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sm Hvhttstkimkiiisüjml, ÜdttlmiWitz, EMtts, Lugau, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. f. w. Pieses Blalt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich l Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahustratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegrainm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für ausivärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Sonnabend, den 15. Juni 1901. Nr. 137 IM . VrLLSMSLI 28. Jahrgang. T a g e sgeschrchte. Deutsches Reich. Berlin, 13. Juni. Der „L.-A." berichtet über den Empfang des Grafen Waldersee beim Kaiser von Japan aus Tokio : Am Dienstag empfing der Kaiser, welcher japanische Generaluniform mit dein Schwarzen Adlerorden angelegt hatte, den Grafen Waldersee und unterhielt sich äußerst gnädig 10 Minuten lang mit ihm, wobei der Ceremonienmeister als Dolmetscher fungirte. Alsdann wurde der Feldmarschall auch von der Kaiserin empfangen, welche europäische Tracht trug. Bei dem folgenden Galasrühstück war die mit Hilfe des Dolmetschers geführte Unterhaltung sehr lebhaft. Der Kaiser berührte in seinem Gespräch mehrfach militärische Fragen, die Kaiserin die Pflege der Verwundeten im Kriege und die Thätigkeit des Rothen Kreuzes. Der Feldmarschall legte in Tokio auf dem Grabe des bei den Takuforts gefallenen japanischen Schiffskapitäns Hattore einen Lorbeerkranz nieder, was von der Flotte und der Armee enthusiastisch ausgenommen wurde. Am Mittwoch vormittag besichtigte der Feldmarschall das Kadettenkorps und die Kriegsschule und hielt nicht mit seinem unbeschränkten Lob des Gesehenen zurück. Das Frühstück und das Gartenfest in der deutschen Gesandt schaft verlief ungemein animirt. Graf Arco toastete aus den Landesherrn und die Souveräne sämmtlicher Großstaaten. Prinz Kamazu dankte und brachte einen Trinkspruch auf Kaiser Wilhelm und Graf Waldersee aus. Graf Jho verdeutschte den Toast, worauf Graf Waldersee seinerseits dankend die japanische Armee feierte, deren Trefflichkeit er bereits in China kennen gelernt habe. — Eine Reminiscenz an große Zeit. Der für die Enthüllungsfeicr des Bismarck-Nationaldenkmals nun mehr gewählte Tag, der 16. Juni, ist das Datum, an welchem vor 30 Jahren die siegreichen Truppen in Berlin einzogen. Der Einzug gestaltete sich besonders volkslhümilch. Man sah da, als die Landwehr einrückte, ein merkwürdiges Bild: die Landwehrmänner hatten es sich nämlich nicht nehmen lassen, daß ihre ihnen entgegen geeilten Frauen mit in Berlin einzogen. Die Erlaubniß dazu war sehr schwer erlangt worden; denn Kaiser Wilhelm machte Miene, einen solchen Einzug, der gegen die militärische Ordnung verstieß, nicht zu dulden. Da legte sich „Unser Fritz", des Deutschen Reiches und Preußens Kronprinz, ins Mittel und setzte es durch, daß die Landwehrmänner, soweit es sich mit der ein zuhaltenden Ordnung vertrug, mit ihren Frauen ein ziehen durften. — Der Ehescheidungsprozeß, den Frau Sternberg gegen ihren Gatten angestrengt hat, ist zu Ende geführt worden. Der Gerichtshof gab dem Klagebegehren statt und erklärte die Ehe Sternbergs für geschieden. — Neber die Lage in Südafrika und über die lügen hafte Kriegsberichterstattung schreibt man der „Wagd. Ztg." ans London unter dem 10. Juni: Es ist weit gekommen mit der englischen Kriegsberichterstattung, wenn jetzt sogar der Oberkommandirende in Südafrika, Lord Kitchener, auf besonderes Befragen seiner Regier ung Meldungen des „Reuter'schen Bureaus" von glänzenden britischen Siegen amtlich als vollständig unbegründet bezeichnen muß. Das war ein harter Schlag für die Jingos, als das Kriegsamt die lakonische Depesche veröffentlichte, daß die angebliche Ueberrasch- ung des Kommandanten Beyers durch den Obersten Wilson bei Warmbath und die dabei erfolgten schweren Burenverluste durchaus in das Gebiet der Fabel und der plumpen Erfindung gehört. Fast einstimmig war in der Londoner Presse dieser „Sieg" der englischen Truppen als ein theilweiser Ausgleich für die Nieder lage bei Vlakfontein und für die Einnahme von James town mit Frohlocken begrüßt worden, und nun ist es wieder einmal — zum hundert- und soundsovielsten Male — nichts mit dem Victoriageschrei, sondern man hat sich vor der ganzen Welt blamirt. Eine schärfere Beleuchtung der augenblicklichen englischen Kriegführung und ihre moralischen und unmoralischen Auswüchse kann wohl kaum gedacht werden; es darf nicht ver gessen werden, daß die militärische Preßcensur in Süd afrika grimmiger am Werte ist, als jemals zuvor, mit hin auch die volle Verantwortung für die UeberMittel ung einer solchen Schwindelbotschaft tragen muß. Man braucht nur die „Times" zu lesen, um zu verstehen, wie tief der britische Eigendünkel durch diese klägliche Sache verletzt worden und wie unendlich groß die Wuth auf die Urheber dieser Blamage ist. Es heißt da wörtlich: „Wir erwarten eine Aufklärung darüber, wie es möglich war, daß ein solcher Bericht durch die „Reuter'sche Agentur" überhaupt in Umlauf gesetzt werden konnte. Reuter hat eine lange und ehrenhafte Reputatiow im britischen Journalismus für die Wahr heit und Genauigkeit seines Nachrichtendienstes, aber diese Reputation wird in schwerster Weise geschädigt, wenn das Bureau nicht sorgfältiger wird mit Bezug auf die Auswahl und Qualität seiner Meldungen von Südafrika. Es giebt kein schwereres Vergehen gegen die Prinzipien der britischen Presse, als die Veröffent lichung falscher und erfundener Meldungen vom Kriegs schauplätze." Die „Times" sind natürlich durchaus im Recht, wenn sie mit dem „Reuter'schen Bureau" in so schonungsloser Weise umspringen, aber sie sollten doch lieber die Axt an die Wurzel des Uebels legen und die britische Nation dringend davor warnen, sich überhaupt mit unzähligen offiziellen, offiziösen und privaten Un wahrheiten und Entstellungen füttern zu lassen, wie sie von Anbeginn des Krieges Tag für Tag und Woche für Woche in London und in Südafrika verzapft werden. Die „Times" hätten längst entdecken können, dgß die vornehmen Prinzipien der englischen Presse und des englischen Journalismus so gründlich als nur möglich kompromittirt worden sind und für die Dauer vollstän dig außer Acht gelassen und mit Füßen getreten werden. — Man weiß allgemein, daß in der englischen Handelsmarine die Zahl der fremden Seeleute einen ziemlich großen Prozentsatz ausmacht, wie sehr aber das Verhältniß der fremden zu den heimischen Mannschaften im Laufe der Jahre gestiegen ist, dürfte weniger be kannt sein. Die Zahl der Fremden betrug im Jahre 1854 erst 13 200 gegen 149 215 Engländer, war bis 1899 aber auf 36 064 außer Lascagen und Asiaten (33 805) gegenüber 174 266 Engländer gewachsen, sodaß jetzt auf 100 Engländer 21 Fremde kommen gegen 1854 nur 9. Diese Zahlen sind von besonderem Interesse gegenwärtig, weil bei der Volkszählung deutscher seits im Dezember 1900 auch die Ermittelung sich dar aufhin erstreckt hat, wieviel fremde Mannschaft sich auf deutschen Handelsschiffen befindet. Die Zusammenstellung der Resultate ist allerdings noch nicht völlig abgeschlossen, jedoch kann man immerhin schon berechnen, daß nicht viel mehr als 7000 Fremde in der deutschen Handels marine angestellt sind. Die Besatzung der deutschen Handelsflotte beträgt rund 45000. Nun ist hierbei zu bedenken, daß unter der großen Zahl der fremden See leute in der englischen Handelsmarine überwiegend Deutsche vertreten sind, sodaß wohl die deutsche Handels marine ihren Bedarf durch heimische Mannschaft decken konnte, während daö bei der englischen Handelsmarine nicht der Fall ist. Halle a.S., 13. Juni. Die Ausstellung der Deutschen LandwirthschaftS-Gesellschaft ist heute Mittag 12 Uhr in Gegenwart des Prinzen Friedrich Heinrich von Preußenffeierlich in üblicherweise durch den derzeitigen Präsidenten der D. L.-G-, Fürsten Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode, eröffnet worden. Der Prinz ergriff darauf das Wort, um zu versichern, daß der Kaiser der Landwirthschaft das größte Wohlwollen ent gegenbringe. Es sprachen weiter der preußische Land- wirthschaftsminister, v. Podbielski, der Vorsitzende der Landwirthschastskammer der Provinz Sachsen, Major v. Busse und Oberbürgermeister Staude, der die D. L.-G. Namens der Stadt Halle begrüßte und hierbei zum Ausdruck brachte, daß die Bürgerschaft von Halle die Bedeutung der Landwirthschaft sehr wohl würdige. Sie misse ja, daß die Stadt ihre Blüthe wesentlich der so hochentwickelten Landwirthschaft der Gegend verdanke. Darauf stattete der Vorsitzende des Direktoriums, v. Arnim-Criewen, allen Förderern der Ausstellung den Dank der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft ab, und es begann nunmehr der Rundgang durch die Ausstellung, wobei der Prinz überall mit lebhaften Zurufen begrüßt wurde. Was von vornherein über die Bedeutung der Ausstellung gesagt worden ist, hat sich im vollen Um fange erfüllt, sie gehört unbedingt zu den großartigsten aller bisherigen Wander-Ausstellungen. Sowohl die Abtheilung für Maschinen und Geräthe, wie diejenige sü» Erzeugnisse und Hilfsmittel weisen eine Beschickung auf, wie noch keine ihrer Vorgängerinnen. Die „lebende Ausstellung", d. j. die Thiere, braucht ebenfalls den Vergleich nicht zu scheuen. Das Auge des verwöhntesten Kenners wird entzückt von den vorgeführten Erzeugnissen der deutschen Hochzuchten in allen Thiergattungen, und um die „Ringe" in denen die Pferde und Rinder vor gestellt werden, ist stets ein dichter Kranz aufmerksamer und sachverständiger Zuschauer versammelt. Selbst der leider recht heftig wehende Wind, der auch bei der Er öffnungsfeier, wo er obendrein einige leichte Regenschauer mit sich führte, etwas lästig wurde, vermag den Studien eifer nicht zu beeinträchtigen. Der Besuch ist übrigens vorzüglich. Leider mußte von einer Geflügelausstellung im Hinblick auf die vielerorten wüthende Geflügelcholera Abstand genommen werden; dafür ist eine sehr umfang reiche Kaninchenausstellung vorhanden. Ferner findet man eine Bienenausstellung und eine sehr schöne Fischerei ausstellung. Thatsächlich ist auf den Wanderausstellungen wohl noch keine so hervorragende Sammlung'von Nutz- und Prachlfischen — Goldkarpfen, Goldorfen, Goldschleien — vertreten gewesen. Die Thiere, kaum minder die Bach forellen, Regenbogenforellen, Bachsaiblinge, Spiegelkarpfen u. s. w. gewähren einen entzückenden Anblick und zeigen deutlich die großen Fortschritte der deutschen Thierzucht auch auf diesem Gebiete. Im hohen Grade fesselnd ist auch das ganze Leben und Treiben auf der Ausstellung. Ueberall raffeln, klappern, stöhnen und fauchen die Ma schinen, die sämmtlich im Betriebe vorgeführt werden. Dazwischen erschallt das muntere Gewieher muthiger Hengste, das Brüllen der mächtigen Rinder. In ange messenen Zwischenräumen zeigen ausgewählte Abtheilungen Kavallerie den hohen Standpunkt der Reitkunst im deutschen Heere, oder eine Batterie führt ihre Exerzitien im Großen Ringe aus. Diese militärischen Vor führungen bezwecken zugleich, die Armeepferde vorzu führen, um zu zeigen, welche Anforderungen die Armee an ein Kavallerie- oder an ein Artilleriepferd stellt. Dazu ertönen die Weisen einer am Großen Ringe conceriirenden Militärkapelle. Hinter dem Musikpavillon aber erhebt sich der schmucke Bau des „Gabentempels", in welchem die Preise nebst den zahlreichen Ehrenge, schenken aufgebaut sind, die den Glücklichsten unter den Ausstellern von den Richtern zugesprochen werden: Kästen mit Tafelsilber, Etuis mit Silbergeräth oder Goldrollen, Vasen, Humpen, Becher, Schalen, Statuetten aus Silber, Bronze, Majolika oder Gas — als Schönstes aber und Begehrtestes die prachtvolle Porzellanvase, die der Kaiser als Ehrengabe gestiftet hat, eine Kunstleistung der Berliner Königlichen Porzellanmanufaktur.