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Nr. 190. Freitag, den 16. August 1901. Redaction und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. ->„f.^innSaebübren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Zaum für de^U 1» NS 'für auswärts 12 Pfg, Reclame 28 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. «m,ahm- der Inserate für , die folgende Nummer bis Borm, «rniaym Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. ld Hchilsim-ßrBlMl, Linlilipitz, 8ttsS»rf, LuM^Wustmbr^ >bach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. f. w. 28. Jahrgang. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage iäalich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 28 Pfg. incl. der illustrieren Sonntagsbeilage. sowie Nachmittags „gekämpft" wird eigentlich überhaupt nicht mehr. Man stelle sich die Lage folgendermaßen vor. Alle größeren Städte sind in der Hand der Amerikaner die kleineren Orte und der größte Theil des platten Landes in der Gewalt der Filipinos. Wenn amerikanische Truppen sich einem Orte nähern, so ziehen die Filipinos ab, wenn sie wieder weggehen — und sie können doch nur einen Theil der Städte dauernd besetzt halten — erscheinen die Filipinos sofort wieder. Dieses Wechselspiel voll zieht sich in aller Gemüthlichkeit, es wird meist nicht einmal ein Gewehr dabei abgefeuert. Da beide Truppen sich gegenseitig nichts zu leide thun, mildert sick auch der Haß ab, und die Amerikaner hoffen, daß sie zuletzt zusammen noch SchmolliS trinken werden. Uebrigens denkt der neue Oberfeldherr der Filipinos, General Marval, nicht im entferntesten an Waffenstreckung. Auf jeden Fall aber mit Kuba und den Filipinos nur „schnell fertig werden!" daS ist jetzt McKinleys Wahlspruch. Es bereitet sich ein Größeres vor. Kuba und die Philippinen bilden die Staffel zu dem größten Unternehmen — der Beherrschung All-Amerikas. TageSgeschichte. Deutsches Reich. — Nachdem Kaiserin Friedrich ihre letzte Ruhe- stätte gefunden, braucht es der Oeffentlichkeit nicht länger vorenthalten zu werden, daß die nun Dahingeschiedene sich der Gefährlichkeit ihres Zustandes nicht bewußt ge wesen ist. Dies ging, wie der „Konf." auS sicherer Quelle erfährt, so weit, daß sogar für den kommenden Winter noch Reisedispositionen getroffen wurden. Die behandelnden Aerzte hatten es sich zur Ausgabe gemacht, über die Krankheit ihrer hohen Patientin nichts ver lauten zu lassen, sodaß auch die Zeitungen über die Art und die einzelnen Phasen der Krankheit nichts zu berichten wußten, was die Kaiserin hätte beunruhigen können. — Der Kaiser von Rußland hat dem aus China zurückgekehrten Graf Waldersee den Andreas-Orden mit Brillanten und Schwertern verliehen. Der Andreas- Orden ist die höchste russische Ordensauszeichnung; mit Schwertern ist er überhaupt nur zweimal vergeben worden. Diese ungewöhnliche Ehrung deS deutschen Feldmarschalls durch den russischen Kaiser dürfte auch die mißtrauischen Beurtheiler unserer Beziehungen zum Zarenreiche entwaffnen. Graf Waldersee besaß jetzt schon den St. Alexander-Newsky-Orden, sowie den St. Annen-Orden erster Klasse mit Brillanten. — Au« dem neuen Tarifentwurf veröffentlicht die „Deutsche Tagesztg." de« Bunde« der Landwirthe zwei Uebersichten über den landwirthschaftlichen und den industriellen Tarif. Bei den landwirthschaftlichen Zöllen stellt die „Deutsche Tagesztg." dem bestehenden Vertrags tarif und dem Generaltartf die Zollsätze de« neuen Tarifentwurf« und außerdem noch Forderungen gegen über, „die bisher au« den Kreisen der Interessenten und verschiedener Körperschaften öffentlich bekannt geworden find." Danach sind die Agrarier mit den Getreidezoll, erhöhungen noch lange nicht zufrieden. Sie verlangen für Roggen, Weizen, Gerste, Hafer einen Zoll von 2 nicht auf 3,50, fanden, auf 6 Mk., für Hirse von 1 nicht auf 1,50 Mk., sondern auf 5 Mk., für Mais von ZE.N ,dM-18.. August d. I. i der Zeit von Bor- von 2-8Nh"L von ^1-1 Uhr, Oberlungwitz, am 14. August 1901. Oppermann, Gemeindevorstand. All-Amer»^ °° "w» -wem ,i°- h-lb- M°a"°ü °F?ur°p°. »u-w-nd,,» u»d di- rmwa»d«uA na» N-rdäm-'-i - werde dann aufhoren oder wenigsten« " Die sudamerikamschen Staaten, besonders Südbrasüien und Argenttmen haben ungeheure natürliche Hilfsquellen die Schwierigkeit für Einwanderer liegt nur darin, daß sie die wunderbaren Ernten, welche sie erzielen die prächtigen Viehmassen, welche sie leicht züchten können, mcht zu verkaufen in der Lage sind. Mit der Zeit wird das ja anders werden, ein reiches Eisenbahnnetz könnte aus jenen Landern em wahres Eldorado machen. Bald werden dann auch allerhand Industriezweige entstehen und florieren. ' In Nordamerika aber liebt man es nicht, von diesen Dingen und der südamerikanischen Concurrenz-Gefahr viel zu sprechen: einfach deshalb, weil man die Süd- amerikaner erst politisch einfangen will, ehe sie ihre natürliche Kraft voll entfalten können. Sind sie erst einmal unter die Herrschaft des Nordens gebracht, so wird sich alles übrige schon finden, aber der Herkules in der Wiege soll seine Riesenkräfte noch nicht spüren, sonst könnte er ungeberdig werden. Der diesen Herbst zusammentretende all-amerikanische Congreß beschäftigt jetzt in Nordamerika die Herzen und Sinne aller leidenden Männer. Der Kreuzztg. schreibt man darüber: Es ist ein großartiger Gedanke, diesen ganzen Ertheil unter eine einheitliche politische Leitung zu bringen. Am einfachsten wäre es, wenn die süd amerikanischen Staaten dem „nordamerikanischen" Staaten- bunde — wie man in Deutschland sagt — beiträten; der osficielle Titel heißt ja : „United States of America" (nicht North-America). Aber das werden sie nicht thun, schon aus sprachlichen Gründen nicht; die Männer des Südens sind auf ihr Spanisch und Portugiesisch („Brasilianisch" lagt man in Brasilien) ebenso stolz wie die Iankees auf ihr Englisch. Schon bis zu einem weiteren amerikanischen Bunde, einer Konföderation, ist noch ein langer Weg. Je mehr man aber die Pläne, welche man in Bezug auf Südamerika hat, zu verhüllen sucht, desto mehr sollten gute deutsche und auch französische und russische Patrioten es für ihre Pflicht halten, ihre Volksgenossen darüber aufzuklären. Die ungeheure Be deutung, welche ein solcher all-amerikanischer Zusammen schluß für Europa hätte, hier noch zu erläutern, das hieße Tinte und Papier verschwenden. Gelange es aber sogar noch, die Engländer für diesen ^danken zu ge winnen, so fragt es sich sehr, ob gegen diese Gesah für daS alte Europa noch eine Rettung bestände, wenn man nicht den Nationalitätenhaß so weit überwinden könnte, um wenigstens zu dieser gemeinsamen Abwehr „vereinigte Staaten von Europa" zu gründen. Jedenfalls sind alle Gedanken Mc Kinleys und seiner Leute jetzt auf Südafrika gerichtet und deshalb .st d.e Parole auSgegeben, mit den Filipinos und Kuban unter allen Umständen rasch fertig zu werden. D ersteren werden ihren Guerillakrieg wM weiter führen, aber d.e amerikanische V^schaft könn n sie nicht mehr bedrohen, d-"»' Di- F sipinö! einen großen Krieg verwickelt würde. Die Fttipmo kämpfen in Abtheilungen von 50 b.S 500 Mann, Y 2 nicht auf 4, sondern auf 5 Mk., für Malz von 4 nicht auf 6,25, sondern auf 14 Mk, für Runkelrüben, samen, der bisher frei war, eine Erhöhung nicht auf 1 Mk., sondern auf 20 Mk., für Tabakblätter von 85 auf 1,25 Mk., für Hopfen von 20 nicht auf 40, sondern auf 100 Mk., für Blumen und Blüthen, die wie bisher frei bleiben sollen, einen Zoll von 300 bis 600 Mk., für Weintrauben, die wie bisher einem Zoll von 15 Mk. unterliegen sollen, einen Zoll von 100 Mk., für frische Aepfel und Birnen, die wie bisher frei bleiben sollen, einen Zoll von 10 Mk., für Aprikosen und Pfirsiche, die bisher frei waren und auf 8 Mk. erhöht werden sollen, einen Zoll von 60 Mk. Im Anschluß hieran druckt die „Deutsche Tageszeitung" einen Auszug aus dem indu striellen Tarif ab und bemerkt dazu als Antwort auf die Resolution des Vorstandes des Centralverbandes der Industriellen boshaft: „Uns scheint: mehr als diese theilweise exorbitanten Erhöhungen konnte die Regierung der Industrie beim besten Willen nicht darbieten." Der Krieg in Südafrika. — Von den Frauen in den Burenlagern. Englische Zeitungen veröffentlichen folgenden, dem Brief eines in Transvaal stehenden Offiziers an seine Ver wandten entnommenen Passus über die Concentration», lager: „Die Burenlager machen uns große Schwierig, keilen. Sie sind die Quellen der Rebellion und aller Schwierigkeiten. Die Frauen und ganz besonders die Gattinnen der Buren-Offiziere und -Commandanten Haffen uns und unsere Art. Sie lachen uns aus und ver höhnen uns, weil wir sie ernähren und kleiden. Den Buren, die noch im Felde stehen, schreiben sie, sie sollten den Kan ps nur ruhig fortsetzen, denn ihnen gehe es gut. ,AI 2g.I löokt Konaku," ist ihre immer wiederkehrende Redensart. Sie halten nicht endenwollende Gebetstunden ab, verbreiten Lügen über die Erfolge ihrer Männer auf dem Schlachtfelds und suchen, wie die Trojanerinnen, den Muth ihrer schwächeren Schwestern zu heben. So- bald neue Frauen in das Lager kommen, gehl der Streit und die Unfriedenheit von Neuem los. Sie verhöhnen dann die Männer, die sich mit den Umständen abge funden haben und beginnen gegen uns loyal zu werden. Es kann gar keinen Zweifel darüber geben, daß die Frauen, die sich in diesen Lägern befinden, zum größten Theile dafür verantwortlich sind, daß der Krieg noch immer nicht zu Ende ist. Sie sind vollkommen unver söhnlich und werden jedenfalls immer jeder Annäherung zwischen den beiden Nationen im Wege stehen. Ich sehe eine Menge von all diesen Sachen mit eigenen Augen, denn wir haben hier über 2000 Flüchtige. Es ist sicher, daß diese fortwährend in Verbindung mit ihren Freunden auswärt» stehen, und sobald wir irgendwo ein bischen Pech haben, so ist die Nachricht sofort im Lager herum, lange ehe wir auf militärischem Wege irgend eine Meldung davon haben." Die Schilderungen dieses Offiziers machen den Eindruck der Echtheit. So muß man sich in der That die Burensrauen vorstellen. Es ergiebt sich übrigens aus der Schilderung, wie wenig die Bezeich nung Zufluchtslager für diese Lager am Platze ist. Eine solche Stimmung unter den Frauen wäre doch unmög lich, wenn sie sich freiwillig in englischen Schutz begeben hätten. Sehr bezeichnend ist auch die Kritik de« Eng länder« über die Stimmung. vertttche» ««d Sächsische». Hohenstein-Ernstthal, den 15. August. — Zur 25jährigen Jubiläumsfeier des Militär- Vereins „König Aloert" nächsten Sonntag, den 18. Aug., ist hier starker Fremdenbesuch zu erwarten. Eingeladen sind alle Vereine deS Bundesbezirks Glauchau, außer- dem einige zum Chemnitzer Bezirk gehörige Vereine, u. a. der 105er Verein in Chemnitz, welcher in einem