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1 231360 Stück Fahrkarten ausgegeben wurden, beläuft sich der Verkauf an solchen in der Zeit deS Festverkehrs vom 24. bis 28. Mai d. I. nur auf 1 170 603 Stück, eS sind dies also 60 757 Stück weniger. Die Fahrgeld einnahme aus dem diesjährigen Festverkehr umfaßt 1422 271,77 Mk. oder 119 587,36 Mark weniger als im Vorjahr. Die meisten Fahrkarten wurden während des Festverkehrs auf dem Dresdner Hauptbahnhofe auS- gegebcn, nämlich 112 841 (— 15 254) Stück, die zweite Stelle nimmt der Bahnhof Chemnitz einschließlich des Bahnhofes St. Nicolai ein mit 67 460 (— 4009) Stück, dann folgt an dritter Stelle Dresden-Neustadt mit 54 901 (-s- 116) Stück, hierauf der Dresdner Bahnhof in Leipzig mit 40 987 (— 434) Stück, der Bayerische Bahnhof daselbst mit 35 933 (— 2381) Stück, Zwickau mit 23 966 (-s- 261) Stück u. s. w. Nach Dresden kamen insgesammt 88 593 Fahrkarten zur Ausgabe, das sind 7589 Stück weniger als voriges Jahr zu Pfingsten. Lichtenstein. Die demnächst stattfindende Ge- werbe-Ausstellung gestaltet sich zu einer überaus reich haltigen und wird unseren Städten Lichtenstein und Callnberg alle Ehre machen. Von dem Thoreingang des „Goldnen Helms" an bis in die äußerste Ecke des großen, reizenden Gartens wird es an geschmackvollen Dekorationen und gutem Arrangement nicht fehlen, und was Amüsement anbelangt, so ist hierfür insofern reich lich gesorgt, als u. a. 5 große Concerle in Aussicht ge nommen sind. Das erste findet am Tage der Eröffnung, nnd zwar am 26. Juli, statt. Am darauffolgenden Tage wird — voraussichtlich unter Mitwirkung aller Sänger von Lichtenstein-Callnberg — eine große Ge sangs-Aufführung stattfinden. Am Sonntag, den 28. Juli, folgt das zweite, am Dienstag, den 30. Juli, da« dritte und am Sonntag, den 4 August, das letzte, große Concert. Das Dienstags-Concert gewinnt noch dadurch an besonderer Bedeutung, als hierbei der Piston-Virtuose Max Geßner seine Mitwirkung zugesagt hat. An allen anderen Tagen finden Unterhaltungs-Concerte statt. Mit dem Bau des großen Ausstellungs-Gebäudes, welches sich von der Turnhalle bis zum Aufgang zum Concert- Garten hinzieht, wird nächste Woche begonnen werden. Waldenburg. Eine imeressante Rarität enthält das Alterthumsmuseum des hiesigen Gewerbevereins. Demselben ist dieser Tage eine Spezialkartedes Schön- burgischen Gebietes in Handzeichnung zur Verfügung gestellt worden, welche aus dem Anfänge oder der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt. Sie ist besonders deshalb von hohem topographischen Interesse, als sie werthvolle Beiträge zur Ortsgeschichte liefert, sie giebt z. B. Auskunft über das damalige Bestehen von Gasthäusern an Land straßen, Schmieden, Hanf-, Oel- und Mahlmühlen, Ziegeleien und Kalköfen, Jägerhäusern u. s. w., ferner über veraltete Ortsbezeichnungen, Grundstücke, über Wegeanlagen, Teiche, Erzgruben u. s. w., von denen heute keine Spur mehr vorhanden ist. Die Karte ist gegenwärtig in der genannte» Sammlung zur Ansicht ausgelegt. Walnenburg. Ein hohe Strafe erhielt der Dienst knecht Florus Julius Schnabel aus Uhlmannsdorf. Er war im März d. I. auf dem Gartengrundstücke seines Dienstherrn mit Ausästen von Bäumen beschäftigt und hackte dabei aus Muthwillen achtzehn Eschen an der Dorfstraße mit einem Beile an. Trotz des gesetzlichen Milderungszustandes der Jugend Schnabels verurtheilte ihn das Schöffengericht Waldenburg zu einer Gefängniß- strafe von vier Wochen, zu deren Verbüßung er sofort abgeführt wurde. Limbach, 11. Juni. Der Restaurateur F. in Limbach hatte gestern das Unglück, die rechte Hand zwischen die Thüre der Gaststube zu klemmen, sodaß ihm zwei Finger abgcquetscht wurden und eine Ampu tation sich nöthig machte. Dresden. Ein Krüger-Denkmal läßt die Dresdener Gesellschaft für Bauausführungen der Fassade eines ihrer Neubauten auf der Silbermannstraße anbringen. Der Entwurf der überlebensgroßen, etwa 2'/, Meter hohen Statue des alten Präsidenten, die in Sandstein ansge führt wird, ist von dem bekannten Dresdner Bildhauer Albert Starke. In der Mitte steht der Präsident unter einem Baldachin, über diesem finden auf beiden Seiten ebenfalls überlebensgroße Medaillonbildnisse der beiden Burensührer Dewet und Botha Platz. In der Mitte zwischen beiden ist das Transvaal- und Oranje-Frei- staatwappen sichtbar. Leipzig. Aussehen erregt hier zur Zeit der Selbst mord eines 17jährigen blühenden Mädchens, welches von seiner Dienstherrschaft arg ausgescholten wurde wegen des Kaufs einer Flasche Bier für sich selbst. Die Frau schimpfte und zeterte darüber solange, bis das bedauernswerthe Mädchen nach der Elster lief und sich ertränkte! Chemnitz, 13. Juni. Eine ernste Mahnung an die städtischen Grundbesitzer Sachsens wurde im Chem nitzer Hausbesitzervereine, dem die Leitung des Sächsischen Hausbesitzerverbandes obliegt, sür die demnächst in Plauen i. V. stattfindende Verbandsversammlung aus Anlaß der bevorstehenden Landtagswahlen ausgesprochen. Sie ging dahin, man möge, angesichts der Gefahren, die dem städtischen Grundbesitze durch die Absicht der Regierung drohen, in den neuen Steuervorlagen den ländlichen Jmmobilienbesitz frei zu lassen und dafür um so gründlicher den städtischen Immobiliarbesitz heranzu ziehen, auf der Hut sein. Wohl handelt die Regierung, so führte der Anreger der Frage aus, getreulich nach der ihr von der konservativen Kammermehrheit de» vorigen Landtages gegebenen Directive, dies müsse da her den städtischen Grundbesitzern sür die bevorstehenden Landtagswahlen ein Fingerzeig sein, nicht jene Majorität noch zu verstärken, die den Interessen der Städte und der städtischen Grundbesitzer wenig förderlich ist. Die Mahnung fand zustimmende Aufnahme und der Vor sitzende des Landesverbandes gab anschließend daran die Zusicherung, daß man zum Landesverbandstage in dem angedeuteten Sinne wirken werde. Werdau. Dem 75 Jahre alten verheiratheten Wattefabrikanten August Bärwalder ereilte am Diens tag Nachmittag infolge eines Unglücksfalles ein schreck licher Tod. Bärwalder war damit beschäftigt, in seinem Betriebe den Antriebsriemen zu einem Krempel von der Riemenscheibe zu entfernen. Dabei wurde er am Arme erfaßt und zwischen Riemenscheibe und Wand gequetscht. Leider wurde dem Bedauernswerthen dabei der Hinter- köpf eingedrückt, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat. Grimma. Der kürzlich hier verstorbene Kommer- zrenrath Max Schröder, der schon zu Lebzeiten viel gutes gethan hat, hat testamentarisch der Stadtgemeinde Grimma 50 000 Mk. mit der Bedingung vermacht, daß 10 Jahre lang die Hälfte der Zinsen und dann all jährlich 500 Mk. rum Kapital geschlagen werden sollen, bis das Kapital die Höhe von 100 000 Mk. erreicht hat. Dre Verwendung der Zinsen ist dem jeweiligen Beschluß der städtischen Kollegien überlassen. Ferner bedachte der hochherzige Geber die Armenkasse, den Militärverein, den Kriegerverein, sowie den Verschöner ungsverein zu Grimma mit Legaten von je 1000 Mk. Meißen. Der Geschäftsgang läßt auch hier in verschiedenen Industriezweigen sehr zu wünschen übrig. Nachdem in diesem Frühjahre über die Blechlackirwaaren- fabrik Max Lindner der Concurs eröffnet worden ist, hat nun die Chamotteofenfabcik Markowsky, Aklienge- sellschaft, die Liquidationsfrage aus die Tagesordnung der nächsten Generalversammlung gestellt. Dem größten Theile des Personals ist bereits für Sonnabend ge- kündigt. In der Pianofortefabrikation ist dagegen der Geschäftsgang gut. Frohburg. Hier erfolgte die gerichtliche Sektion eines anscheinend an den Folgen einer Blutvergiftung gestorbenen zwei Monate alten Kindes, das von einer „alten Frau" auf „Rose" behandelt worden war. Die staatsanwaltschaftliche Untersuchung ist noch im Gange. Pirna, 11. Juni. Verunglückt im Dienste zur Verherrlichung der Festfahrt am gestrigen letzten Jäger- und Schützen-Appelltage ist der hiesige Fischerinnungs meister und Pächter des städtischen Elbbades, Herr Richter. Um den auf den beiden Festschiffen vorüberfahrenden Kameraden einen donnernden Gruß zu entbieten, wollte Herr Richter in der Nähe des Bades einige Böller schüsse abgeben, wobei einer derselben zu versagen schien. Der Genannte machte sich deshalb daran zu schaffen, als sich die Ladung entzündete und Herr Richter leider recht erhebliche Verletzungen erlitt. Der linke Oberarm ist förmlich gespalten, die untere Hälfte zweimal gebrochen und von der linken Hand wurden der Daumen und die beiden nächsten Finger abgerissen, desgleichen büßte Herr Richter an der rechten Hand zwei Fingerglieder ein. Im weiteren hat Herr Richter noch den Verlust des linken Auges zu beklagen, da diese Gesichtshälfte in der schrecklichsten Weise zerfleischt wurde. Herr I)r moä. Türke leistete dem Schwerverletzten die erste ärzt liche Hilfe und machte sich, nachdem der Letztere zu nächst im Elbbade untergebracht worden war, dessen Ueberführung ins hiesige städtische Krankenhaus nöthig. Der bedauerliche Vorgang, welcher von den Festtheil nehmern von den Schiffen aus beobachtet wurde, er weckt in weiten Kreisen die innigste Theilnahme. — Beim Brande des Hotels „Erzgebirgischer Hof" in Aue versuchte ein böhmischer Arbeiter sich einige Flaschen Wein auf die Seite zu schaffen. Er hatte aber dabei das Pech, eine dieser Flaschen unter seinen Rock hervorrutschen kund auf die Straße fallen zu lassen. Man brachte ihn baldigst in „Nummer Sicher", wo er die Sorte Wein jedenfalls in aller Ruhe „probiren" konnte. — Vom Herzschlage befallen, wohl infolge zu festen Schnürens, wurde Sonntag Abend ein ca. 18 Jahre alteS Mädchen in einem Ballsaal zu Pieschen. Ein schnell hinzugezogener Arzt konnte der Unglücklichen keine Hilfe mehr zu theil werden lassen; er vermochte nur den Tod des jungen Mädchens festzustellen. Vermischtes. * Eine gefährliche Luftballon-Landung. Graf Henry de la Vaulx, der bekannte französische Luftschiffer, nahm Dienstag, 4. Juni, abends im Herzen von Paris mit seinem Luftballon „Le Rövre" eine Landung vor, die er selbst als die gefährlichste und stürmischste seiner ganzen Luftschiffer - Laufbahn bezeichnet. Er macht über das Abenteuer im „Tems" folgende Mittheilungen: „Was mir passirt ist, hätte mich vielleicht in einer der wilden Steppen Rußlands nicht überrascht. Aber daß mitten in Paris, von wo doch jedes Jahr zahllose Ballons aufsteigen, ein Luftschiffer von dem Pöbel be schimpft und bedroht wird, das dürfte noch nicht da gewesen sein. Ich bin bis jetzt überall, selbst in den entlegensten Winkeln Ungarns, Deutschlands und Ruß lands, von freundlichen Menschen bei Abstiegen unter stützt worden. An den Abstieg m Paris werde ich denken. Ich war Dienstag um 5 Uhr nachmittags mit dem Ballon „Le Rovre", der in Clichy gefüllt worden war, aufgestiegen. Mit mir befanden sich meine Freunde, Herr und Frau Duguö de la Fauconnerie, die schon einmal mit mir aufgestiegen waren, im Schiff chen. Es war nur eine Spazierfahrt, wie ich sie fast jede Woche unternehme, um in der Uebung zu bleiben. Wir hatten eine Höhe von 1500 in erreicht, ohne eine Luftströmung zu finden, die stark genug gewesen wäre, uns über Paris hinaus zu tragen. Wir schwebten eine Zeit lang über dem Gehölz von Vincennes und kehrten dann nach Paris zurück, indem wir direkt auf die Große Oper zusteuerten. Da ich zu einer Zeit, wo das Gas bereits angezündet war, um keinen Preis in die Stadt hineinfallen wollte, öffnete ich, als ich ein offenes Terrain entdeckte, das Ventil; es war unge fähr an der Ecke der Tolbiak- und der Moulin des Prös-Straße. Als wir etwa 50 m vom Boden ent fernt waren, ließ ich das Landungsseil nachschleifen; es wurde sofort von einigen gutwilligen Männern er griffen, die es in wunderbarer Weise führten, sodaß der -Abstieg glatt von statten ging. Als aber das Schiffchen den Boden berührte, änderte sich die Sache. Es entstand unter den Leuten, die uns halfen, eine furchtbare Prügelei; alle drängten sich, in der Hoffnung auf gute Belohnung, um das Schiffchen. Die Menge wuchs immer mehr an, und es kam zu bedauerlichen Szenen. Frauen wurden getreten, und ein Mann, der dem Ventil zu nahe kam, wäre beinahe erstickt. Nun richtete sich die Wuth gegen uns; man nannte uns „Mörder", und unsere Lage wurde sehr gefährlich. Einige Jünglinge machten sich das Vergnügen, brennende Zündhölzchen auf den Ballon zu werfen, sodaß leicht eine entsetzliche Explosion hätte erfolgen können. Mit großer Mühe gelang es uns, Frau v. Duguö in ein benachbartes Hotel zu schaffen. Endlich erschien ein gewaltiges Polizeiaufgebot und befreite auch uns. Wir mußten uns aber im Hotel verbarrikadiren, und die Menge, die meinen Namen erfahren hatte, sang draußen nach der Melodie des Laternenliedes: „La Vaulx! La Vaulx! (Geld)!" Von einer starken Polizei-Eskorte begleitet, gelangten wir endlich in unseren Wagen nach Hause. Meinen Ballon habe ich noch nicht wiederge sehen." * Wegen auffallender Häßlichkeit nicht eingestellt. Ein äußerst seltner und eigenartiger Fall der Befreiung vom Militärdienst wird aus Nims gemeldet. Dort ist nämlich ein starkgewachsener junger Mann wegen ab schreckender Häßlichkeit von der Äushebungskommisston als dienstuntauglich bezeichnet worden. Der junge Mann soll allerdings ein phänomenal mißgebildetes Gesicht haben. Der Präsident der Kommission, ein General, erklärte, daß Offiziere und Soldaten des Regiments, in das man den armen Kerl stecken würde, sich bei seinem Anblick vor Lachen nicht würden halten können, wodurch die Disziplin Eintrag erleiden müßte. Es kam zu einer langen Erörterung, ob das auch wirk lich als Militärbefreiungspunkt gelten könnte, was schließlich bejaht wurde. * Der Roman der Schönen von Kopenhagen. Vor einigen Jahren lebte in einem Vororte der dänischen Hauptstadt ein junges, hübsches Mädchen in sehr be scheidenen Verhältnissen. Ihr Vater hatte ein kleines Wirthshaus und eine zahlreiche Familie, und jedes Mitglied mußte für das tägliche Brot hart mitarbeiten. Das junge Mädchen fand sich anscheinend selbst zu schön sür diese Art von Leben, nnd in der That fiel es ihr auch nicht schwer, sich davon loszumachen: Sie reichte einem wohlhabenden Geschäftsmanns ihre Hand. Die Ehe war jedoch keineswegs glücklich, und schon nach zwei Jahren wurde sie gelöst. Frau Buchardt, wie sie jetzt hieß, versuchte nunmehr ihr Glück in Südafrika, wo sie allerdings vorläufig nur eine Stellung als Buffet dame erhielt. Es dauerte aber nicht lange, bis sich ein zweiter Mann, diesmal ein sehr reicher holländischer Bankier, sterblich in die schöne Frau verliebte und sie zur Frau nahm. Alles ging gut, das Ehepaar reiste nach London, wo der Bankier ein prächtiges Hotel besaß, und man lebte in Saus und Braus. Mitten in dieser Herrlichkeit wurde der Bankier plötzlich eines Tags vom Tode ereilt. Er hinterließ ein Ungeheuers Vermögen, von dem seine junge Witwe mehrere Millionen erbte. Reich an irdischen Gütern ist vor kurzer Zeit die schöne Frau nach ihrem Geburtsorte Kopenhagen zurückgekehrt, wo sie sich in der Umgend ein prächtiges Gut kaufte und sich fürstlich einrichtete. Von ihrer noch immer strahlenden Schönheit bezaubert, bot nun mehr ein wirklicher Graf, GrafSponneck, der liebreizenden Gutsherrin Herz und Hand an, und rn wenigen Tagen wird der früheren Wirthstochter anmuthiges Haupt die neunzackige Grafenkrone schmücken. Die Erträgnisse der Reben lassen mitunter, wie man sich überzeugen kann, sehr viel zu wünschen übrig, ohne daß man die Qualitäts- und Quantitäts mängel auf Klima, Lage, Witterung oder Düngung zurück führen kann. Die geringe Rentablität gewisser Rebstücke ist m vielen Fällen eine Folge der wenig sachgemäßen Pflege; namentlich hinsichtlich der Bekämpfung der vielfältigen und überaus schädlichen Krankheiten der Reben lassen sich manche Winzer grobe Unterlassungssünden zu Schulden kommen. Zwar ist das Kupfern der Reben zur Bekämpfung der Pero-