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im Walde machen, dann thun sie cs, weil sie sich lieben; und deshalb^ habe ich angenommen, daß Euch sehr viel an der Freilassung jenes unschuldig eingekerkerten Mannes gelegen sei." Wenn die Eifersucht in Franziska schon im Verlöschen gewesen wäre, wenn die Wunden, die ihr durch die Zurückweisung ihrer Liebe, durch die Demütigung, die sie erfahren, bereits im Vernarben gewesen! wären die letzte Bemerkung Hütte sie wieder aufgerissen. Also selbst jene Leute, die Franziska als Wesen niederer Art zu betrachten ge wöhnt war, hatten sie durchschaut, wußten, daß sie in den Forstver walter verliebt war, und mußten natürlich auch erkannt haben, daß ihre Liebe nicht erwidert wurve. Also auch für diese tief unter ihr stehenden Geschöpfe war Franziska durch ihre Leidenschaft lächerlich, wahrscheinlich verächtlich geworden. Wieder gruben sich wie glühende Nadeln die Qualen der Eifer sucht in ihr Hcrz. Sie mußte mehreremal tief aufatmen, bevor sie dem Flüchtling antworten tonnte. Sie that es mit viel Selbst beherrschung und aller Ruhe. „Ihr irrt Euch," sagte sie. „Ich habe niemals ein Liebesverhält nis mit dem Forstverwalter gehabt, auch nicht an ein solches gedacht. Wir sind uns nur zufällig begegnet, und ich habe über Angelegenheiten Nmpln der Torgauer ttchnnnchtcu. <2. meines Vaters mit ihm gesprochen. Ich habe auch weiter kein Inter- i esse an diesem Mann, als daß der Gerechtigkeit Genüge geschieht. Ich halte es für sehr gefährlich, wenn Ihr Euch ohne weiteres als Zeugen anbietet, aber ich will Euch gefällig sein, indem ich einen Brief an das Gericht schreibe und anfrage, ob man Euch freies Geleit geben will. Ich werde auch angeben, daß Ihr Aussagen über die wirk lichen Brandstifter zu machen habt. In drei Tagen sollt Ihr durch Eure Frau Antwort erhalten. Auf mehr kann ich mich nicht cin- lassen." „Das genügt mir," erklärte Wieczorek. „Ich hoffe, gnädiges Fräulein, man wird Eurer Fürsprache Gehör schenken." Franziska zuckte die Schultern und verabschiedete sich mit einem kurzen Kopfnicken von dem Manne, der noch mit seiner Frau zurück blieb, während Franziska ihr Pferd aus der Schlucht Herausführle und dasselbe wieder bestieg, sobald sie auf gebahnten Weg kam. Es fiel ihr natürlich nicht ein, auch nur eine Zeile an den Ge richtshof zu schreiben. Das wäre ein Durchkreuzen ihrer Pläne und eine Gefährdung ihrer eigenen Person gewesen. Vielleicht hätte man dein Wieczorek wirklich freies Geleit gegeben, das nach damaligem Recht selbst den schwersten Verbrechern zugestanden werden konnte, wenn sie wichtige Zeugenaussagen zu machen hatten. Aber diese Aus sage Wieczoreks hätte Eugen vollständig entlastet, hätte zu einer Frei sprechung geführt. Eben weil Wieezorek sein Feind war, wurde seine Aussage glaubwürdig. Man glaubte dem Wieczorek schließlich mehr