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schwer, hatte er doch in der Person seine- allerhöchsten ProtectorS da- leuchtendste Beispiel treuer dankbarer Kameradschaft, die so recht zum Ausdruck kam in dem Abschiedsbefehl vom 11. März 1871: Ich bleibe mit Euch eng verbunden im ehrenden Gedächtniß an unsere braven gefallenen Brüder in dankbarer Erinnerung an Euch und Eure Thaten. — Der Militärverein „K. A." war eS, der in dankbarer kameradschaftlicher Gesinnung zu der Errichtung eine- Denkmals für unseren König und seinen treuen Kriegern die Anregung gab und auch einen Fonds dazu stiftete. Wem ist nicht jener große Freudentaq noch in warmer Erinnerung, als am 10. Mai 1896, dank der opferbereiten patriotischen Ge sinnung der Bürger Ernstthals die Weihe des Denk mals stattfinden konnte, der Traum und die lang er,ehnte Hoffnung der Kameraden waren in Erfüllung gegangen, der treuen dankbaren Kameradschaft war schönster Tribut gezollt. Bis zum Jahre 1881 war unser Militärverein ohne Fahne, ohne jenes Symbol, daS doch dem Soldaten das heiligste ist, und wohl hat mancher Kamerad bei einem Ausmarsche mit Sehnsucht nach dem flatternden Kleinod auSgeschaut, doch nicht vergeblich, daS Jahr 1881 war für den Jubilar-Verein wiederum ein bedeutungs volles, war eS doch das Jahr, in welchem die opferbe reite Kameradschaft der Frauen der Mitglieder dem Vereine in dankbarer Weise eine schöne Fahne stifteten ein Banner, unter welchem sich nun die Kameraden in Freud und Leid, bei fröhlichem und gedämpftem Trommel schlag schaaren konnten, ein Zeichen, das alle nun noch mehr ansporen mußte, treu den Grundsätzen des Vereins zu bleiben und stets bestrebt zu sein, die Fahne rein und fleckenlos zu erhalten, und daS ist unserem Militär verein auch bisher gelungen. In lobenSwerther dank barer Weise haben die Frauen unserer Ehrenmitglieder und Mitglieder bei dem heutigen Festactus am Denkmal unserer Fahne einen prächtigen Schmuck gewidmet, da mit erneut ihre kameradschaftliche Liebe zum Verein ge zeigt, eineut den Ansporn dazu gegeben, auch fernerhin unentwegt und treu zur Fahne zu halten. Nicht nur bei freudigen, fröhlichen, sondern leider auch bei traurigen Anläßen war cs den Mitgliedern des Jubilar-Vereins Vorbehalten, wahre Kameradschaft zu bethätigen, denn während der verflossenen 25 Jahre wurde 2 Ehrenmitgliedern und 21 Mitgliedern, die zu früh der Tod hinwegraffle, die letzte kameradschaftliche Ehre erwiesen, über ihre Gräber hinaus rollte der letzte kameradschaftliche Abschiedsgruß; Ehre ihrem Angedenken. Treue gegen Kaiser und Reich, König und Vaterland, das ist das weitere Losungswort, daS unser Jubilar- Verein auf seinen Schild geschrieben. Wie oft erklangen nicht innerhalb der verflossenen 25 Jahre bei patriotischen Festlichkeiten aus den Kehlen der Kameraden all' die schönen Lieder, die so recht wiedergeben, was ein treuer deutscher Soldat empfindet, Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlandes! Heil Kaiser, dir! Den König segne Gott, den er zum Heil uns gab, Ihn segne Gott! Deutschland, Deutschland über Alles, Ueber alles in der Welt. Ich gebe mich der festen Ueberzeugung hin, daß nicht nur der Mund dabei war, sondern auch das Herz. Eine Vereinigung gedienter deutscher Soloaten kann ich mir nicht anders denken, als eine solche, in der nicht nur die unverbrüchliche Treue gegen Kaiser und Reich, König und Vaterland gehegt und gepflegt wird, sondern stets zu Hause ist. Die Treue gegen Fürst und Vaterland ist und muß jedem Soldaten unausrottbar ins Herz eingegraben sein. In neuester Zeit war es kein Geringerer als Generalfeldmarschall Graf Waldersee, der uns ein schönes leuchtendes Beispiel gab,; die Treue und Liebe zu Kaiser und Vaterland war es, die ihm die Kraft gab hinauszuziehen, um im fernen Osten zur Ehre Deutschlands zu wirken. 25 Jahre des Frieden- haben wir die Treue gehegt und gepflegt und sind gewappnet und bereit, dieselbe auch zu halten, wenn es heißt: Das in heißen Kämpfen schwer Errungene festzuhalten und zu vertheidigen. Wenn das Vaterland ruft, wird ein jeder Soldat mit Freuden bereit sein, sein Leben hinzugeben und auch unser Militärverein „König Albert" wird nicht der letzte sein, der seine Mitglieder hinaus schickt, auf dem Felde der Ehre für Kaiser und Reich, König und Vaterland zu kämpfen und zu sterben, getreu nachahmend das Vorbild, das uns unsere gefallenen Kameraden, deren Namen draußen auf dem Denkmal eingemeißelt, gegeben; Ehre auch ihrem Andenken! Hochverehrte Festversammelten. Nicht nur die, welche die Ehre hatten, des Kaisers und Königs Rock zu tragen, sind dazu berufen, allein Hüter des deutschen Reiches zu sein, sondern ein jeder Deutsche, im Kriege sowohl wie im Frieden. Wenn es gilt, unser schönes großes deutsches Vater land stark und mächtig zu erhalten, möchte dann doch jeder Parteihader schwinden, möchten dann doch alle unsere deutschen Brüder, wessen Partei sie auch ange hören mögen, ewig sein in der Liebe zu Fürst und Vaterland', einig sein wie jene Männer auf dem Rütli, denn es umschlingt uns ja All' ein heilig Band, das große theure deutsche Vaterland! Wir alle, die wir hier versammelt sind, Sie hoch verehrte Gäste, die Sie herbeigeilt sind, daS Fest ver schönern zu helfen, ihr, liebe Kameraden, die ihr stolz auf das heutige Fest herabschauen könnt, wir alle wollen hier erneuern das Gelübde: Treue Liebe bis zum Grabe, Schwör ich Dir mit Herz und Hand, Was ich bin und waS ich habe, Dank ich dir, mein theureS deutsches Vaterland! Silberrein hat der Militärverein „K. A." seinen Schild erhalten, mög' auch nach weiteren 25 Jahren sein Banner rein und fleckenlos in goldreinem Lichte erstrahlen. Möge der Militärverein „K. A." auch ferner seinen Zweck erfüllen, möge er anderen zum Vorbild strenger Pflichterfüllung im Frieden dienen und so zur Nach eiferung anspornen, damit sie stets gewappnet sind, große Fragen der Zeit erfolgreich zu entscheiden. Möge unser Jubilar-Verein dem großen Verbände ein würdiges Glied bleiben. AuS der Saat der Vergangenheit reift die Frucht der Gegenwart, der Zukunft. Möge eine Vergangenheit, reich an Erzeugnissen, auf welche mit Stolz und Genugthuung. zurückgeblickt werden kann, wieder die Basis bilden zu ruhmvoller Zukunft! In diesem Sinne und mit diesem Glückwünsche, hoch verehrte Festversammelten und liebe Kameraden, stimmen Sie mit mir ein in den Ruf: Unser Jubilar-Verein, der Königl. Sächs. Militärverein „König Albert" er lebe hoch, hoch, hoch! Nachdem das Hoch verklungen war, kam ein Festlied, gedichtet von Herrn Otto Hillig hier, zum Absingen, worauf der Herr Bürgermeister ein dreimaliges Hoch auf das deutsche Vaterland, auf den Jubelverein, auf den Herrn Festredner und den Herrn Festdichter aus- brachte. Der stellvertretende Vorsteher Herr Adolf Pfefferkorn ehrte alsdann die Gründer und Jubilars des Vereins mit einer Ansprache und überreichte den- selben eigens hierzu angefertigte Ehrenzeichen. Die Ju- bilare sind die Herren Ernst Schüppel, Emil Heidel, Fritz Gaam, Fritz Reuther, Johann Burckhardt, Otto Guthe, Eduard Frenzel, Hermann Spindler, Karl Wolf, Louis Pfefferkorn und Hermann Hofmann. Nach dem auf die Jubilare ausgebrachten Hoch ergriff Herr Schüppel das Wort und dankte Namens seiner Mitjubilare dem Jubelverein für die gespendeten Ehrenzeichen und wünschte, daß die jüngeren Mitglieder streng in der bisherigen Richtung weitermaschiren möchten. Herr I. L. Lotze war begeistert über dis Wahl des 18. August zum Festtag, da dieser Tag als unauslöschlicher Erinnerungstag an die siegreiche Schlacht bei St. Privat in der Geschichte bestehen werde. Sei doch gerade diese Schlacht für die Sachsen mit dem Kronprinzen Albert an der Spitze der bedeutungsvollste Tag gewesen während des deutsch französischen Krieges. Sein Hoch galt den Kämpfern bei St. Privat. Von, Hofmarschallamt zu Berlin ist an den Verein ein Schreiben eingegangen, daß Se. Majestät der Kaiser geruht habe, dem Verein ein Fahnenband und einen Nagel mit dem Reichsadler zu verleihen, welches noch folgen werde. Diese Nachricht wurde mit einem aber maligen Hoch auf Se. Majestät freudigst ausgenommen. Herr Franz Geithner ließ dem Verein ein Bild mit Widmung überreichen von der Gründungsstätte des Vereins, nämlich des alten Schießhauses. An Fahnennägel wurden dem Verein insgesammt geschenkt 9 Stück und ein Glas von den Vereinen „105er" zu Chemnitz, „Kronprinz Albert" zu Gersdorf, „134er" zu Limbach, „König Albert" zu Meerane, M.-V. I zu Gersdorf, Deutscher Kriegerverein zu Glauchau, M.-V. zu Remse und M.-V. zu Langenberg. Im zweiten Theile des Programms kamen zwei Theaterstücke zur Aufführung, die bestens dargestellt und lebhaft applaudirt wurden. Zwei Parademärsche bildeten den Schluß dieses wohlgelungenen Commerses. — Heute, Montag, Abend findet auf dem Logenhaus Festtafel und Ball statt. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Ein neuer Schlag gegen das Deutschthunr in den russischen Ostseeprovinzen ist feiten des russischen Kultusministers vollführt worden. Das Ministerium für Volksaufklärung gestattete, so meldet Wolffs Bureau, im Jahre 1893 für die Ostseeprovinzen die Bildung von Privatschulen, sogenannten „Kreisen", in denen aus- schließlich Kinder ausländischer Unterthanen unterrichtet werden durften. Jedem Kreise durften nicht über 15 Schüler und Schülerinnen angehören. Die Unterrichts sprache war deutsch. Da, wie die Nvwoje Wremja meldet, in letzter Zeit mehrfach Uebertretungen der für diese „Kreise" erlassenen Vorschriften vorgekommen seien and u. a. auch Kinder russischer Unterthanen die Schulen besucht hätten, habe der Minister für Volksaufklärung die Schließung aller dieser Schulen verfügt und die Gründung neuer „Kreise" verboten. — Die „Frankfurter Ztg." berichtet aus Milwankee: Gerhard Terlinden ist hier verhaftet worden. Er gesteht die Emission von anderthalb Millionen Mark gefälschter Actien zu. — Das Oberkriegsgericht des 2. Armeecorgs in Stettin hatte über einen Fall von Körperverletzung mrt tödlichem Erfolge zu urtheilen. Es besteht bei fast allen Truppentheilen die Unsitte, daß die älteren Mannschaften eine Art Selbstjustiz ausüben, indem sie die neu Ein getretenen, wenn sie sich nicht dem Willen der älteren fügen, bei Nachtzeit überfallen und schlagen. Zum Opfer dieser Justiz war auch der Kanonier O. auSer- sehen worden; in zwei Nächten kamen je zwei Mann an sein Bett und schlugen mit Peitschen auf ihn ein. Er beschwerte sich bei dem Unterofficier, und dieser gab ihm den Rath, sich selbst zu wehren. Als in der nächsten Nacht wieder zwei Mann zum Prügeln an sein Bett kamen, schlug O. mit einem Spaten um sich und traf in der Dunkelheit einen der Betheiligten, den Ge- freien S-, so unglücklich am Kopf, daß ein Schädel bruch eintrat und S. am nächsten Morgen starb. Vom Kriegsgericht war O. deshalb wegen Körperverletzung mit tödtlichem Erfolge zu drei Monaten Gefängniß ver- urtheilt worden. Sowohl von dem Gerichtsherrn, wie von dem Angeklagten wurde daS Urtheil angefochten, letzterer beantragte seine Freisprechung, ersterer die Er höhung der Strafe auf da« Doppelte, da ein Racheakt vorliege. DaS Oberkriegsgericht erkannte auf Frei sprechung, da es annahm, daß ein Fall vorliege, bei dem 8 53, Absatz 3 der Str.-G.-B. Anwendung finde, weil O. in Furcht oder aus Schrecken und Bestürzung die Grenzen der Nothwehr nicht überschritten. — Der Fürst von Bulgarien soll sich mit Rücktritts gedanken tragen. Der von Clemens Nikolaides heraus gegebenen „Internat. Korr." wird au« Konstantinopel berichtet: Die Meldung, Fürst Ferdinand habe dem Sultan ankündigen kaffen, daß die vor einer Woche gezahlte Rate des bulgarischen Vasallentributes die letzte sei, da Bulgarien künftig eine weitere Tribut zahlung ablehnen werde, ist in dieser Form unrichtig. Der Fürst hat vielmehr dem Sultan durch den bulgarischen Agenten „vertraulich" mittheilen lassen, er könne nicht sagen, ob er selbst noch in der Lage sein werde, die Auszahlung der nächsten Tributrate zu veranlassen. Seine Stellung in Bulgarien sei vielmehr eine so schwierige geworden, daß er nicht wisse, wie lange er diese Last noch werde tragen können. Wenn er bisher den oft genug aufgetretenen Wunsch einer Abdankung stets wieder unterdrückt habe, so sei dies nur geschehen, um Bulgarien und damit den Friedenszustand am Balkan vor Erschütterungen zu bewahren. Denn es sei für ihn eine Gewißheit, daß sein Rücktritt sofort den Ausbruch bedenklicher nationaler Leidenschaften des bulgarischen Volkes zur Folge haben werde. England. — Die Absicht der englischen Militärverwaltung, in der Umgebung von London starke Befestigungen zu schaffen, findet bei verschiedenen englischen Blättern, selbst solchen, die der Regierung unterstehen, scharfe Bemängelung. So bemerkt der „Daily Graphic" zu einem nicht näher definirten Posten von 2 000 000 Pfd. Sterl, der in zweiter Lesung von dem Unterhause be- rathenen Forderung von 43 000 000 Pfd. Sterl, zu Befestigung»- und Schutzanlagen für Heer und Flotte: „Ueber diese Forderung von 2 000 000 Pfd. Sterl, für militärische Befestigungsanlagen ist der Schleier des offiziellen Geheimnisses gebreitet, unter dem Vorwande, es sei unerwünscht, daß etwaige Feinde genau erfahren, welche Anlagen das Kriegsamt herstellt. Der Vorwand ist thöricht, denn jede fremde Macht, die volle Einzel heiten über diese Anlagen erhalten wollte, würde das auch sicher ermöglichen. Vielleicht ist es jedoch ebenso gut, daß das Kriegsamt seines Renommees halber es verbergen möchte, daß es das Geld der Nation für die Befestigung der Hügel um London herum ausgiebl. Während die Flotte in mancher Beziehung noch Mängel hat und wir noch keine zu sofortigem Dienst im Aus lande bereite wohlausgerüstete Armee besitzen, ver schwenden wir Millionen für Verschanzungen, die zu sehen ein Feind erst in die Lage kommen kann, wenn das Reich bereits in die Brüche gegangen ist." Die „Morning Post" ist ebenfalls der Ansicht, daß, so lange England die See beherrsche, es kein schwereres Bom bardement als von ein oder zwei verirrten Kreuzern zu befürchten habe, während es durch Aushungern zur Unterwerfung gezwungen werden würde, wenn die Herr schaft zur See schwinden sollte. In diesem Falle würde der Gegner sich nicht die Mühe machen und einen einzigen Soldaten zur Besiegung Englands opfern. Das möge eine Ursache zur Verstärkung der Flotte sein, aber sicherlich nicht zur Errichtung von Landbefestigungen. Andererseits ist die Zeitung der Ansicht, daß für An lagen zu Kohlen der Schiffe eher zu wenig gefordert sei. DieZWichtigkeit der Kohlenstationen in der ganzen Welt könne nicht überschätzt werden, und alle, die sich mit dem Krieg zur See beschäftigten, stimmten darin überein, daß der nächste große Seekrieg hauptsächlich ein Kampf um Kohle sein werde. Der Krieg in Südafrika. — Jedermnnn fragt besorgt, ob und wie lange die Buren noch Widerstand leisten können. Daß diese Frage vom grünen Tische nicht beantwortet zu werden vermag, ist klar. Wenn die wohl orientirte englische Regierung durch ihren Vertreter laut ver kündigen läßt, daß die Dinge dort dem für britische Interessen erwünschten Ende bald entgegengehen, so stehen diesen offiziellen Reden andererseits Privatnach richten von feiten entkommener Deutscher gegenüber, die das Gegentheil behaupten. Ja, sie versichern, der Unterschied zwischen 1899 und 1901 sei der, daß da mals die Buren vor der britischen Uebermacht einen solchen Respekt gehabt hatten, daß sie froh gewesen seien, am Tugela, beim Spionskop usw. in der Defen sive gesiegt zu haben und niemand im Ernste an ein Ergreifen der Offensive und Verfolgen des Sieges durch Rückstößen der Gegner bis ans Meer auch nur gedacht habe. Jetzt sei dies anders. Der Bur fühle sich moralisch