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28. Jahrgang. Sonnabend, den 7. September 1901. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Ml. 25 Psg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. M. 209. Tageblatt AeklMDjtz, «ersStts, «S- Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Reclame 25 Pfg. Bei mehrmallger Aufgabe Rabats früher nie in Europa war und auch kein Wort einer europäischen Sprache versteht, gehl hervor, daß die an westländische Ceremonien nicht gewöhnten Chinesen mit dem Empfang sonderbarerweise sehr zufrieden sind. Die verkehrte Auffassung europäischer Sitten geht soweit, daß die Abwesenheit militärischer Eskorte bei der Ankunft in Potsdam und bei der Auffahrt zum Neuen Palais als Aufmerksamkeit empfunden wurde. Die Anwesenheit der Prinzen des Kaiserlichen Hauses und des Hof», staates gab, nach ihrer verkehrten Auffassung, dem Ganzen den Charakter einer glänzenden Privataudienz. Der Prinz begrüßte den Kaiser nach chinesischer Hof sitte, wie er seinen älteren Bruder, den chinesischen Kaiser, offiziell zu begrüßen verpflichtet ist. Die Chinesen haben sich die Ansicht gebildet, daß Prinz Tschun im Grunde vom Kaiser ähnlich empfangen wurde, wie er in Peking in der Eigenschaft eines hohen Reichswürden trägers empfangen worden wäre. Es ist als eine Ver günstigung angesehen worden, daß der Kaiser das große Gefolge des Prinzen nicht hat empfangen wollen. — Dem Diäten-Antrage, d. h. dem Anträge, den Reichstagsabgeordneten ihre Theilnahme an den Sitzungen mit Geld zu vergüten, wird, wir die Deutsche Tageszeitung versichert, der demnächst zusammentretende Bundesrath in der vom Reichstage angenommenen Form nicht zustimmen. Es sei aber nicht unwahrschein lich, daß der Bundesrath aus dem Antrag einen Gesetz entwurf mache, der unter gewissen Beschränkungen Tage gelder zugestehe. — Ein todtgeborenes Kind ist der Haager Schiedsgerichtshof. Mehrere hervorragende Mitglieder sollen ihre Würde niederzulegen beabsichtigen. Eines derselben, der bekannte französische Abgeordnete Baron Constant d'Estournelles, der die französische Republik auf der Haager Friedenskonferenz vertrat, hat diesen Entschluß öffentlich kv abgegeben, und mehrere seiner Kollegen sollen gewillt sein, seinem Beispiele zu folgen. Es ist eine nicht zu leugnende Thalsache, daß der Haager Schiedsgerichtshof, obwohl er schon seit einiger Zeil konstituirt ist, sich nicht eines besonderen Zuspruchs feiten der Mächte erfreut, die ihn inS Leben gerufen haben. Im Gegentheil! Ist es vielleicht auch nicht geflissentliche Mißachtung, so ist es doch sicher ein Mangel an Beachtung, der eben darin zum Ausdruck gelangt, daß sich die Großmächte in ihren Streitigkeiten nicht an den Haager Gerichtshof wenden. Das sprechendste Beispiel dafür bietet der jüngste türkisch-französische Streit, der keinerlei politischen Charakter trägt und ganz und gar eine Rechtsfrage bildet. Weder die französische Regierung noch die Pforte haben auch nur den Gedanken gehabt, den Streitfall vor den Haager Schledsgerichtshof zu bringen, vor den er gewiß gehört. Der letztere leidet somit an völliger Beschäftigungslosig keit, obwohl an internationalen Streitfragen durchaus kein Mangel herrscht. Bedenkt man ferner, daß Eng land, dessen Bevollmächtigte den Haager Friedensver trag unterzeichneten, die Bestimmungen desselben in Süd afrika offen verletzt hat, ohne daß auch nur eine der unterzeichneten Mächte sich rührt, so wird inan es be greiflich finden, wenn verschiedene Mitglieder des Schieds- qerichtshofes, denen es nicht um den leeren Titel zu Der Hausirhandel ist an diesem Tage ebenfalls nur von 3 bis Nachmittags zulässig. die Perkaufs- Am Jahrmarkts-Montag, den S. dss. Mts., w geöffnet stellen für den geschäftlichen Verkehr bis spätestens 10 Uhr sein. , Hohenstein-Ernstthal, den 5. September 1901. Der Stadtrat h. Ws vr. Polster. d°- St«" »'» S-Vt«»>I>«r »- ' aus Straßen und Plätzen ausgestellte« Berkauss- gestattet fanden von 3 bis 1v Uhr Nachmittags thun ist, thatsächlich daran denken, ihr Ehrenamt nied zulegen. „ge des Kreuzers "Wacht" wird noch Folgende» gemeldet: Die Kollision wur durch herbeigeführt, daß an Stelle des „den wordenen Dampfruder» mit Hanvruder geste mußte. Als dann während des mark.rten Torp-doam griffs die „Wacht" dem ihren Kurs kreuzenden Panzer „Sachsen" ausweichen wollte, konnte das Ruder nur b S auf 8 Grad Steuerbord gebracht werden, weshalb das Schiff die Wendung versagte. Die „Wacht wurde vom Rammsteven der „Sachsen" an Backbord, zwischen H z- und Maschinenraum, getroffen. Der Anprall war f gering, daß die unter Deck befindlichen Mannschaften kaum merkten, daß eine Kollision stattgesunden Mte. Der darauf erfolgende Befehl: „Alle Schotten dicht, wurde mit derselben Ruhe und Sicherheit ausgefuhrt, als ob es sich um fast täglich sich wiederholende Ma növer handelte. Jedoch füllten sich infolgegdes Bruches des den Heizraum vom Maschinenraum trennenden Schottes beide Räume schnell mit Wasser, und der Untergang des Schiffes war nicht mehr zu vermeiden. Es erschallten nun die Kommandos: „Alle Mann an Deck!" und „Rette sich, wer kann!"s:Da ein Längsseit- legen der zahlreich herbeigeeilten Beiboote de« hohen Seeganges wegen unmöglich war, so sprangen die Leute einzeln über Bord und wurden dann von den Booten aufgefischt. Die Geretteten war n meistens nur mit Hemd und Hose bekleidet. Kommandant, erster Offizier und Schiffstngenieur blieben an Bord. Das Linienschiff „Weißenburg" nahm das gefährdete Schiff ins Schlepp tau und versuchte, mit ihm Saßnitz zu erreichen, mußte indessen, als der Vordertheil der „Wacht" bereits unter Wasser war, die Schlepptrosse kappen. Der Kommandant Korvettenkapitän v. Cotzhausen hatte sich auf das Achter deck begeben und sprang erst, als dieses bereits über spült wurde, in die Fluth. Kaum war er von der Pi- nasse ausgenommen, al« die „Wacht" in die Tiefe sank. Der Panzer „Sachsen" ist unbeschädigt geblieben. Zwischen der Kollision und dem Untergang der „Wacht" lag ein Zeitraum von 32 Minuten. Das Min'enschulschiff „Pe likan" ist morgens um 5 Uhr 15 Minuten mit der ge retteten Besatzung des Kreuzers „Wacht" in Kiel ringe- troffen. Die Besatzung wurde alsbald gelandet und ihren Marinetheilen überwiesen. Nach dem Bericht von Augenzeugen ereignete sich die Katastrophe folgender maßen: Der Zusammenstoß erfolgte morgens 10 Uhr 23 Minuten, als der Kreuzer die Linie der Schlacht- schiffe durchbrechen sollte. Die Schuld an dem Unfälle wird auf die mangelhafte Steuerung zurückgeführt Die Wacht" hatte nämlich vor dem Auslaufen der Uebungs- flotte am Dampfruder Havarie erlitten, die in der kaiser lichen Werft beseitigt werden sollte. Die Werft hatte auch aufs schnellste Ersatztheile angefertigt. Als diese emgefügt und der Apparat probirl wurde, zersvranaen die Ersatztheile wieder. Zeit zur Neubeschaffuna war nicht vorhanden. Der Kreuzer mußte deshalb" da man mit dem Handruder auszukommen glaubte, mit die em allein au lausen. Obgleich Handruoer bei mekrer^ Manöver,- sich lässig erwiesen, versaate e^ Deutsches Reich. Handschreiben de^Kchs^vm,^ übergebene Uebertragung wie folgt- lautet in deutscher durch mL'tS'ir-LL «7- dbkwg kam und Wir hierbei den Vorzug hatten, Seine Königliche Hoheit häufiger empfangen und mit ibm in vertrauter Weise verkehren zu können Leider drangen inzwischen,- im fünften Monat des vergangenen Jahres die Boxer in Peking ein; auf ständische Soldaten schlossen sich ihnen an, und es kam dahin, daß Eurer Majestät Gesandter, Freiherr von Ketteler, ermordet wurde, ein Mann, der, so lange er seinen Posten in Peking bekleidete, die Interessen Unserer Länder auf das wärmste wahrnahm und dem Wir Unsere besondere Anerkennung zollen mußten. Wir bedauern auf das tiefste, daß Freiherr von Ketteler ein so schreckliches Ende gefunden hat, umsomehr, al« Uns das Gefühl der Verantwortung schmerzt, nicht in der Lage gewesen zu sein, rechtzeitig schützende Maß regeln zu treffen. Aus dem Gefühl Unserer schweren Verantwortlichkeit heraus haben Wir befohlen, ein Denkmal an der Stelle des Mordes zu errichten als ein Warnzeichen, daß Ver- brechen nicht ungesühnt bleiben dürfen. Weiterhin haben Wir den Kaiserlichen Prinzen Tschun Tsaisong an der Spitze einer Sondergesandtschaft nach Deutschland entsandt mit diesem Unserem Handschreiben. Prinz Tschun, Unser leiblicher Bruder, soll Eurer Majestät versichern, wie sehr Uns die Vorgänge im ver- ilossenen Jahre betrübt haben, und wie sehr die Gefühle der Reue und der Beschämung Uns noch beseelen. Eure Majestät sandten aus weiter Ferne Ihre Truppen, um den Boxeraufstand niederzuwerfen und Frieden zu AL-b«.n Eurer Majestät Unseren Dank für die Forderung des NedenS persönlich auszusprechen. noch vielseitiger, inniger und segensreicher g °°° - Ueber die «indrucke oer «nü „ " sieben: ihrem Empfange wird em „ ^j^lieder der Sühne- Es erscheint zweifellos Neuen Palais Mission von dem Ceremoniells eine recht doch trotz des wohlvord-r Aus einer Unter- falsch' Auffassung gewo^ Gefolge-, der Haltung nnt einem Herrn