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deren alleiniger Acceptant der Kaufmann, ein naher Verwandter des Wilde, sei. Dieser verweigert indessen jetzl jede-Zahlung, weil er die Wechselunterschrift als von ihm herrührend nicht anerkannte. Gegen den Ge nannten ist nunmehr bei der Staatsanwattschast eine Strafanzeige erstattet, weil er dringend verdächtig ist, an den Wechselfälschungen betheiligt zu sein. * Bou Kriippelfabriken in Rußland ist vor Kurzem berichtet worden. Es handelt sich um künstlich zu Krüppeln geformte Personen, die in ihrem be- jammernswerthen Zustand als Bettler auf der Straße das Mitleid der Passanten erwecken sollen. Dieser neue russische Fabrikationszweig scheint gut rentirt und seine miserablen Erfinder deshalb zu einer neuen Variante ermuthigt zu haben. In Petersburg wurden zwei Personen verhaftet, welche gewerbsmäßig, gegen ent sprechende Bezahlung, Leute künstlich zu Krüppeln machten, damit diese die Versicherungs-Prämien er reichten. Mehrere Versicherungs-Gesellschaften sind in der That durch solche Schwindeleien bereits schwer ge schädigt worden. * In San Francisco ist ein findiger Kopf darauf verfallen, außer Dienst gestellte Straßenbahnwagen in origineller Weise zu verwerthen. Früher herrschte nach diesen abgedankten Wagen eine beschränkte Nach frage von Seiten emporstrebender Städte, die ein eigenes Straßenbahnnetz anlegen und das rollende Material zu billigem Preise aus zweiter Hand erstehen wollten. Bei der schnellen Entwickelung des Straßen verkehrswesens wollen aber selbst die Kleinstädter jetzt nichts mehr von den alten Karren wissen, und die Gesellschaften sind in einiger Verlegenheit, was sie mit dem Ueberschuß an alten Wagen anfangen sollen. Da das Angebot bald größer wurde als die Nachfrage, so dachte man schon daran, sie als Brennholz zu verwenden. In San Francisco löste nun ein italienischer Einwanderer die Frage auf besondere Art. Er hatte sich ein Grund stück gekauft, besaß aber kein Kapital für den Bau eines Wohnhauses. Da hörte er, daß einige ausrangirte Straßenbahnwagen zu verkaufe» seien, und sofort er warb er einen derselben für 10 Dollars, schaffte ihn auf sein Grundstück, baute einen kleinen Anbau daran und schuf sich auf diese Weise ein behagliches Heim. Seinem Beispiel folgten Andere, und man findet daher jetzt in den verschiedensten Theilen San Franciscos alte Straßenbahnwagen als Wohnhäuser, Scheunen, An bauten u. s. w. verwendet. Dieselben sind nicht nur dauerhaft, sondern auch billig und bieten zugleich einen ganz malerischen Anblick. An der Peripherie der Stadt befindet sich eine kleine Ansiedlung, deren Häuser größtcntheils aus früheren Straßenbahnwagen bestehen. Sie liegt an der Küste das Stillen Oceans am Ende des Golden Gate-Parks. Welche Interessengemeinschaft diese einzig dastehende Siedelung ins Leben rief, ist unbe kannt ; doch dürsten die Wohlfeilheit des Baugrundes und die Nähe des brandenden Oceans und eines ver kehrsreichen Boulevards Viele angelockt haben. Im Ganzen sind ungefähr fünfzig dieser „Wagenhauser" vorhanden, die zum Theil recht behaglich eingerichtet sind. Die ganze Anlage ist nach einem regelrechten Bebauungsplan durchgeführt, so daß die Bewohner die herrlichste Anssicht über die Küste und das Meer ge nießen. Querstraßen gehen im rechten Winkel von der Hauptstraße ab, und Bretterfußsteige sind angelegt, damit die Bewohner ihre Behausung erlangen können, ohne durch tiefen Sand waten zu müssen. Einzelne Wagen sind neu grestrichen, während die Mehrzahl noch die weithin lesbaren Aufschriften zeigt, welchedie Fahrstrecken angeben. Für die Ausschmückung dieser merkwürdigen Wohnungen giebt es verschiedene Methoden. Manche sind mit Wein umrankt, viele haben auch nach vorn und nach den Seiten hin Galerien. Bei einzelnen dienen die Dächer als Aussichtsplätze, und die Fenster sind durch Marquisen gegen die Sonnenstrahlen geschützt. Unter den Wagen ist ein beträchtlicher Vorrathsraum vorhanden, mährend einige noch einen kleinen Anbau besitzen. In manchen Fällensind auch mehrere Wagen aufeinander gestellt, oder es sind in leichter Ausführung Erdgeschosse erbaut, auf denen die Wagen ruhen, so daß man dadurch zweistöckige Gebäude erhielt. Oft sind auch die Plattformen mit Hilse des Tischlers und Glasers in Balkons und Veranden umgewandelt worden; sie bilden dann vor den kalten Winden geschützte Aus sichtspunkte mit herrlichem Ausblick über Meer und Küste. Die innere Einrichtung ist höchst sinnreich und bei dem Erforderniß größtmöglicher Raumersparniß der Einrichtung von Schlafwagen gebildet. Sechs Personen können sehr bequem in einer solchen Wagenwohnung schlafen, und die Ventilation ist immer eine gute. Während manche Familien ständige Bewohner der „Wagenstadl" sind, benützen viele die Vehikel als Landhaus oder als Vergnügungsstätte, in welcher man mit Vorliebe Gäste empfängt. Für die räu Uche Beschränktheit dieser Woh- nunqen bieten die fmche Seeluft und die gesunde Um gebung hinreichende Entschädigung. Haudels-Rachrrchten ttorlto, 26. Aug. (Wechsel-SourS). Amsterdam per 100 fl. ü. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. I Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. Reichsbank 3'/,, Lomb.-Z.-F. 4'/»- Laak- Vwvaot Mark q.- 8 T 168,50 B b 2M 167,80 G S T s /.gM 81,90 G 80,40 G - 10T 77,60 G ° 2M — 4 10T 81.— G 8 T 20,41 G 3-/, 3M 20,28 G 5 14T — ° 2M — 3 ST 80,90 G b 3M 80,50 G 8 T — ° ^3M — 5'/, S T — . bT 85,20 G 4 3M 84,20 G UiUsävdarx, 26. Aug. Kornzucker cxcl. Rendemenl 9,27 bis 8,37. Nachproducte excl. 75°/« Rendement 6,95 bis 7,20. Stimmung: ruhig. Kristallzucker 1 mit Sack 28,95. Brodraffinade l ohne Faß 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 28,95. Gem. Melis l mit Faß 28,45. Rohzucker 1. Product Transits f. a. B Hamburg per Aug. 8,25'/, Gd., 8,35'/, Br., per Sept. 8,35 Gd-, 8,40'/, Br., per Okt. 8,40 Gd., 8,47 Br,. per Okt.-Dez. 8,40 Gd., 8,42 Br., per Jan.-März 8,55 Gd., 8,60 Br. Tendenz: Ruhig. llamdurs, 26. Aug. Weizen ruhig, Holsteiner loco — bis —, La Plata l28. — Roggen ruhig, cif. südruss. Hamburg W2—105, do. loco W4 bis 106, Mecklenburgischer 136 bis 142. Mais fest, amerik. m-xed. 123, La Plata 98. Hafer fest, Gerste stetig. Wetter: Regen. ->rvm«u, 26. Aug. (Baumwolle,. Tendenz: Stetig. Upl. middl. loco 46 Pfg. tüirvrpm-1, 26. Aug. (Baumwolle.) Mulhmaßlicher Um satz: 8 000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 5000 Ballen, Preise 7«« bis höher. Umsatz: 7000 Ballen, davon für Speculation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner stetig, >/i« höher, Ostindische und Egypter ruhig. Middling amerikanische Lieferungen. August-Septbr. 4"/«« Käufer, good ordin. Lieferungen: Oktober 4^/a« Käufer, November-Dez. 4'°«. Käufer. Januar-Februar 4 "/«» Käufer. Zahlungsein st ellungen: Gottfried Schneidewind, Bernburg. Philipp Crößmann, Frank furt a. M. Otto Kaden und Co., Freiberg. Paul Werner, Lengenfeld i. V. Fa. Gebr. Nahr, Nürnberg. Ludwig Löw, Saarbrücken. Max Hüniger und Otto Amelung, Weißenfels. Carl Jahr, Weißenfels. Fein gesponnen oder Das Fastnachtsgeheimuiß. Criminal-Roman von Lawrence F. Lynch. — Deutsch von E. Kramer. (Nachdruck verboten.) 3. Fortsetzung. „Ihr Interesse an einem fremden Menschen, wie ich, thut mir wohl, und ich danke Ihnen dafür," erwiderte er, und volle Offenheit leuchtete aus seinen blauen Augen. „Ich spreche nicht gern von meinen persönlichen Ange legenheiten, aber Ihnen will ich daS sagen, was Andere vielleicht nicht interessiil. Mir behagt das Leben hier zu Lande und deshalb bleibe ich gegen den Wunsch meiner Freunde." Er schloß bei diesen Worten den Koffer ab, steckte den Schlüssel ein, nahm seinen Hut und ging mit einer höflichen Verbeugung aus der Thür und die Treppe hinunter. Aus seinem Spaziergang kam Mr. Jermyn an einem niedrigen, frisch gestrichenen Gebäude vorüber, das die Aufschrift „Druckerei und Redaktion" trug. Durch die halboffene Thür erscholl ein lustiges Lachen, und gleich darauf trat ein junges Mädchen aus dem Haus. Sie trug ein Packet Zeitungen unter dem Arm, und e lte mit einem flüchtien Blick an Jeimyn vorüber. Er schleuderte ihr nach, und lächelte, als seine Erwartung, sie würde sich noch einmal nach ihm nmdrehen, nicht in Erfüllung ging. „Ich wünschte, sie hätte es gethan," dachte er. „Sie hat ein hibsches Gesicht, eine hübsche Stimme und einen graziösen Gang. Ich möchte wissen, ob dieser Schlag in Roseville allgemein ist." Einige Tage, nachdem Mrs. Braß das freundschaft liche Verhältniß zu ihrem Gast angesponnen, machte sie beim Abstäuben seines Schreibtisches eine Entdeckung. Sie bemerkte einen Brief, der halb versteckt zwischen zwei Büchern lag, einen Brief ohne Umschlag, auf starkem, elegantem Papier geschrieben. Mrs. Braß zitterte vor Freuden, aber ehe sie ihn anrührte, ging sie rasch nach dem Fenster und blickte die Straße hin auf und hinunter, sah in den schmalen Corridor, ergriff dann den Brief, steckte ihn in die Tasche und zog sich schleunigst zurück. „Mann, komm' mal gleich her!" ertönte kurz darauf ihre schrille Stimme, und Mr. Braß erhob sich von seinem bequemen Sessel auf der Veranda und stieg die Treppe hinauf. „Nun, was sagte ich Dir," rief ihm seine Gattin entgegen, „sagte ich nicht, daß er etwas Besonderes wäre?" „Wer?" fragte Braß. „Wer? Er! Unser neuer Mierther. Da lies!" Sie hielt ihm den Bries vor sein erstauntes Gesicht und er las: „Mr. Edgar Jermyn! Meili Herr Sohn, Dein Brief ist mir zugegangen, und ich kann nicht verhehlen, daß ich Dein Vorgehen durchaus mißbillige. Deine Idee, so lange in Amerika zu bleiben, ist sowohl mir, wie Deiner Mutter, die sich nach Dir sehnt, unverständlich. Indessen, wie ich schon früher schrieb, ich habe es aufgegeben, meinen Söhnen Vorschriften zu machen. Seitdem Dein ältester Bruder so wenig Rücksichten gegen meine Wünsche gezeigt und mein jüngster Sohn Heimath und Familie eigensinnig verlassen hat, mögen die Dinge ihren Lauf nehmen. Ich sende Dir anliegend einen Wechsel über zweitausend Pfund; das ist alles, was Du, so lange Deine Mutter und ich leben, zu erwarten hast. Du hast Dir selber Deinen Lebensweg gewählt; siehe zu, daß eS kein un ehrenhafter werde. Ralph Foster Jermyn, Bart." Mr. Braß studirte so lange an dieser Botschaft, daß seine Frau vor Ungeduld fast verging. „Donner —" stieß er endlich mit einem leisen Pfeifen hervor, „da scheint's doch, als ob er ein Hochstapler wäre, soweit man hier draus klug werden kann. B—a—r—t, was soll daS bedeuten, Mutter?" „Das weiß ich auch nicht, aber wir werden's schon raus kriegen. Wo ist er hin?" „Wer?" „Wer? Er! Mr. Jermyn! Weißt Du, wo er hingegangen ist?" „Nach der Sägemühle, er wollte den Jungens beim Fischen zusehen." „Bist Du ganz sicher?" „Jawohl. Ich hörte, wie er mit den Jungens dar über sprach." Mis. Brab schob ihren Gatten ohne viel Umstände beiseite und eilte die Hintertreppe hinab. „Julchen," sagte sie zu ihrer Tochter, einem kleinen Mädchen mit schmutzigem Gesicht. „Julchen, setz Dir Deinen Hut auf und lauf nach der Druckerei hinüber und frag' Renee Brian, ob sie auf fünf Minuten Her kommen kann, aber gleich! Sag' ihr, Deine Mama hätte ihr was zu erzählen." Viertes Kapitel. „Mich möchte sie sprechen?" fragte Renee Brian, die Schwester des Redakteurs und Druckereibesitzers Charles Brian, die ihrem Bruder beim Setzen behilflich war, und drehte sich auf ihrem hohen Stuhl um. „Mich?" Charles Brian hob das Gesicht von dem Probebogen, der vor ihm lag. „Geh' nur 'rüber, Renee," bemerkte er halblaut. „Abonnenten, Du weißt ja." „Na, Dir zu gefallen, Charly", sagte sie, indem sie von dem Stuhl hinabglitt. „Lauf nach Hause, Julie und sage Deiner Mutter, ich käme gleich." Als das Kind fort war, sprach Renee zu ihrem Bruder: „Charley Brian, willst Du Deine kleine arme Schwester wirklich in ihr Verderben schicken ? Erst gestern Abend erzählte uns Mr. Tripp, daß Mrs. Braß eine der wüthenden Mamas ist, deren Liebling wir in dem Bericht über die Schulprüfung nicht erwähnt haben. Mrs. Braß hat herausbekommen, daß ich den Bericht geschrieben habe, und nun soll ich in die Höhle des Löwen gehen?" Der Redacteur lachte. „Kind," sagte er, „versuche nicht, mich zu täuschen. Kenne ich Dich nicht? Wenn Du irgend eine Sorge hast, dann ist es die, daß Mrs. Braß Dir das Schnittmuster zu Deinem neuen Jaquett abborgen will." Sie zuckte die Achseln und ging aus der Thür. Der Zurückbleibende mochte eine Viertelstunde weiser ge arbeitet haben, als die Thüre heftig aufgestoßen wurde und Renee mit hochgerötheten Wangen eintrat. „Was hat es gegeben, Schwester", rief Charles, in dem er äufsprang. „Du siehst ja wie ein Sprühteufelchen auS. Heraus damit, Renee! Handelte cs sich um die Schulpiüfung?" „Die Schulprüfung, ich wollte, das wäre es gi- wesen." „Renee, Du beunruhigst mich, was war's denn? Hat sie Dich vielleicht gefragt, ob Du ihren Tom herrathen willst?" Renees Zorn ging in ein lustiges Lachen über, sie schritt auf ihren Bruder zu und lehnte sich an seine Schulter. „Spar' Deine Witze, alter Junge," erwiderte sie, „und sage kein Wort, wenn ich Dir erkläre, daß ich mich nie wieder bes.immeu lassen werde, einen Roseviller Abonnenten zu besuchen. Weißt Du, wozu dieser Aus bund von Unverschämtheit mich verleitet hat? Sie hat mich einen Brief lesen lassen, der weder kür meine noch für ihre Augen bestimmt war." „Sprich Dich deutlicher aus, Renee", versetzte der Redakteur. (Fortsetzung folgt.) Telegraphische Nachrichten vom 27. August. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Basel. In einem Jnterwiew, welches der Re dakteur der „Allgemeinen Schweizer Zeitung." gestern Abend mit dem neuernannten chinesischen Gesandten in Berlin hatte, äußerte sich der Redakteur dahin, es scheine ihm, als wäre das Unwohlsein des Prinzen