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Fronten der Vereine aufgefallen. Die Einen schwenken die Kopfbedeckung, die Anderen behalten sie auf, nehmen eine gerade Haltung an und legen die Hände an die Hosennath, die Dritten nehmen einfach bei strammer Haltung die Kopfbedeckung ab. Der Kaiser wünscht eine Einheitlichkeit im Grüßen der Kriegervereine dahin, daß die Kopfbedeckung abgenommen wird. — Prinz Adalbert ist, wie bereits gemeldet, im Be griff, seine erste größere Seefahrt an Bord der Fregatte „Charlotte" anzutreten. Die Segelordre ist derart be rechnet, daß das Schiff gegen Ende März 1902 wieder auf der Ostseestation einzulaufen hat. Auf dieser neun monatigen Auslandsreise wird der Priuz mit 45 See kadetten für das Examen zum Fähnrich zur See vorbe reitet, das er im direkten Anschluß an seine Heimkehr bet der Inspektion des Bildung-wesens der Marine ab- zulegen haben wird. Die „Charlotte" wird aus dieser Reise von dem Kapitän z S. Büllers befehligt, einem der rangältesten Stabsoffiziere der Flotte, der die Fregatte bereits im dritten Jahre befehligt; der erste Osficier ist Korvetlen-Kopitän Souchon, der der bekannten Berliner Predigerfamilte angehört. Der Neiseplan ist in allen Theilen heute noch nicht endgiltig festgesetzt; jedoch soll das Schiff außer europäischen Auslandshäsen auch afrikanische und amerikanische Küstengebiete an steuern. Begleitet wird Prinz Adalbert auf dieser Fahrt von dem Kapitän-Leutnant v. Ammon, der sein mili tärischer Gouverneur ist und zugleich an Bord der „Charlotte" die Dienststellung eines ersten Seekadetten- offizters inne hat. Kassel, 5. Juli. Heute ist Konkurs über das Privatvermögen des verhafteten Vorsitzenden des Aufsichtsraths der Trebertrocknungs-Aktiengesellschaft, Hermann Sumpf, angenieldet worden. England. London, 5. Ium. Nach Brüsseler Nachrichten hielt Präsident Krüger bei der Abreise von Kämpen eine lange gegen die englische Politik in Südafrika ge richtete Rede. Nach einem Hinweis auf den Einfall Jamesons erklärte er England ausschließlich verantwort lich für das Blutvergießen in Südafrika. Die jüngsten Berichte Bothas und anderer Burenführer haben Krügers Hoffnung auf einen günstigen Ausgang des Krieges erhöht. Belgien. Brüssel, 5. Juli. (Repräsentantenkammer.) Auf die gestrige Anfrage des sozialistischen Abgeordneten Lorand in der Kammer über die Ausweisung Dewets antwortete der Justizminister, der Direktorder Sicherheits polizei habe keinen Ausweisungsbefehl gegen Andries Dewet erlassen, sondern ihn nur gefragt, welche Vor kehrungen er zur Verhütung von antienglischen Kund gebungen zu treffen gedenke. Der Sozialist Demblon unterbrach bei diesen Worten den Redner mit den Rufen: „Cbamberlain ist ein Bandit, ein Schurke, ich habe allen Respekt vor England, aber Chamberlain ist ein Schurke." Diese Worte riefen bei den Klerikalen uud Liberalen große Erregung hervor. Demblon fährt fort und erging sich in Schmährufen gegen den König von England. Der Präsident ruft ihn deswegen zur Ordnung. Der Minister des Auswärtigen protestirt mit Entrüstung gegen Demblons Worte. Das belgische Volk würdige die Belgien geleisteten Dienste Englands und werde die Worte Demblons mit Entrüstung zurück weisen. Der katholische Führer Woeste legt ebenfalls Protest gegen die Worte Demblons im Namen der Rechten ein, sie würden in Belgien kein Echo finden. Der liberale Abgeordnete Tournay giebt eine ähnliche Erklärung namens der Liberalen ab. Er fügt hinzu, das belgische Volk nehme den größten Antheil an dem Schicksal der Burenrepubliken, welche ihre Freiheit und Unabhängigkeit vertheidigten, aber wir müssen andererseits auch England respektiren. Demblon erklärt, seine Worte seien nicht gegen England, sondern gegen die englische Regierung gerichtet gewesen. Die öffentliche Meinung sei mit ihm. Hierauf entspann sich zwischen Woeste und Demblon eine längere Diskussion, welche damit endigte, daß dem Sozialisten Demblon das Wort entzogen wurde. Damit ist der Zwischenfall erledigt. Lertliches und Lachfisches. Hohenstein-Ernstthal, den 6. Juli. — Unsere geehrten Leser erhalten heute zum ersten Male eine von Herrn Pfarrer Albrecht redigirte Beilage „Kirchliche Nachrichten". Unsere Abonnenten erhalten dieselbe unentgeltlich, während weitere Exemplare zum Preise von 5 Pfg. das Stück in der Expedition d. Bl. zu haben sind. 3 Nummern pro Vierteljahr frei ins Haus kosten für hier 20 Pfg., nach auswärts incl. Porto 25 Pfg. Bestellungen wolle man unter Beifügung des Betrages an die Expedition d. Bl. richten. Bei Ab nahme von 100 und mehr Stück Preis nach besonderer Vereinbarung. — Der Erlbach-Gersdorfer Communicationsweg in Flur Erlbach ist für den öffentlichen Verkehr wieder freigegeben. — Von verschiedenen Sparkassen-Verwaltungen sollen Schritte gethan werden, um eine Aenderung der Be stimmung herbeizusühren, welche die Höhe der zulässigen Einlage bei den Gemeindesparkassen aus 1500 Mk. sest- setzt. Diese Grenze auf 3000 Mark zu erhöhen wird z. B. vom Rathe der Stadt Dresden schon seit längerer Zeit angestrebt und neuerdings wieder. Zur Zeit steht die Entschließung des Kgl. Ministeriums noch aus; man hofft aber, daß das Ministerium seine frühere ab lehnende Haltung aufgeben wird. — Militärische Ernte-Urlauber werden gewünschten Falles auch dieses Jahr zur Hilfeleistung an die Land- wirthe abgegeben werden. Es ist angeordnet worden, daß nach Maßgabe des Dienstes tüchtige und wohl ausgebildete Leute einen Ernteurlaub von 2—3 Wochen erhalten können. Oberlungwitz. Nachdem die hiesige Gemeinde in zwei Jmpfbezirke getheilt worden ist und zwar in Bezirk I, umfassend den unteren Ort mit den Ortstheilen Hüttengrund und Neuoberlungwitz — Cat.-Nr. 1—150, 491—663 Abth. und 1—42, 105 und 106 Abth. ö — und Bezirk II, umfassend den oberen Ort mit dem Ortstheil Landgraben — Cat.-Nr. 151—490 Abth. — ist neben dem Jmpfarzt Herrn Armen- und Hospital arzt vr. Rossa noch Herr vr. weck. Braun hier als Jmpfarzt für den II. Bezirk in Pflicht genommen worden. Oberlungwitz. Bei der hiesigen Gemeindesparkasse wurden im vorigen Monat 108 Einzahlungen im Be trage von 20 513,84 Mark geleistet und erfolgten da gegen nur 62 Rückzahlungen (Einlagen und Zinsen) im Betrage von 8 055,69 Mark. Der Baarbestand betrug Ende des vorigen Monats 24 421,70 Mark. Die Verzinsung sämmtlicher Einlagen erfolgt ferner noch mit 3'/z Prccent. Dresden. In hiesigen Gastwirthskreisen haben die letzten Ereignisse auf finanziellem Gebiet ebenfalls eine keineswegs rosige Lage hervorgebracht. In vielen der schönsten Restaurants sieht man des Abends oft ganz bedenkliche Lücken, die Concertgärten mit ihren that- sächlich guten und billigen Concerten sind nur schwach besetzt und in der Umgebung von Dresden stehen mehrere große Balletablissements direkt unter Konkurs, und auch mancher kleine Wirth hat Mühe, sich in der jetzigen Zeit über Wasser zu halten. Selbstverständlich liegt der Grund auch mit in der Art und Weise, wie oft mit großen Vergnügungs-Etablissements spekülirt worden ist. Die Preise wurden durch kürz aufeinanderfolgenden Besitzwechsel schnell in die Höhe getrieben und ost waren die Käufer auch Leute, die nicht kapitalkräftig genug waren, die Restaurants zu halten. MMm-LimttkLlöi' LimiM ^6ikunA8-?08tIi8t6 Xr. 3456. LiuluäuuA ZM1I ^!)0UII6M6Ilt für clas 3. lluurtul I90l. Leruxspreis: n 1U. 25 kkK — Wie in Dresden erzählt wird, beabsichtigt die Firma Alfred Krupp in Essen, die Kummer'schen Elektrizitätswerke anzukaufen. — Der Ministerialdirektor Geheimrath vr. Wäntig wurde an Stelle des zum Justizminister ernannten Ge heimraths I)r. Rüger zum vortragenden Rath im Ge- sammtministerium ernannt. Leipzig, 5. Juli. Der Zusammenbruch der Leip ziger Bank hat beklagenswerlher Weise wieder ein Opfer gefordert. Gestern Vormittag erschoß sich in seiner Wohnung der Kaufmann Felix Schäffer, Inhaber der Firma Berger L Voigt in Leipzig, eines der Aussichls- rathrmitglieder der Leipziger Bank, welcher durch deren Katastrophe sein gejammtes Vermögen verloren Hal. Wie die Firma Berger L Voigt hierbei mittheilt, werden deren geschäftliche Verhältnisse durch dieses Vor kommniß nicht berührt, die Firma Gebr. Schmidt in Altenburg hat nämlich das Geschäft Berger L Voigt käuflich übernommen. Der Kauf ist bereits gerichtlich eingetragen. — Der Concurs der Trebergesellschast scheint die unan genehmsten Thatsachen ausdecken zu wollen. Wie den „L. N. N." von unterrichteter Seite milgetheilt wird, schulden Aufsichtsrath und Direktion der Treber-Gefell- schast zur Zeit rund 14'/, Millionen Mark. Dagegen sollen angeblich Effekten in den Händen der Gesellschaft sein, doch sind diese thatsächlich verschwunden. Möglich wäre es, daß die Effekten, welche bei der Treber-Gesell- schaft liegen müßten, ein zweites Mal verpfändet worden sind und zwar bei der Leipziger Bank, vielleicht gegen eine Schuld verschiedener Mitglieder des AufsichtSratheS der Treber-Gesellschast. — Die „Casseler Allg. Ztg." äußert sich zum Con cours der Triber-Gesellsckast u. A. wie folgt: Fragt man, wie die ganze unheilvolle Geschästsgebahrung ent stehen und immer weitere Kreise ziehen, immer tiefer und verderblicher fressen konnte, so liegt es aus der Hand, daß bei Erwerb des an allem Unheil schuldigen Bergmannpatents der Direktor Schmidt sowohl wie die AussichlSratbsmitglieder bona ticke gehandelt haben. Glänzende Laboratorium-Resultate, die im Großbetrieb versagten, ließen die Organe der Gesellschaft eiligst an die Errichtung der sogenannten Tochtergesellschaften gehen, um der Trebergesellschast den Gewinn aus jenem an scheinend so werthvollen Patent allein zu sichern. Auch über die spätere Zeit > half wohl der Optimismus des Direktors Schmidt hinweg, der mit dem Aussichtsrathe große Opfer zur Sanirung der Tochtergesellschaften brachte. Wann der verhängnißvolle Zeitpunkt eintrat, wo also die Gefahr der Situation den Organen der Gesellschaft klar ward und sie, falscher Scham vielleicht gehorchend, vor reuigem Bckenntniß der Fehler und einer — möglicherweise damals noch angängigen — Rekon struktion der Gesellschaft zurückschreckten, das läßt sich nicht erkennen. Diese Verantwortlichkeit wird von zu ständiger Seite geprüft werden und ihre Sühne finden. Ganz ausgeschlossen ist es nicht, daß der bis in die letzten Stunden zur Schau getragene Optimismus Schmidt und auch die Uebrigen auf eine glückliche Beseitigung aller Schwierigkeiten rechnen und hoffen ließ. Wie immer dem aber auch sei: In der Geschichte des Aktien wesens war die Art der Gründung von Tochtergesell- schaffen ein Novum; die schnelle Folge der Gründungen, die vertheilten hohen Dividenden aus noch nicht sicher eingebrachten Gewinnen ein schwerer Fehler. Denn diese Gewinne erwiesen sich als fiktiv, sobald das Bergmann patent sich als werthlos herausstellte. Daß die Leipziger Bank ihren ungemefsenen Credit zur Verfügung stellte, spornte zu immer neuen Aktionen an und die Frage, ob die Trebergesellschast die Leipziger Bank oder diese jene ins Unglück gestürzt hat, ist ohne Weiteres nicht zu beantworten. Wenn übrigens argwöhnische Leute schon zeitig den Sturz der Trebergesellschast und in Folge dessen auch Verlegenheiten der Leipziger Bank kommen sahen, so hat die Ironie der Ereignisse die Thatsachen sich in umgekehrter Reihenfolge abspielen lassen. Als Zeichen des Verfalls eintraten, als die Geschäfte mit dem Spielhagen Concern ruchbar wurden, half die Be- redtsamkeit und die Darlegung der Verwaltung über Bedenken hinweg, und die Verwaltung der Leipziger Bank sekundirte dann in ihrer eigenen Generalversamm- lung. Die Aktiengesellschaft für Trebertrocknung ist da hin. Die werthvollen Objekte, die sie befaß, werden im Concurs veräußert werden. Vielleicht, daß sich eine oder mehrere Aktiengesellschaften zu deren Erwerb, zur Fort, sührung des lukrativen reinen Treber- und Trebertrock- nungs-Apparat-Geschästs bilden. Neues Leben wird aus den Ruinen erblühen, aber noch nach einem Menschen alter wird man von der heutigen Katastrophe sprechen. In ganz Deutschland, besonders aber in Cassel. — Direktor vr. Gentsch hat sich freiwillig bereit erklärt, sein Vermögen zur Sicherheit bereitzustellen, falls dieses zur Schadenersatzleistung nöthig werden sollte. — Im „Vaterland" ist bestätigt worden, daß die Kasse der Königl. Sächs. Landeslotterie nach und nach der Leipziger Bank 11 Millionen Mark geliehen hat. Sicherlich ist nur zu einem kleine» Theile infvorschrifts- müßiger Weise üvn der Leipziger Bank durch Hinter- legung von Werthpapieren. die realisirt werden können, geleistet worden. Für rund 10 Millionen hat aber die Lotterie-Darlehnskasse, den ihr ertheilten Anweisungen entgegen, Wechsel als Sicherheit angenommen, die sämmtlich von der Leipziger Bank girirt und von den verschiedensten Personen und Firmen ausgestellt und acceptirt sind. Darunter befinden sich auch die Aktien gesellschaft für Trebertrocknung und deren Tochtergesell schaften. Soweit sich die Verhältnisse gegenwärtig be- urtheilen lassen, liegt vorläufig noch keinerlei Anlaß zu der Befürchtung vor, der sächsische Staat könne bei dem Leipziger Bankkrach Verluste erleiden. Seiten des Kgl. Finanzministeriums sind gegenüber den verantwortlichen Beamten der Lotterie-Darlehnskasse Erörterungen einge- leitet zur Feststellung der Schuldfrage wegen Vernach lässigung der Vorschriften über die Sicherheitsbeding ungen der Lombard-Darlehen. — Wie das „CH. Tagebl." aus sicherer Quelle er fährt, wird die Allgemeine Deutsche Kreditanstalt in Leipzig in den nächsten Tagen in Chemnitz eine Filiale errichten. Die Allgemeine Deutsche Creditanstalt hat außer ihrem Hauptsitz in Leipzig bisher Filialen in Altenburg, Dresden und Zittau. Mit der Führung der Geschäfte wird der bisherige Leiter der Filiale der Leip ziger Bank in Chemnitz betraut werden. Das Actien- kapital der Bank beträgt 60 Millionen Mark. — Die Zwickauer Kohlenwerke betonen entgegen dem Beschluß einer kürzlich in Chemnitz staltgefundenen Versammlung von Judustriellen, ihre Kohlen bis zur Preisherabsetzung durch die heimischen Werke von außer- sächsischen Werken zu beziehen, daß die Werke an den zum Theil allerdings übertriebenen Kohlenpreisen ein zelner Händler völlig unschuldig und nicht in der Lage sind, diese erheblich zu beeinflussen. Man werde die Preiserhöhung der sächsischen Werke umsoweniger über triebene nennen können, als das auS denselben sich er gebende Plus durchaus nicht einfach den Werksbesitzern zu Gute gekommen ist, sondern zum weitaus über wiegenden Theil durch die ebenfalls um etwa durch schnittlich 2O"/o erhöhten Produktionskosten verschlungen wurde. Diese Erhöhung ist, abgesehen von der Preis steigerung fast aller Grubenmaterialien, hauptsächlich durch die sowohl unmittelbar nach dem Februarausstand als auch weiterhin stetig eingeiretenen Lohnerhöhungen auf der einen und der verminderten Arbeitsleistung auf der anderen Seite bedingt worden. Leipzig. Ueber die künftige hiesige Centralbahn- l Hofsanlage verlautet noch, daß sie eine der größten ! dieser Art in ganz Deutschland werden dürfte. Der