Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. 235, 9. Oktober t916. Kleine Mitteilnngen. Gesellschaft der Freunoe der Deutschen Bücherei. — Die Zahl der Stifter und Mitglieder ist erfreulicherweise ständig im Wachsen begriffen, und wie mit Befriedigung festgestellt werden kann, gehören namhafte Förderer der Gesellschaft auch Kreisen an, die dem Buch handel und Buchgewerbe nach Beruf und Stellung fernstehen. Sie kann heute 62 Stifter mit einem Zeichnungsbetrage von .-// 62.200.— anfweisen, ferner 34 Immerwährende Mitglieder mit einem Be trage von 17.000.— und 208 jährlich zahlende Mitglieder mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrage von zusammen .// 4560.—. Das Vermögen der Gesellschaft hat die Höhe von rund 83.000.— erreicht. Mit gliederverzeichnisse werden auf Wunsch gern von der Verwaltung der Deutschen Bücherei in Leipzig zur Verfügung gestellt. Aus der Pfalz. — In der Pfalz, u. a. in Neustadt a. d. H. und in Zweibrücken, hat neuerdings wieder eine Bewegung für den 7 Uhr- Ladenschluß eingesetzt. In Zwei brücken haben sich außer den Textil-Geschäftcn auch die Buchhandlungen und Schreibwaren geschäfte zwecks praktischerer Ausnützung der Arbeitszeit und -kräfte, sowie namentlich wegen Ersparnis der Heizung und Beleuchtung, für Schließung ihrer Läden abends 7 Uhr ausgesprochen. Des weiteren hat die Freie Vereinigung der Buch- und Schreibwarengeschäfte daselbst beschlossen, an den Sonntagen, statt wie bisher üblich um 4, jetzt um 2 Uhr zu schließen. keine uuerbetencn Noten ius Feld! — Der »Deutschen Militär- Musikcr-Zeitung« schreibt ein Musikmeister ans dem Felde folgendes: . . . »Es war wirklich einmal Zeit, daß verschiedenen Kompo nisten* das Gewissen geschärft wurde, denn die ,Novitäten*, mit denen wir hier überschwemmt werden, sind bald nicht mehr zu ertragen. Es gibt wohl auch keinen Musikfonds, der groß genug ist, alle diese, zum Teil verunglückten Kompositionen anzukaufen. — Wenn ich es schon als eine kleine Rücksichtslosigkeit empfinde, daß mir der Herr L. sein neuestes Geistesprodnkt in Form eines Hcldcnmarsches (man denke an die oft mißbrauchten Namen Hindenbnrg, Mackensen und Kollegen) ohne Aufforderung zuschickt, so fragen wir uns hier oft, wie ist es möglich, daß der -Herr L. auf einmal so mutig ist und nun unbedingt Man an den Feind!* will? Wie soll es aber ein Musik meister anstellen, all die zugeschickten Kompositionen zurückzuschicken, wenn er sie nicht behalten kann! Meist liegt eine Freimarke nicht bei: oft mangelt es am nötigen Material zum Verpacken; — wir sind eben im Felde! — Oft muß man über Nacht das Quartier wechseln oder hat überhaupt keins. Man kann uns aber kaum zumuten, daß wir im Falle des Zurückschickens die Noten frankieren; dazu sind unsere Be züge zu bescheiden. Die Feldpost zuckt aber mit den Achseln, wenn man mit einem Pack unfrankierter Sendungen kommt.« . . . Man kann dem Einsender seine Not nachfühlen und muß sich nur wundern, daß die Verleger sich nicht selber sagen, was ihnen hier von Dritten gesagt wird. Die Achtung vor den Erzeugnissen des Mnsi- kalienhandels wird durch derartige unverlangte Sendungen sicher nicht gehoben, und wir werden auch nicht eher auf eine größere Wertschätzung von Büchern und Musikalien im Publikum rechnen können, bevor wir nicht selbst damit den Anfang gemacht haben. Verschärfte dänische Ausfuhrverbote. - In diesen Tagen treten, wie »Nationaltidende« schreibt, verschärfte dänische Ausfuhrbestimmun gen in Kraft. Bisher wurden alle mit der Bahn nach dem Auslande gehenden Sendungen von Bahnbeamten untersucht, künftig werden diese Sendungen auch von den Zollbehörden geprüft und nach voll zogener Untersuchung von diesen versiegelt werden. Personalnachrichten. Aus der Buchhäudlcr-Lchranstalt z„ Leipzig, — In diesen Tagen kann Herr Oberlehrer Wilhelm Frenkel auf eine 25jährige Tä tigkeit an der Buchhünblcr-Lchranstait zn Leipzig zurückblicke». Seit Michaelis 1881 dem Lehrkörper der Schale angehörcud und zurzeit dicnstältester Lehrer der genannten Schule, ist Herr Frenke! vorzugs weise mit dem Unterricht des Französischen betraut.. Obwohl im Jahre 1812 von monateiangcr schwerer Krankheit heimgcsucht, steht zu hassen, daß es dem als rüstiger Alpeuwanderer bekannten Ju bilar vergönnt sein wird, in Frische und Gesundheit noch lauge seine Kräfte in den Dienst der Ausbildung unseres buchhändlerischen Nach wuchses zu stellen. Jubiläen. — Am 1. Oktober b. I. waren 25 Jahre verflossen, seit Herr C u r t E m i l S ch m i b t in die Firma A. Kell's Buchhand lung in Plauen cingetrcicn ist. Er arbeitete sich in dieser Firma bald Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Ter Börsen Druck: Ramm L Seemau n. Sämtlich ln Leipzig. — Adresse der 1284 zum Prokuristen hinauf und übernahm sie im Jahre 1910 nach dem Tode des Herrn Keil sen. mit dessen Sohne, Herrn Friedrich Keil. In Gemeinschaft mit seinem Sozius hat es Herr Schmidt verstanden, das umfangreiche Geschäft nicht nur auf der alten Höhe zu erhalten, sondern weiter ausznbanen. Herr Kell steht augenblicklich im Felde, und dem Herrn Jubilar liegt die ganze Geschäftslcitung ob. Möge ihm Kraft und Gesundheit erhalten bleiben, damit er imstande ist, das alte Geschäft immer weiteren schönen Zielen entgcgcnzuführen! Am 9. Oktober kann Herr Paul Hoffmann aus Altenburg auf eine 25jährige Gehilfentätigkeit in Priebatsch's Bnchhandlnng, Breslau, zurückblicken. Herr Hoffmann bekleidet zurzeit den Posten eines Abteilungs-Leiters des Lehrmittelinstituts. Gestorben: am 24. September Frau Caroline Ackermann in Mün chen, die Witwe des am 5. September 1903 verstorbenen Kunst händlers Friedrich Adolf Ackermann, dessen gleichnamigen Kunst verlag sie seitdem geleitet hat. Gefallen: in den Kämpfen im Osten Herr Friedrich Hesemcyer, Prokurist der Exportbuchhandlung Walter Bangert in Hamburg. Der Verstorbene war ein besonders tüchtiger und im Verkehr liebenswürdiger Geschäftsmann. Mit ihm hat der zweite An gestellte der genannten Firma den Tod fürs Vaterland er litten; am 24. September auf dem westlichen Kriegsschauplätze Herr Gerhard Wernerus, Unteroffizier in einem Infanterie- Regiment, nachdem er einige Tage vorher wegen großer Tapfer keit befördert und mit dem Eisernen Kreuze 2. Klasse ausge zeichnet worden war. Vor dem Kriege war er als Lehrling und später als Gehilfe im Hanse Wilhelm Winkler in Saar louis tätig gewesen. Zum Warenumsatzstempel. Ich danke Ihnen für Ihre ausführliche Antwort auf mein Schrei ben vom 19. September und ersehe aus dem Börsenblatt vom 4. Ok tober, daß Sie meine Anfrage noch einmal in dem Artikel »Nachlese zum Warenumsatzstempel« unter VI. (Lieferungen ins Ausland) durch Herrn Or. Elster beantworten lassen. Diese Ausführungen, die zu dem Schluß kommen, daß Ausland lieferungen des Verlegers stempelpflichtig seien, haben mich doch nicht überzeugen können, besonders im Hinblick ans die vorhergehenden Ausführungen unter IV. (Was ist Warenlieferung, was nicht?). — Nachdem die Umsatzsteuer sowohl für das Papier, als auch für den Einband eines jeden Buches vom Pnpicrlieferanten bzw. Buchbinder zu entrichten ist, kann man doch sehr wohl der Ansicht sein, daß cs sich nun auch bei dem Verleger um Lieferung von im Inland bezogenen Waren in das Ansland handelt. Da ich in meinem Geschäft einen nach Hunderttausenöen zählenden Umsatz ins Ausland habe, so ist dieser Punkt für mich sehr wichtig, und ich werde mich bei der Versteuerung meines Umsatzes auf den Standpunkt stellen, daß auch meine Ans landlieferungen von der Stencrpflicht befreit sind. '1'. I). Der Wortlaut des Gesetzes gibt dem Herrn Einsender nicht recht. Auch könnte man aus denselben Gründen, die er für seine Auffassung ins Feld führt, folgern, daß Bücher überhaupt von der Steuerpflicht befreit sind, da ja bereits Papier, Buchbinderarbeit usw. von der Besteuerung ergriffen worden sind. Davon kann jedoch deswegen nicht die Rede sein, weil nicht nur jede Warenlieferung, die zum Zwecke der Umarbeitung oder Veränderung der Ware erfolgt, der Besteuerung unterliegt, wenn es sich dabei nicht um bloße Neben sachen oder Zutaten handelt, sondern auch das fertige Produkt so oft besteuert wird, als es im Handel aus einer Hand in die andere geht. Zudem ist der Verleger bei den direkten Lieferungen ins Ausland nur scheinbar ungünstiger gestellt als der Auslandssortimcnter, da dieser sich doch unter Umständen die Steuer für seine Bezüge vom Verleger anrechnen lassen muß. Eine andere Frage ist allerdings die, ob mit dieser en§cn wört lichen Auslegung des Gesetzes der erstrebte Zweck der Konkurrenzfähig keit gegenüber dem Ausland erreicht wird. Denn nicht Verleger und Sortimenter, nicht deutsche Waren untereinander stehen im Wettbewerb, sondern deutsche Buchhändler und deutsche Waren mit ausländischen Buchhändlern und ausländischen Waren. Aus diesem Grunde läge cs im Interesse unseres Exportbnchhandels, wenn von jeder Art Be steuerung der für das Ausland bestimmten Waren abgesehen würde, solange wir nicht auf die Lieferung nach dem Auslände verzichten «vol len und können. Wir bitten um Anssprache. Red. verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (Buchhändlerhausi.