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w. Dieses Blatt erschei täglich Nachmittags' Nummer bis Borm- Nr. 177. 28. Jahrgang- Donnerstag, den 1. August 1901 r a, e s g e s ch i ch 1 c. der fünfg-sp^ f^auswL Ms'' >e«rr 10 1-19 / Rabatt. — Mit englischem Gelde wird auch in Deutsch, land heimlich gearbeitet, und nicht ohne Erfolg. Be züglich der von Berliner Zeitungen gebrachten Nachricht, daß ein Exemplar deS Zolltarifgesetzentwurfs vor der Veröffentlichung in den Besitz eines Londoner Finanz- blattes gelangte, hört die Vossische Zeitung, daß die von der politischen Polizei qethanen Schritte zu einer Bestätigung des Verdachts geführt haben. Ein Vergehen politischer Natur ist, wie der Vossischen Zeitung mitgetheilt wird, gänzlich ausgeschlossen, vielmehr handelt es sich ^m ein Vergehen aus gewinnsüchtiger Absicht. Italien. — Dem todten Könige, der jetzt vor einem Jahre ermordet wurde, galt eine Huldigung des italienischen Volkes, die am Montag Nachmittag in Rom statlfand. Von 4 Uhr ab bewegte sich ein Zug von über 100000 Menschen vom Exercierplatze im Nordosten der Stadt Rom aus auf dem Wege durch die Via Nazionale dem Pantheon zu, wo König Humbert begraben ist. Die Straßen trugen Traucrschmuck, alle Geschäfte waren ge schlossen; eine unabsehbare Menge säumte die Straßen ein, erfüllte die Fenster und Ballone. Im Zuge schritten zuvörderst die Abgesandten der italienischen Colonien, sowie zahlreiche frühere und jetzige Osficiere des Colonial heeres; es folgten mit ihren Fahnen die Vertreter der Provinz und der Stadt Rom, sowie die aller Provinzen und von mehr als 3000 Städten und Gemeinden des Landes, ferner die Abordnungen zahlloser bürgerlicher und militärischer Vereine der Hauptstadt und aller Landestheile; zahlreiche ehemalige Osftclere deS HeereS und der Flotte bildeten dem Schluß des Zuges. Jed" der Theilnehmer trug eine Denkmünze mit dem Bildnitz des Königs Humbert; zahllose Standarten, Banner und Kränze wurden im Zuge getragen. DerVorbelmarsch nahm zwei Stunden in Anspruch. Am Pantheon an gelangt, durchschritten die Theilnehmer deS Zuges die Kirche von der Rechten zur «^en, °m Königs Humbert vorüber, an dem sie d e Kranze mev legten Unweit der Kirche löste stch sodann der Zsi -u,. Nach d,r M°-dsIW- m zeitig ein überaus großer Zug in tiefem sch durch die Trauerschmuck tragenden Straßen der Stadt, in denen eine dichte Volksmenge Aufstellung genommen halte, zog an dem dort errichteten Kreuz vorüber und legte zahlreiche prächtige Kränze an demselben nieder, während die Musik Trauermärsche spielte. Ein zweiter, von den monarchischen Vereinen Monzas und ganz Italiens gebildeter Trauerzug bewegte sich um 3 Uhr Nachmittags nach dem Orte, wo König Humbert er mordet wurde und legte daselbst Kränze nieder. — Einen dritten Zug bildete die große Menge der mili tärischen und Arbeitervereine der Lombardei. — Um 4 Uhr zogen die Bürgermeister von 47 Gemeinden und eine gewaltige Volksmenge trotz des inzwischen einge tretenen heftigen Gewitters nach dem Orte der Mordthat. Die Reihe dieser Trauerzüge wurde durch einen solchen der Turnerschaft geschlossen. Der Krieg in China. — Die chinesische Sühncgcsandtschaft, die unter Führung des Prinzen Tschun, eines 20jährigen Bruders des Kaisers Kwang-sü, nach Berlin unterwegs ist, um Abbitte zu leisten für die Ermordung des deutschen Ge sandten, droht zu einer Vergnügungsreise zu werden. Prinz Tschun soll ein Gefolge von etwa 50 Personen mit sich führen, er ist mit allen Ehren von der Regier ung und den internationalen Truppen in Peking verab schiedet worden, in Schanghai holte ihn nach den jüngsten Drahtmeldungen sogar der deutsche Generalkonsul unter militärischer Begleitung vom Schiff ab und gab ihm ein Festesten. Eine eigenartige „Sühne"-Mission! Diese Reise wird natürlich der chinesischen Regierung es leicht ermöglichen, nach längst bekanntem Muster dem chinesischem Volk ein L für ein U zu machen und in Ostasien die Mär aufkommen lassen, daß die „fremden Teufel" in Wirklichkeit die Unterlegenen gewesen sind. Vermuth- lich erzählt man den Chinesen, ihr Kaiser habe seinen Bruder nach Europa gesandt, um die Huldigung der europäischen Könige entgegenzunehmen. — Neber die Verhältnisse in Kiautschon ver öffentlicht die „Köln. Volksztg." einen aus Tsingtau vom 11. Juni datirten Brief. Danach sind innerhalb der ersten fünf Monate dieses Jahres für Landverkäufe in Tsingtau 250000 Mk. eingenommen worden. Die Eisenbahn geht jetzt täglich zwischen Tsingtau undKiautschou hin und her; 80 km Entfernung in ungefähr vier Stunden; von Kiautschon bis Kaumi fahren täglich schon ArbeitSzüge. Das Hinterland der Kolonie, d. h. die Provinz Schantung, erfreut sich nach wie vor einer ruhigen, friedlichen Lage. Der Vicekönig Duanshikai will außer einer Militärschule eine große, auf moderner Grundlage angelegte Schule in Tsinanfu errichten, in welcher die Blüthe der chinesischen Jugend Schantungs zu Kulturträgern für ihre Landsleute ausgebildet werden soll. Der Amerikaner Hayes, bisher Leiter der ameri kanischen Missionsschule von Tengtschoufu, wurde von ihm erngeladen, bei der Errichtung der Schule behilflich zu sein. Außerdem beabsichtigt Duan, eine Tageszeitung in Tsinanfu erscheinen zu lassen. Der Krieg in Südafrika. — Auch Kitchener hat es satt sich mit den Buren herumzuschlogen. Der „Liverpool Post" zufolge findet die Nachricht, daß Kitchener im Herbste nach Eng land zurückkehren wird, allgemeinen Glauben. Als sein wahrscheinlicher Nachfolger wird General Lyttleton ge nannt. Lyttleton ist ein Neffe deS verstorbenen Glad stone und hat sich kürzlich in einer Rede dahin geäußert, die Aufgabe der nächsten Zukunft in Südafrika be stünde darin, di- Buren und die Briten in den Stand zu setzen, friedlich zusammen zu leben. Der Manchester Guardian weist darauf hin, daß unter den Offizieren, welche heute vom Könige mit der Medaille dekorirt werden, sich Sir John Willoughby, der bekannte Theil- der höhere Löhne ver- Oertliche» nnd ESchfifche». Hohenstein-Ernstthal, den 31. Juli. — Oeffentltche gemeinschaftliche Sitzung des Naths- und Stadtverordneten-Collegiums am 30. Juli Abends 8 Uhr. Anwesend: 7 Stadträthe, 19 Stadt- verordnete. Der einzige Punkt der Verhandlung betrifft die Beschlußfassung über die Wiederwahl des Herrn Bürgermeister vr. Polster. Der Vorsitzende Herr Stadtrath Zeißig giebt den Beschluß des Stadt- rathS bekannt, Herrn Bürgermeister vr. Polster auf Lebenszeit zu wählen. Es sei zwar noch ein Johr Zeit da die Mahlzeit noch bis 1903 andamre, doch sei u empfehlen, schon jetzt Beschluß zu fassen, zumal der Herr Bürgermeister augenblicklich verreist sei. Der Vorsitzende verliest alsdann noch einige auf die Wiederwahl berüa- l.che Paragraphen aus der Rev. Städteordnung und zur Ergänzung einige aus der Geschäftsordnung 8.. scala m,t festgelegt werden, nach welcher im da- Höchs,g-h°N °°n -«« M!. -mich, wÄ A- nkhmeramlräuberisch-nundvölkcir«chtswidngcn)3 Einfalle befindet. - englischen Unter- - Ein Spiel mit Zahlen. Im engi^ Stanley Hause »heilte der Finanzfikretar bei si Sieges mit, die Zahl der Buren, tue seit Au^ " be- gefangen genommen s^d "der sichzu hoch trage etwa 33 000. Diese Zahl fft en cy> „ gegriffen. Das Burenheer hat zm Z s ^em- Stärke überhaupt nur ca. 35 000Manngz si nach rechnet man in England unter die „K „^de gestanden einfach auch solche Leute, die niemals » worden haben, sondern von ihren Farmen wegg sch Wunder sind. Eine solche Rechnungsmethode kann nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, d"ß die Engla haben Buren bereits mehr Hammel und Ochsen erb h ' als es überhaupt in Südafrika giebt, und daß d Z y der erbeuteten Gewehre größer ist, °ls die M g diesem Kriegsmaterial, die in den Republiken jem Eine^schneidige Proklamation Kritzingers vom 10. Juni d. I. veröffentlicht die „Deutsche Wochen zeitung in den Nieder! " Sie lautet: „Da ich nommen habe, daß durch die britischen Commandante in verschiedenen Distrikten der Capkolonie bekannt ge geben wurde, daß alles Futter, Mehl, Getreide nach den Dörfern oder Stationen überführt, oder, saus es nicht transportirt werden kann, verbrannt werden muß, um dadurch das Land von Allem zu entblößen; daß alle Pferde nach den Lagern gebracht, daß alle Beweg ungen der förderirten Mächte den englischen Behörden rapportirt werden müssen, so proklamire und beschließe ich, Pieter Hendrick Kritzinger, Oberkommandant und Oberbefehlshaber der Truppenmacht des Oranje-Frei staates, die in der Capkolonie kämpft, unter Bezugnahme auf die Annexion gewisser Distrikte in der Capkolonie, laut Proklamation vom November 1899, welche noch in Kraft ist, daß aus einem der durch meine Truppen be setzten Distrikte irgend etwas entfernt werden darf. Es ist verboten, Getreide oder Eßwaaren nach, durch eng lische Truppen besetzten Dörfern oder Stationen zu transportiren oder Vorräthe zu verbrennen. Kein Pferd darf von einem Hof entfernt werden. Wer diesem Be fehl zuwider handelt, wird mit Confiscirung seiner Habe oder nach dem Urtheilsspruch meiner Offiziere bestraft. Wer den englischen Truppen Mittheilungen über unsere Bewegungen macht, wird zur Zahlung von 50 Pfd. Stl. oder mit 3 Monaten Gefängniß bestraft. Kaffern oder Mischlinge, welche ohne Erlaubniß ihres „baas" den Engländern Rapporte über unsere Bewegungen bringen, werden erschossen." iiir Ahknstrin-ßriMll, MrlinWih, GersSars, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Ratten, Meinsdorf u- ^ ch — beziehen^dunh und Festtage - i Redaction und Expedition: Jnsertionsgebühren: diefünfgespal^ ^auswärts 1t D« Bezugspreis Äg^L » (nahe dem K. Amtsgericht). ^aum^den ^un^ .... der illustrirten SonntaKeiL Anzeia^ «nnahm^de- W^^ie W^-orh-r Deutsches Reich. Zu dem deutschen^ Zollt^is^ London gemeldet: „Daily Graphic" die bemerkt Tarif angenommen werdn7sollw langen angesichts der steinend.», <r n ^herc Lohn Herstellung von Artikeln Die w-chn, wö-d- durch °b- wenn nicht ruinirt werde,? Unter ^mtrachtigt, K'ch^L^ Billigkeit zu fürchten." D e Zn ^ V.°rw'ckelungen mtt fremden Nation 7 d« w.rthschastlichen Kunden Deutschlands zäh en fchein em theuerer Preis für die Unterstützung einer Parte zu sem d.e stch ;ungst durch di- Zertrümmerung he samer Plan^ w.e des Rhein-Elbe-Lals, der, wie man weiß,_dem Kaffer ans H»z gewachsen ist, ausgezeichnet hat. Washingtoner Telegramme besagen, daß in Reg,erunqskre,sen der deutsche Zolltarif nicht als feind" selig siegen die Unlonstaaten betrachtet werde und folglich kem Grund für Repressalien vorhanden sei. In der Presse werde der Zwischenfall als eine wichtige und interessante Entwickelung der deutschen und europäischen Handelspolitik betrachtet. Daß der amerikanische Handel darunter etwas leiden müsse, werde anerkannt, aber es werde nicht bezweifelt, daß Deutschland mehr leiden werde.