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genug «enden und demzufolge schnell genug den Durch bruch vollführen. Noch im letzten Augenblick, als „äußerste Kraft voraus" keinen Erfolg hatte, stellte man die Ma schinen auf „äußerste Kraft rückwärts". Ebenso aus „Sachsen", wo man die große Gefahr auch erkannte. Vergeblich, die „Sachsen" bohrte den Rammsporn auf Steuerbord des Kreuzer« „Wacht" in der Gegend der vorderen Rauchkammer lief hinein, sodaß man hätte von einem aufs andere Schiff steigen können. Die „Wacht" neigte sich zunächst nach Backbord über, dann, als die „Sachsen" los kam, tief nach Steuerbord und machte schnell Wasser. Stgnalschüsse alarmirten die Flotte, und im Nu schoflen Torpedoboote, Pinaflen und Ruderboote herbei. Binnen wenigen Minuten war die Besatzung geborgen. Die „Sachsen" hat bei der Kollision ein Leck erhalten. Die Schwimmfähigkeit ist jedoch nicht beein trächtigt. Vom „Pelikan" sind die an der Unfallstelle treibenden Gegenstände von der „Wacht" geborgen worden. Der „Pelikan" geht heute nach Neufahrwasser ab. Die Hebung der auf ca. 50 Dieter Wassertiefe liegenden „Wacht" ist voraussichtlich sehr schwierig, jedcch nicht ausgeschlossen, da der steinige Boden an der Unfallstelle ein Verschlicken des Schiffes verhindert. Der von der „Wacht" ausgesetzte Kutter zerschlug an der Schiffswand. Ein Matrose erlitt eine Betnverletzung. — Der bekannte Centrumsabgeordnete Reichsge- richtsrath Dr. Spahn hat in seinem Wahlkreise (Rhein- bach-Bonn) eine Rede gehalten, in der er sagte, daß seine Fraktion wahrscheinlich der Gctreidezöllc aus 6 Mk. keinen großen Widerstand entgegensetzen werde. Dr. Spahn theilte ferner mit, daß der Landwirthschafts- minister das Centrum ersucht habe, sich zu den Tarif sätzen zu äußern. — Eine derartige Anfrage ist seitens der Regierung bisher an keine andere Partei gerichtet worden. Das Centrum scheint die einzige zu sein, die sich einer so zarten Rücksichtnahme zu erfreuen hat. Das wird sie bei ihrem Selbstbewußtsein als „regierende Partei" nachgerade selbstverständlich finden. — Der deutsche Protestantentag in Kaisers lautern nahm einstimmig folgende Erklärungen an: „Der deutsche Protestantentag in Kaiserslautern in Er wägung, daß Herz und Gewißen Aller, welche den christlichen Namen bekennen, durch den immer noch fort- wüthenden südafrikanischen Krieg, zumal in der drohenden extremen Verschärfung seiner Grausamkeiten schwer heimgesucht sind, in Erwägung ferner, daß die beiden streitenden Volksstämme von jeher durch ruhmreiche Ver tretung des gleichen protestantischen Glaubens verbunden waren, welcher auch unser Glaube ist, in Erwägung end lich, daß die englische Nation, die bahnbrechende Führerin unter den Missionsvölkern, das Volk des Wilberforce und Livingstone, für die Ehre des Christennamens in fernsten Ländern je und je Großes gethan hat, jetzt aber daran ist, diese Verdienste, nach der allgemeinen Schätzung der christlichen Völker der Erde, in ihr Gegentheil zu verwandeln, spricht den mnthigen Zeugen der Gerechtig keit und Humanität, Geistlichen und Laien, welche in England selbst dem Kriegsfanatismus entgegentreten, ihre tiefsten Sympathien aus und bittet sie, für ihre Friedenrforderungen im Namen christlicher Menschlichkeit auch ferner mit unermüdlichem Eiser einzutreten." — „Der Deutsche Prolestantentag erklärt in Beziehung auf die Verhandlungen des Osnabrücker Katholikentages: daß diese Verhandlungen rm Gegensatz zu dem Ver sprechen, dem Frieden und der Liebe dienen zu wollen, vielmehr dazu angelhan sind, die konfessionellen Gegen sätze zu verschärfen, daß in der Verhöhnung Martin Luthers und namhafter deutschen Männer — Bismarck eingeschloffen — der ultramontane Charakter der Führer des Katholikentages offen zu Tage tritt, daß die Ver sicherung des Ultramonlanismus, die Stütze der Ordnung und des Thrones zu sein, im Widerspruch steht mit der Geschichte und dem immer wiederholten Anträge, der die Rückberufung der Jesuiten fordert. Er würde es lebhaft bedauern, wenn der in der Osnabrücker Ver sammlung gespendete Beifall als Ausdruck der Zu stimmung aller unserer katholischen Volksgenossen ge deutet werden müßte, und ist überzeugt, daß diese in ihrer Mehrheit trotz aller Hetzereien mit dem protestantischen Volke in Frieden leben wollen. (Stürmischer Beifall.) — Die „Los von Rom-Bewegung" kann mit dem Uebertritt der katholischen Prinzessin .Marie von Hohenlohe-Oehringen zum Protestantismus wieder einen kleinen Triumph feiern. Ueber diesen bemerkenrwerlhen Vorgang, der ein willkommenes Gegenstück zu den katholischen Neigungen einer anderen deutschen Fürstin bildet, die formell noch zur evangelischen Kirche gehört, schreibt man der „Deutsch. Tages-Ztg." aus Cassel: Prinzessin Marie weilte schon seit längerer Zeit in Cassel und ließ sich bei dieser Gelegenheit durch den Pfarret Fuchs in den Lehren der evangelischen Kirche unterweisen. Am Sonnabend Vormittag fand nun in der Hof- und Garnisonkirche zu Cassel der Uebertritt der Prinzessin zur evangelischen Lehre statt. Dem feier lichen Acte wohnten außer der Prinzessin Karl von Hanau noch fünf Damen des Gefolges bei, welche zu gleich mit der Prinzessin dar Abendmahl in beiderlei Gestalt nahmen. Auch eine Hofdame der Prinzessin Marie trat gleichzeitig vom katholischen zum evangelischen Glauben über. Amerika — Vom Ricsettstrcik. In dem New-Parker Bureau der „United States Steel Corporation" wurde eine Corferenz abgehalten, in welcher die Fortschritte besprochen wurden, welche auf eine friedliche Beilegung des Stahlstreiks gerichteten Bemühungen bisher gemacht haben. Die eigentliche Grundlage der Erörterung ist jedoch noch nicht bekannt. Eine Depesche aus New- Pork von Mittwoch berichtet hierzu noch : Die Conferenz der United States Steel Corporation und der Arbeiter ist geschloßen worden, ohne daß es zu irgend welchem Ergebnisse gekommen ist. Man glaubt, zu wissen, daß die Arbeitgeber ihre früheren Vorschläge aufrechthalten. Der Krieg i» Südafrika. — Ueber Vorgänge in der Kapkolonie sendet Lord Kitchener aus Pretoria unterm 4. September Nachreichten, aus denen hervorgeht, daß die Buren überall in der Kapkolonie zu Platze sind und sich der Hauptstadt bedenklich näheren. Er meldet: General French berichtet, der Feind sei in nordöstlicher Richtung in dem Transkei-Distrikt zurückgezogen. Oberst Monro bewache die Gebirgspässe, während die Obersten Scobell und Doran die „Verfolgung" ausgenommen hätten. Der Burenführer Lotter stehe westlich von Cradock und ziehe nach Westen. Im Süden stehe Theron nahe bei Oudthoorn ebenfalls auf dem Marsche nach Westen (also nach Kapstadt zu), „verfolgt" von Oberst Kavanagh. Scheeper rückte am 2. September auf Montagu (130 km östlich von Kapstadt), stellte sich den englischen. Truppen aber nicht, sondern wandte sich nach dem Norden. Gerneral Windhain jagt den Kommandanten Smits südlich vor Fraserburg vor sich her (— oder läuft ihm nach? —). Die übrigen Buren-Abtheilungen sind in den Schluchten der Gebirge zerstreut. Etwa 60 Buren haben am 29. August bei Bethulie den Oranje von Norden kommend überschritten und sich einem kleinen, südlich von Lady Gray stehenden Burenkommando angeschlossen. An allen übrigen Stellen ist der Fluß vom Feinde auf beiden Seiten gesäubert und wird eifrigst bewacht. — Reuter meldet aus Baberton vom 31. August, die Buren hätten in der Nähe von Malesane an der Bahn Pretoria-Lourenzo Marques am 30. August abermals einen Zug in die Luft gesprengt und angezündet. Einen zweiten Zug, der dem ersten zu Hilfe kam, hätten sie zum Entgleisen gebracht. Niemand (!) sei verletzt worden. Lertlichev Sächsischem. Hohenstein-Ernstthal, den 6. September. — Der Mannergesangverein „Sängerverein", gegründet im Jahre 1826, wird am 14., 15. und 16. d. M. sein 75jähriges Jubiläum festlich begehen, und zwar am Sonnabend durch einen Sänger-Commers im Altstädter Schützenhause, zu dem hiesige und auswärtige Gesangvereine mitwirken werden. (Für die von aus wärts kommenden Sänger sollen Freiquartiere bereit gehalten werden). Am Sonntag findet in der St. Trinitatiskirche ein Kirchen-Concert zum Besten der dasigen Gemeinde-Diakonie statt. Hierbei werden außer dem Jubelverein und dem Naumann'schen Musikchor einige Solisten von auswärts mitwirken, die sich in entgegenkommender Weise des guten Zwecks Halberzur Verfügung gestellt haben. Auch Herr Naumann ver zichtet für die Mitwirkung seiner Capelle auf ein Honorar, sodaß alle Einnahmen der Gemeinde-Diakonie zufließen werden. Der Eintrittspreis soll ein mäßiger sein und wird später noch bekannt gemacht. Am Montag findet im Neustädter Schützenhaus Festtafel niit darauffolgendem Ball statt. Näheres über das Kirchen-Concert in einem späteren Artikel. — Am gestrigen Abend hielt der Confimanden- Sparvercin für Hohenstein-Ernstthal und Umgegend seine 22. Generalversammlung ab, welche leider nur- schwach besucht war. Aus dem Rechenschaftsbericht, welcher von Herrn Lehrer Müller vorgetragen wurde, ist zu entnehmen, daß der Verein auch im Jahre 1900 weitere Fortschritte gemacht hat; es konnten 103 Neu aufnahmen, 324 Nachträge mit 1416 Büchern ver zeichnet werden, während im Jahre 1899 deren 130, 290 und 1405 zur Buchung gelangten. Das Vermögen am Schluffe 1900 beziffert sich auf Mk. 153407,32, während es Ende 1899 Mk. 144 053,19 betrug. Der Verwaltungs, resp. Reservefond ist von Mk. 3799,38 auf Mk. 4415,26 bis Ende 1900 angewachsen; an Spareinlagen wurden Mk. 27 569,40 geleistet. Der Verein beleiht nur 1. Hypotheken gegen mündelmäßige Sicherheit, sodaß Verluste unbedingt ausgeschlossen sind. Alle Eltern, die dem Verein noch fernstehen, werden zum Beitrttt eingeladen und darauf aufmerksam ge macht, daß Spareinlagen auch bis zum Mündigkeits alter der Kinder gemacht werden können, sodaß Militär- und Aussteuerversicherungen, welche mit ins Gewicht fallenden Kosten verknüpft sind, ersetzt werden. — Dem hiesigen Königl. Sächs. Militärverein Alt stadt ist von einem Ehrenmitglied ein Geschenk von 1000 Mk. mit der Bestimmung gestiftet worden, daß die Zinsen hilfsbedürftigen Vereinsmitgliedern zufließen. — Handelsregister. Auf dem die Firma F. W. Rannefeld L Co. hier betreffenden Blatte 28 des Handels registers für die Stadt ist verlautbart worden, daß die Firma auf eine Kommanditgesellschaft mit einem Kommanditisten übergegangen ist, deren persönlich haftende Gesellschafter die Kaufleute Emil August Seifert und Friedrich Robert Schuricht, beide in Hohenstein- Ernstthal, sind und daß die dem Kaufmann Emil August Seifert ertheilte Prokura erloschen ist. — Das Reichsgericht hat eine für alle Besitzer von Thieren bedeutsame Entscheidung gefällt. Da nach ist fortan ein wissentlicher Verstoß gegen den die Anzeigepflicht bei Thierseuchen und Verdacht derselben regelnden tz 9 des Reichs-Viehseuchengesetzes nach 8 328 des Strafgesetzbuches zu bestrafen. Damit wird eine wesentliche Verschärfung der bisherigen Praxis eintreten, da die Gerichte bis dahin eine Verfehlung in dieser Richtung nicht mit Gefängniß, sondern als Uebertret- ung mit Geld bestraft haben, weil sie die im Gesetze vorgeschriebene Pflicht der Anzeige nicht als eine be hördliche Anordnung aufgefaßt haben. Mit dieser milden Auffassung hat das Reichsgericht nunmehr ge brochen und für jeden wissentlichen Verstoß gegen ß 9, also für jede vorsätzliche Unterlassung der Anzeige vom Vorhandensein einer Seuchekrankheit, die Anwendung des § 328 des Strafgesetzbuches vorgeschrieben, auf Grund dessen nur auf Gefängniß erkannt werden kann. DiejThierbesitzer werden also in ihrem eigenen Interesse handeln, wenn sie sich über die Anzeichen der Seuche krankheiten genau unterrichten und gegebenenfalls sofort an der zuständigen Stelle Anzeige erstatten. — Wem gehört die Frucht? Jetzt zur Zeit der Obstreife taucht wiederholt die Frage auf, wer wohl der Eigenthümer des über den Zaun hängenden Obstes sei, und da wollen wir nicht versäumen, den Interessenten mitzutheilen, daß tz 911 des Bürgerlichen Gesetzbuchs jeglichen Streit über diese Frage, der sich etwa zwischen einem Gartenbesitzer und seinem Nachbar entspinnen könnte, ohne Weiteres beilegt. Nach dieser Gesetzbestimmung gehört die von einem Baum über hängende Frucht dem Besitzer des Baumes, sofern sie abgepflückt wird; sobald sie aber absällt und auf das Grundstück des Nachbars zu liegen kommt, gehört sie dem Letzteren. Dresden, 4. September. In Folge des Ziehens der Nothleine blieb der früh 5.09 Uhr von Löbau nach Dresden gehende Personenzug zwischen den Stationen Großharthau und Arnsdorf auf freier Strecke stehen, Einer jungen Dame war, jedenfalls in Folge über mäßigen Lachens, die Kinnlade ausgesprungen, weshalb die Angehörigen die Nothleine gezogen hatten und einen Arzt verlangten. Es war zufällig ein Arzt im Zuge anwesend, welcher sich in das betreffende Koupee begab uud die gewünschte Hilfe leistete, während der Zug seine Fahrt fortsetzte. Chemnitz. In dem Strafprozesse gegen den Ge treidehändler Eugen Louis Nicolai aus Chemnitz wurde der Angeklagte unter Freisprechung in einzelnen Fällen, wegen vollendeten und einfachen Betrugs, sowie wegen Fälschung einer Privaturkunde aus Gewinnsucht zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt; auf die erkannte Freiheitsstrafe wurden 8 Monate Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. Chemnitz, 6. Sept. Wie man hört, haben gestern Abend die Stadtverordneten in geheimer Sitzung die Anwartschaft auf das mehrere Millionen Mark be tragende Vermächtniß des am 2. Juli verstorbenen Geh. Commerzienrath v. Zimmermann fast einstimmig abgelehnt. Mit diesem Vermächtniß ist die Gründung einer ,,v. Zimmermann'scheu Familien-Sttftung" ange ordnet, ist aber so verclausulirt, daß die Stadt voraus sichtlich wohl nie in den Besitz des Geldes kommen wird. — Circns Wulff trifft am Freitag, den 13. Sept., mittels Sonderzuges, von Budapest kommend, in Chemnitz ein. Damit steht den Bewohnern der Stadt Chemnitz und deren Umgebung eine überaus interessante Circus spielzeit bevor. Sonnabend, den 14. September, soll die Eröffnungs-Vorstellung stattsinden. Der Circus Wullf kennzeichnet sich als em großartiges Unternehmen, das seinen guten Rus stets durch die vorzüglichsten Darbietungen gefestigt hat und in den größten Welt städten, wie London, Brüssel, Rotterdam, Wien, Budapest, Hamburg und Leipzig, mit unvergleichlichem Erfolg thätig gewesen ist. Besonders in London, wo der Circus in dem 18000 Personen fassenden Krystallpalas! jedes Jahr Monate lang Vorstellungen gab, sind Herrn Director Wullff die höchsten Anerkennungen zutheil geworden. Mit für dortige Verhältnisse ganz ungewöhn lichem Erfolge war der Circus zuletzt in Budapest thätig; fortgesetzt haben dort die Leistungen volle Häuser erzielt und allseitige Anerkennung hervorgerufen. Das vollständige Personal umfaßt 280 Personen, der Marstall zählt 196 Pferde nur edelster Rasse, wie Trakehner, Lippianer, englische Vollblutt, Araber rc. Eine große Anzahl Reit- und andere Künstler-, sowie ein außer ordentlich zahlreich besetztes Oorxs äs Lallst steht zur Verfügung und großartige Manege - Ausstattungsaus führungen in hier noch nicht gezeigter Pracht, Mannig faltigkeit und Eigenart werden geboten. Ferner bietet , Herr Director Wulff zahlreiche Originaldressuren; die Schulreiterei in seinem Circus wird als das Beste an erkannt, was auf dem Gebiete der equestrischen Kunst geleistet wird. Ein Manege - Schaustück allerersten Ranges, verbunden mit großem Ballet, betitelt „Unsere Flotte" wird gleich am ersten Abend zur Darstellung kommen. — Gegenwärtig wird tüchtig gearbeitet, um den Circus auf dem Neustädter Markt fertig zu stellen. — Für das Diakonat in Oederan ist Herr Hilfs geistlicher Rabe m Oelsnitz im Erzg. gewählt worden.