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eine vorzügliche Schule durchgemacht hat und als kriegs. gewohnte Truppe in die Heimath zurückkehrt". — Zu der Fortdauer der Untersuchunyshaft des freigesprochenen Sergeanten Hickel in Gumbinnen wird der „Tägl. Rundsch." geschrieben: „So sehr es auch zu verstehen ist, daß solche Fälle, wie der des Serge anten Hickel, Vorkommen, so wäre es doch wünschens- werth, daß auch im Heere bald rechte Klarheit darüber durchdränge, wie Ungesetzlichkeiten dieser Art mit dem Geiste der neuen Militärrechtsordnung durchaus unver träglich sind. Es muß und soll in solchen Fällen ein Einklang mit der bürgerlichen Rechtsordnung hergestellt werden, und das kann um so eher geschehen, als von einer Schädigung der Mannszucht oder des militärischen Geistes durch Erfüllung einer gesetzlichen Vorschrift, mag sie auch einmal unzweckmäßig sein, nicht die Rede sein kann. So wie heute die Sachen stehen, wird der Ruf und das Interesse des Heeres sehr viel stärker ge schädigt, wenn sich die Meinung verbreitet, daß die militärischen Befehlshaber un tiefen Frieden in der Lage sind, sich über die Gesetze hinwegzusetzen, als wenn irgend ein Schuldiger der Strafe oder ein Ver dächtiger der Untersuchung entzogen wird. Insofern sehen wir allerdings in dem Vorgehen des Generals von Alten einen bedauerlichen Jrrthum und hoffen, daß dies auch die Meinung der maßgebenden Stellen sein möge. Entschieden verschlimmert wird der Fall, wenn behauptet wird, der Divisionskommandeur brauche ja gar nicht als Gerichtsherr die Haft verfügt zu haben'; er könne ja jederzeit einen Untergebenen aus Gründen des Dienstes in Arrest setzen lassen. Gewiß kann er das, aber er muß gesetzliche Gründe dafür angeben können, sonst macht er sich des Mißbrauchs der Dienst gewalt schuldig. Wenn Leute sogar in der Absicht, die Armee zu vertheidigen, solche Ungeheuerlichkeiten in die Zeitung bringen wie die, daß jeder Vorgesetzte jeden Untergebenen im Interesse des Dienstes beliebig einsperren könne, dann kann man sich freilich nicht über entsprechende gegnerische Behauptungen wundern," Kiel, 15. Juni. Die Oberpostdirektion macht in der „Kieler Zeitung" bekannt: Postdirektor Flemming in Husum ist nach Unterschlagung von 17 600 Mk. Postkassengeldern flüchtig. Auf die Ergreifung des Flüchtigen sind 800 Mk. Belohnung ausgesetzt. England. London, 15. Juni. In Parlamentrkreisen wird behauptet, die Londoner Negierung erwarte als sicher bevorstehend eine Kundgebung Krügers, betreffs der Ein stellung der Feindseligkeiten in Südafrika, um sodann bezüglich der zukünftigen Selbstständigkeit der Regierung der Burenstaaten, sowie der Amnestie der Rebellen in der Kapkolonie ein weitgehendes Entgegenkommen anzu bieten. — Nie erstattet werden die Kosten des südafrikanischen Krieges. Seine dorthin geworfenen Milliarden wird England nie zurückerhaltcn. Das ergiebt sich aus dem Bericht, den zur Prüfung der Finanzlage Transvaals und des Oranje-Freistaates nach Südafrika entsandte englische Kommissar David Barbour erstattet hat. Dieser Bericht ist am Donnerstag dem englischen Parlament zugegangen. Der Bericht erklärt, in Transvaal sei keine Aussicht auf Entwickelung der Landwirthschaft und Vieh zucht und die ganze Wohlfahrt des Landes hänge von den Minen ab. Der Bericht schlägt vor, von allen Aktiengesellschaften eine Einkommensteuer von 3 Prozent zu erheben mit Ausnahme der Goldminengesellschasten, die eine Steuer von 10 Proz. von ihrem Gewinn zahlen sollen. Wenn Reformen, wie Herabsetzung der Zölle und der Eisenbabnfrachten, Abschaffung des Dynamit- Monopols zur Ausführung gelangten, könnten die Minen diese Steuer mit Leichtigkeit tragen. Bezüglich des Oranje-Freistaates sagt dec Bericht, cs könne nicht erwartet werden, daß er zu den Kriegskosten beitrage, obschon er die Kosten seiner eigenen Verwaltung tragen könne, wenn es zur Abrechnung komme. Transvaal und dem Oranje-Freistaat gehörige Aktien oder andere Sicherheiten könnten nicht zur Deckung der Kriegskosten herangezogen werden. Wenn den Minen in Transvaal eine Zuschlagsteuer auserlegt werde, wenn die Forderungen des StaateS ordentlich eingetriebcn und die Stempel-, Zoll-, Licenz- und Accise-Gesetze einer Rivision unter zogen würden, würde Transvaal in der Lage sein, so viel Ersparnisse zu machen, um die Kriegskosten innerhalb zweier Jahre zu decken. Der Bericht schlägt ferner vor, der Staat solle in Zukunft sich einen großen Gewinn antheil an den Minenrechten Vorbehalten durch Beschränk ung der bisher den Eigenthümern solchen Landes, das Mineralien enthält, zugestandenen Rechte. Bezüglich der BeitragSleistungen zu den Kriegskosten sagt Barbour, eS sei unmöglich, gegenwärtig irgend eine bestimmte Summe festzusetzen, schlägt aber vor, daß die neuen Kolonien Anleihen unter Garantie der Reichsregierung aufnehmen. Belgien. Brüssel, 15. Juni. „Petit bleu" verbreitet das Gerücht aus dem Haag, Englands Vorbedingung für neue Unterhandlungen sei die Demission Krügers. Eng land sei bereit, die Unabhängigkeit der Republiken an zuerkennen, wenn Botha, Dewet, Steijn und Delarey Transvaal und den Oranjrstaat unter einer Regierung vereinigten und die Grubenbezirke in Transvaal an England abträten. Das Bismarck-Denkmal in Berlin. Das Bismarck-Denkmal auf dem Königsplatz, dessen Enthüllung am gestrigen Sonntag stattfand, ist eine Schöpfung von Reinhold Begas. Das Monument stellt, ähnlich wie das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf dem Schloßplatz eine große architektonische Anlage dar, die den weiten Platz vor dem Reichstagsgebäude ausfüllt. Der Boden des Platzes ist mit Platten aus buntem Sandstein gedeckt. Links und rechts an der Peripherie ist je ein kleines halbrundes Bassin für Springbrunnen angebracht. An jedem dieser Bassins lagert eine Gruppe Wasscrgötter aus weißem Sandstein — zur Linken ein muschelblasender Triton und eine Nymphe, zur Rechten Nymphen, welche ihr Netz in die Fluth senken und allerlei Seegethier fischen. Inmitten des Platzes erhebt sich das eigentliche Denkmal fast bis zur Höhe des Dachgiebels des Reichstagsgebäudes. Stufen führen auf allen Seiten zu dein Sockel aus braunem, dunkel gesprenkeltem Marmor hinan, in den Bronzereliefs ein gelassen sind. Auf diesen Sockel ist noch ein hohes Postament gestellt, ebenfalls aus Marmor und ebenfalls mit Bronzereliefs. Die bronzene Bismarck-Figur steht überlebensgroß auf diesem Postament. Die drei Reliefs auf dem Sockel auf der dem Thier garten zugekehrten Äorderseite stellen das Wachsthum Deutschland dar. Im ersten Felde zur Linken ist Deutschland ein Kind, das von der jungen Frau Germania am Gängelbande geführt wird, während ihm eine andere Frau knieend die Hände entgegenstreckt. Im Mittelfelde weckt Germania den deutschen Michel auf. Michel, mit der Zipfelmütze auf dem Kopfe, er hebt sich halb von der Bärenhaut, auf der er geschlummert, und blickt erstaunt der Germania ins Gesicht, die ihn mit der Hand an der Schulter rührt, Rechts zur Seite, jenseits eines Flusses, der wahrscheinlich den Rhein darstellt, harrt, mit Lanzen und Schwertern bewaffnet, eine kampfgerüstete Schaar. Im dritten Felde nach rechts ist der deutsche Michel im Kampf mit seinen Feinden gezeigt. Als nackter, starker Mann ringt er mit drei Männern zugleich. Den einen hat er in die Knie geworfen, mit der linken Hand packt er sein Haar, den andern sucht er am gerafften Gewand mit der rechten Hand hochzuheben. "Ein dritter hält während dessen seinen rechten Fuß umklammert. Seitab sieht man die bezwungenen Feinde fliehen. Einer ballt drohend die Faust, während er davonläuft. Ein Er schlagener liegt auf dem Boden. Die drei Reliefs im Sockel auf der Rückseite des Denkmals gegenüber dem Reichstagsgebäude stellen die Rückkehr der Germania aus dem Kriege dar. Im ersten Bilde zur Linken fährt die Germania heim. Sie steht im KricqSwagen, dessen Pferde eilen. Voran läuft ein nackter Jüngling, der einen Lorbeerzweig schwingt. Im dritten Bilde zur Rechten ist Germania heimgckehrt. Die Pierde des Kriegswagens sind ausgespannt und weiden friedlich. Inmitten einer Volksgruppe steht eine junge Frau, welche der Germania den Lorbeerzweig reicht. Jetzt ist Friede, jetzt sollen Frauentugend und Frauenschönheit herrschen. Vor der jungen Frau kniet ein Mann, das Gesicht der Germania zugcwendet. Hinten steht eine alte Frau mit einem Säugling im Arm. Im dritten Relief, das die Mitte einnimmt, sitzt Germania auf dem Thron, die Kaiserkrone auf dem Haupt. Sie reicht ihre Hände zwei allegorischen Ge stalten, die zur Rechten und zur Linken des Thrones stehen, die eine mit dem Spaten, die andere mit der Lyra in der Hand. Germania, so interprelut die „N. f>. Presse" die Allegorie, herrscht mit Hilfe der Arbeit und der Kunst ihres Volkes. Hoch oben am Postament sind zwei Bronze-Reliefs angebracht. In demjenigen auf der linken Seite ist eine Bismarck-Büste zu erblicken, auf w.lche Engel, die vom Himmel herabschweben, Blumen streuen. Davor stehen zwei Jünglinge; der eine hält eine Fackel, der andere bläst eine Tuba. Das Relief auf der rechten Seite stellt eine grimmig blickende Eule dar, die eine große Schreibfeder mit der Klaue gepackt hat.^ RingS um die Eule fliegen Raben. Unten zur Linken sieht man Küraß und Helm. Auf den beiden von Reliefs freien Seiten des Postaments sind die Inschriften angebracht. Die eine, auf der dem Thiergarten zugekehrten Seite, enthält nur das eine Wort: „BiSmarck." Die andere, nach dem Reichstage zu, lautet: „Dem ersten Reichskanzler das deutsche Volk 1901." Vier gigantische Bronz figurcn haben auf dem Sockel ihren Platz. In ihnen wollte Begas das Wirken Bis- marcks allegorisch ausdrücken. Die Figur gegenüber dem Reichstag stellt den jungen Siegfried dar, der das Schwelt schmiedet. Zwei andere Figuren ruhen auf seitlichen Vorspringen des Sockels. Zur Linken eine lesende Frau auf einer Sphinx, ein Symbol der den Staat lenkenden Weisheit; zur Rechten Germania, mit dem Szepter in der Hand, die den Fuß auf einen nieder getretenen Panther setzt. Vorn nach dem Thiergarten zu befindet sich die vierte Figur, ein kniender Atlas, der die Wellkugel auf den Schultern trägt. Hoch oben auf dem Postament ragt die bronzene Statue BiSmarckS in die Luft. Der Kanzler, in Kürassier- Uniform, steht neben einem Stock, über den der Mantel gebreitet ist. Auf diesem liegt ein Schriftstück, eine StaatSu,künde, und auf daS Schriftstück stützt sich leicht Bismarcks rechte Hand. Die Linke umfaßt den Griff des weit von der Hüfte abgerückten Pallaschs. Der etwas in den Nacken geschobene Helm bedeckt das Haupt, in dem Bismarcks Züge mit großer Treue wiedergegeben sind. Die Gestalt ist in den Jnterimsrock der Kürassiere gekleidet; die Beine sind von den einfachen Militär beinkleidern umhüllt; auf die schweren faltigen Reiter stiefel, die sonst zur Kürassier-Uniform gehören, hat BegaS verzichtet, um der Statue kein zu kriegerisches Aussehen zu geben. Der Kanzler ist dargestellt, wie er am Ministertisch im Reichstage zu erscheinen pflegte. Oertliches Zachfischec. Hohenstein-Ernstthal, den 17. Juni. — Pferdevormusterung betreffend. Alle hiesigen Pferdebesitzer werden vom Stadtrath auf gefordert, sämmtliche in ihrem Besitze befindlichen Pferde Montag, den 24. Juni cr., Vormittags "/^10 Uhr pünktlich auf dem hiesigen Schützenplatze (Altstadt) zur Vormusterung vorzuführen mit Ausnahme 1. der Fohlen warmblütiger Schläge unter 4 Jahren, 2. der Fohlen kaltblütiger oder "kaltblütig-gemischter Schläge unter 3 Jahren, 3. der Hengste, 4. der Stuten, die entweder hochtragend sind, (d. h. deren Abfohlen innerhalb der nächsten 4 Wochen zu erwarten steht) oder noch nicht länger als 14 Tage abgefohlt haben, 5. der Vollblutstuten, die im „Allgemeinen Deutschen Gestütbuch" oder den hierzu gehörigen offiziellen — vom Unionklub geführten — Listen eingetragen und von einem Vollbluthengst laut Deckschein belegt sind, auf Antrag des Besitzers, 6. der Pferde, welche auf beiden Augen blind sind, 7. der Pferde, welche in Bergwerken dauernd unter Tag arbeiten, 8. der Pferde unter 1,50 m Bandmaß. Außerdem kann unter besonderen Umständen Befrei, ung von der Vorführung eintreten; Gesuche sind recht zeitig an den Stadtrath einzureichen. Von der Verpflichtung zur Vorführung ihrer Pferde sind ausgenommen: u) Beamte im Reichs- oder Staatsdienste hinsichtlich der zum Dienstgebräuche, sowie Aerzte und Thier- ärzte hinsichtlich der zur Ausübung ihres Berufes nothwendigen Pferde, d) die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferdezahl, welche von ihnen zur Beförderung der Post kontrakt mäßig gehalten werden muß. Die Pferde sind links an der Halfter mit der Nummer der Vorführungsliste zu versehen. Die Aushändigung der Nummer an die Pserdebesitzer erfolgt am Tage vor dem Musterungstermlne. Die Pferde sind blank, d. h. ohne Geschirr und Sattelzeug und möglichst auf Trense mit 2 Zügeln vor- zuführen. Die Hufe sind zu reinigen aber nicht zu schmieren. Pserdebesitzer, welche ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht oder nicht rechtzeit-g oder vollzählig, sowie überhaupt nicht ordnungsgemäß vorsühren, haben außer der gefetz- lichen Strafe zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangsweise Herbeischaffung der nicht gestellten Pferde vorgenommen wird. Den Thierärzten, den Beschlagschmieden und den Pserdebesitzern wird die Theilnahme an der Vormusterung warm empfohlen. Rach den beim XIl. Armeekorps gemachten Erfahr ungen bieten die Vormusterangen die beste Gelegenheit, um durch Besprechungen der Kommissare mit den Pferde- bcsitzern die Letzteren über die Pferdezucht und das so wohl im Interesse der Militärverwaltung als auch der Pfirdebesitzer liegende Zuchtziel auszuklären. Den Weisungen der zur Aufrechterhaltung der Ord nung ausgestellten Polizeimannschaften ist unbedingt Folge zu leisten. — Morgen Dienstag wird von Vormittags 8 Uhr ab im Rothhause das Fleisch eines wegen geringgradigen Rothlaut beanstandeten jung enfettenSchweines in gekochtem Zustande, L Pfund 40 Pfg., öffentlich verkauft. — Unsere Stadt war gestern wieder das Ziel mehrerer auswärtiger Vereine, u. a. eines gegen 70 Personen starken Vereins aus Meerane, die unsere sehenswerthen Etablissements lebhaft frequentirten. — Das diesjährige Rosenfest des Rosenvereins Hohenstein-Ernstthal findet am 30. Juni und 1. Juli wiederum im Pavillon de- Logenhauser statt. Das Concert wird gespielt von der Regiments-Capells der 181er zu Chemnitz, unter Leitung des Stabshoboisten Herrn A. Herz. — Am 10. dieses Monats und folgende Tage hat eine abermalige AuSloosung Königlich Sächsischer StaatS- papiere stattgefunden, von welcher die auf 3'/, Prozent herabgesetzten, vormals 4 Proz. Staatsschulden-Kassen- scheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und /68, 3*/, Proz. dergleichen vom Jahre 1867, auf 3'/, Proz. herabsetzte», vormals 4 Proz. dergleichen vom Jahre 1869, die durch Abstempelung in 3'/, Proz. und 4 Proz. Staatspapiere umgewandelten Löbtau-Zittauer Eisenbahn aktien lut. und k, ingleichen die den 1. Dezember 1901 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3'/, P^z. Partialobligationen von den Jahren 1839/41 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn.Compagnie betroffen worden sind.