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Schreiben einen zahlreichen Besuch anmeldet. Die Ein wohner werden daher vom Festausschuß gebeten, die Häuser zu beflaggen, namentlich an den Straßen, die vom Festzug berührt werden. Am Sonnabend Abend nach dem Zapfenstreich wird daS Königsdenkmal auf dem Neumarkt festlich illuminirt und geschmückt werden, während im Vereinslokal ein kameradschaftliches Bei sammensein der Mitglieder stattfindet. Der Festzug findet am Sonntag Nachmittag '/,3 Uhr vom Neumarkt aus statt. — Für daS erzgebirgische Volksfest am 25. und 26. August auf dem Altstädter Schützenplatze sind einige Hundert Gänse als erste Gewinne für die große Ratzbude angekauft worden. — Von einem Unbekannten wurde ein an der Laugenberger Straße unterhalb des Kunze'schen Gutes stehender junger Kirschbaum abgeschnitten. Der Mann brauchte jedenfalls nothwendig einen Spazierstock, denn er hat das Stämmchen, nachdem er die Krone entfernt, mitgenommen. — Bei Verpackung von Drucksachen für die Postbeförderung wird von den Absendern häufig da durch gesündigt, daß nur ein Streifband verwendet und lose umgelegt oder ein ungeeigneter Briefumschlag gewählt wird. In die weit geöffneten taschenförmigen Falten solcher mangelhaften Streifbandsendungen, sowie in die offenen größeren Briefumschläge mit nach innen eingesteckter Verschlußklappe, die von den Postbeamten mit gutem Grunde als „Brieffallen" gefürchtet werden, verschieben sich unbemerkt Briefe, Postkarten und andere kleine Gegenstände und machen sodann als blinde Passagiere wider Willen oft weite Irrfahrten in den Drucksachen mit. Günstigen Falles, wenn sie von einem Postbeamten in ihrem Versteck entdeckt oder vom Empfänger der Drucksache zurückgegeben werden, gelangen sie mit größerer oder geringerer Verspätung in die Hände des Adressaten, andernfalls sind sie verschwunden. Die Postverwaltung ist eifrig bestrebt, durch geeignete Vor kehrungen die den anderen Sendungen von den Druck sachen her drohende Unsicherheit abzuwenden. Im eigensten Interesse des Publikums liegt es, die Postver waltung in diesen Bestrebungen zu unterstützen, indem eS in der üblichen Drucksachenveipackung Wandel ein treten läßt. Dies ist ohne erhebliche Mühe und Kosten für den Absender sehr wohl angängig. Bei größeren Drucksachen, die unter Band verschickt werden sollen, bietet sich als wirksamstes Mittel zur Vermeidung breiter Spalten die Anlegung eines Kreuzbandes an Stelle des einfachen Streifbandes. Kann man sich aber hierzu nicht entschließen, dann sollte man wenigstens ein aus gutem Papier gefertigtes Streifband so eng wie nur möglich um die Drucksache legen und außerdem eine feste kreuzweise Umschnürung mittelst FadenS oder Gummibandes herumschlingen. Bei Drucksachen, die unter größeren Briefumschlägen zur Absendung kommen sollen, wären thunlichst Umschläge anzuwenden, deren Verschlußklappe sich nicht am breiten oberen Rande, sondern an der schmalen Seite befindet. Jedenfalls soll man die Verschlußklappen nicht in den Umschlag ein- fteckcn; will man den Inhalt vor dem Herausfallen schützen, so verwende man Umschläge, deren Verschluß klappe einen zungenartigen zum Einstecken in einen äußeren Schlitz des Umschlags eingerichteten Ansatz be sitzen. Auch in anderen Formen hat die Papierindustrie bereits sichernde Drucksachenhüllen auf den Markt gebracht. Damit die Versender von Drucksachen diese Anregungen beherzigen und, jeder für seinen Theil, ernstlich dazu beitragen, den von den Brieffallen ausgehenden Unzu träglichkeiten zu steuern, seien sie noch darauf hingewiesen, daß sie hierdurch nicht blos im Interesse anderer, sondern auch im eigenen handeln, denn dieselben Gefahren, die sie andern durch mangelhafte Verpackung ihrer Druck sachen bereiten, drohen ihren eigenen Briefen und Karten durch Brieffallen von anderen Absendern und, wenn einem Versender auch vielleicht noch kein Leid in dieser Beziehung widerfahren ist, kann der böse Zufall jeden Tag einen wichtigen Brief von ihm oder an ihn in eine solche Falle führen. — Die Allg. evangel. - luth. Kirchenztg. ver- urtheilt das englische Verfahren in Südafrika mit großer Schärfe. Anknüpfend an die dem Lord Roberts gewährte Dotation schreibt das Blatt in seiner Nr. 32: Es ist, wie wenn England sich selbst vor aller Welt verhöhnen wollte. Während seine Söldner noch immer im blutigen Kampfe stehen, belohnt man bereits mit klingender Münze den Mann, der vorübergehend Eng lands Truppen geführt hat und dessen Haupterfolg der unseligen Verblendung eines hartköpfigen Burenführers zu verdanken war. Während heimqekehrte Freiwillige die Kriegsmedaille ablehnen, solange sie mit Weib und Kindern darben müßten, schüttet man einem einzigen das gleißende Gold in den Schoß. Das ist ebenso widerwärtig, wie wenn die englischen Staatsmänner nach wie vor von einem Krieg für Gesittung und Frei heit reden und dabei ihre Offiziere und Soldaten mit einem solchen Vandalismus und bestialischer Grausam keit Hausen lassen, daß das Entsetzen darüber nur noch durch das Befremden übertroffen werden kann, wie solche Schandthaten unter den Augen der europäischen Kulturstaaten und ihrer christlichen Fürsten möglich sind, ohne daß auch nur der leiseste Versuch gemacht würde, diesem Greuel Einhalt zu thun. Es handelt sich nicht um eine Schwärmerei, wie einst zur Zeit der griechischen Freiheitskämpfe. Hier liegt die unerhörte und schauder hafte ThatsachZ vor, daß ein evangelisches Bibelvolk, das diesen Namen wie kein anderes verdient, von der Erde vertilgt werden soll durch eine evangelische Groß macht; daß man sich nicht mit ehrlichemjKampfe Hegen die Männer begnügt, sondern die Frauen und Kinder zusammentreibt, um sie langsam sterben undaussterben zu lassen. Man muß die Hände über dieses Mordvolk zusammenschlagen, das mit kaltem Blute dies grausige Sterben zurichtet. Und da wird im englischen Parla ment noch behauptet, diese Frauenlager seien Plätze der fürsorgenden Humanität, weil die Frauen ja draußen im freien Felde es noch schlimmer hätten; und auf die Frage, warum man ihnen die Wohnung niedergebrannt habe, antwortete der Kriegsminister mit frechem Cynis- mus, das habe man auf Grund der Haager Konvention gethan, welche die Zerstörung des feindlichen Eigen thums gestatte, wo es die Nothwendigkeit des Krieges erheische. — Kürzlich machten wir darauf aufmerksam, daß Niemand rechtlich verpflichtet ist, ihm unbestellt zugesandte Lotterieloose zurückzusenden, auch wenn Freiumschlag beigefügt sein sollte. Ein besonders findiger Kollekteur der Thüringisch-Anhaltischen Staatslotterie versendet folgendes Schreiben, das an Zudringlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt: „Ew. Hochwohlgeboren! Von befreundeter Seite zufällig wissend, daß Sie morgen Ihr Geburtsfest begehen, erlaube auch ich mir, Ihnen meinen Glückwunsch auszusprechen und als Angebinde Ihnen dis Aussicht auf einen Geldgewinn bis zu 770 000 Mk. zu eröffnen, indem ich Ihnen ein ^-Original-Loos 3. Klasse der die meisten Gewinnchancen bietenden Thüringisch-Anhaltischen Staatslotterie in der Hoffnung ergebenst überreiche, daß Sie dasselbe so gern spielen werden, wie ich es Ihnen gern verkaufe. (!) Sollte ich mich in dieser Hoffnung getäuscht haben, so erbitte ich mir das Loos in beiliegendem Francocouvert zurück, meinen Glückwunsch bitte ich aber zu behalten. (!!) Hochachtungsvoll und ergebenst! GZ..." — Am Rande oes Schreibens befindet sich noch die Bemerkung : „Beifolgendes Loos bleibt bis zur Bezahlung mein Eigenthum und spielt bis dahin für mich." — Der Herr Kollekteur spekulirt offenbar auf den Aberglauben mancher Menschen, daß ein ihnen zum Geburtstage überreichtes Loos ganz besondere Gewinnkraft besitze. — Obsternte-Ausfichten. Das Directorium des. Landesobstbauvereins für das Königreich Sachsen gingen durch die Bezirksobstbauvereiue von 150 Berichterstattern aus allen Lvndestheilen Nachrichten über die Obsternte 1901 zu. Aus diesen Berichten ergiebt sich, daß für Kernobst, uud zwar für Aepfel eine mittlere bis gute Ernte in Aussicht steht. Birnen ergeben eine mittlere Ernte. Von Steinobst trugen Kirschen gut bis sehr gut. Von Pflaumen aller Arten dürfen wir gleichfalls eine recht reiche Ernte erwarten. Das edlere Steinobst, Apricosen und Pfirsiche, haben durch den letzten Winter sehr gelitten, und war für Apricosen nur eine geringe Ernie zu verzeichnen. Pfirsiche liefern eine Mittelernte. Von Schalenobst sind Wallnüsse und Haselnüsse mittel bis gur mit Früchten besetzt. Jüngere Anlagen der Weinrebe sind am Spaliere und im Weinberge reich mit Trauben behängt. Stachel- und Johannesbeer- sträucher lieferten sehr reiche Ernten, dagegen war der Ertrag der Erdbeern ein geringer. Himbeeren trugen gut. Die günstigsten Berichte sind eingegangen von den Bezirksobstbauvereinen Eythra, Tharandt, Auerbach i. V., Siegmar, Sornzig, Meißen, Kamenz, Dresden, Oberes Elbthal, Döbeln, Pirna, Bautzen, Flöha, Colditz, Schandau, Grimma, Glauchau, Meila. Dresden, 14. August. Vor dem Kriegsgericht der 23. Division hatte sich der aus Plagwitz gebürtige, 22 Jahre alte Leutnant Walter Clemens Braunsdorf von der 6. Compagnie des Zittauer Infanterie-Regiments Nr. 102 wegen Mißhandlung, vorschriftswidriger Behandlung Untergebener, Mißbrauch der Dienstgewalt und unbefugter Anmaßung einer Strafbefugniß zu ver antworten. Das Gericht erkannte auf eine Freiheits strafe in der Dauer von neun Monaten Festungshaft. Bei der Urtheilsabmessung wurde berücksichtigt, daß der Angeklagte fast die ganze Compagnie geinißhandelt hat. Dresden, 15. Aug. Ein internationaler Schwind ler, der in Sachsen und speciell in Dresden unter dem Namen Dr. Schenk Hochstapeleien verübte, der in den feinsten Kreisen verkehrte und ein Nachkomme des italienischen Fürstengeschlechts Borghese sein wollte, ist in New-Jork abermals, nachdem er bereits kurz vorher 3 Jahre Gefängniß abgesessen hatte, verhaftet worden. Er hatte eine reiche Holländerin kennen gelernt, der er durch sein elegantes Auftreten imponirte, um ca. 55000 Mark bestahl und sich darauf nach Amerika flüchtete, wo ihn alsbald sein Schicksal erreichte. Emil Borges (ulia8 Dr. Schenk) war früher österreichischer Offizier, mußte jedoch wegen Verschuldung seinen Abschied nehmen und lebte seitdem von seinen Betrügereien. Er gab sich als Journalist aus und nannte sich bald Graf Borghese, bald Baron v. Berger, bald Dr. Blum rc. und brachte einst einen sensationellen Artikel durch ein englisches Blatt in die Oeffentlichkeit, betitelt: „Die Zukunft Oesterreich-Ungarns". Borges ist seitens der amerikanischen Regierung bereits an England aus geliefert und dürfte wahrscheinlich eine längere Zucht hausstrafe zu gewärtigen haben. Leipzig, 13. August. Ein dreifaches Todesurtheil beschäftigte heute das Reichsgericht. Am 7. April d. I. wurde die Ehefrau des Werkführers Bagehorn in Draschwitz, Kreis Zeitz, erhängt in ihrer Wohnung aufgefunden, man nahm Selbstmord an; doch bald nach der Beerdigung der Frau tauchte der Verdacht auf, daß ein Verbrechen vorliege. Die eingeleitete Unter suchungergab das Resultat, daß der Ehemann Bagehorn seine Frau erdrosselt, wobei ihm seine Nichte, die Witwe Schödel aus Debschwitz bei Gera, und. deren Schwager, der Arbeiter Seidel aus Gera, Hilfe geleistet hatten. Bagehorn unterhielt mit der 1897 Witwe ge wordenen Schödel ein Liebesverhältniß, worüber seine Frau ihm oft Vorwürfe machte. Zwischen Bagehorn, der Schödel und Seidel wurde nun ein teuflischer Plan geschmiedet. Seidel und die Schödel besuchten am 6. April das Ehepaar Bagehorn, und als Frau Bagehorn Kaffee gekocht, umfaßte Seidel die Ahnungslose von hinten und hielt ihr beide Arme fest. Die Schödel warf dem Opfer eine Schlinge um den Hals, welche der Mann dann zuzog und später die Leiche unter Beihilfe seiner Mordgesellen an das Fensterkreuz auf hängte. Das Schwurgericht Naumburg hatte am 20. Juni Bagehorn, Seidel und die Schödel zum Tode verurtheilt. Gegen dieses Urtheil legten alle drei Angeklagte Revision beim Reichsgericht ein. Bagehorn zog aber vor der Verhandlung seine Revision zurück, und so hatte sich heute der Feriensenat des Reichsgerichts nur mit dem gegen Seidel und Schödel ergangenen Urtheil zu be schäftigen. Die Revision, welche hauptsächlich darin gipfelte, daß die beiden Angeklagten nur aus Furcht vor Bagehorn sich an der That betheiligt und daß dieser der Hauptthäter sei, wurde vom Reichsgericht als un begründet angesehen und deshalb verworfen; damit sind die Todesurtheile rechtskräftig geworden. Leipzig-Lindenau, 15. August. In der Dienstag nacht wurde in der Expedition des hiesigen Pfarrhauses eingebrochen. Die Diebe stiegen vom Garten aus in das Corridorfenster, um in das Sprechzimmer des Pfarrers zu gelangen, in welchem sie 2 Pulte erbrachen. Wieviel an baarem Gelde sie mitgenommen, ließ sich nicht er mitteln, da der Pfarrer verreist ist. — Ein automatisches Restaurant soll Chemnitz be kommen und zwar wird dasselbe von einer Berliner Gesellschaft im demnächst erstehenden Neubau Ecke Theater- und Friedrich Auguststraße errichtet werden. Glauchau, 15. August. Der Schwindler, der seit einiger Zeit Betrügereien bei sächsischen Sarglieferanten verübt hat, ist in Zwickau in der Person des Tischlers Grünert festgenommen worden. In Zwickau betrog er noch einen Malermeister um 3 Mk., dem er den Auftrag gab, die Thüren seines Hauses streichen zu lassen. Zwickau, 14. August. Vorgestern Abend trat in hiesiger Gegend abermals ein schweres Gewitter auf. In Weißbach ging ein Wolkenbruch nieder. Der Dorf bach überfluthete die Straßen und Wege, setzte Keller, Hausfluren, Ställe, selbst Wohnungen unter Wasser und überzog die Felder mit Gerölle und Schlamm, dadurch die Grummeternte vernichtend. In Niedercrinitz äscherte der Blitz eine Scheune und Schuppen mit reichen Ernte- vorräthen, Geräthen rc. ein. — Der Cigarrenarbeiter Carl Gustav Baum aus Oberwiesenthal wurde am 6. ds. Mts. von einem Wagen der hiesigen Straßen bahn zu Boden geschleudert und scbwer verletzt. Er hatte das Bewußtsein verloren und dieses bis 12. d. M., wo er starb, nicht wieder erlangt. Mülsen St. Niclas, 13. Aug. Mit dem heutigen Tage blickt Herr Pastor Scharre auf eine 25jährige ersprießliche und gesegnete Thätigkeit in hiesiger Gemeinde zurück. Der Gesangverein „Sängerheim" brachte aus diesem Anlaß dem Jubilar gestern abend ein Ständchen. In gleicher Weise folgten dann unter Leitung des Herrn Kirchschullehrers Vogel gemeinschaftlich der Turngesang verein und Gesangverein „Serenade." — DieKohlenbohrungen bei Ebersdorf bei Franken berg, die eifrig fortgesetzt werden, ergaben zumeist Thonschief-r, in welchen Kohlenspuren vorhanden waren. Man hofft, in einer Tiefe von 87 m auf Kohlen zu stoßen. Das vorläufige Bohrziel ist auf 100 m festgesetzt. Pegan, 13. August. In Nehmitz bei Lucka wurde gestern Abend die Arbeiterin Martha Grah auf dem Rittergutsfelde vom Blitze erschlagen. Der Arbeitgeber und mehrere Arbeiter, welche sich ganz in der Nähe der Frau Grah befanden, blieben unversehrt. Augustusburg. Die Zahl der hiesigen Kurgäste hat in diesem Jahre eine Höhe erreicht, wie sie in keinem Vorjahre in unserem Luftkurorte zu verzeichnen gewesen ist. Bis gestern sind nämlich bereits 1132 Kurgäste gemeldet. Dabei sind auf die Zeit nach den großen Ferien bereits wieder eine ganz ansehnliche Zahl von Logis anderweit vermiethet. — Auf dem Mittweidaer Bahnhofe trafen an den beiden Anlagenfesttagen 14 Sonderzüge ein. Am Haupt bahnhof in Chemnitz wurden am Sonntag gegen 2250 Fahrkarten nach Mittweida, 300 mehr als im Vorjahre, verkauft. — Herr Sattlermeister Heinze in Mehltheuer hat dieser Tage von seinem Sohne, der Artillerist ist und in China steht, eine chinesische Fahne zugeschickt be kommen. Die Fahne ist auS schwerer Seide und mit feiner Stickerei versehen.