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als Herr der Lage auf jedem Kampffelde, während die Briten nur noch in größeren Verbänden wagten, ihren Gegnern gegenüberzutreten. — Dem Präsidenten Krüger ist von Burenfreunden verschiedener Nationalitäten der Vorschlag unterbreitet worden, ihnen die Erlaubniß zur Ausrüstung vou Kaperschiffen zu ertheilen. Die vorgeschlagene Be lohnung wird 80 Pfund für jede Tonne der gekaperten oder gesunkenen englischen Kriegsschiffe und 40 Pfund pro Tonne für jedes gekaperte oder zum Sinken ge brachte englische Kauffartheischiff betragen und würde nach Beendigung des Krieges von der Transvaalregier ung ausgezahlt werden. Man versichert, daß Präsident Krüger nach der Proklamation Kitcheners wahrscheinlich zu bewegen sein wird, diese Erlaubniß zu ertheilen. Der Krieg würde somit in ein neues Stadium treten. — Ei» englischer Soldat, der von Dewet ge fangen genommen war, beklagte sich über die Nahrung, die fast einzig und allein aus Mehlspeisen bestand. Dewet sagte ihm, daß er nichts Besseres hätte. „Aber," fuhr er fort, „warten Sie einige Tage, ich werde einen Zug wegnehmen und kann Sie alsdann befriedigen." Einige Tage später nahm Dewet, wie er gesagt hatte, einen Zug, und der englische Soldat erhielt die beste englische Nahrung. Ein andermal, als Dewet wieder einen Zug genommen hatte, fanden sich unter den Nahrungsmitteln zwei Tonnen Rum. Dewet verbot seinen Leuten, daran zu rühren, und schickte den Rum in ein englisches Krankenhaus, das in der Nähe war. OcrtlicheS rmv Sächsische». Hohenstein-Ernstthal, den 19. August. — Erwerbung des Bürgerrechts. Nach tz 17 der revid. Städteordnung sind zum Erwerbe des Bürger rechts berechtigtalle Gemeindeglieder, welche 1. die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2. das fünfund- zwanzigste Lebensjahr erfüllt haben, 3. öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch im Laufe der letzten 2 Jahre bezogen haben, 4. unbescholten sind, 5. eine directe Staatssteuer von mindestens drei Mark entrichten, 6. auf die letzten 2 Jahre ihre Staatssteuern und Gemeindeabgaben, Armen- und Schulanlagen am Orte ihres bisherigen Aufenthalts vollständig berichtigt haben, 7. entweder u. im Gemeindebezirk ansässig sind, oder d. daselbst seit wenigstens zwei Jahren ihren wesentlichen Wohnort haben, oder e. in einer anderen Stadtgemeinde des Königreichs Sachsen bis zur Aufgabe ihres bisherigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren. Zum Erwerbe des Bürgerrechts verpflichtet sind diejenigen zur Bürgerrechtserwerbung berechtigten Gemeindeglieder, welche u. männlichen Geschlechts sind, d. seit drei Iahen im Gemeindebezirke ihren wesentlichen Wohnsitz haben und o. mindestens neun Mark an directen Staatssteuern jährlich zu entrichten haben. Bei Berechnung der Steuern sind die Ansätze des Orts- catasters maßgebend. Der Stadtrath fordert alle zur Erwerbung des Bürgerrechts verpflichteten Einwohner auf, unter Vorlegung eines Geburts- und Staatsange hörigkeitsnachweises oder, sofern sie schon anderwärts das Bürgerrecht erworben hatten, des Bürgerscheins bis zum 14. September 1901 an Rathsstelle — Registratur — Zimmer Nr. 1, zu melden. — Erzgcbirgischcs Volksfest in Hohenstein- Ernstthal. Im Garten des Altstädter Schützenhauses regen sich „Tausend fleiß'ge Hände", um die luftigen Gebäude für das hier und auswärts mit größter Spann ung erwartete erzgebirgische Volksfest zu errichten. Die verschiedenen Ausschüsse sind mit dem Einkauf von Waren, mit der inneren Einrichtung und Ausstattung der Zelte vollauf beschäftigt; über hundert Damen und Herren aus unserer Bürgerschaft haben sich erboten, am nächsten Sonntag und Montag hilfreiche Hand zu leisten. Diese Opferwilligkeit ist ein neuer Beweis dafür, daß man die Ziele des Erzgebirgsvereins billigt und mit allen Kräften fördern will. Eine große Anzahl Bürger sind dem Vereine neu beigetreten, sodaß die stattliche Mitgliederzahl von 200 bald erreicht sein wird. Für das Fest sind Sehenswürdigkeiten und Vergnügungen in Fülle vorgesehen. Lasten wir hqute die Glücksspiele Revue passiren. Da bringt das Fest eine großartig auS- gestattete W ü tfelbude;, hier können bei eiüdm Ein sätze von 10 Pfg. die herrlichsten Gegenstände gewonnen werden. In einem änderen Zelts ist Gelegrüheit ge boten, seine C >pitalien gewinnbringend anzulegen. Für 10 Pfg. erhält man einen Anteilschein beim Glücks rad und hat damit Aussicht, eine lebende Riesengans, 1 Flasche ff. Stachelbeerwein oder etwas anderer sein eigen nennen zu können. Doch „da ist ein drittes Ge schäft, da» bringt auch was ein!" Gegen Zahlung von 10 Pfg. ist ein kühner Griff in den Glückstopf er laubt. Hier können Cervelatwürste, Glas-, Porzellan-, Holzwaren usw. gewonnen werden. Außer den tarif mäßigen Gewinnen ist es möglich, sich eine Ehrenprämie, bestehend in einem Kaffee- oder Waschservice und dergl. im Werte von 5 Mk., zu holen. In der Flora sind 100 Stück prächtige Pflanzen, geschenkt von Herrn Theodor Haugk, zur Ausspielung aufgestellt. Auch hier beträgt der Einsatz nur 10 Pfg. Um den Verkehr in den Würfelbuden, beim Glücksrad, Glückstopf und in der Flora zu erleichtern, bietet die Hohenstein- Ernstthaler Wechsel bank Gelegenheit, Gold und Silber in Nickel umzusetzen. Jeder Besucher des Festes möge sich also vorher oder i» der B ank mit dem nötigen Kleingeld versehen und dann sein Glück probiren. — Der hiesige Mietherverein hielt gestern Nachmittag im Saale de» Hotel 3 Schwanen in Gemeinschaft mit dem Mietherverein zu Lugau, der in ansehnlicher Stärke eingetroffen, eine Sitzung behufs Vornahme der Wahl eines Delegirten für den Mitte Oktober in Erfurt statt findenden Verbandstag deutscher Miethervereine ab. Einstimmig beries man hierzu den Vorsitzenden de« hiesigen Verein« Herrn M. Bennewitz. An die Sitzung schloß sich ein Ausflug in« hiesige „Bad". — Das bei den fünf Kreishauptmannschaften in Sachsen eingeführte Institut derweiblichenVertrauens- personen für die Gewerbe-Jnspection ist bis jetzt noch sehr wenig in Anspruch genommen worden. Obwohl diese Einrichtung und die Sprechstunden der weiblichen Vertrauenspersonen genügend bekannt gemacht waren, sind doch die Damen entweder gar nicht oder nur zur Erledigung von Angelegenheiten aufgesucht worden, die iherer Competenz nicht unterstanden. — Auf Veranlassung seines Vorsitzenden, des Fortbildungsschuldirektors O. Pache in Leipzig-Lindenau, hat der Deutsche Verein für das Fortbildungsschul wesen bereits seit einigen Jahren auch die Fortbild ungsschule für Mädchen in den Kreis seiner Wirksam keit gezogen. Wie dieser Gegenstand schon auf der letzten Generalversammlung in sehr eingehender Weise erörtert worden ist, so ist seiner Behandlung auch für die nächste Generalversammlung ein sehr bedeutender Platz eingeräumt worden. Die ersprießliche Thätigkeit des Vereins und seine gemeinnützigen Bestrebungen gewinnen auch in der Oeffentlichkeit immer größeres Ansehen, und es bedeutet eine sehr hohe Anerkennung, daß dem Verein jetzt zur Förderung seiner Bestrebung von Seiten des Reichskanzlers ein Beitrag von 3000 M. bewilligt worden ist. — Als neuester Arbeiterverband hat sich in Chicago der Verband der Dienstmädchen gebildet. Er schreibt vor, daß die Hausarbeit nicht vor 5,30 Uhr morgens beginnt und mit „dem Waschen des Geschirrs nach der Abendmahlzeit" aufhört. Das klingt bescheiden, aber — von dieser Arbeitszeit sind abzuziehen: täglich zwei Stunden zum Spazierengehen, der Sonntag und „wenigstens" zwei freie Abende in der Woche. Am Montag sind die Arbeitsstunden so zu bemessen, daß an diesem „billigen Tage" das Dienstmädchen seine Einkäufe im Waarenhaus besorgen kann. Einfach sind die Regeln bezüglich männlicher wie weiblicher Besucher, die stets Zutritt haben, doch — man staune — Mary muß selbst die Kosten für etwa vorgesetzte Erfrischungen tragen. Verständniß für gesellschaftliche Formen oerräth der Zusatz, daß Besucher und Gastgeberin nicht durch etwaiges Hinzukommen oder durch Weisungen der Hausfrau unterbrochen werden dürfen. Tadel oder Klagen sind nur an die Verbandsagenten, nicht an die Mädchen zu richten. Rücksichtslose Herrinnen dürfen Mary also keine Vorwürfe machen, wenn sie des artigen Kindes Tasse zerschlagen hat. Die Gnädige schickt zum Verband und deren Agentin verhängt nach Untersuchung des Falles eine Geldstrafe über Herrin oder Dienerin. Bezahlt die erstere nicht, so wird ihr Haus boykottirt. — In Glauchau ist eine Frau, die von einer vermuthlich giftigen Fliege gestochen worden war, an den Folgen der dadurch verursachten Blutvergiftung gestorben. — Der Allgemeine Confum Verein in Chemnitz dehnt sich immer mehr aus; er eröffnet dieser Tage seine 18. Verkaufsstelle in Furth, um seinen dort wohnenden Mitgliedern den Einkauf zu erleichtern. Er zählt gegenwärtig 12,000 Mitglieder und erzielte im vorigen Jahre einen Umsatz von 2,891,005.39 Mk. In diesem Geschäftsjahr dürfte der Waarenumsatz den Werth von drei Millionen übersteigen. Dresden, 16. Aug. Ein gewaltiges Werk moderner Baukunst wird seit dem Beginn der diesjährigen Bauzeit auf dem Ständehausbauplatze zwischen der Augustusstraße und der Brühlschen Terrasse in der Fundamentirung des neuen Ständehauses vollbracht. Nachdem der Grund für das Bauwerk, das voraussichtlich erst nach Verlauf von fünf bis sechs Jahren vollendet sein wird, tiefer als der Elbspiegel liegt, ausgeschachtet worden ist, muß zuni Schutze gegen das Eindringen von Grundwasser die ganze Baufläche mit einer 4'/, Meter starken Betonschicht bedeckt werden. Zum Theil ist dieses Werk bereits vollbracht worden, ja es erhebt sich sogar in der nordwestlichen Ecke bereits ein Stück Grundmauer von über 3 Meter Stärke über der Betonsohle, und wo der Beton fest geworden ist, wird alsbald weiter gemauert. Die tägliche Arbeitsleistung besteht in der Herstellung und Verarbeitung von 100 obm Beton. Iw ganzen sind 40 000 edm Beton zur Vollendung der Betondecke nöthig, ans der sich das neue Ständehaus, dessen Kellersohle dem 45er Hochwasserstand der Elbe etwa gleich zu liegen kommt, erheben wird. — Die Stadtverordneten zu Sebnitz haben be schlossen, die am 1. Januar freiwerdende dortige Bürger- meisterstelle mit einem Anfangsgehalt von 5000 Mk., welche staffelweise bis 7000 Mk. steigen soll, auszu schreiben, wozu noch die Zustimmung des Stadtraths einzuholen ist, welcher den Anfangsgehalt auf 4500 Mk. normirt hat. Riesa, 15. August. Vergangene Nacht hat sich der Unteroffizier Jahn des Feldarnllerieregiments Nr. 68 auf Gröbaer Flur, unweit Merzdorf von dem 1 Uhr 46 Min. hier ankommenden Personenzuge überfahren lassen. Weida, 17. Aug. Aus Nerger irrsinnig geworden ist hier der wegen Diebstahl verhaftete, infolge völliger Schnldlosigkeit aber wieder freigelassene Gerber Ellwanger. Von dem seinerzeit bei ihm gefundenen Gelde, das zu seiner Verhaftung führte, jedoch sein rechtmäßiges Eigenthum war, hat E. 500 Mk. in Gold im Walde an einer Stelle vergraben, die er nun nicht mehr anzugeben vermag. Der Unglückliche wurde der Irrenanstalt Jena zugeführt. HaudelS-Nachrichten (Wechsel-Tours). Vvrtta, 17. Aug. Amsterdam per 100 fl. d. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. Laak- Vlsvont Mark OK, 8 T b?>2M 168,65 G 167,80 G gi/ 3 T "3M 81,- B 30,40 G - 10T 77,50 G o 2M — 4 10 T 81,10 G 8 T 20,41 G 3'/, 3M 20,28 G 14T — ° 2M — 3 ST 91,- B 3M 80,50 G ö- 8 T — ° "3M — 5'/, 8 T — . 8T 85,15 G 3M 84,— G Reichsbank 3'/,, Lomb.-Z.-F. 4'/,. La^äodarx, 17. Aug. Kornzucker cxcl. 8S°/„ Rendement —bis —. Nachproducte ercl. 75°/» Rendement 7,00 bis 7,35. Stimmung: ruhig. Krystallzucker 1 mit Sack 28,95. Brodrasstnade 1 ohne Faß 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 29,9b. Gem. Melis 1 mit Faß 28,4S. Rohzucker I. Product Transtto f. a. B. Hamburg per Aug. 8,25 Gd., 8,3) Br., per Sept. 8,30 Gd., 8,37'/, Br., per Okt. 8,35 Gd., 8,40 Br,. per Okt.-Dez. 8,37'/» Gd., 8,35 Br., per Jan.-März 8,50 Gd., 8,55 Br. Tendenz: Schwach. llamdnrs, 17. Aug. Weizen stetig, Holsteiner loco — bis —, La Plata 130. — Roggen stetig, cif. südruss. Hamburg 105—108, do. loco 106 bis 109, Mecklenburgischer 136 bis 142. Mais fest, amerik. mixed. 124, La Plata 100. Hafer fest, Gerste fest. Wetter: Bedeckt. 8rvmsn, 17. Aug. (Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 42'/«. Pfg. Liverpool, 17. Aug. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Um satz: 7000Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 2000.Ballen, Preise °/«« bis Vor höher. Umsatz: 4000 Ballen, davon für Speculation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner ruhig, "/-, höher, Ostindische und Egypter ruhig. Middling amerikanische Lieferungen. August-Septbr. 4'«/«« Käufer, good ordin. Lieferungen: Oktober 4'/,« Verkäufer, November-Dez. 4';«« Käufer. Januar-Februar 4'/«« do. Zahlungseinstellungen: Anna Korth geb. Tröbes, Cöthen. Otto Mäusel, Dresden. Hermann Emil Kray, Dresden. Hermann Bach, Dillenburg. Max Albert Engler, Nieder-Kunnersdorf-Löbau i. Sa. Franz Albin Baumann, Lugau-Stollberg. Carl Haserodt, Tarno- witz. Max Eckert, Wilsdruff. Chemnitzer Marktpreise vom 17. August 1901. Weizen, sächs. Roggen, - Hafer «trob Heu Kartoffeln Futtcrgerste Butter. 1 Kilo 7 - 70 7 - 70 3 - 50 3 - 80 2 - 75 6 - 50 2 - 50 7 - 85 8 - — 3 . 60 4 - — 3 - — 7 - 25 2 - 70 pro 50 Kilo 8 M. 80 Pf. bis 8 M. 90 Pf. Die Thürmer von Allerheiligen. Kriminalgeschichte von Friedrich Thieme. 3. Fortsetzung. Der Vogel hatte nunmehr die Mitte des Zimmers erreicht, wo ser stehen blieb und in seiner possirlichen Umschau fortfuhr. Eilert schloß leise, doch schnell die Außenthür, um dem Thiere den Rückweg abzuschneiden. Die beiden Männer harrten stumm auf ihren Plätzen, mit Interesse jede Bewegung des Kleinen ver folgend. Ein lautes „klack, klack" ausstoßend, flog der schwarze Gast plötzlich auf den Tisch, pickte einige Male mit dem spitzen Schnabel auf die Platte und schwang sich dann, nachdem er einige mißtrauische Blicke auf die beiden Männer geworfen, mit plumpem Flügelschlage zur Decke auf. Zwei Mal maß die Dohle den Umfang des Raumes, dann ließ sie sich immer noch schreiend auf einen großen Nagel, der fast in Deckenhöhe in die rissige Holzwand geschlagen war, nieder und bog sich mit dem Kopfe tief in den breiten Riß. „Hier mag wohl ihr Schlafplatz gewesen sein," sagte der Referendar. „Geben Sie Acht," rief Eilert, „sie hat etwas Blitzendes im Schnabel. Was mag das sein?" Die Dohle hatte in der That einen funkelnden Gegenstand erfaßt, den sie triumphirend im Schnabel hielt, die Fremdlinge ordentlich herausfordernd anblickend. „Sieht es nicht wie ein Ring?" „So ähnlich —" Bei diesen Worten ergriff der Staatsanwalt hastig seinen Stock und bewegte diesen drohend nach dem Vogel. Die Dohle verließ eiliy ihren Standort und retirirte nach dem Ofen, ohne jedoch den Gegenstand fahren zu lassen. Doch so leichten Kaufes sollte sie nicht davonkommen, der Staatsanwalt und der Referendar