsenik vergiftet. Die Mutter des Mädchens wollte das Verhältniß nicht dulden. Falkenstein, 6. Sept. Am Mittwoch Mittag kam hier auf der Schloßstraße die dreijährige Tochter des Gendarmen Paul Albrecht zu Fall, und wurde von einem Lastfuhrwerk so unglücklich überfahren, daß sie in 2 Stunden ihren Verletzungen bereits erlag. Auerbach. Wie j tzt bekannt wird, wird der Prozeß der Stadlgemeinde Auerbach gegen die Erben des ver storbenen Stadlkassirers Stark, der jetzt wegen der Desizitgeschichle beim O erverwaltungsgerichlshofe schwebt und in welchem die Klägerin die eidlichen Zeugenaus sagen des Bürgermeisters a. D. Kretzschmar und d-s Kaffenkontrolleurs Lindner verlangt, durch den getroffenen Ausgleich nicht berührt und nimmt seinen Fortgang. In dem Prozeß der Sladlgemeinde gegen den Bürger- meister a. D. Kretzschmar wegen des Ersatzes der Defizit- summe, der bereits leit 1898 beim Landgerichte Plauen schwebt, sollte am 16. September die Uriheilsverkünvigung am Landgericht Plauen erfolgen. Dies hat sich durch den Ausgleich erledigt. Herlasqrün, 5. Srpt. Eine gegenwärtig durch die Blätter gehende Meldung, daß in Gansgrün ein Soldat vom 77. Artillerie-Regiment von einem Gansgrüner Bewohner erstochen worden sei, entbehrt jeder Begründ ung und ist in seiner Entstehung auf einen recht albernen sogenannten „Scherz" zurückzuführen. Schlettau, 3. September. Durch einen Spitzbuben schlimmster Sorte sind dieser Tage in unserer Stadt mehrere brave Arbeiter in den unschuldigen Verdacht, eine werthvolle Uhr vom Tische ihres Arbeitgebers weg gestohlen zu haben, gekommen. Unter denselben herrschte darüber selbstverständlich tiefe Erbitterung, die sogar zu Arbeitsniederlegungen führte. Sie stehen nunmehr aber glänzend gerechtfertigt da, weil der Spitzbube in der Person des Handarbeiters Hahn von hier ermittelt und dingfest gemacht worden ist, H. wurde in Annaberg bei Gelegenheit eines Portemonnai-Diebstahls, welchen er in der Dienstmädchenkammer eines dortigen Hotels aus- führte, festgenommen. Hierbei stellte sich heraus, daß diesem Menschen ein ganzes Register von Diebstählen nachgewiesen werden konnte. Nicht weniger denn sechs Taschenuhren, sowie eine vollständig neue Weckeruhr, die der Dieb versetzt hatte, konnten herbeigeschafft und den Besitzern wieder zugestellt werden. Diese Zahl von Diebstählen wird jedenfalls noch erhöht, denn er hat sich auch in der Gegend von Marienberg, Flöha, Eibenstock und Aue umhergetrieben und dürste auch dort ähnliche Diebstähle ausgeführt haben, auch liegt die Annahme vor, daß der noch jugendliche Mensch auch die kürzlich in Sehma und Cranzahl verübten Uhren- bezw. Geld diebstähle ausgesührt hat. Es ist noch eine Anzahl von Uhren vorhanden, für deren Herkunft der Nachweis fehlt. Jedenfalls wird er der König!. Justizbehörde gelingen, auch die Diebstähle zu ermitteln, aus denen diese Uhren stammen. Duschnik (Böhmen), 4. September. Ein hartnäckiger Selbstmörder ist der 31jährige Maurer Josef Stosek aus Klabawa, welcher sich nahe bei unserer Station in selbstmörderischer Absicht auf das Bahngleise warf. Von einem Bahnwärter vertrieben, warf er sich eine Strecke von dem gewählten Ort entfernt auf das Ge leise, wurde aber auch hier von dem Wärter verjagt. Als sich jedoch der Zug näherte, lief Stosek direkt auf denselben los und warf sich auf dem Geleise nieder. Vom Tender erfaßt, erlitt der Selbstmordkandidat sehr schwere Kopfwunden. HarrdelS-Nachrichten. Norlin, 5. Sept. (Wechsel-Cours). vauk- Msoont Mark Amsterdam 3 b T 168,40 G per 100 fl. 1r. 2M 167,60 G Brüssel und Antwerpen 3 ST 80,95 G pr. 100 Francs. 3M 80,40 G Italienische Plätze 5 10T 77,70 G pr. 100 Lire " 2M — Schweiz. Pl. 100 Frc. 3'/,10T 81,05 G London 8 T 20,41 G pr. 1 Lstrl. 3 3M 20,28 G Madrid und Barcelona 5 "2 — pr. 100 Pesetas 2M — Paris 8 T 81,05 G pr 100 Franc 3M 8u,50 G Petersburg -> 8 T — pr. 100 Rubel ' 3M — Warschau 100 Rubel 5", y T Wien , 8 T 85,25 G per 100 Kr. ö W. 3M 84,30 G Reichsbank 3'/,, Lomb.-Z.- ff. 4'/.- Annüebnrx, 5. Sept. Kornzucker cxcl. 88°/^ Rendement 9,20 bis 9,35. Nachproducte excl. 75°/» ^Rendement 6,85 bis 7,15 Stimmung: Ruhig. Kristallzucker 1 mit Sack 28,95. Brodrafnuade ! ohne Faß 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 28.95. Gem. Meiis 1 mit Faß 28,95. Rohzucker I. Product Transito f. a. B Hamburg per Sept. 8,02'/, Gd., 8,10 Br., per Okt. 8,27'/, Gd., 8,32 Br., per Okt.-Dez. 8,30 Gd., 8,35 Br., per Jan.-März 8,50 Gd., 8,52/, Br., per Mai 8,67>/, Gd., 8,70 Br. Tendenz: Ruhig. ttambui>, 5. Sept. Weizen still, Holsteiner loco 163 bis 166, La Plata —. — Roggen matt, südrusf. cif. Hamburg 99—102, do. loco 103 bis 104, Mecklenburgischer 131 bis 133. MaiS fest, amerik. mixed. 126, La Plata 97. Hafer fest, Gerste ruhig Wetter: Bedeckt. Bremen, 5. Sept. ^Baumwolle,. Tendenz: Ruhig. Upland middl. loco 45'/, Pfg. Imrvrp»«»!. 5. Sept. (Baumwolle.) Muthmnßlicher Um satz: 8000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 2000 Ballen, Preise Vor höher. Umsatz: 70oo Ballen, davon für Specu- lation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner fest, '/„ höher, Ostindische ruhig, Egypter unverändert. Middling amerik. Lieferungen: Oktober 4?V" Käufer, November-Dez. 4'^»< Verkäufer, Januar-Februar 4'V»»do., März-April 4Voi Käufer. Zahlungsein st ellun gen: Rudolph Kunath, Graudenz. Albert Morell, Halle a. S. Oskar Altn ckel, Plauen. Gustafs Tetzlaff, Pr.-Stargard. Pferdezucht-Genossenschaft, e. G. m. und. H. in Liqu, Kriewen- Kosten. Johann Reinhold, München. Fein gesponnen oder Das Fastnachtsgeheimnitz. Criminal-Roman von Lawrence F. Lynch. — Deutsch von E. Kramer. (Nachdruck verboten.) 10. Fortsetzung. „Sie schießen mit Bogen," sagte Miß Jermh.igham. „Ich glanbe, Mr. und Miß Brian sind da." „Miß Brian ist ein geschickter Schütze," bemerkte er, nach dem Ufer hinüberblickend. „So?" erwiderte sie gleichmüthig; „ich verstehe nichts von dem Sport." „Nein." Er richtete die Augen nachdenklich auf sie. „Miß Brian hat, wie ich höre, einen ausgezeichneten L-.hrer gehabt," sagte sie kühl. „Wirklich! Wen?" „Den jungen Mann, der ihr Verlobter sein soll — Mr. Kenneth Baring." Sie beobachtete ihn scharf durch die halb geschlossenen Lider, allein ihre Mittheilung blieb ohne wahrnehmbare Wirkung. „Kenneth Baring?" fragte Mr. Jermyn verwundert. „Ich entsinne mich nicht, von ihm gehört zu haben." „Er ist der Sohn von Mr. Jacob Baring," erklärte Ellen. „Er lief von Hause fort — in Unfrieden mit den Seinigen, Ich habe ihn nie gesehen." „Er lief von Hause fort — in Unfrieden mit den Seinigen!" wiederholte er langsam und blickte ihr ernst ins Gesicht. „Miß Jermyngham, glauben Sie, daß Sie jemals für einen Mann Theilnahme empfinden könnten, von dem man sagt: „er lief von Hause fort —in Un frieden mit den Seinigen?" Sie fuhr leicht zusammen. „Ich weiß nicht," sagte sie unsicher. „Sie — ich verstehe Sie nicht." Er holte tief Athem und griff dann zu den Rudern, einige kräftige Schläge und das Boot schoß in den Fluß hinaus. Hier ruderte er langsamer und sie glitten die Strömung hinab, weg von den Stimmen, die von den Bergen herübertönten. Als er sich nach den Rudern bückte, hatte sie einen raschen Blick auf sein Gesicht geworfen. ES war ruhig, wie gewöhnlich, aber ein ihr neuer Ausdruck von Ent schlossenheit lag darauf und es fiel ihr zum ersten Mal auf, daß es ein energisches, herrliches Gesicht war, aus dem ein eiserner Wille sprach. „Als ich nach Roseville kam," begann er nach einiger Zeit mit welcher, tiefer Simme, während er die ernsten Augen forschend auf ihr Gesicht heftete, „hätte ich nie gedacht, daß mir hier etwas begegnen würde, das meine ganze Zukunft in der einen oder anderen Richtung be einflussen muß. Ich wollte mein altes „ich" drüben zurücklassen und suchte hier nichts,'wünschte nichts, als Ruhe und Frieden. Daß ich der Sohn eines englischen Peers bin, hat für Sie, wie ich weiß, keine Bedeutung. Bessere Männer, als ich, haben Tagelöhner zu Vätern. Damit Sie aber sehen, was mein Vater von mir hält, bitte ich Sie, diesen Brief zu lesen, er ist derselbe, den Mrs. Brace auffand, der letzte, den ich von meinem Vater erhielt und wohl je erhalten werde." Er hatte die Ruder eingezogen und reichte ihr den Brief, den sie aus seiner Hand nahm und aufmerksam las. „Ich danke Ihnen," sagte sie dann erröthend, in dem sie das Papier mit einem leisen Zittern der Hand zurückgab. /„Ein halber Knabe,^heißblütig, eigensinnig, unbe kannt mit der Welt und ihrem Lauf, kam ich in Ihr Land," begann er wieder, „Miß Jermyngham, wundern Sie sich, daß ich in Gefahr und Ungemach kam?" Sie machte eine Bewegung, als ob sie sprechen wollte, aber ihre Lippen schlossen sich wieder. „IhreAugen blickten theilnahmsvollunddoch, ichmöchte Ihnen erzählen, wie diesUngemach über mich kam, das mich zu einem Menschen gemacht hat, dem das Herz schwer, das Leben überdrüssig ist, der keinen Freund Hal, der ihn tröstete — aber es gebricht mir an Muth." „Nein, Nein!" rief Ellen Jermyngham erregt, die in diesem Augenblick nichts war, als ein sich selbst ver- geffenes Weib. „Erzählen Sie nichts! Wozu eine traurige Vergangenheit heraufbeschwören, wozu wollen Sie sich neuen Schmerz bereiten — sich und mir?" „Ihnen!" sagte er sanft. „Darauf kommt es mir an — auf das, was Sie sagen, was Sie denken, davon hängt meine Zukunft ab — mein Glück." Er hielt inne und blickte nach dem Ufer. Das Boot war einer Bieg ung des Flusses gefolgt und näherte sich der unteren Parklichtung. Mehrere Mädchengestalten in Hellen Sommerkleidern liefen über den Rasenabhang auf das Wasser zu. Mr. Jermyn griff zu den Rudern. „Sagen Sie mir, ehe wir wieder zu den Anderen zurückkehren, werden Sie in mir je etwas mehr sehen können, als einen Freund? Wollen Sie mich hoffen lassen, daß Sie mir Ihr künftiges Geschick anvertrauen?" Ihr Herz und ihr Stolz lagen in Kampf. Sie halte nie an die Möglichkeit gedacht, daß ein Wille, stärker als der ihre, sie zu einer sofortigen Entscheidung drängen könnte. Sie näherten fick) dem Ufer und waren einen Mo ment durch dichtes Buschwerk den Blicken der Wartenden verborgen. In diesem Augenblick verließ sie ihr Stolz, und sie lhat etwas Einfaches, Weibliches, AnmuthigeS. Sie beugte sich vor und streckte ihm ihre weiße, aristo kratische Hand entgegen. Ohne die Ruder los zu lassen, bückte er sich und berührte sie mir seinen Lippen. Als er ihr aus dem Boot half, hielt er ihre Hand fest umschlossen und ließ sie dann mit einem Druck los, der deutlicher als Worte aursprach, daß er von ihr Besitz ergriffen habe. (Fortsetzung folgt.) Kirche«-Aachricht»n. St. Trinitatis harschte. Am 14. Sonntag nach Trinitatis, den 8. September 1901, Vormittag 9 Uhr Predtgtgottesdienst, Predigt über Luc. 17, 11—19, Herr kV Schmidt. Nachm. halb s Uhr kirchliche Unterredung mit den Jüng lingen. Jungfrauenverein. Bei günstigem Wetter Spaziergang nach Kubschnappcl. Um 2 Uhr Abmarsch vom Cantorat. Wochenamt: Herr?. Schmidt. Varochie St. tz-ristopyori. Bom 31. August bis 6. September. Getauft: Paul Gerhard, S d Scharwerksmaurers Karl Otto Wöllner. Auguste Liddy, T d Bäckers Franz Ewald Barth. Hugo Albin, S d Schulhausmanns Friedrich Albin Meuschke. Johannes Paul Erich, S d Handarbeiters Karl Louis Großer.