Volltext Seite (XML)
Nr. 176 28. Jahrgang- Mittwoch, den 31. Juli 1901 Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenftein-Crnftthal. ""-»'»L VLE WS-.."" Jns.rlionZgebühren: die fünfgespatten« Corpusze'^ Pfg., Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg-, Rabatt. Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger A sg Born»- im Auslande und nicht minder auch Verkämm^ ung der Lebenshaltung großer, nunder ^ l) ,h j Volkskreise, insbesondere der Arbe'ter hmzuweßen. Ueberall halte man den Blick auf bas gro^ - richtet und lasse sich nicht beirren durch Vorspieg 9 Vortheilen, welche sich durch irgend einen neuen Zo für das Sonderinteresse einer Producentengrupp 9 können. Fachorganisationen mannigfaltiger Art bestehen in Deutschland; wenige darunter sind, die nicht sh den neuen Zolltarif in dieser oder sener Rich ^g Schädigungen erfahren; an ihnen ist, dieselben kl bestimmt darzulegen gegenüber der schematischen und der mangelnden Sachkenntniß, mit der ber Tans- entwurf aufgestellt ist. Die Zeiten sind ernst und schwer. Wenngleich ein neuer Tarif erst mit dem Jahre 1004 in Kraft treten kann, so trägt doch das Bestehen schon eines solchen Entwurfs Beunruhigung in unzählige wirthschaftliche Verhältnisse, lähmt den Unternehmungs geist, läßt die Bedingungen für Production und Con- sumtion unsicher erscheinen, lockert die Handels- und Verkehrsbeziehungen gegenüber dem Auslande. Ohnehin schon haben sich seit Monaten im Erwerbsleben Deutsch lands die Verhältnisse wieder ungünstiger gestaltet. Mühsam gesammelte Ersparnisse sind verloren gegangen, Arbeiter haben entlassen oder in ihren Bezügen gekürzt werden müssen. Ungünstig erscheinen die Ernteverhält nisse; steigende Lebensmittelpreise treten hinzu zu dem Rückgang in den Einnahmen. Darum für Volk und Vaterland an die Gewehre! Abwehr einer falschen Zoll- und Handelspolitik!" — Ueber den Tod des Leutnants v. Brüsewitz berichtet A. v. Sandenbergh-Pretoria im „Burenfreund" wie folgt: „Unter den deutschen Offizieren, mit denen ich die Ehre hatte, Schulter an Schulter zu kämpfen, wird mir als treuer Kamerad, als unerschrockener, stets dienstbereiter Kriegsmann, der Leutnant v. Brüsewitz stets unvergeßlich bleiben. Und nicht nur mir, sondern uns allen, Buren wie Deutschen, die wir monatelang mit ihm im Felde lagen unter Verhältnissen, in denen man den Werth des Mannes voll erkennen kann. — Wenn unser General einen besonders gefährlichen Auftrag hatte, einen Patrouillenritt, eine Aufklärung, bei welcher nicht nur Muthund Todesverachtung, sondern auch militärischer Blick und schnelle Auffassungsgabe erforderlich waren, dann rief er sich Herrn v. Brüsewitz. Manches Mal lauschten wir in dunkler Nacht am Rande des Lagers mit der nicht ausgesprochenen, die Brust beklemmenden Frage: wird er heute zurückkommen ? Denn uns allen war er ein lieber Freund geworden, dessen Tüchtigkeit wir neidlos anerkannten. Von uns Buren hatte keiner eine Ahnung, weshalb er sein Vaterland verlassen hatte vielleicht wußte es der General, doch ich hatte bis zu meiner Ankunft in Deutschland nichts erfahren von jener unglückseligen Sache, nur sein tiefernstes Wesen enpfanden wir alle, und ich fühlte es als eine heilige Ehrenpflicht auf allen Versammlungen in Deutschland, in denen ick gesprochen habe, für meinen tobten Kameraden eimutreten der seine Schuld gesühnt hat, wie es uns armen Menicken nur selten möglich ist hienieden. Ewig wird mir in Erinnerung bleiben jener Tag am Spionskoop und die Stunde, m der er sein kurzes Heldenthum beschloß Felsengeröll vor uns, das uns vorzügliche Deck ,«» gegen die vorgehende englische JnfanteW Weinzolles tragen, sodaß auch der neue Zolltarif wohl eine Handhabe bieten wird, billige italienische Weine durch die vorgesehene Staffelung vor französischen zu bevorzugen. Was die Rohstoffe der Industrie betrifft, so ist der Grundsatz aufrecht erhalten, diese frei einzu- lassen und hierdurch eine Steigerung der Produktions kosten nach Möglichkeit zu verhindern. So bleiben nicht nur Erze, fossile Brennstoffe (Kohlen rc.), Rohseide, Baumwolle, sondern auch Wolle zollfrei. Man wird sich erinnern, daß vor einigen Jahren eine lebhafte Erörterung dieser Frage stattgesunden hat. Von agrarischer Seite wurde damals der Schutz der einheimischen Schafzucht gefordert; bisher scheint man jedoch mit Rücksicht au die Erhaltung der Wettbewerbfähigkeit oer deutschen Tuchindustrie in den Kreisen der Regierung sich nicht haben überzeugen können, daß der Vortheil, den die Wollzölle der Landwirthschast bringen würden, so erheb lich wäre, daß eine Schädigung des großen Industrie zweiges durch Vertheuerung seiner vornehmsten Rohstoffe ausgewogen würde. — Die „Freis. Ztg." veröffentlicht folgenden, offenbar aus der Feder Eugen Richter's stammenden Aufruf zum Kampfe gegen die falfche Zoll- und Handels politik: „Nun gilt es allenthalben im Lande sich zu rühren, um das dem Baterlande und dem Volke in dem neuen Zolltarlfentwurf drohende Unheil abzuwehren. Gerade die vier Monate, welche noch bis zum Zusammen tritt des Reichstags erübrigen, müssen voll ausgenutzt werden. Einzuwirken ist bis dahin nicht auf den Bnndesrath, wohl aber alsbald durch Vorstellungen jeder Art auf die Ministerien der Einzelstaaten, denen der Entwurf zur Prüfung unterbreitet ist; eingewirkt werden muß nicht minder schon jetzt auf den Reichs tagsabgeordneten des betreffenden Wahlkeises, sofern er nicht den freisinnigen Parteien oder der Socialdemokratie angehört und man deshalb schon von vornherein seiner Haltung im Reichstag sicher sein kann. Der Reichstag tritt erst Ende November zusammen, aber Vertrctungs- körper aller Art haben schon früher Gelegenheit, ihre Stimme zu erheben. Hier und dort versammelt sich der Landtag. Ueberall kommen die Vertreter communaler Körperschaften der Gemeinden oder weiterer Verbände zusammen. Man stolpere nicht über Zwirnsfaden an geblich mangelnder Zuständigkeit bei Fragen, in denen es sich um die höchsten Interessen weiter Volkskreise handelt. Wo Rechnungsträger oder Angstmeier gleich wohl Bedenken tragen, lasse man dieselben kurzer Hand bei Seite. Der Vorsteher der Vertretung reicht aus, eine Kundgebung an ihre Adresse zu übermitteln. Die Verlautbarung in der Oeffentlichkeit ist die Hauptsache. Dort, wo in einer Klassenvertretung die Mehrheit Schwierigkeiten bereitet, bleibt es auch von Werth, wenn einzelne Mitglieder der Körperschaft, welche die Tragweite des drohenden Unheils erkennen, in einer Kundgebung oder Eingabe ihre Stimme erheben. Handelskammern und Gewerbevereinen hat man die Mittheilung des Entwurfs vorbehalten wollen; jetzt ist man gezwungen worden, denselben der Oeffentlichkeit zu unterbreiten. Nun ist es an den Vertretern von Handel und Industrie, ihrer Bestimmung gemäß auch ungefragt der Regierung ihre Meinung zu sagen, auf )ie Gefährdung der Handelsverträge, die drohende Schädigung des internationalen Verkehrs, des Absatzes Tagesgxschichte. Deutsches Reich. Md-Mich-» Pi°s,L ' k" Erich«. expedition. Die Expedition hat im Anon» lassen und sich nach den Kerguelen zu begeben?" Auf denselben 'st eme magnetisch-meteorologische Station zu err.chten; alsdann .st die Fahrt nach Süden hin fort- zusetzen. Als Forschungsfeld gilt die indisch-atlantische des Ludpolargetnetes. Falls die Erreichung eines Sudpolarlandes gelingt, ist, wenn angängig, auf' dem- selben eme wissenschaftliche Station zu gründen und thunttchst wahrend eines Jahres zu unterhalten. Die iuno^^-mmung des Expeditionsleiters im Fruhiahr 190^ oder spätestens im Frühjahr 1904 anzu- treten. ° wirthschaftliche Lage zeigt sich auch in den Zollelnnahmen des Deutschen Reiches Die Einnahme an Zöllen und Verbrauchssteuern hat für das erste Viertel des laufenden Haushaltsjahres die Summe von 180,1 Mill, oder 10,7 Mill, weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres erbracht. Im Etat für 1901 ist die Summe der Zölle von Verbrauchs steuern fürs ganze Jahr 810,3 Mill. Mk. angesetzt, auf ein Viertel würden demgemäß rund 202,5 Mill. Mk. kommen. Hinter dieser Summe bleibt die wirkliche Ein nahme des ersten Viertels mit nicht weniger als rund 22'/, Mill, zurück. — Die künftigen dentschen Getreidezölle ver schließen nach Ansicht der russischen Blätter den russischen landwirthschaftlichen Produkten den deutschen Markt fast völlig. Rußlands Antwort könne nur in Erhöhung der Einfuhrzölle auf deutsche Importartikel bestehen und die unausbleibliche Folge sei der Zollkrieg. Auf eine Er mäßigung der jetzt bekanntgegebenen deutschen Zollsätze sei nicht zu hoffen. Bei dem festen Entschluß des Grafen Bülow, die Getreidezölle zu erhöhen, könne von Ver handlungen über den Handelsvertrag keine Rede sein. Niemand wünsche in Rußland den Zollkrieg mit Deutsch land. Ein solcher Krieg werde aber unvermeidlich sein. — Aus dem neue» Zolltarifentwurf verdienen einige Punkte besonder« hervorgehoben zu werden. So bestätigt sich die Mittheilung, daß Gänse, die bisher frei eingingen, in Zukunft mit 0,70 Mk. das Stück belegt werden sollen. Hiermit wird hauptsächlich die Einfuhr von Magergänsen au« Rußland betroffen. Der Hopfen- zoll ist von 20 auf 40 Mk. erhöht worden, womit sud- deutschen Wünschen Rechnung getragen wird. Die Wem- zölle sind mehr spezialisirt, und die feineren Sorten zu- gleich höher belastet worden. Der bisherige allgemeine Weinzoll beträgt 24 Mk. Nach den neuen Vorschlägen ist Wein und frischer Most au« Trauben n Äffern oder Kesselwagen je nach dem Weinge.stgehalt in drei Staffeln getheilt, die 24, 30 «nd 160 Ml zu entrichten haben werden. Der Zoll für Wein und frischen Most in anderen Behältnissen ist mit 48 Ml auf gleicher Höhe geblieben, nur Schaumwein 'st von 80 Ml auf 120 Mk aesteiaert "worden. Zu bemerken ist hierzu, daß Verschnittweine' nach den bestehenden Landener- trägen nur die Hälfte de» vertragsmäßigen allgemeine. - - - Der Gemeindevorstand. Oppermann. Sonnabend, den 3. August d. J- »-» bleibt das hiesige Gemeindeamt wegen Reinigung der GelHasl n—1/ 12 Verkehr geschlossen. Das Standesamt ist an diesem Tage nur - Uhr Vormittags geöffnet. Nur dringliche, keinen Aufschub erleidend in dieser Zeit Erledigung. Oberlungwitz, am 30. Juli 1901. Oppermann, Gem.-Vorst. fir Hchilslkiu-kiWch MrluWitz, EMors, ugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s- Dieses Blatl -^-7, , . — täglich Nachmittags. — o„ Ausnahme der Sonn- und deren A»s^""u beziehen durch die bklttage Der Bezugspreis betrA^ der illustrirten SonnÄdär^- 25 Pfg. incl.