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10 Nhr. Größere Anzeigen 28. Jahrgang. Dienstag, den 16. Juli 1901. Nr. 163. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 2S Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. sm Wtüsim-krnslA!, MrlilWitz, EklMrs, Lngau, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Hermsdorf, Bemsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s- Jnsertionsgebuhren: die funfgetpalt auswärts 12 Pfg - Raum für den Berbreitunasbezirk 10 -pw-- ^ -.^he Rabatt. Reclame 2S Pfg. Bei mehrmaliger Borm, «»«ahme der Inserate für die WA/vorher erbeten. Bekanntmachung Bei der gegenwärtig herrschenden Trockenheit richten wir an die hiesige Ein wohnerschaft das dringende Ersuchen, mit dem Verbrauch von Wasser aus der wird, rufen die Posten einander jede Viertelstunde zu „Nr. 1, 2, 3, u. s. w. Alles wohl!" so laut ste können bis zum frühen Morgen, so daß von Schlafen keine Rede ist Wir thuen das denn auch tagsüber, wenn es nicht gar zu heiß ist. Unser Geld kriegen wir nicht zu sehen, der Commandant behält es und bezahlt ein. oder zweimal in 14 Tagen kleine Beträge davon aus mittels besonderer Anweisungen. In einem Laden im Lager kann man sodann das Eine oder Andere kaufen, drei oder vier Mal so theuer, wie anderswo. Die reichen Ausländer haben es nicht bester, nur bekommen manche von ihren Verwandten allerhand gute Sachen geschickt. So lange ich gefangen bin, haben die Engländer mir zu viel gegeben zum Sterben, aber viel zu wenig zum Leden. Wir sitzen hier auf einem'kleinen Naum. Wir bekommen Thee, hin und wieder etwas schlechten Kaffee, einmal täglich zähes, altes Fleisch, nicht mal genug für ein Mahl mit Kartoffeln, als Frühstück Reis und zwei mal täglich etwas schlechtes Brod. Das ist Alles. Da bei muß man oft hungern und dann diese Atmosphäre! Im vorigen Juli wurde ich gefangen genommen und als ich keine Aufschlüsse über mein Eommando geben wollte, allein in eine Zelle gesteckt. Neben mir lag ein Vcldcornett, der einen Schuß durchs Bein hatte, und später wurde ein 57jähriger Mann, der einen Schuß durch die Lunge bekommen halte, aus seinem Bette ge holt und auch in eine Zelle gesteckt! Nach 17 Tagen wurden die Verwundeten und ich auf einen Karren ge laden, die übrigen „Kriegsgefangenen", nämlich zahlreiche Frauen, Kinder, Greise und Invaliden, mußten daneben gehen und so ging es nach Pretoria. Vier Tage dauerte die Reise, während welcher alle Häuser am Wege von Rustenburg bis Pretoria geplündert und angesteckt wurden, bewohnt oder nicht. Den Tag nach unserer Ankunft wurden wir wie eine Herde Schafe nach dem Bahnhof getrieben. Ich wurde mit 40 Mann und den beiden Verwundeten in einen offenen Kohlenwagen gepfercht und in 5 Tagen fuhren wir nach Capstadt. Dabei am Tage die glühende Hitze und Nachts bittere Kälte! Jeden Tag bekamen wir drei steinharte Schiffszwiebäcke und etwas „cornedbeef". O, welches Leiden, diese Tage, namentlich für die armen Verwundeten! Endlich kamen wir völlig erschöpft in Capstadt an. Mit etwa 1000 Mann steckte man uns hier in ein Schiff und dann be gann die Marter eigentlich erst recht." Der Verfasser giebt nun ein schauriges Bild von den Leiden der Ge fangenen auf den Transportschiffen. Er bemerkte schließ lich: „Die Engländer brüsten sich mit ihren vielen Ge fangenen. Hier sind zahlreiche Greise von 60, 70 Jahren und ältere, Kinder von 7, 8 und 9 Jahren, eine Menge Kranke, Verwundete, Blinde oder sonst invalide Männer u. s. w. Köln, 13. Juli. Wiederum ist ein nichtswürdiger Anschlag auf einen Eisenbahnzug verübt worden, dies mal auf den Berlin—Kölner Nachtschnellzug, indem oberhalb Dortmund eine Weiche derart mit Steinen und anderen Gegenständen verrammelt wurde, daß sie sich nicht mehr stellen ließ. Der Streckenwärter entdeckte in vergangener Nacht das Bubenstück und verhütete >adurch grenzenloses Unglück, da wenige Minuten später der stark besetzte Berliner Schnellzug die Weiche passirte. Die Eisenbahnbehörde setzte heute eine hohe Belohnung auf die Ermittelung des Thaters aus. Man glaubt, >aß ausländische Arbeiter die That vollführten. i Tagssgeschichte. Deutsches Reich. — Die Zahl der Regimenter mit einem durchweg adeligen Osfizierkorps ist seit dem Vorjahre von 31 auf 34 gestiegen. In der Garde-Infanterie stehen im Ganzen nur 7 bürgerliche Offiziere. Die Zahl der Regimenter, die gar keinen bürgerlichen Leutnant i» ihren Reihen haben, einschließlich der 34 ganz adeligen Regimenter, beträgt 44. Andererseits giebt es 31 Regimenter, die nur bürgerliche Leutnants haben. Fünf Regimenter (im vorigen Jahre 3) haben überhaupt keinen adeligen Offizier, nämlich das 31. und 33. Feldartillerie-Regiment, das 5. und 9. Fußartillerie-Regiment und das 3. Eisen bahn-Regiment. Wie die „Voss. Zig." auf Grund der neuesten Rang- und Quartierliste hervorhebt, sind die Generalfeldmarschälle, Generalobersten und die General obersten und die Generale der Infanterie, Kavallerie oder Artillerie sämmtlich adelig. Unter den 84 General leutnants sind 12 bürgerlich, das sind 14,3 Proz. gegen 18,2 Pcoz. im vorigen Jahre, und von den 179 General- Majors sind 51 oder 28,5 (1900: 28,4) Proz. bürger lich. In der gejammten Generalität sind demnach 63 bürgerliche vorhanden gegen 69 im Mai 1900; es sind dies 18,7 Proz., während im vorhergehenden Jahre der Antheil der Bürgerlichen an der Generalität 19,5 Proz. betrug. — Das erste Garde-Regiment z. F. zeichnet sich dadurch aus, daß es unter den ausschließlich adeligen Offizieren in seinen Reihen 11 Prinzen und 17 Grafen zählt. Zu den Eigenthümlichkeiten dieses Offizierkorps ge hört es, daß es allein in der ganzen Armee neben der Besoldung, Wohnungszujchuß, Servis rc. auch noch einen Kleidergeldzuschuß erhält, der 15 Mk. beträgt Mark monatlich für den Offizier. Außerdem beziehe» die Offiziere dieses Regiments ein höheres Tischgeld; während sonst nur die Subalternoffiziere Tischgeld be ziehen, und zwar für jedes Bataillon zusammen 90 Mk. monatlich, erhält im ersten Garde-Regiment der Stabs offizier monatlich 120 Mk. Tischgeld, der Hauptmann 60 Mk., der Leutnant 36 Mk., der Feldwebel 12,50 Mark, der Fähnrich 18 Mk. Die Unteroffiziere haben eine um 3 Mark höhere Löhnung, die Gefreiten und Gemeinen eine um 1,50 Mk. höhere Löhnung. — Wie Enaland seine Gefangenen behandelt. Der „Rhein.-Westf. Ztg." wird aus Amsterdam geschrieben: Seit mehr als 14 Monaten befinden sich Tausende von Buren, Holländern und Deutschen in britischer Gefangen- schäft. Wollte man den offiziellen Versicherungen glauben, so müßte man annehmen, die Bedauernswerthen wären auf St. Helena, Ceylon, in Indien, und wo der „humane" Feind sie sonst noch untergebracht hat, wie in Abrahams Schooß geborgen. „Es ist interessant, einmal die unge schminkte Wahrheit über das Leben der Gefangenen, die wegen der Censur nur schwer ans Licht kommt, zu er fahren, wie sie ein holländischer Burenoffizier, dem es gelang, von Ceylon zu entkommen, im hiesigen „Handel blad" schildert. „Wissen Sie, wie wir auf Ceylon leben ? Wie das Vieh. Wir fitzen hier auf einem kleinen Naum. Unsere Hütte ist so ziemlich offen, wir leben, schlafen und essen darin. Der Raum, worin die Hütten stehen, ist umzäumt mit Stacheldraht. Draußen stehen 20 Posten mit geladenem Gewehr, Tag und Nacht. An beiden Seiten de« Lager« steht ferner ein Wachhaus mit 100 Mann und je einem Maxim. Sobald e« dunkel städtischen Wasserleitung möglichst sparsam zu verfahren, > v sprengen der Straßen und Gärten zu unterlassen. Hohenstein-Ernstthal, den 15. Juli 1901. Der Stadtrat h. I. V. W. Zeitzig. - Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 15. Juli. — Der Turnverein Neustadt feierte gestern sein 45jähriges Stiftungsfest durch Schauturnen mit Concert auf seinem neuen prächtigen Turnplatz an der Oststraße. Zu den vom Turnwart Herrn Schulze geleiteten und gut ausgeführten Freiübungen waren 96 Mann angetreten, während 12 Riegen zum Gerätheturnen stellten. Die Schüler führten Gemeiuübungen mit Reckstangen aus und an den folgenden Spielen, bei welchen es heiter zu ging, betheiligten sich die Turner zahlreich. Anläßlich dieses Stiftungsfestes konnten abermals 5 Mitglieder aus Anerkennung ihrer ununterbrochenen 25jährigen Mit gliedschaft zu Ehrenmitgliedern ernannt worden, und zwar die Herren Emil Bohne, Hermann Vogel, Bruno Scheibe, Gustav Baumgärtel, Emil Lässig. Die Feier lichkeit der Ueberreichung der Ehrenurkunde fand am Sonnabend, zur Versammlung, im Vereinslokal Schützen haus statt. — Gleichzeitig sei hiermit bekannt gegeben, daß die Verzeichnisse der Vereinsbücherei fertiggestellt sind und von Interessenten an den Uebungsabenden im Bibliothekszimmer entgegengenommen werden können. Das Verzeichnis umfaßt 74 Seiten und kann allen Freunden einer guten Lektüre zum Studium nur empfohlen werden. — Nach langem Warten stellte sich gestern Mittag der ersehnte Regen ein, auf den ein prachtvoller Nack- mittag folgte, der den vielen Ausflügler», die gestern wiederauf den Beinen waren, sehr willkommen gewesen — Am Sonnabend Abend arretirte k-r Polizeiwachtmeister Noack hier in der Ziegelei an der Wüstenbrander Straße eimn Mann nachdem er vorher mit einigen Gendarmen ein- N-n»' h-u-, »u, den di- B.°ch"-,bun, vl»-ndur,. IS. Juli Di-owmbu^W und Elektrizitätswerke, die seit 1892 teure zahlten, sind in Konkurs gerathen. Lustschiffer Santos Dumont erfunden haben- 'N richtet darüber aus Paris: Dumont u^ Freitag Vormittag bei fast windstillem welche von ihm erfundenen Luftschiffe mehrere Fah ' ' wie Augenzeugen versichern, vollständig gel g - Santos Dumont stieg in St. Cloud auf, machte stmf Rundfahrten oberhalb des Rennplatzes von ^^amps im Boulogner Wäldchen und kehrte sodann nach dem Ausgangspunkte zurück. Hieraus unternahm er ch eine Fahrt nach dem Eifelthurm. In der Nahe des Thurmes riß das Steuerseil, Santos Dumont landete vor dem Trocadöro, besserte den Schaden aus und erhob sich neuerdings bis zur Spitze des Eiffelthurmes, fuhr um denselben herum und kehrte zur Abfahrtstelle nach St. Cloud zurück. Am Sonnabend beabsichtigt Santos Dumont abermals eine Fahrt zu unternehmen, um sich um den 100000 Francs-Preis des Aöco-Clubs zu be werben, welchen der Großindustrielle Henri Deutsch für das erste lenkbare Luftschiff gestiftet hat, das innerhalb einer Stunde eine bestimmte Zahl von Kilometern zurück legen und an den Ausgangspunkt zurückkehren sollte.