Volltext Seite (XML)
liche Schönheit, genoß das unbeschränkte Vertrauen des Sultans. Ihre Brüder sind Generaladjutanten des Sultans. Die eigentliche Ursache des Attentats bleibt jedoch nach wie vor unaufgeklärt. Amerika. — Vom Rieseustreik in de« Bereinigten Staate« Aus New-Jork wird gemeldet :„Der Kampf der Arbeiterunion gegen den Morganschen Milliarden trust nimmt seinen ruhigen Fortgang und die ganzen Arrangements der Ausständigen beweisen, mit welcher Sorgfalt und mit wie großer tactischer Gewandtheit die Führer der Arbeiterschaft den ganzen Feldzug früh zeitig organisirt und jetzt in Scene gesetzt haben. Die Zahl der Streiker nimmt mit jeden Tag um Tausende zu, und wenn auch im Gegensätze zu den vielleicht schönfarbigen Angaben der Streikführer die Geldfonds der Union nicht genug sind, um an und für sich den Arbeitern einen längeren Ausstand ohne große Schwierig keiten zu gestatten, so heißt es jedoch schon jetzt, daß andere große „Labour-Unions" dem StreitcomitS aus reichende finanzielle Hilfe zugesagt haben, falls eine längere Dauer des Ausstandes diese nöthig machen sollte. Einige Behauptungen gehen sogar soweit, daß feste ge heime Abmachungen zwischen den verschiedenen Arbeiter unionen bestehen sollen, wonach diese sich gegenseitig, falls erforderlich, zu finanzieller Hilfsleistung verpflichtet halten. Die Gerüchte von einer wahrscheinlichen baldigen Beilegung des Streikes auf Basis einer befriedigenden Einigung zwischen den Vertretern der Trusts und der Arbetterunionen gewinnen immer mehr Boden, ohne daß aber Thatsächliches bisher bekannt geworden wäre. Alle interessirten Geschäftsleute erklären sich öffentlich und privatim dahin, daß man schleunigst zu einem Compromiß kommen müffe, um die kommerziellen und finanziellen Interessen des Landes vor weiterem großen Schaden zu bewahren, und wenn auch kein Mensch zu wissen scheint, was Morgan, der Stahlkönig, eigentlich beabsichtigt und zu sagen hat, so glaubt man doch allgemein, daß er einem gesunden Compromiß nicht abgeneigt ist und auch nicht die Absicht hat, ein allzu großes Risico zu laufen und die Existenzfähigkeit seines Trusts auf die unsichere Karte der schroffen Abweisung zu setzen. Für Herrn Morgan steht zu viel auf dem Spiel, und wahrscheinlich wird er der erste sein, seinen allmächtigen Einfluß zur Herbeiführung desCompromiffes zu verwenden. Transvaal. Pretoria. Die Gemahlin des Präsidenten Krüger ist hier am Sonnabend Nachmittag nach dreitägiger Krankheit im Alter von 67 Jahren an Lungenentzündung gestorben. Der Krieg in China. — Aus China werden mehrere Ausschreitungen fremder Soldaten gemeldet. Verschiedene Dorfoor- stände haben einen britischen Offizier, der mit einer Soldatenabtheilung in Langfang stationirt war, ver klagt, er habe mit seinen Truppen private Beutezüge unternommen. Die britische Legation hat eine Unter suchung angeordnet. Am 14. griffen betrunkene französische Soldaten eine Anzahl Chinesen in Peking an, tödteten drei und verwundeten mehrere. Auch Japaner sollen sich neuerdings an Räubereien in ihrem Stadttheil be- theiligt haben. Der Krieg in Südafrika. — Den Neberfall bei Reitz, wo der Präsident Steijn mit knapper Noth der Gefangennahme durch die Engländer entging, beschreibt ein Telegramm der Londoner „Central News" aus Harrysmith folgendermaßen: Die Stadt Reitz war in der Nacht vom 10. Juli von den Engländern unter General Broodwood umzingelt worden. Nachher entdeckte man aber, daß eine unbenutzte Straße unbewacht geblieben war. Bei Tagesanbruch marschirten die englischen Truppen in die Stadt hinein und nahmen alle Mitglieder von Steijns Regierung und viele her vorragende Anhänger derselben gefangen. Sie schliefen alle. Unter den Gefangenen befinden sich Piet Steijn, ein Bruder des Präsidenten, General AndrieS Cronje, General Wessels, Kommandant David, Kommandant Brain, Fraser, Sekretär des Präsidenten, de VillerS, Sekretär deS ausführenden Raad, Brebner, Vorsteher des Schatzamts deS Freistaats und 25 andere. AIS Alarm geschlagen wurde, stürzten alle Buren in Nacht kleidung aus den Häusern und riefen: „De Englische kommen!" Dann eilten sie wild umher und riefen nach ihren Pferden. Steijn selbst war sehr e»regt; er eilte barfuß aus einem Hause und es gelang ihm, das erste Pferd zu erhalten, das verfügbar war. Dann ritt er ohne Sattel auf der unbenutzten Straße davon. Er war in größter Gefahr, sein Leben zu verlieren. Ein Soldat legte auf 100 Schritt Entfernung sein Gewehr auf ihn an an und drückte ab, allein der Schuß ver sagte und Steijn entkam. Die anderen Regierungsbe amten fanden ihren Rückzug abgeschnitten und ergaben sich. ES heißt, daß bei der Besetzung der Stadt und der Gefangennahme der Beamten kein Schuß abgefeuert wurde. Die sämmtliche Korrespondenz Steijns, die EtaatSdokumente und 1000 Pfund Sterling bar wurden erbeutet und zum nächsten Punkte auf der Eisenbahn geschafft, — So der Bericht. WaS mag daran wahr und was unrichtig sein? vertlicheS ««d Sächpfche». Hohenstein-Ernstthal, den 22. Juli. — Dienstag, den 23. Juli, Vormittags 8 Uhr wird im hiesigen Rathhause daS Fleisch eines wegen Roth lauf beanstandeten Schweine- in gekochtem Zustande, L Pfd. 40 Pfg., öffentlich verpfundet. — Beim Baden ertrunken ist gestern Nachmittag im Steinbruche an der Nutzungerstratze der im letzten Schuljahre stehende Knabe Winkler, Pflegesohn deS Kutschers Herrn Theodor Merkel hier. Der Vater des verunglückten Knaben ist in diesem Steinbruche bei Ausübung seines Berufes ebenfalls verunglückt. Die Leiche konnte erst heute früh geborgen werden. — Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Kuhschnappel Blatt 147 auf den Namen deS Wirth- jchaftSbesitzerS Hermann Blitz eingetragene HauS- und Feld-Grundstück soll am Donnerstag den 19. September 1901, Vormittags 10 Uhr an der Gerichtsstelle in Lichtenstein im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. — Die Zeit der immerwährende» Dämmerung, welche den Hochstand des Jahres in sich begreift, ist nunmehr zu Ende. Wer der Beobachtung die,er Natur erscheinung, welche die Astronomen vom 19. Mai bis 19. Juli datiren, einige Aufmerksamkeit schenkte, konnte ihr Schwinden bereits in den letzten Tagen am zeitigen Morgen und am Abend constatiren. Wenn erst der Augustanfang wird gekommen sein, dann empfinden wir die Abnahme der Tage recht fühlbar. — Gachseuftiftuug, unentgeltlicher Arbeitsnachweis für gediente Soldaten. Im Hinblick auf die Ende September erfolgende Entlassung der Reservisten ergeht an die Arbeitgeber die Bitte, ihren Bedarf an Arbeits kräften auf allen Erwerbsgebielen, unter genauer An gabe ihrer Wünsche und deS Antrittstermins, so zeitig als möglich anzuzeigen. Da die Geschäftsstellen der Stiftung über daS ganze Land verbreitet sind und unter einander in Verbindung stehen, so können Arbeitgeber auf keine Weise vortheilhafter und leichter zu tüchtigen, an straffe Zucht gewöhnten Arbeitskräften gelangen als durch die Sachsenstiftung. Die Vermittelung ist sowohl für Arbeitgeber als für Arbeitnehmer völlig kostenlos. Geschäftsstellen befinden sich an sämmtlichen Sitzen der Amtshauptmannschaften und in allen Garnisonen. Als Adresse genügt: „An die Sachsenstiftung zu . . . — Se. Majestät der König läßt sich bei der heute in Lichtenstein stattfindenden Beisetzung der verstorbenen Fürstin Pamela von Schönburg-Waldenburg durch Herrn Kämmerer Oberst von Schimpfs, Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August durch seinenpersönlichen Adjutanten Hauptmann von Zeschau vertreten. Gersdorf. Die Frage wegen Einführung von electrischem Licht und Kraft für hiesigen Ort ist in der letzten Gemeinderathssitzung endgiltig erledigt worden. Der Gemeinderath entschloß sich mit großer Stimmen mehrheit für die Erzgebirgische Elektricitätsgesellschaft „Electra" in Oelsnitz i. E. — Auch der Stadtgemeinde- rath in Stollberg genehmigte in seiner letzten Sitzung den Anschluß an die Centrale in Oelsnitz. Limbach. Das Stadtparkfest hat sich zu einem wirklichen Volksfest entwickelt und erfreut sich der Gunst des hiesigen und auswärtigen Publikums im hohen Maße. Die Frequenz des vorjährigen Festes beweist dies am deutlichsten. Annähernd 25 000 zahlende er wachsene Personen besuchten das Fest und wenigstens ebensoviel Kinder und nicht zahlende Personen. Zu dem diesjährigen am 4. und 11. August d. I. statt findenden Parkfeste läßt die Staatseisenbahn-Verwaltung an den genannten Tagen einen Sonderzug von Limbach 9 Uhr 20 Min. Abends abgehen, der in Wüstenbrand 10 Uhr Abends ankommt. Em weiterer Sonderzug wird Limbach 11 Uhr 5 Min. nachts verlassen, der in Wittgensdorf 11 Uhr 22 Min. und in Chemnitz 11 Uhr 41 Min. nachts eintrifft. Die Sonderzüge führen II. und III Wagenklasse und halten an allen Stationen. Zur Mitfahrt berechtigen die gewöhnlichen Fahrkarten. Dresden. Der Kassirer auf dem Hauptbahnhos Adolf Gäbler ist am Freitag vom Landgericht wegen Unterschlagung im Amte zu zwei Jahren Gefängniß und fünfjährigem Ehrverlust verurtheilt worden. Er hatte, da er nur aller 5 bis 6 Tage seine Einnahmen in Höhe von etwa 10000 Mk. abzuliefern hatte, stets Geld zur Verfügung und machte mit dem Hotelier und Grund stücksbesitzer Th. Wilh. Röntsch hier Geldgeschäfte. Dieser wurde deshalb wegen Hehlerei zu 1 Jahr 6 Mon. und bjährigem Ehrverlust verurtheilt. Dresden. Die Privata Theresia Jahnel geb. Neu mann, die am Abend des 20. März d. I. in einem Straßenbahnwagen der Linie Schloßplatz-Blasewitz den Königl. KammermusikuS Adolf Gunkel erschoß, ist gestern zur Beobachtung ihres Geisteszustandes der Irrenanstalt Sonnenstein zugcführt worden. — Der Rath zu Dresden hat nunmehr ein Ein greifen in der vom Stadtverordnetenkolleginm angeregten Schleppenfrage abgelehnt, da alljährlich unter Aufwendung ganz bedeutender Mittel für Straßenreinigung und Besprengung der öffentlichen Verkehrswege in Dresden das Möglichste gethan werde, so daß sich Dresden des Rufes einer besonders sauberen Stadt erfreuen dürfe. Auch ein polizeiliches Verbot sei nicht angängig. Leipzig, 20. Juli. In vergangener Nacht brannte die Dieter'sche Ziegelei nebst den Arbeiterwohnhäusern nieder. Die Tochter Dieter's erlitt lebensgefährliche, ein Heizer und der 9jährige Sohn Dieter's schwere Brandwunden. Leipzig, 21. Juli. Eine schreckliche That ist gestern Nachmittag gegen 5 Uhr im Hausgrundstück Lucasstraße 5 in L.-Volkmarsdorf begangen worden. In der zweiten Etage daselbst wohnt der Arbeiter Ludwig Oswald Richter mit seiner Familie. Die Ehefrau desselben, Anna Antonie geb. Stein, geboren am 21. April 1874 zu Thammenhain b. Wurzen, hat in der angegebenen Zeit ihre zwei Kinder, Mädchen im Alter von 2'^ Jahren und 1 Jahr 2 Monaten aus einem Fenster ihrer Wohnung auf die Straße hinabgeworfen. Das ältere Kind wurde noch lebend, aber schwer verletzt auf gehoben, während das jüngere sofort todt 'war. Tue Mutter wurde noch in der Wohnung angetroffen, wo sie irre Reden führte. Die Frau ist bereits fünfmal in der Jrrenklinik untergebracht gewesen und hat die That offenbar in geistiger Umnachtung verübt. Sie wurde sofort wieder der Nervenklinik zugeführt. Das noch lebende Kind brachte man in's Kinderkrankenhaus, das verstorbene nach dem Pathologischen Institut. Leipzig, 21. Juli. Die gestern im Krystallpalast abgehaltene Versammlung von Gläubigern der Leipziger Bank beschloß, in der am 27. Juli im hiesigen Zoologischen Garten stattfindenden Gläubigeroersamm lung dahin zu stimmen, daß in den endgültigen Gläubigerausschuß außer den ihm bereits provisorisch angehörenden Herren noch gewählt werden: Kommerzien- rath Kummer, S. I. Tobias, in Firma Tobias L Schmidt, G. W. B. Cramer, in Firma Polster u. Comp., in Leipzig, und Wilhelm Andreas Müller in Plauen. Dieselben werden ersucht, dahin zu wirken, daß erstens mit allen Mitteln sofort gegen den Aufsichtsrath vor gegangen wird, zweitens, daß eine baldige Prorata- Vertheilung stattfindet, drittens, daß Gelder nach Cassel nur dann gegeben werden, wenn dieselben ganz sicher nicht verschleppt werden, viertens ein Vergleich mit den Aktionären nur nach Befriedigung der Gläubiger statt finden kann, andernfalls solle es der Zustimmung einer einzuberufenden Gläubiger-Versammlung bedürfen. Leipzig. Ein schlechter Freund ist der Agent Coblenz dem Gerichtsvollzieher Wendt gewesen. Wenn ersterer gepfändet werden sollte, schob der Beamte die Sache etwas hinaus und nahm dafür kleine Geschenke in Form von Speisen und Getränken. Später zankten sich die beiden Männer und Coblenz denunzirte den Gerichts vollzieher, welcher darauf nicht nur auS dem Amte ent lassen, sondern auch wegen Bestechung unter Anklage gestellt wurde. Er erhielt drei Monate Gefängniß, der würdige Agent aber auch zwei Monate Gefängniß wegen Anstiftung! — Am 7. Mai wurde in der hiesigen Universitätsbibliothek der frühere Referendar Loth auS Kindelbrück in Thüringen beim Bücherdiebstahl ergriffen. Bald stellte sich heraus, daß er gleichartige Diebstähle auch in den Universitätsbibliotheken in Halle usw. auS- geführt hatte. Der 34 Jahre alte Mann war zweimal im richterlichen Examen durchgefallen und erlitt voll ständig Schiffbruch. Reumüthig bekannte er sich schuldig: er habe in bitterer Noth gehandelt, so sagte er. DaS Königl. Landgericht erkannte auf ein Jahr Gefängniß, sprach ihm aber die Ehrenrechte nicht ab, damit lhm weiterhin ein redlicher Erwerb nicht erschwert werde. Plauen i. V, 21. Juli. Seit gestern tagt hier die 40. Generalversammlung des Gesammtvereins der Gabelsbergschen Stenographenvereiue im Königreiche Sachsen, zu der die Vertreter der 118 Vereine des Gesammtvereins und zahlreiche sonstige Festgäste erschienen sind. An dem gestern Abend abge haltenen Commers nahmen die Herren Oberbürger meister Or. Schröder, Oberst Fikemscher und Syndikus vr. Dietrich, al« Vertreter der officiellen Kreise und zahlreiche Damen und Herren aus der Bürgerschaft Plauens theil, sodaß der große Saal der Freundschaft vollständig gefüllt war. Das vortreffliche Programm, um dessen Durchführung sich das Stadtmusikchor und der Gesangverein Stimmgabel besonders verdient machten, rief bald gute Stimmung hervor, die durch Ansprachen, darunter die Begrüßung deS Herrn Oberbürgermeister vr. Schröder Namens der Stadt, noch erhöht wurde. — Am heutigen Morgen 8—11'/, Uhr fand die Delegirten-Versammlung statt, in der die geschäftlichen Angelegenheiten erledigt wurden. An dieselbe schloß sich ein PreiSwettschreiben (5 Minuten langes Diktat zu 80—100 Worten in der Minute), an dem etwa 40 Damen und Herren theilnahmen. Die um 12 Uhr er öffnete Generalversammlung füllte wiederum den großen Saal der Freundschaft vollständig. Von den erschienenen Ehrengästen seien genannt: Oberbürgermeister vr. Schröder, Syndikus vr. Dietrich, Oberlehrer Dorsch, Kaufmann GöSmann, Präsident der Handels- und Ge- werbekammer, Landgerichtspräsident vr. Hartmann, Superintendent Lieschke, Bezirksfchulinspektor vr. Putzger und Schuldirektor Weichelt. Brausenden Beifall rief die Mittheilung de» Herrn Oberbürgermeister vr. Schröder hervor, daß der Stadtrath zu Plauen beschloßen habe, vom heutigen Tage an eine Straße der Stadt in der Nähe des „Neuen Königlichen Seminars" GabelSberger» Straße zu nennen. Den Festvorlrag hielt der Vorstand deS Königlichen Stenographischen Instituts Dresden, RegierungSrath Professor vr. Clemens, über die Ziele und Aufgaben des GefammtvereinS. Sodann erstatteten Herr Professor Ahnert Bericht über daS letzte Geschäfts-