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Kirchliche Nachrichten Monatliche Beigabe zum „Anzeiger". Redigirt von Pfarrer B. Albrecht in Hohenstein-Ernstthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sind. Nr. 1. Juli-Ausgabe. 1901. Gott zum Gruße, lieber Leser! Die „Kirchlichen Nachrichten", die vom Januar 1893 bis Dezember 1900, also volle 8 Jahre, dem Hohensteiner, dann Hohenstein-Ernstthaler „Tageblatt" allmonatlich einmal beigegeben waren, sollen von nun an eine Monatsbeilage des Hohenstein-Ernstthaler „Anzeiger" bilden. Warum sie in dem letzten Halbjahre nicht mehr erschienen seien, bin ich oft genug gefragt worden. Ich war und bin auch heute nicht im Stande, eine klare Antwort „ohne Hörner und Ecken" zu geben. Nur das kann ich sagen, daß ich nicht Schuld daran war, wenn die Freunde des Blattes seit Januar dieses Jahres vergeblich auf eine Nummer warten mußten. Solcher Freunde hat es in unserer Stadt und in den benachbarten Landgemeinden nicht wenige gegeben. Sie werden sich freuen, daß nunmehr endlich „die Fortsetzung folgt." Der verehrte Herausgeber des „Anzeiger" hat sich gern bereit erklärt, den Lesern seines Blattes die „Kirchlichen Nachrichten" unentgeltlich, Anderen gegen ein geringes Entgeld zu überlassen. Ich möchte ihm wünschen, daß er für sein Entgegenkommen recht viele Abonnenten für den „Anzeiger" gewinnen möge. Wenn auch in etwas anderem Format werden die „Kirchlichen Nachrichten" doch in demselben Geiste wie früher erscheinen, berichtend über die verschiedensten Vorkommnisse auf kirchlichem Gebiete in unseren Ortsgemeinden, in unserem Bezirke, in unserer Landeskirche, ein Gruß der Kirche und ihrer Diener an die Gemeinde. Ich bitte die lieben Gemeindeglieder um freund liche Ausnahme des Blattes auch in seinem neuen Gewände und bitte Gott den Herrn um seinen ferneren Segen zu meiner bescheidenen Arbeit. Kohenstein-Krnstthat, am Tage Mariä Heimsuchung 1901. Albrecht, Pfarrer zu St. Christophori. Die Schönheit der Natur. Freuet Euch der schönen Erde, Denn sie ist wohl werth der Freud', O, was hat für Herrlichkeiten Unser Gott da ausgestreut! Und doch ist sie seiner Füße Reichgeschmückter Schemel nur, Ist nur eine schön begabte Wunderreiche Creatur. Freuet Euch an Mond und Sonne Und den Sternen allzumal, Wie sie wandeln, wie sie leuchten, Ueber unserm Erdenthal. Und doch sind sie nur Geschöpfe Von des höchsten Gottes Hand, Hingesä't auf seines Thrones Weites glänzendes Gewand. Wenn am Schemel seiner Füße Und am Thron schon solcher Schein, O, was muß an seinem Herzen Erst für Glanz und Wonne sein! Philipp Spitta. Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren! Es ist ein bedeutsamer Platz, den Gott der Herr diesem Gebot in der Reihe der übrigen angewiesen hat. Es bildet den Uebergang von der ersten Tafel zur zweiten, von den Pflichten gegen Gott zu den Pflichten gegen den Nächsten. Es bezieht sich auf den Nächsten, sofern Vater und Mutter- Menschen sind, und es bezieht sich auf Gott, sofern sie an Gottes Statt über den Kindern stehen und auch auf ihren Häuptern ein Abglanz der Majestät dessen liegt, der der rechte Vater ist über Alles, was Kinder heißet rm Himmel und auf Erden. Darum ist dies Gebot von Gott auch mit einer besonderen Verheißung ausgezeichnet worden, um es den Menschenkindern recht wichtig zu machen und recht süß einzugeben. — Warum aber sagt der Herr : Du sollst Vater und Mutter ehren, und nicht etwa „lieben"? Fürs Erste deshalb, weil das Lieben schon durch die Natur geboten Und in die Herzen der Kinder gepflanzt ist; fürs Andere, weil im Gebot des Liebens das Besondere in der Stellung der Kinder zu den Eltern nicht zum Ausdruck kommen