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während deS letzten Jahres inSgesammt 17 564 000 Schweine geschlachtet, waS etwa 75 Proc. aller im Westen vollzogenen Schlachtungen gleichkommt. Der Ankauf der in letzter Saison geschlachteten 23 600000 Schweine hat die Summe von 276 Millionen Dollars erfordert. Außer Schweinen wurden in den Central plätzen der westlichen Fleischindustrie, Chicago, KansaS City, St. LouiS bnd Omaha, in der am 1. April be endeten Saison 4053000 Rinder und 4 798 000 Schafe geschlachtet, Hetzen Ankauf eine Auslage von zusammen etwa 1M Millionen Dollars nöthig machte. Hierin sikb abbr nicht die Geschäfte der großen Schlachthäuser deS Ostens inbegriffen, in denen zusammen 5476000 Schweine geschlachtet worden sind, wovon 619 OM in Newyork, Philadelphia und Baltimore. OertlicheS «nd GächfischeS. Hohenstein-Ernstthal, den 25. Juli. — Freitag, den 26. Juli, Vormittag 8 Uhr wird im Rathhause daS Fleisch eines wegen TubercUlose be anstandeten RindeS, in rohem Zustande, L Pfd. 40 Pf. öffentlich verpfundet. — Grundsteuer. Der am 1. August fällige zweite TermiU der stäatlichen Grundsteuer ist Nut 2 Pfg- pro Einheit längstens hü» zM 13. AHust A- bei Dermeid- Mg M.angswM Beitreibung än die hiesige StaWeüer» einnaWe zu bezahlen. — Gemeindeanlage«. Am 1. August ist der 3. Termin der Gemeindeanlagen fällig und bis zum 15. August cr. an die Stadtsteuereinnahme abzüführen. — Erz-ebirgisches Volksfest. Der Erzgebirgs verein zu Hohenstein-Ernstthal, der sich die Aufgabe gestellt hat, die Naturschönheiten der Umgebung mehr und mehr zu erschließen und durch Anpflanzung von Läüb- und Nadelwald die hetrliche Lage des Ortes zu erhöhen, hält am 25. und 26. August d. I. im Alt städter Schützenhause ein erzgebirgisches Volksfest im großen Stile ab, dessen Reinertrag den Parkanlagen zu gute kommen soll. In Anbetracht des guten Zwecks giebt sich der Verein der angenehmen Hoffnung hin, daß die Betheiligung an dem Feste eine recht lebhafte werden wird. Für jung und alt sind Vergnügungen und Belustigungen in reicher Zahl in Aussicht genommen, z. B. Schwebebahn, Museum, Menagerie, Singspielhalle, Kaspar-Theater, Schnell-Photographie, Karussel, Schieß bude, Würfelbude, Glücksrad, Drehvogel, Tombola usw. Ebenso wird in ausgiebiger Weise für Speisen und Erfrischungen gesorgt werden. Diesem Zwecke dienen verschiedene Wein-, Bier-, Kaffee-, Kuchen-, Speisezelte, Fischhalle, Zuckerbude usw. Außerdem werden noch manche Ueberraschungen geplant, um dem Feste den Charakter eines Volksfestes zu geben. Für den 2. Tag, Montag, ist ein Concertund Feuerwerk in Aussicht ge nommen. Der Garten wird beide Abends prächtig illuminirt merden. An beiden Tagen findet öffentliche Ballmusik statt. Ein Raum zum Aufbewahren von Fahrrädern ist vorgesehen. Eintrittspreis: 10 Pfg. (Kinder frei). Zu dem Feste werden alle Erzgebirgler aus nah und fern herzlich eingeladen. Glück auf! — Gewerbe- undJndustrie-Ausstellung Lichten- stein-Eallnberb Offizielle Eröffnung: Freitag, den 26. Juli, vormittags 11 Uhr. Die Arbeiter zu diesem großen und einen Denkstein in der Geschichte Lichten steins bildenden Werke sind beendet und die anfangs mit einem gewissen Mißtrauen aufgenommene Idee ist zur Verwirklichung gelangt. Ein erhebender Eindruck ist es, welchen die große, unter gewaltigen Birken her vorragende Ausstellungshalle auf den Besucher macht und letzteren freudigen Herzens in das Ausstellungs- terrain eintreten läßt. Ernstes Wollen und Können, theilweise sogar bewundernswerthe Leistungsfähigkeit wird von den Ausstellern bewiesen und jedem Besucher deutlich vor Augen geführt, in welch' anerkennenswerther Weise sich Gewerbe und Industrie in unseren beiden Städtchen entwickelt hat. „Segen ist der Mühe Preis!" Mögen sich diese Worte bewahrheiten und Fleiß und Geschick der Aussteller wie des Ausstellungskomitees den wohlverdienten Lohn finden. Der beste Lohn ist ein recht zahlreicher Besuch der Ausstellung und zu diesem wollen wir durch vorstehende Zeilen nochmals beitragen. Zur Ehre des Gewerbes und der Industrie, sowie zur Ehre der Städte Lichtenstein und Callnberg möge es Niemand daran fehlen lasten, sein Interesse an dem Unternehmen durch einen oder öftere Besuche zu bethätigen. Mülsen St. Jacob. Ein wolkenbruchartiger Regen ist am Sonntag Nachmittag über unsere Gegend nieder gegangen. In Pitschels Restaurant, das am Abhange des Berges steht und wo gerade der Tanz beginnen sollte, stand das Wasser an manchen Stellen '/, Meter hoch. Am schlimmsten sah es in den Vorräumen zum Saale aus: da schwamm alles. Auch iu das Gastzimmer war das Wasser gedrungen. Man hatte recht tüchtig zu arbeiten, um das nasse Element zu bewältigen. Nach ungefähr «bei Stunden konnte der Tanz beginnen. Freilich sah es in den Vorräumen zum Saale noch schauderhaft aus, penn der Schlamm von den Feldern wär nicht ohne werteres zu beseitigen, und es wird in Folge dessen der heutige Tag noch viel Arbeit bringen. Der Wirth kann sich nicht entsinnen, soviel Wasser je in seinem Grundstück gehabt zu haben. — Der deutsche Rädfahrcrbund, der jetzt in Dresden Versammlung abhielt, hat im letzten Jahre 2200 Mitglieder verloren und zählt nur noch 42,600. Der Bericht sucht den Rückgang mit dem Nachlassen des sportlichen Lebens in den Vereinen zu erklären. Auch hätten viele Angehörige der besseren Kreise in den Jahren 1897 bis 1899 der Mode wegen angefangen, das Radeln zu betreiben, es aber nun wieder aufgegeben. — Der Unteroffizier Uhlig von der 6. Compagnie des Schützenregiments 108 in DreSdeu wurde wegen grausamer Mißhandlung eines Rekruten zn vier Monaten Gefängniß verurtheilt. Er hatte den Rekruten in einem Fall drelhundertmal Kniebeuge mit vorgestrecktem Gewehr machen lasten, ihn getreten und geschlagen. Der Mißhandelte mußte schwerkrank in das Lazareth gebracht werden. — Zu einem Gaunerstückchen eigener Art hatte sich ein Spitzbube die Festlichkeiten des Deutschen Radfahrer-Bundes in Dresden ausersehen. Kehren da u. a. am Sonnabend ungefähr 25 Radler, aus Halle kommend, in einem Hotel auf der Ritterstraße ein. Unter diesen befand sich auch em junger Mann, dessen Signalement leider nicht mehr genau festaestellt werden kann, bloß ist noch erinnerlich, daß er schwarzes Haar trug. Der Wirth nahm an, daß der Betreffende eben falls mit zu dieser Gesellschaft gehörte, was auch dessen Gebühren zu bestätigen schien. In der Nacht hat nun dieser Gauner sich in diejenigen Schlafzimmer der Reise- gesellschaft geschlichen, welche von den Insassen glicht von innen verschlossen worden waren, und aus den ver schiedenen Beinkleidern die Geldbehälter gestohlen; so sind ihm 4 Portemonnaies und 2 Uhren im ungefähren Gesammtwerthe von 130 M. in die Hände gefallen. Nach vollbrachter That hat der Spitzbube an einem zu sammengebundenen Betttuch, welches er an das Fenster kreuz befestigte, auf die Straße Herabgelaffen und ist spurlos verschwunden. Der Verlust der davon betroffenen Radler wird ersetzt durch die Haftpflichtgenossenschaft des Sächsischen Gastwirthsverbandes, dessen Mitglied der Wirth ist. In das Fremdenbuch hat sich der Räuber mitten unter die anderen Radler als „Schneider aus Halle" eingetragen. Leipzig, 23. Juli. Infolge der wenig trostreichen Aussichten, welche der Konkursverwalter der Leipziger Bank in der gestrigen Gläubigerversammlung den Aktionären gemacht hat, wurden die Aknen der Leipziger Bank heute mit 5 gehandelt. — Der „Fahr radhändler", früher Maurer Louis Emil Silberbort, hat es nicht nur verstanden, seine Gläubiger binnen kurzer Zeit mit 20 000 Mk. hineinzulegen, sondern er hat sich auch erfolgreich als Kautionsschwindler bethätigt. Seine 16jährige Verkäuferin machte er nicht nur zur Dirne, sondern auch sich und sie elend. Das alles kostet dem traurigen Wicht nur 1 Jahr 5 Monate Gefängmß und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust! Leipzig, 25. Juli. Der Arbeiter Lange auS Volk- marSdorf und der Schlosser Schulz aus Hohenhaida, die verdächtig sind, in der Nacht zum 16. Juli den Opernsänger Greder beraubt und schwer verletzt zu haben, wurden gestern festgenommen. — Ein neues Opfer des Bankkrachs Am Sonntag hat der Berliner Bankier Rawitzsch, in Firma Steinsieck L Co., Selbstmord verübt, nachdem er noch am Sonnabend seiner Thätigkeit an der Börse in ge wohnter Weise nachgegangen war. Die Firma Stein sieck L Co. hatte die Actien der Trebergesellschaft seiner Zeit an der Berliner Börse eingeiührt, eine Transaction, die aus der persönlichen Freundschaft zwischen dem nunmehr verstorbenen Bankier Rawitzsch und dem Director der Leipziger Bank Exner resultirte. Rawitzsch hatte sich weiter durch das unbedingte Vertrauen, das er in Exner setzte, dazu verleiten lassen, Accepte der Leipziger Bank, die von der Trebergesellschaft aus gestellt waren, in dem für seine Verhältnisse hohem Betrage von circa einer Million Mark zu giriren. Als der Zusammenbruch der Leipziger Bank erfolgte, soll Rawitzsch sein Verwögen, das auf ca. 250 000 Mark an gegeben wird, zur Verfügung gestellt haben, während im Uebrigen die Ordnung der Angelegenheit von der Deutschen Bank in die Hand genommen wurde. Rawitzsch galt als ein äußerst vorsichtiger Mann, den eben nur das blinde Vertrauen, das er in Exner setzte, überhaupt mit der Trebergesellschaft in Verbindung gebracht hat. Der Verstorbene erfreute sich an der Börse eines guten Rufes, und erregt daher dieses neueste Opfer des Exner allseitige Theilnahme. Zwickau, 24. Juli. Die sächsische Regierung ordnete die Vorarbeiten zur Ausführung der innerhalb des Ge bietes der Zwickauer Mulde projectirten Thalsperren an. Es sollen 20—25 Thalsperren erreicht werden, deren Kostenaufwand auf etwa 12 Millionen Mark veran schlagt ist. — In den letzten Monaten verendeten im Zwickauer Schwanenteiche 8 Schwäne an Geflügel-Cholera und 1059 große Karpfen an der Fisch-Seuche. Beide Seuchen sind jetzt erloschen. Plauen i. B., 24. Juli. In Folge heftiger wolkenbruchartiger Regengüsse, welche in der vergangenen Nacht im Gebiet der Elster und der Syia niedergegangen sind, ist in Plauen bedeutendes Hochwasser eingetreten. Die unteren Straßentheile sind überschwemmt. Die Feuerwehr wurde heute früh zu RettüngSarbeiten allarmirt. So weit bekannt, sind bis jetzt keine Unglücksfälle ßor- gekommen, jedoch richtet daS Waffer großen Schaden an Gebäuden an. Der Verkehr auf den überschwemmten Straßen wird durch Wagen vermittelt. In der am meisten in Mitleidenschaft gezogenen Dobenauer Straße ist die Fayade eines Hauses eingestürzt. Der Regen läßt jetzt nach, und auch das Wasser hat aufgehört zu steigen. — Ein Einwohner von Auerbach erhielt eine Strafverfügung von 2 Mark, weil er seine Tochter nicht zum regelmäßigen Schulbesuch angehalten habe. Es handelte sich hierbei um zwei Stunden Straf- oder Nacharbeit, zu welcher der Lehrer das Mädchen bestellt hatte und von der sie der Vater ferngehalten hatte. Auf den Antrag auf gerichtliche Entscheidung sprach das Schöffengericht den Vater frei. Frauenstein, 24. Juli. Am Dienstag traten hier sehr heftige Gewitter auf, welche einander von Mittags 11 Uhr bis Abends 6 Uhr ablösten. '/,12 Uhr schlug der Blitzin die Scheune des Wirthschaftsbesitzer Kretzschmar in Neu-Reichenau und fast gleichzeitig in die Scheune des Gutsbesitzers Ernst Zeller in Reichenau. Beide Gebäude brannten bis auf die Umfassungsmauern nieder und nur wenig konnte gerettet werden. Leider fielen auch stellenweise Schloßen, welche nicht unbedeutenden Schaden an den Feldfrüchten verursachten. — Ein eigenthümliches Grabdenkmal, das nur Wenigen bekannt sein dürfte, befindet sich, wir die .^Nieder- schlesische Zeitung" meldet, auf dem Friedhöfe zu Hoyers werda. ES ist dies ein einfaches, MsM MOeu,, welche» von dem Manne, dessen Leiche darunter ruht, selbst verfertigt .wurde. Die Inschrift darauf lautet folgsndertnaßen: „Hier ruhet in Gott Friedrich August geb. von Sachsen gen. Lehmann, wurde geboren im Februar 1784 starb im Januar 1858. Groß und reich ward ich geboren, Aermlich ward ich auferzogen Mühselig war mein ganze» Leben Verfolgt ward ich auf allen Wegen, Bi» ich dereinst zum Himmel an Vollendet hatte meine Bahn." Dieser Mann wurde, wie das betreffende Blatt weiter meldet, in Chemnitz erzogen, er war Tuchmacher ge worden, unverheirathet geblieben und soll verschiedene Male den Versuch gemacht haben, Ansprüche an den sächsischen Thron zu erheben. Vermischtes. * Ueber Andree's Schicksal schreibt ein Eismeer- Schiffer, Johann P. Posti aus Alten (Norwegen), der lange Zeit die nordischen Regionen befahren hat, in der Zeitung „Finnmarksposten": Ich habe die Erfahrung gemacht, daß bei kälterem feuchten Wetter sich auf Segeln und Takelage Eis bildet, nur durch die Feuchtig keit der Luft. Zur Zeit des Aufstiegs des Ballons war ich auf 80—81 Grad nördlicher Breite und 20—21 Grad östlicher Länge, und hatten wir vom 11.—20. Juli feuchtes kaltes Wetter mit Schnee. Ich bin der Ueberzeugung, daß Andree's Ballon mit Eis und Schnee überlastet gewesen ist und nicht mehr schwebend zu erhalten war. Als Ort des Unterganges ist das Meer zwischen Nowaja Semlja und Franz Josefsland anzu nehmen und zwar zwischen den 16. und 20. Juli. * Ohm und Tante Krüger. Die Buren wissen viele Anekdoten zu erzählen, die das innige Verhältniß zeigen, das zwischen dem Präsidenten Krüger und seiner jetzt verstorbenen Gattin bestand. Am bezeichnendsten dafür ist wohl folgende: Als Ohm Paul in London war, machte ihm ein Freund das Anerbieten, ihm das moderne Babylon zu zeigen. Ohm Paul erklärte sich einverstanden, und der Engländer beschloß, ihn in die Aufführung eines Ballets zu führen. Natürlich dachte er, daß es spaßhaft sein würde, sein Entsetzen zu be obachten, aber Ohm Paul saß und beobachtete das Ganze mit ersichtlichem Interesse. „Was sagen Sie zu dem Völkchen, hübsch und frisch, nicht wahr?" sagte der Engländer, um Präsident Krüger auf diese Weise zum Sprechen zu bringen. „Die Schminke ist zweifellos frisch genug", war die Antwort, die durch eine Wolke von Rauch hindurch kam, „aber ich liebe mehr die alten Schuhe der Einen, die ich in Afrika ließ, als alle die Frauen, die Ihr in England habt auf der Bühne, oder fern von ihr. Sie war gut genug für mich, als sie noch jung war, und sie ist jetzt noch gut genug für mich." Sehr hübsch ist auch eine andere Anekdote: Als Ohm Paul einst ausgeritten war, traf er eine alte Frau, die mit einem Bündel daher humpelte. Sie sah sehnsüchtig auf den stämmigen jungen Mann, wie wenn sie ihn um seinen bequemen Sitz auf dem Sattel beneidete. Er ritt an ihr vorbei; als er dann hinter sich sah, be merkte er, daß die alte Frau erschöpft sich hinter ihm weiter schleppte. Er zügelte sein Pferd, sprang herunter und hob die Frau mit ihrem Bündel in den Sattel. Dann ergriff er das Thier am Zügel und führte es sorgfältig vorwärts bis zu seiner eigenen Färm. Kurz vor der Ankunft dort sagte die alte Frau: „Möge Gott Dir Deine Freundlichkeit gegen eine alte, hilflose Frau vergelten. Es giebt nicht viele, die das gethan hätten. Wenn ich jünger und änmuthiget wäre, wle ich einst wat, könnte ich das noch begreiflich finden." — „Wenn du jung und anmuthig gewesen wärest, hätte ich es nicht zu thun gewagt", antwortete Paul Mit seinem charakteristischen Lächeln. „Warum nicht ge-