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jahr und über die Beschlüsse der Delegirten-Versammlung, sowie Herr vr. Reichel über Rätzsch- und Krieg-Stiftung. Dem Verein „Fortschritt"-DreSden wurde die silberne und den Herren Oberlehrer Freytag-Auerbach und Bürgerschullehrer Helmrich-Plauen, dem Verfasser der FestschriftDie Stiftungen der GabelSberger'schen Schule, die broncene Häpe-Denkmünze verliehen. Hierauf wurde das Ergebniß der diesjährigen PreiSarbeiten bekannt ge geben, wobei die meisten Preise zur laut kundgegebenen Freude der Versammlung nach Plauen und insbesondere Herrn Bürgerschullehrer Helmrich zufielen. Nach dem anschließenden Festessen, das in bester Stimmung ver lief, fand noch eine Fortsetzung der am Morgen abge haltenen Bertreterversammlung statt und am Abend ein fröhlich verlaufener Ball. Für Montag, den 22. Juli ist ein Ausflug in die Vogtländische Schweiz geplant. Waldheim. Daß das Urtheil der Gegenwart über den Burenkrieg der Nachwelt getreulich überliefert wird, dafür will auch eine Urkunde sorgen, welche dieser Tage in den Knopf der Thurmspitze des neuerbauten Rath- hauses zu Waldheim eingelegt worden ist. Es heißt darin u. a.: ,,Zu einer Zeit, in der die Kulturmächte Europas zur Herstellung der Ordnung im Reiche der Mitte eine gemeinsame Aktion gegen China unternahmen und in der unter allgemeiner Mißbilligung in bis jetzt wenig glücklicher Kriegsführung daS übermüthige hab gierige Albion daS freie Volk der Buren zu unterjochen versucht, in den Jahren 1899, 1900 und 1901 wurde dieses RathhauS mit einem Kostenaufwand von etwa 350000 Mk. erbaut" usw. — Das 400jährige Jubiläum der Stadt Buch holz wurde am Freitag Abend von den Schulkindern, den FortbildungS- und Posamentierschülern mit einem Lampionzug eingeleitet. Weit über 1000 Schüler nahmen an dem Zuge Theil. Auf dem Marktplatze löste er sich auf, nachdem vorher die Theilnehmer ein von Herrn Lehrer Rothe nach der Melodie von „Sei Lob und Ehr" gedichtes Lied „Ihm, der die liebe Vaterstadt erbauen half, beschützet hat" gesungen hatten. Gestern zeigte sich die Stadt im Festschmuck. An den Eingängen sind stilvolle Ehrenpforten errichtet. Sowohl durch architektonische Wirkung, als auch durch malerische Anordnung zeichnete sich die Ehrenpforte in der vorderen Stadt aus. Hohe mit Guirlanden umwundene Flaggen masten, namentlich auf dem Marktplätze, die unzähligen Fahnen in den vaterländischen und städtischen Farben, sowie daS satte Grün der Guirlanden, Kränze und Festons, welche die Häuser reich schmücken, geben der Stadt ein so bunt belebtes Bild, wie sie es Wohl noch nie geschaut haben mag. Ein Akt der Pietät leitete am Morgen die Feierlichkeiten ein; Vertreter der Stadt legten auf dem Friedhöfe an den Ruhestätten des Gründers der hiesigen Cartonnagen-Jndustrie, KommerzienratHS Georg Adler, dessen gleichfalls Heimgegangenen SohneS, Stadtraths Hermann Adler, als des regen Förderers des Gemeinwohls, und des erst in diesem Jahre ver storbenen langjährigen, treuverdienten Bürgermeisters Graf Kränze mit entsprechenden Widmungen nieder. Vormittags 10 Uhr fand im Saale deS „Deutschen Hauses" eine öffentliche Schulfeier statt, die zahlreich besucht war. Sie bestand aus Gesangsvorträgen und Deklamationen der Kinder und einer Festrede, in der Herr Schuldirektor Bartsch der Entstehung deS Gemein wesens in liebevollem Eingehen auf die Stadt gedachte. Mittags traf Herr Kreishauptmann Freiherr v. Welck aus Chemnitz im Auftrage der Königl. StaatSregierung in Buchholz ein, um an einer Festsitzung der städtischen Kollegien theilzunehmen. Die Herren Commerzienrath Stadtrath Brauer, Stadtrath Timaeus und Bernhard Freund wurden zu Ehrenbürgern ernannt. Herr KreiS- hauptmann v. Welck überreichte als ein Zeichen könig- licher Huld Herrn Brauer das AlbrechtSkreuz I. Classe und Herrn Stadtrath Wagner da« AlbrechtSkreuzII. Classe. Vermischtes. * Die „Metzer Ztg." giebt zu dem Transport des früheren Oberleutnants Rüger noch folgende Einzel heiten: Ein Vicefeldwebel und ein Gefreiter waren mit dem Transport beauftragt. Als sie Morgens früh vor 5 Uhr im Arresthause erschienen, konnte der Verurtheilte sich der Thränen nicht erwehren. Er bat flehentlich, nicht geschlossen zu werden. Seine Bitte wurde gewährt, nachdem er auf sein Ehrenwort — „Ich habe noch ein Ehrenwort!" rief er aus — versprochen hatte, keinen Fluchtversuch zu machen. Der Vicefeldwebel lud seinen Revolver vor ihm, der Gefreite fein Gewehr. Und dann ginge zum Bahnhof. Rüger war in Civil. Er trug einen leichten Strohhut und eine kleine Handtasche, dazu hatte er feinen Sommerüberzieher über den Arm geschlagen. Bei seiner Abreise waren zufällig auf dem Bahnhof auch Graf Häseler, Commandirendcr deS 16. Corps, und andere hohe Officiere anwesend, die mit demselben Zuge nach Mörchingen fuhren. * Eine mysteriöse Angelegenheit bildet, wie aus Hirschberg geschrieben wird, zur Zeit das Tagesgespräch im Queisthal am Isergebirge. Vor vier Jahren, als das große Hochwasser im Juli 1897 in Schlesien viel Unglück anrichtete, verschwand auS der Umgegend von Greiffenberg spurlos ein junges Mädchen, die Tochter eines Besitzers, dessen Haus gerade zu dieser Zeit ab brannte. Es hieß damals, das Mädchen sei von dem Hochwasser fortgerissen worden. Jetzt wird gemeldet, »die Staatsanwaltschaft zu ^^9 /gehabt, sich nachträglich mrt dem Verschwinden des Mädchens eingehend zu beschäftigen. Die kürzlich ver storbene Mutter der Verschwundenen soll nämlich auf ihrem Sterbebette das Gestandniß abgelegt haben, das Mädchen sei nicht ertrunken, sondern der eigene Vater habe es damals zu Tode geprügelt, weil er glaubte, es habe aus Fahrlässigkeit den Brand der väterlichen Besitzung verursacht. » I« -er Tonne über die Niagara-Fälle. Die „Heldenthat" de» excentrischen Amerikaners Carlisle Graham, der die Niagara-Fälle in einer gepolsterten Tonne heruntelfuhr, ist vielleicht noch Manchem erinner lich, wenn sie auch schon 12 Jahre zurückliegt. Graham will nun diese gefährliche Reise wiederholen. Die Tonne, die er zu diesem Zweck benutzt, hat ein Gewicht von 70 Kilogramm, eine Länge von 1,25 Meter und ihr größter Durchmesser beträgt 0,58 Meter. Als der kühne Ver gnügungsreisende im Jahre 1889 „landete", war er halbtodt. Man konnte die Tonne kaum wiederfinden, die mehrere Hundert Meter tiefer al» der Fall wieder an die Oberfläche gekommen war. Graham war mehr als eine Stunde in sein enges Gefängniß eingeschloffen. HaudelS-Rachrichten. Mark 168,80 G 168,10 S 80,90 T 80,25 G 77,80 G 80,95 G 20,40 G 20,24 G 81,05 G 80,45 G 84,95 G 84,— G Reichsbank 8'/,, Lomb.-Z.-F. 4'/,. Ua»<Ivdarr, 20. Juli. Kornzucker cxcl. 88 Rendement 10,85 bis 10,45. Nachprodurte excl. 75°/, Rendement 7,70 bis 7,90. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker I mit Sack 28,95. Brodraffinade I ohne Faß 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 28,95. Gem. Melis I mit Faß 28,45. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg per Juli 9,50'/, Gd., 9,57 Br., per Aug. 9,55 bez., 9,52'/, Br., per Sept. 9,25 Gd., 9,35 Br., per Okt.-Dez. 8,75 Gd., 8,80 Br., per Jan.-März 8,90 Gd., 9,95 Br. Stimmung: Ruhig. llamdurr, 20. Juli. Weizen fester, Holsteiner loco 163 bis 168, La Plata 128. — Roggen matt, cis. südrust. Hamburg 104—105, do. loco 105 bis 108, Mecklenburgischer 138 bis 145. Mais fest, amerik. mixed. 116, La Plata 90. Hafer fest Gerste fest. Wetter: Heiß. Vrvmsn, 20. Juli. (Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 44'/, Pfg. I-trvrvool, 20. Juli. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz : 6 000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 2 000 Ballen, Preise '/«« bis "/,« niedriger. Umsatz: 4000 Ballen, davon für Speculation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner ruhig, '/i. niedriger, Ostindische und Egypter ruhig. Middling amerik. Lieferungen. Juli-Aug. 4'°/,« Verkäufer, September 4°'/»« Käufer, good ordin. Lieferungen: Oktober-November 4'°«« Käufer, Dezember-Januar 4"/»« Verkäufer. Zahlungseinstellungen: Otto Richard Liebe, Nadelwitz-Bautzen. Johannes Gerhard Anton Brinkmann, Woltmershausen-Bremen. Carl Röhrle, Wahlershausen-Cassel. Ludwig Camnitz, Düsseldorf. I. C. G. Neumerkel, Gera. Louis Schott, Glatz. Otto Salomon, Magdeburg. Norbert Suchewicz, Hoch-Stüblau-Pr.-Stargard. Aug. Otto Schulz, Treuen. 20. Amsterdam 3V. 3'/, 3M 5 3 8 T 3M 10 T 2M 10 T 8 T 14 T 2M 8 T 3M 5 4 (Wechsel-Tom üaak- vlseout s T -t /»2M per 100 fl. b. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. 5'/, b T v 3M 5'/, 8 T . ST! 3M Chemnitzer Marktpreise vom 20. Juli 1901. Weizen, sächs. Roggen, - Hafer - Stroh Heu Kartoffeln neue, Futtcrgerste Butter. 1 Kilo pro 50 Kilo 8 M. 70 Pf. bis 8 M. 7 - 50 - - 7 - 7 - 70 - - 8 - 3 - 50 - - 3 » 8 - 80 - - 4 - 3 - 25 - - 3 . 6 - 50 - - 7 - 2 - 50 - - 2 - 80 Pf. 70 - 60 - 50 - 75 - 70 - Dr. Heidenhoff's Kur. Bon Edward Bellamy. Deutsche Bearbeitung von E. Walkow. (Nachdruck verboten.) 1. Fortsetzung. „Gewiß," erwiderte er, indem er that, al» wolle er aufstehen. „Tom, setzen Sie sich einstweilen neben Miß Brand, während ich rudere." „Ach nein; bitte lasten Sie mich lieber rudern," warf Longman ein, indem er mit fieberhafter Hast die Ruder erfaßte. „Ich werde rudern; ich brauche Bewegung," be harrte Henry, indem er aufstand. „Wirklich, es ist bester, Sie lasten mich rudern!" flehte Tom, indem er so heftig ins Master schlug, daß da« Boot schwankte und Henry sich wieder setzen mußte, um nicht zu fallen. „Es ist ganz klar, Sie wollen nicht neben mir sitzen. Mr. Longman; das ist nicht sehr schmeichelhaft," sagte Madeleine, indem sie that, al» ob sie schmollte. „Nein, da« ist nicht der Fall!" versicherte Tom. „Ich rudere aber so gern, es ist ein so große« Ver gnügen." „Thun Sie meinethalben, was Sie wollen," erwiderte Madeleine. „Ich werde Ihnen aber nie mehr gegen die Andern beistehen. Da sehen Sie nur, wie die Herren schon alle ihre Boote an unsere» binden!" So war e» auch. Ein Boot war mit seinen Ketten an dasjenige Tom'« geknüpft worden und die Andern hatten wieder eine» an diese» und so weiter gehängt. „Oh, ich kann sie alle fortbringen," sagte Tom Longman, schwer athmend, während ihm die Schweiß perlen die Stirne herabrollten. Aber e» wurde doch bald mehr, al« er leisten konnte. Henry knüpfte das nachfolgende Boot ab, trotz lebhaften Widerspruch« aller Insassen, die Tom'« Kräfte al« Ge meingut der Gesellschaft betrachten, welche« kein einzelne» Boot für sich allein in Anspruch nehmen durfte. Nachdem man das Ziel de» Ausfluge« erreicht hatte, bat Madeleine den armen jungen Mann um seinen Hut und gab ihm denselben dann mit einem Kranz verziert zurück, was ihn fast außer sich vor Verlegenheit und Entzücken brachte und ihn den ganzen Vormittag über zwang, ein Sicherheitsventil für seine Aufregung in übermenschlicher Geschäftigkeit zu suchen, indem er da« Croquetspiel aufstellte, Schaukeln anbrachte, Hängematten befestigte, Citronen zu Limonade ausquetschte und Wasser holte. „Ach, ich bin durstig," seufzte Madeleine, indem sie den Croquetstab wegwarf. „Ich weiß hier in der Nähe eine Quelle mit vor züglichem Wasser," erwiderte Henry. „Führen Sie mich gleich hin!" rief das schöne Mädchen, und sie gingen zusammen weg. Ida Lewis schauten ihnen traurig nach. Die Entfernung nach der Quelle war keine große, aber der Weg war schlecht; er mußte ihr mehrmals über Baumwurzeln und steile Abhänge hinweg helfen. Einmal glitt sie ein wenig au«, und eine kurze, selige Sekunde lang hielt er ihre Gestalt in seinen Armen. Vorher hatten sie heiter und harmlos mit einander ge- plauder; nun aber trat eine plötzliche Pause ein. Er wagte kaum nach ihr Hinzuschauen; al» er nach einiger Zeit aufblickte, sah er eine leichte Röthe auf ihren für gewöhnlich blassen Wangen. Das Blut pulsirte wild in seinen Adern. Bei diesem Anzeichen, daß auch sie für einen Moment seine Empfindungen getheilt hatte, wurde seine Erregung um das Zehnfache gesteigert. Das Gefühl von Macht über sie, welches er empfand, war ein so neues, unerwartete«, daß es ihm alle Selbstbeherrschung raubte. Ohne weiteres erreichten sie die Quelle und tranken. Als sie sich umwandte, um zu den Andern zurückzukehreu, be rührte er zagend ihre Hand und sagte mit vor Erregung vibrirender Stimme: „Eilen Sie doch nicht so; es ist ja hier kühl und schattig." „Oh, es ist im Walde überall kühl; wir wollen lieber zurückgehen," erwiderte sie, weiter eilend. Sie sah seine Erregung und da sie selbst verlegen war, wollte sie gerade jetzt keine Erklärung. Leichten Fußes rannte sie voraus, so schnell, daß er sie erst einholte als sie an einen Abhang kam, den sie allein nicht ersteigen konnte. Er bot ihr seinen Arm zur Hilfe. Sie nahm ihn. Da, in einem plötzlichen wilden Impulse, riß er sie an sich, halb hoffend, daß sie ihm nicht zürnen würde, halb ohne Furcht, auch wenn sie es thäte. Er drückte sie in heißer Leidenschaft an seine Brust und preßte einen Kuß auf ihre Lippen. Sie stieß ihn zurück. „Wie können Sie es wagen, sich so zu benehmen!" rief sie aus. Der junge Mann stand vor ihr verlegen, bedrückt, fast der Verzweiflung nahe. „Ich konnte nicht anders," stammelte er. Die Entschuldigung klang lächerlich, aber es gab keine Antwort darauf, die weniger einfältig gewesen wäre. „Dann können Sie gefälligst ein ander Mal ander«," war alle«, wa» sie in ihrem Zorne hervorzubringen wußte. Sie ließ ihn stehen und kehrte zur Gesellschaft zurück. In Henry war alles in Aufruhr. Wie hatte es nur geschehen können? Welche Strafe würde sie ihm auferlegen? Wenn sie ihm nicht vergeben würde? Er verzehrte sich in Angst. Das junge Mädchen war jedoch keineswegs so empört, wie er es fürchtete. Sie wäre eigentlich lieber sehr ärgerlich über ihn gewesen, aber das Impulsive im Ausbruch seiner Leidenschaft hatte sie überrascht und fast bezwungen. Und al» sie sah, daß er die Unge hörigkeit seine« Benehmen» noch mehr empfand, wie sie selbst, verlor die Sache jeden Stachel. Ja, selbst Mit leid bekam sie mit ihm, als er sich von der Gesellschaft abseits hielt und unglücklich und einsam umherwanderte. Sie ließ ihm sagen, er solle sie doch ein wenig schaukeln, Henry glaubte zu träumen, al« er zu ihr gerufen wurde. Jetzt erst ging ihm die ganze Wonne diese» Kusse« auf, seitdem sie sich damit einverstanden zu zeigen schien. Es umstanden andere die Schaukel, in welcher Madeleine saß, al« er sich ihr näherte. Gletchgiltige« mochte er nicht mit sprechen, so ichwieg er still. Mit welch neuen Reizen umgab sie dieser erste Kuß,