Volltext Seite (XML)
Hektar, stellte sich auf 8324 956 Mk. Der Gesummt, aufwand an Forstverbefferungs-, Betriebs- und Ver waltungskosten betrug im Jahre 1899 37,08 Proz. der Gesammteinnahme; für da« Kubikmeter Derbholz ergab sich im gleichen Jahre ein Reinertrag von 10 Mk. und für da« Hektar der Gesammtfläche ein solcher von 47,85 Mk., während sich die Aufbereitungskosten für Hölzer überhaupt auf 1704 902 Mk. und auf 2,05 Proz. für da« Kubikmeter Derbholz einschließlich de« Stock- und Reisigholze« berechneten. Geschlagen wurden 1899 in Sachsen überhaupt 673 380 Kubikmeter Nutzholz. — Die Kammergüter umfaßten Ende 1899 ein Areal von 2978 Hektar und sind im Ganzen nach 110847 Steuer einheiten abgeschätzt. Nach Abzug der Baukosten, Ab- gaben und sonstigen Aufwandes ergab sich ein durch schnittlicher Ertrag von 83,91 Mk. pro Hektar und für die Steuereinheit ein solcher von 2,25 Mk. OertlicheS und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 2. September. — Wie kein anderer Tag aus den großen Sieges tagen von 1870—71 erneuert alljährlich der Sedan tag die Erinnerung an die glorreichen Erfolge, die vor nun mehr als drei Jahrzehnten unserem deutschen Volke auf den Schlachtfeldern in Frankreich zu Theil geworden sind. Was damals auch sonst an Herrlichem und Er habenem geboten worden ist: Sedan bleibt der dra matische und politische Höhepunkt de« Krieges, der Name, bei dessen Klang die deutschen Herzen höher schlagen; Sedan bleibt die Stätte, wo in heißen Gluthen die Kaiserkrone, das Symbol der deutschen Einheit, ge schmiedet wurde. Der Tag von Sedan bildet die Vor bedingung und die Vorbereitung für den Tag von Versailles, wo an dem denkwürdigen 18. Januar 1871 die Proklamation des zu neuem Glanze erstandenen Deutschen Reiches erfolgte. Von Sedan datirt die Weltmachtstellung Deutschlands, datirt die zündende Ge walt, mit der sich der Einheitsgedanke durch alle Gaue des Vaterlandes seine leuchtende Bahn brach, datirt da« Bewußtsein aller deutschen Stämme, daß wir wieder Ein Volk geworden sind. Wie den deutschen Heeren auf dem Siegesfelde von Sedan, so war daheim im Vaterlande unter dem überwältigenden Eindrücke der Sedan-Kunde der Gedanke zum vollen Bewußtsein er wacht, daß mit diesem gemeinsam erkämpften Erfolge auch die Gemeinsamkeit de« künftigen nationalen Lebens erreicht und verbürgt sei. Der Sedantag führte durch das einmüthige Zusammenwirken der deutschen Fürsten und der deutschen Stämme, durch die im Schlachten donner erprobte und besiegelte Einheit der Preußen und der Sachsen, der Bayern und der Württemberger die weltgeschichtliche Entscheidung herbei, durch die aller Welt klar wurde, daß es fortan ein einziges, sebstbe- wußtes deutsches Volk gebe, das sich nicht länger vom Auslande Gesetze vorschreiben läßt, sondern den ihm ge bührenden Platz im Rathe der Völker einzunehmen ge willt ist. Nicht im Geiste der Ueberhebung oder eitler Ruhmcsbespiegelung hält das deutsche Volk fest an seinem Sedantage, sondern zu seiner nationalen Genugthuung und Erbauung wird es diesen Tag in festlicher Gesinnung als den Tag seiner nationalen Wiedergeburt begrüßen, so lange es seine Ehre an die Erhaltung seiner staatlichen Einheit und Selbstständigkeit setzt. Wenn auch heute Sedan in Deutschlano nicht mehr, wie in früheren Jahren, allent halben mit rauschenden Festlichkeiten und prunkvollen Reden begangen wird, so wird doch die Erinnerung an die Großlhaten unserer Armee unauslöschlich in deutschen Herzen fortleben und sich alljährlich mit dieser Erinnerung das Gelöbniß erneuern, zu hüten und zu schützen, was einst im heiligen Kampfe unter schweren Opfern er rungen worden ist. — Vorigen Sonnabend begingen die Herren Pro kurist Paul Held und Kaufmann Louis Pfeffer korn das seltene Jubiläumsfest ihrer 25jährigen Thätigkeit bei der Firma Robert Pfefferkorn. Die Jubilare haben den Entwicklungsgang ihrer Firma aus den kleinsten Anfängen bis heute mit durchgemacht und Herr Bürgermeister vr. Polster, der im Namen des Stadtrathes und der Stadtverordneten erschienen war, um die Jubilare zu beglückwünschen, hob in seiner Ansprache an die beiden Herren ganz besonders hervor, daß nicht nur die Dauer der Mitarbeit, sondern vor allem die volle Hingebung während der langen Zeit die städtische Verwaltung veranlaßt habe, den Dank ihrerseits durch Ausfertigung von Ehrendiplomen aus zudrücken. Herr Pfefferkorn seinerseits überreichte den Herren mit Dankesworten je ein werthvolles Erinnerungs geschenk an den Tag und vereinigte die Jubilare und deren Collegen bei sich zu einem gemüthlichen Festabend. — Ende September läuft die Frist ab, in welcher die goldenen Fünfmarkstücke bei den zuständigen Kassen noch in Zahlung genommen werden. Damit scheidet eine Münzsorte aus dem Verkehr, die nie große Beliebt heit gewonnen hatte. — Bei der Sparkasse zu Gersdorf wurden im Monat August des Jahres 1901 115 Einzahlungen im Betrage von 18 305 Mk. 62 Pfg. geleistet, dagegen er-<> folgten 36 Rückzahlungen (Einlagen und Zinsen) im Betrage von 5093 Mk. 05 Pfg. Der Baarbestand be trug Ende des Monats August 19 841 Mk. 19 Pfg. — Die Frage deS Rechts der Gemeinde«, an den Reichs, oder Landtag zu petitioniren, wird von der Gemeinde Lichtenberg im Verwaltungsstreitverfahren zur Entscheidung gebracht werden. Die Gemeindevertretung de» Orte« Lichtenberg hatte, wie au« Anlaß der in Aussicht stehenden Zollberathungen so vielfach im Deutschen Reiche geschehen ist, eine Petition verfaßt, in der sie den Reichstag ersuchte, einer Zollerhöhung für Getreide die Zustimmung zu versagen, da Lichtenberg als Jndustrieort durch die Vertheuerung der noth- wendigsten Lebensmittel in eine sehr schwierige Lage komme. Der Landrath des Niederbarnimer Kreises, v. Treskow, beanstandete aber diesen Beschluß mit der Be gründung, die Eigenschaft Lichtenberg als Jndustrieort rechtfertigte nicht die Petition, in der eine Ueberschreit- ung der Gemeindebefugnisse zu erblicken sei. Die Ge meindevertretung wandte sich deswegen an den Regierungs präsidenten v. Moltke in Potsdam, der aber die Ver fügung des Landraths bestätigte. Auf Antrag des Bürgermeisters Ziethen erklärte sich nun die Gemeinde vertretung bereit, die Beanstandung durch den Landrath im Klagewege anzufechten. In der Klageschrift soll da rauf hingewiesen werden, daß von der durch die Zoll erhöhung bewirkten Vertheuerung der Lebensmittel die meisten Ortseinwohner benachtheiligt würden, und die Steuerkraft der Gemeinde sinken müßte, so daß es nicht das Recht, sondern auch die Pflicht der Gemeinde sei, gegen höhere Zölle zu petitioniren. — Die Preißelbeerfucher im Vogtlande sind dieses Jahr mit dem Ergebniß ihrer mühsamen Arbeit sehr wenig zufrieden; die Beeren hängen allerwärts nur vereinzelt, nicht traubenartig, an den Zweigen, wie in günstigen Jahren, und das Einsammeln lohnt nicht, obwohl die Aufkäufer Heuer an Ort und Stelle für das Liter Preißelbeeren 25 Pfg. bezahlen (in früheren Jahren 14 bis 15 Pfg.) In Folge des flauen Geschäftsganges sieht man jetzt Tag für Tag ganze Familien — Vater, Mutter und Kinder — aus den in der Nähe eines Waldes gelegenen Orten hinausziehen, aber statt der sonst mit rothen Beeren gefüllten Gefäße tragen die Abends hungiig und müde Heimkehrenden jetzt zumeist Säckchen, Tücher oder Körbe, allerlei Pilze enthaltend, die Heuer in den Waldgegenden überaus reichlich wachsen. — Das » doppelte Tuch", so schreibt der „Vogt. Anz.", übt auf die Mädel eine starke Anziehungskraft aus. Kommt da vor einigen Tagen die Straße von Neuensalz herein ein schmucker Artillerist zu Pferde. Als er an einem Restaurant vorüberkam, konnte es eine der dort zu einem Vergnügen versammelten holden Schönen sich nicht versagen, den jungen hübschen Soldaten zu bitten, im Wirthshause doch Einkehr zu halten. Der Soldat versprach, wiederzukommen, er ritt nach Hause, vertauschte sein Pferd mit dem Fahrrad und hatte in verhältnißmähig kurzer Zeit sein Ver- sprechen eingelöst. Feurig warf sich die hübsche Kleine dem starken KriegSmanne an die Brust, es war ihr gleichgültig, daß dabei ihr Schatz, dem sie auf „ewig" Treue geschworen hatte, zusah. Der Soldat wurde von dem liebenswürdigen Mädchen aufs beste auSgebalten, mußte hinterher aber doch eine recht unangenehme Wahr nehmung machen. Als er wieder aufsttzen wollte, war an seinem Rade der Reifen zerschnitten. Den Thäter zu ermitteln war nicht schwer, es war der von dem „treuen" Mädchen für jenen Abend verabschiedete Lieb haber. Dresden, 31. August. Die Privata Theresia Jahnel, geborene Neumann, die am Abend des 20. März d. I. in einem hiesigen Straßenbahnwagen der Linie Schloßplatz-Blasewitz den Königl. Kammermusikus Adolf Gunkel erschoß und sich deshalb seit dem 19. Juli zur Beobachtung ihres Geisteszustandes in der Irrenanstalt Sonnenstein befand, wurde vor wenigen Tagen wieder der hiesigen Gesangenenanstalt zugesührt. Nach ärztlichem Gutachten ist die unglückliche Frau geistig umnachtet. Ihr Vater war auch geisteskrank. Die Strafverfolgung gegen die Jahnel wird deshalb einge stellt, sie wird nach Oesterreich ausgeliefert, um dort von ihren Verwandten in einer Anstalt untergebrachl zu werden. Leipzig. In der benachbarten Gemeinde Sommer feld war im Armenhause ein Mann untergebracht worden, der selbst den geringen von den Insassen gesorderten Miethzins nicht zu bezahlen vermochte und deshalb aus dem Armenhause exmittirt werven scllte, obwohl er in S. auch Unterstützungswohnsitz hat. Die Kgl. Amts- hauptmannfchaft untersagte jedoch die Exmission, da der Aermste sich zwar um eine Wohnung bemühte, eine solche aber nicht gefunden habe. Leipzig, 30. August. Heute Nachmittag wurde auf dem Uebergang der Magdeburger Bahn in Gohlis, Breitenfelderstraße, ein Milchgeschirr, auf welchem der Milchhändler Mischke nebst Frau aus Freiroda und die Tischlersehesrau Fichtler mit zwei Knaben aus Gohlis gesessen, von einer Lokomotive erfaßt. Die verehelichte Mischke ist todt, Mischke und Frau Fichtler sind schwer verletzt. Die Untersuchung ist eingeteitet. Der Bahn- wärier ist vorläufig in Haft genommen worden. — In Leipzig stürzte sich eine schwer nervenleidende, 35jährige Buchhändlerschefrau aus einem Fenster ihrer in der dritten Etage eines Grundstückes in der Augusten- stiaße in Reudnitz gelegenen Wohnung in den Hof hinab und blieb auf der Stelle todt liegen. — Die königl. Amtshauptmannschaft Chemnitz hat im Interesse der öffentlichen Sicherheit für ihren Bezirk angeordnet, daß neben der Gas- oder elektrischen Be leuchtung oder beider zusammen in Sälen der Gast- wirthschaften noch mindestens zwei Rüböllampen bei Benutzung der Säle zu brennen sind. — Der unbekanvte Dieb, der in Freiberg ein Pferd sammt Wagen entwendete, ist am Donnerstag in der Person eines Geschirrführers aus Freibergsdorf ermittelt worden. Er hatte das gestohlene Geschirr von Freiberg nach Radeberg gefahren und dort zum Kauf anSgeboten, nachdem er aber gemerkt, daß man Verdacht schöpfte, seine Flucht bis Bischofswerda fortgesetzt, wo seine Fest nahme erfolgte. Das gestohlene Geschirr ist dem Diebe wieder abgenommen worden. — Nach mehr als 40jähriger Abwesenheit nach Plauen zurückgekehrt, um seine alte Mutter zu be suchen und die Hetmath wiederzusehen, ist vor einigen Tagen der 68 Jahre alte Stellmacher Herr Fritz Rau. In den nächsten Tagen kehrt er aber bereits nach Süd afrika zu seiner Familie zurück. Im Alter von über 20 Jahren begab sich Rau auf die Wanderschaft; er diente dann als Freiwilliger bei der Fremdenlegion in Algier. Nach abgeleisteter Dienstzeit wendete er sich nach Südafrika, wo er noch heute seinen Wohnsitz hat. Groß war die Freude des Mannes, als er seine im 88. Lebensjahre stehende Mutter wiedersah. — Aus dem Revisions-Gutachten des Herrn Bücher revisors Horst Ludwig in Chemnitz über die Verwalt ung und die Betriebe der Auerbacher Gasanstalt dürfte Nachstehendes für weitere Kreife von Interesse sein: „Bei näherer Einsichtnahme meiner Beilage L geht zur Evidenz hervor, daß der Gasanstaltsinspector Rösler seine Betriebsübersichten geradezu aus ver Luft gegriffen haben muß, denn mit Ausnahme der Zahl ungen für Kohlen, Frachten und Reservefonds-Zinsen weisen sämmtliche übrigen Konten mehr oder weniger große Differenzen auf. Woher Rösler die Summe ge nommen zu seinen Berichten, das mag der Herr ver antworten. 30 Jahre, bis 1896, wurde so gewirth- schaftet, ohne daß eine Revision stattgefunden hätte. Wundert man sich da, wenn man Herrn Bürgermeister Kretzschmar, der von Ende 1888 bis 1896 diese Wirth- schaft weitergehen ließ, an der Spitze der städtischen Verwaltung nicht mehr belassen konnte und wollte?" Werdau, 1. September. Wohin die traurige Ge schäftslage noch führen soll, ist noch nicht voraus zusehen. Am Freitag wurden in einer hiesigen grö ßeren Spinnerei bei der Lohnzahlung 150 Mann ge kündigt. Die Firma, welche in letzter Zeit bereits nur vier Tage in der Woche arbeiten ließ, sucht mit ihren Gläubigern einen Vergleich anzustrengen; kommt derselbe zu Stande, so wird der Betrieb fortgeführt, im anderen Falle wird derselbe eingestellt und über die Fabrik jedenfalls das Concursverfahren beantragt werden. Die letzte Hinrichtung in Lichtenstein im Jahre 1859. (Bericht des „Wochenblatt für Lichtenstein" vom Jahre 1859.) Der Weber Johann Gottlob Kutschke, ein mehrfach vorbestrafter, gewaltthätiger Mensch, war am 12. Januar 1858 aus dem Arbeitshaus« zu Zwickau ent sprungen und kam am 14. Juni selbigen Jahres früh nach Callnberg zum Fleischhauermeister Johann Friedrich Günther daselbst. Er kannte Günthern und dessen Ehe frau, da er früher unter dem Namen Kutschke 11 bei ihnen im Quartier gewesen war. Er wußte, daß die Günther'schen Eheleute wohlhabend waren, gab sich bei denselben fälschlicher Weise für einen Schmied aus und belog sie, indem er ihnen sagte, er Hobe in Mülsen Arbeit erhalten, seine Sachen würden mit der Post in Lichtenstein ankommen und er wolle darauf warten. Er sagte ihnen auch, daß er früher bei ihm in Quartier gelegen habe, wurde aber nicht wieder erkannt, jedoch freundlich ausgenommen und erhielt Essen und Trinken, wogegen er mehrere häusliche Geschäfte besorgte. K. hatte ursprünglich die Absicht, bei Günther's zu essen und zu trinken und sich zu wärmen. Die verehel. Günther forderte ihn aber auf, länger bei ihnen zu bleiben, was er auch that. Er verrichtete verschiedene Geschäfte für die Günther'schen Eheleute und blieb dann über Nacht bei ihnen, wo er in einem Bett auf dem Oberboden schlief. Tags darauf, Freitag, den 15. Januar 1858, früh stand er gegen 7 Uhr auf und kochte Kaffee, den er mit Günthern trank. Er erfuhr von Günthern, daß dessen Ehefrau unwohl sei und in ihrem Bette im Schweiße liege. Er wußte, daß Günther denselben Tag Vieh einkaufen und sofort bezahlen wolle, daß er also im Besitze von Geld sein müsse. Er suchte in Günther's Stube nach Geld, um es zu stehlen, fand aber keins. Er dachte, das Geld müsse oben in der Schlafkammer sein und glaubte, das Geld nur dann erlangen zu können, wenn er die Günther'schen Eheleute getödtet haben werde. Er faßte daher den Entschluß, die Günther'schen Eheleute zu tödten und ihr Geld zu nehmen. Inzwischen kam der Sohn des Fleischhauer meisters Friedel und fragte Günthern, ob er mit aufs Dorf nach Vieh gehen wolle. Die Anwesenheit Friedel's verzögerte die Ausführung des Entschlusses des Delin quenten, die Günther'schen Eheleute zu tödten. Nach-