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28. Jahrgang. Sonntag, den 7. Juli 1901. Nr. 156. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dein K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. für Hchnslm-ErnWel, MrklWitz, GMars, Lugan, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s- w. Jnsertronsgebuhren: die funfgespalttne Co 12 Pfg, Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg-, Rabatt. Reclame 25 Pfg. Sei mehrmaliger Aufgabe Rao Annahme der Inserate für die Wende Mmme ^ 1« Uhr. Größere Anzeigen Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Betten- und Spulräder-Berkauf. Montag, den 13. Juli 19V1, wird von Nachmittags 4 Uhr ab im hiesigen Altstädter Armenhause eine größere Anzahl Deckbetten, Kopfkissen und Spulräder verkauft. Hohenstein-Ernstthal, den 2. Juli 1901. Der Stadtrath. vr. Polster, B ü r g e r m e i st e r. Bekanntmachung. Das gegenwärtig noch in Benutzung befindliche, auf dem südöstlichen Flügel des alten Friedhofs gelegene Quartier für kleine Kindergräber wird voraus sichtlich in einigen Wochen erfüllt sein. Darnach soll das Zwüche ., vem Haus und dem Hauptwege des alten Friedhofs gelegene, ehemals n ME-ibmß- 2—14jährigen Kindern belegte Quartier eingeebnet und von neuem 9 platz für Kinder unter 2 Jahren benutzt werden. Gräber Alle diejenigen, welche jetzt auf diesem neuzubelegenden wünschen von Angehörigen hab'en und dieselben auch für fernere Zeit zu erha werden hierdurch aufgefordert, bis zum 31. Juli d. I. ihren Wunsch auf dem Pfarramt St. Trinitatis anzubriugen. Der Kirchenvorstund zu St. Trinitatis. I'. Schmidt. T-rgesZeschichte. Deutsches Reich. — Eine neue Militärvorlage, d. h. die Forderung der dritten Bataillone für die am 1. April 1897 ge bildeten Regimenter, die nur aus zwei Bataillonen be stehen, wird jetzt von der „Deutsch. Volkswirthsch. Corr." und der „Post" angekündtgt. Es hat sich, so wird mit- getheilt, herausgestellt, daß die Regimenter zu zwei Ba taillonen für den Kriegsfall unbrauchbar sind. — Der Reichskanzler Graf Bülow geht nicht zum Besuch nach Petersburg. Das darf man als feststehend annehmen, auch wenn ein offizielles Dementi der von der „Nowoje Wremja" aurgegangenen Nachricht nicht erfolgt und vielleicht deshalb nicht erfolgt, weil es un- nöthiger Weise einen unfreundlichen Eindruck machen könnte. Ganz abgesehen davon, daß der leitende Staats mann überhaupt nicht zur Eröffnung von Verhandlungen über einen zukünftigen Handelsvertrag sich selbst nach der Hauptstadt des andern vertragsschließenden Theiles begeben würde, scheinen auch noch keinerlei Vorberei tungen zu solchen Verhandlungen vorzuliegen und das ist erklärlich, denn es soll ja zunächst unser Zolltarif zu Stande kommen. — Im Großen Generalstabe hält man mit der Rückkehr des Generalfeldmarschalls Grafen Waldersee und der Zurückberufung des grüßten Theils unserer China truppen es an der Zeit, alle nur irgend auf den Feld zug nach China bezüglichen Quellen schon jetzt für eine spätere wissenschaftliche Bearbeitung sicher zu stellen. In einem an die Truppen- und Bezirkskommandeure gerichteten Schreiben läßt, wie bereits kurz mitgetheilt, Graf Schlieffen, der Chef des Großen Generalstabes, mittheilen: Die amtlichen Nachweise (Akten, Gefechts berichte, Diensttagebücher) werden voraussichtlich schon einen sehr reichen Stoff für spätere, wissenschaftliche, auf die Heerfahrt bezügliche Arbeiten darbieten. Die außergewöhnlichen Verhältnisse aber, unter denen sie zu Stande kam und verlief, die leidenschaftliche Theilnahme des gesammten Volkes in günstigem ebenso wie in ab sprechendem Sinne machen es erwünscht, die Samm lung der Quellen nicht auf die Dienstpapiere zu be schränken, vielmehr schon jetzt dafür zu sorgen, daß auch Privatmittheilungen von Theilnehmern aller Grade hinzutreten. Der Werth solcherMittheiluugen vergrößert sich, wie vielfach gemachte Erfahrungen zeigen, von Jahr zu Jahr und vermag in mancher Richtung geradezu unschätzbar zu werden, wenn die Zeit eines neuen, der Gegenwart fern stehenden Geschlechts gekommen ist. Dem gemäß bittet Graf Schlieffen die Kommandeure um nachdrückliche Unterstützung, indem sie die Empfänger von Briefen, Besitzer von Tagebüchern und Erinner ungen veranlassen, diese Papiere dem Generalstabe zu überlassen, der dafür sorgt, daß sie seinem Kriegsarchive eine würdige und dauernde Stätte der Aufbewahrung finden. Die gesammten abzugebenden Unterlagen sollen mit der größten Verschwiegenheit und als geheim be handelt werden, so daß während der nächsten dreißig Jahre der Inhalt nur Offizieren des Großen General stabes und auch diesen nur zu dienstlichen Zwecken, lediglich mit Genehmigung und unter Ueberwachung des dem Kriegsarchiv vorgesetzten Abtheilungsleiters, zu gänglich werden darf. Daraus ergiebt sich, daß et waige scharfe, im augenblicklichen Unmuth oder in einer peinlichen Lage niedergeschriebene Aeußernngen und Urtheile kein Hinderniß für die Abtretung bilden können, und daß die Besorgniß, dem Briefschreiber könnten etwa Unannehmlichkeiten erwachsen, völlig unbegründet ist. Auch Abschriften und Auszüge würden, wenn sie in irgend einer Form beglaubigt und ihrer Herkunft nach kenntlich gemacht sind, ein iminerhin willkommener Er satz sein. Die Sendungen sollen an die kriegsge schichtliche Abth. II gerichtet werden, die etwaige von den Gebern ausgesprochene Wünsche zu berücksichtigen hat. — Ueber die Unterbringung unserer zurückkehrenden Chinakrieger wird geschrieben: Zunächst handelt es sich noch um alle einzeln oder in kleinen Transporten nach Deutschland zurückkehrenden Angehörigen des Ost asiatischen Expeditionskorps. Bei Auflösung ganzer Truppentheile und Entlassung größerer geschlossener Transporte ergehen im Einzelfalle besonderer Bestimm ungen. Die einzeln oder in kleineren Transporten zu- rückkehrenden Chinakrieger werden bis zu ihrem endgil- tigen Ausscheiden ausdem Expeditionskorps den Truppen theilen des Gardekorps überwiesen, die für Löhnung und Verpflegung zu sorgen haben, und zwar „auf Rech nung über den Etat der Ostasiatischen Expedition" bis zur Einreihung in etatsmäßige Stellen des Heeres. So werden überwiesen dem 2. Garde-Regiment zu Fuß die Angehörigen des 1. Ostasiatischen Infanterie-Regiments, dem 3. Garde-Regiment zu Fuß die Angehörigen des 2. Ostasiatischen Infanterie-Regiments usw-, dem Garde- Train-Bataillon die Angehörigen der Sanitäts-Kompagnie, der Train- und Etappenformationen. Das weitere Ver fahren regelt sich nach folgenden Grundsätzen: Die Ent scheidung über die weitere dienstliche Bestimmung und Pensionirung für Offiziere, Fähnriche und Sanitäts- offiziere ist durch das Generalkommando des Garde korps beim Kaiser für Beamte und Unterbeamte beim preußischen Kriegsministerium zu beantragen, und zwar soll nach Möglichkeit den bei der Ueberweisung der Be treffenden ausgesprochenen Wünschen des Kommandos des Expeditionskorps Rechnung getragen werden. Die Mannschaften werden eingetheilt als dienstunbrauchbare, als tropendienstfählge oder als tropendienstunfähige, je nach ihrer körperlichen Brauchbarkeit. Die Dienstun- b.auchbaren werden pensionirt auf Grund und nach Maßgabe des Gesetzes vom 31. Mai 1901 und dessen Ausführungsbestimmungen vom 9. Juni 1901, sofern bei ihnen „Kriegsinvalidät" anerkannt ist. Die Tropen- dienstfähigen scheiden gänzlich aus, wenn sie aus irgend welchen Gründen — Strafverbüßung oder wegen vor übergehender Krankheit — vor Ablauf ihrer Dienstver pflichtung in die Heimath zurückgeschickt werde», ferner wenn sie ihrer Dienstpflicht genügt haben und endlich bei Auflösung oder Verminderung von Truppentheilen des Expeditionskorps. Die noch in der Erfüllung chrer gesetzlichen aktiven Dienstpflicht befindlichen Mam s ) I werden von dem betreffenden GardetruppeN früheren Truppentheil zugeschickt, woselbst ste bl Z einer vom KOegsminister zu machenden Mitthellung f Rechnung über'den Etat des Expeditionskorps verpfleg, werden. Ehemalige Kapitulanten des aktiven Heeres werden auf ihren Wunsch bei ihrem früheren Truppen theil wieder eingestellt. Alle übrigen Mannlchaften find zum Beurlaubtenstande zu entlasten. Bei denjenigen Mannschaften, welche dem Expeditionskorps auf Grund eines noch nicht abgelaufenen Kapitulations- oder An- werbevertrages angehören und bei welchen der Wortlaut der Verträge nicht eine Handhabe zur Aufhebung bietet, kann letzteres nicht ohne ihre Zustimmung geschehen. Die Tropendienstunsähigen sind, sofern sie sich noch in der Erfüllung ihrer gesetzlichen aktiven Dienstpflicht be finden, wie die tropendienstfähigen Kapitulanten zu be handeln. Alle übrigen Mannschaften sind mit einem Tropendienstunfähigkeits-Zeugniß zum Beurlaubtenstande zu entlassen. — Der Pariser Figaro hat seit einigen Tagen einen äußerst scharfen Feldzug gegen die wirthschaftliche Lage in Deutschland eröffnet. Den Gipfelpunkt erreicht diese Hetze in einem Artikel, überschrieben: „Eine sechste Milliarde in Deutschland." Im Anschluß an das Leip ziger Bankereigniß wird da ein allgemeiner ungeheurer Krach für alle Finanzinstitute Deutschlands prophezeit und empfohlen, daß man die eine Milliarde französischen Geldes — eben die sechste nach den fünf bekannten anderen Milliarden —, welche in deutschen Industrie unternehmen stecke, von dort zurückziehen und lieber dem eigene» Lande zu gute kommen lasten möge. Die poli tische Bedeutung des Figaro ist zwar keine allzuhohe, allein er ist nicht zu bezweifeln, daß Ausführungen wie die obigen ein großes und gläubiges Publikum in Frank reich finden werden. Solchergestalt gewähren sie eine eigenartige Illustration zu der aus dem neulichen Anto- mobilistenbankett in Berlin vom preußischen Handels minister Moeller so lebhaft gefeierten deutsch-französischen industriellen Interessengemeinschaft. — Do Xraeli allk- manck so überschreibt der Berliner Vertreter des „Figaro" seine Hetzartikel. Der Mann führt die angebliche Aeu- ßerung eines deutschen Finanzmannes an, der ihm ge sagt hätte, „nur ein Krieg kann uns retten", und schließt mit der Mahnung an Frankreich, das Pulver trocken zu halten. — Die Ausrüstung und das gejammte Inventar für das Deutsche Seemannshaus in Tsingtau ist am Donnerstag nach Bremerhaven verladen worden um Mitte Juli auf dem von dort abgehenden Lloyddamp er „Wittekind" an de» Bestimmungsort befördert zu werden Die Eröffnung jener Erholungsstätte für Unteroffiziere und Mannschaften der Kaiserlichen Marine erfola nm 1. Oktober. ' " — Die Verschiedenartigkeit des Grüßens der Krieacr- verejne ist, wie die „Parole", das amtliche Organ des Kriegerbundes, nnttheilt, dem Kaiser beim Abreiten der