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siir Hl>l>kiislci>!-Krislihü, ÜdttlnWitz, Gklsimf Lugau, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. st w. Diekes Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Insertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 1V Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 134. Mittwoch, den 12. Jimi 1901. 28. Jahrgang. T a g e ö N e s ch i ch t e. Deutsches Reich. — Nach der „Berl. Korresp." bleiben in Ostasien, wie schon kurz erwähnt, drei deutsche Infanterie-Regi menter zu drei Bataillonen, drei Kompagnien mit je 110 Kombattanten, eine Eskadron berittener Jäger, eine Feldartillerie-Abtheilung mit drei Batterien, eine Pionier kompagnie, eine Trainkompagnie. Die Gesammtstärke beträgt 3600 Mann, wovon etwa 800, nämlich zwei Bataillone mit einer Batterie, für Shanghai bestimmt sind. In Petschili bleibt die Hauptmasse in Tientsin, während je ein Bataillon Peking, Jangtsun, Langfang und Schanhaikwan besetzt hält. Verwendet werden nur Mannschaften, welche über den Herbst 1901 hinaus zum Dienste in Ostasien verpflichtet sind. — Neber die Aussichten der Deutschen in Amerika hat sich in einem soeben den, Reichsamt des Innern unrerbreiteten Bericht der deutsche Konsul in Cincinnati ausgesprochen. Er sagt: Die schlechten Zeiten, die im April 1893 ansingen und fast fünf Jahre anhielten, hatten zur Folge, daß die deutsche Einwanderung nicht nur fast zum Stillstand kam, sondern daß auch eine starke Rückwanderung einsetzte. Da sich die Zeiten be deutend gebessert haben, hat die deutsche Einwanderung wieder zugenommen. Im Jahre 1900 fanden nun zwar kräftige, junge deutsche Handwerker und Arbeiter in den meisten Fällen ohne Schwierigkeit Beschädigung, -sie arbeiteten aber nicht selten aus Unkenntniß der Verhält nisse für sehr niedrige Löhne, und es wurden ihnen häufig einheimische Handwerker und Arbeiter vorgezogen. Aeltere deutsche Einwanderer konnten, wenn überhaupt, nur mit Mühe und nach langem Suchen ein Unter kommen finden, denn bei der Mehrzahl der Arbeitgeber besteht eine große Abneigung gegen die Beschäftigung bejahrter Lente. Für deutsche Einwanderer, welche den gebildeten Stünden angehörten und harte Arbeit nicht verrichten konnten, gestaltete sich die Lage bald zu einer- verzweifelten. Im übrigen' sind die Zeiten dahin, wo es Einwanderer mit einem hohen Grade von Wahr scheinlichkeit zu einem gewissen Wohlstände bringen konnten. Infolge der Dichtigkeit der Bevölkerung sind alle Berufsarten überfüllt, der Wettkampf ist sm äußerst scharfer und zum Beginn eines selbständigen Geschäfts gehören große Geldmittel. — Die Gefahren der elektrischen Oberleitung werden den Berlinern jetzt fast täglich vor Augen geführt: das Reißen der OberleilungSdrähte ist in der letzten Zeit geradezu epidemisch geworden und auch Menschen sind dabei schwer verletzt worden. Wahrscheinlich ist Alters schwäche der Drähte die Hauptursache ihres Reißens, es sei nun, daß das Material durch die Anwendung der Rollen an den Kontaktstangen wider Erwarten früh ab genutzt worden ist, sei es, daß die Struktur des Metalles durch den elektrischen Strom verändert und brüchig ge worden ist. Die Freisinnige Ztg. sagt: „Wie großes Unheil bei geeigneter Gelegenheit durch einen solchen Drahtbruch entstehen kann, bedarf nicht erst weiterer Ausführung. Es muß daher mit dem System der elek trischen Oberleitung ganz und gar gebrochen werden, und da die Akkumulatoren sich noch nicht als betriebs sicher herausgestellt haben, wird man auf die ausschließ liche unterirdische Stromzusührung zurückgreifen müssen. Man halte sich nämlich vor Augen, daß Unfälle infolge Reißens des Drahtes nicht die einzigen sind, die sich bei der Oberleitung ereignen können. Das große Unglück, das am 31. Oktober vorigen Jahres in Wien vorkam und bei dem mehrere Personen schreckliche Brandwunden davontrugen, war dadurch entstanden, daß ein Telephon draht, der die elektrische Stromzuführung für die Straßen bahn kreuzte, abgerissen und auf den Oberleitungsdraht gefallen war und dann mit seinem Ende die Erde be rührte. Auf dieselbe Ursache ist auch die Katastrophe in Liverpool im vorigen Winter zurückzuführen, bei der so gar mehrere Menschen gelödtet wurden. Die Behörde hat zwar dte betreffenden Straßenbahngesellschaften zu Sicherheitsmaßnahmen veranlaßt, doch ist schon längst von den Fachleuten nachgewicsen worden, daß auch diese keinen absoluten Schutz gewähren. Ferner sei an den Fall in Dresden erinnert, wo die Ketten eines hochbe packten Rollwagens die Oberleitungsdrähte bei einer Eisenbahnübersührung berührten und dadurch der Tod der beiden Wagenpferde herbeigeführt wurde. Dergleichen kann sich auch in Berlin jeden Tag ereignen." — Der russich- amerikanische Zollkrieg dauert fort. Am 21. Juni tritt eine Verfügung in Kraft, durch die der Zoll für amerikanische Fahrräder um 30 Prozent erhöht wird. — Zum Fall Krosigk schreibt neuerdings noch ein Berliner Blatt: Der ermordete Rittmeister v. Krosigk war wegen seines zur Grausamkeit hinneigenden Temperaments bekannt. Er war genöthigt, oieGarnisonen zu wechseln. Schon in Stallupönen soll einmal ein Angriff auf ihn erfolgt sein. Aber es dringen noch allerhand Nachrichten aus dem militärischen Vorleben des Herrn v. Krosigk an die Oeffentlichkeit, die dringend der amtlichen Beglaubigung bedürfen. So wird erzählt, daß der Offizier wegen jener Mißhandlung und vor schriftswidrigen Behandlung zu einer mehrmonatlichen Gefängnißstrafe nnd zur Dienstentlassung verurtheilt gewesen, jedoch zu bloßer Festungshaft begnadigt worden sei. Ebenso soll die ausgesprochene Dienstentlassung im Gnadenwege erlassen worden sein. Weiterhin wird er zählt, daß das Offizierskorps des 10. Husaren-Regiments, in erster Linie der Regimentskommandeur Oberst v. Festenberg-Pakisch, sich dem Verlangen, Herrn v. Krosigk in dem Regiment zu belasten, widersetzt habe, er sei dann beim 11. Dragoner-Regiment eingestellt worden. England. London, 10. Juni. Mrs. Bothas Ankunft giebt trotz all ihrer positiven Weigerungen, etwas über ihre angebliche Mission zu sagen, den englischen Blättern Anlaß, Spalten mit der alten Fiktion zu füllen, daß sie im Auftrag: Bothas um Frieden bitten wolle. Es heißt, sie wolle erst zu Krüger gehen, um ihn friedlicher zu stimmen; wenn dies nicht gelänge, da Krüger den Botha- leuten abhold sei, würden diese auf eigene Faust Frieden schließen. Dagegen erklärt man in der Umgebung'Mrs. Bothas, daß die Buren nicht an Frieden denken und bis auf den letzten Mann kämpfen werden, da sich die englische Regierung bei den letzten Friedensverhandlungen zwischen Botha und Kitchener eines Treubruchs schuldig machte! In Middelburg waren gewiße Bedingungen zwischen Botha und Kitchener positiv arrangirt, welche den Buren annehmbar erschienen, der Frieden galt als abgeschlossen; da kam auf Chamberlains Eingreifen eine neue, vollkommen anders und viel härter gefaßte Mit- theiiung von Kitchener, welche die Buren zu dem Ent- schluß trieb, lieber, als sich dem Treubruch zu unter- werfen, bis zum Aeußersten zu kämpfen. Danach denkt Botha nicht daran, abermals um Frieden zu bitten. Frau Botha, eine hohe, schlanke Dame von distinguirter, anziehender Erscheinung, verweilt seit Sonnabend mit ihrem dreijährigen Söhnchen in einem hiesigen Hotel; sie wird von aufdringlichen Interviewern überlaufen, empfängt aber niemand, dagegen freute es sie sehr, zahl reiche Sympathiebezeugungen von unbekannten englischen Damen zu erhalten. Welchen Einfluß wird die Beendigung des Krieges in China ans das Geschäft haben? Zu diesem Thema heißt es im jüngsten Situations- bencht des „Confectionär" wie folgt: Die erste große Ladung amerikanischer Baumwollen- waaren für China q-ht am 10. Juni von New-Jork aus dem Dampfer Satsuma ab. Die Sendung besteht aus 15 000 Ballen Drell, Bettzeug u. s. w. und hat einen Werth von ca. 500 000 Doll. Diese Meldung aus New-Jork ist außerordentlich bezeichnend. Amerika und Rußland,.haben sich besonders persönlich gegenüber China gezeigt, sie wissen wohl, warum. Kaum hat sich „der starke Wind gelegt", so ist die erste Friedensnach richt die von einer energischen Handelsinitiative Amerikas. Präsident Mac Kinley, der „Vater der Zölle", hat in offenherziger Weise erklärt, daß Amerika nunmehr, da es vor Allem an den Export denken müsse, die Zoll mauer niederlegen könne. (!) Es wird Zeit, daß auch wir uns an dem Export nach China in größerem Maß stabe betheiligen. Unsere Industrie steht auf allen Ge bieten, speziell aber auch im Textilfach, so hoch, wie irgend eine andere auf der Welt; das hat wieder ein mal die Pariser Weltausstellung so recht veranschaulicht. Unser Handel wird in anderen Ländern als ein Muster von Agilität, Energie, Fleiß und Sachkenntniß gepriesen. Die Chinawirren sind so gut wie vorüber und auch Südafrika wird über kurz oder lang zur Ruhe kommen. Der jetzigen erzwungenen Unthütigkeit des Handels wird voraussichtlich eine erhöhte Kraftanspannung und damit eine Welle der Prosperität folgen. Alle Länder schicken sich an, sich auf die Ausbeutung Ostasiens zu werfen; der erfolgte Abschluß der chinesischen Episode wird zweifellos beruhigend und anregend auf den Weltmarkt einwirken ; es wird ein allgemeiner Wettkampf der Handel und Industrie treibenden Völker unter einander ent brennen, bei dem ein neuer furchtbarer Rivale in die Front getreten ist, das jugendstarke Amerika. Sicher lich wird der in Ostasien wieder eingekehrte Frieden von günstigem Einfluß auf das Geschäft sein, es ist keinerlei Anlaß, sich wegen der augenblicklich herrschenden De pression allzu schwarzen Gedanken hinzugeben. Amerika, möge man dies nur nicht aus den Augen lassen, ist heute schon allen anderen Ländern voran. Wenn es erst seine ganze Kraft auf den Export wirft, so ist kaum anzunehmcn, daß es dieses mit minderer Energie, Kühnheit und Zähigkeit thun wird, als es bei der Entwickelung seiner Industrie und der Organisation des inneren Marktes geschehen ist. England hat um die Erhaltung seiner Hegemonie auf dem Weltmärkte zu kämpfen, es hat die ganze Gefahr seiner Lage einge sehen und wird gewiß alles thun, um sich seine alten Absatzgebiete zu erhalten. Da dürfen wir natürlich auch nicht die Hände in den Schooß legen. Wo alte Absatz märkte verloren gehen, gilt es für die deutsche Industrie, neue zu erobern. Es gilt jetzt, den Kampf nicht nur mit dem kaufmännisch vornehmen und konservativen Eng länder aufzunehmen, der sich auch durch die schärfste Concurrenz nicht aus dem alten Geleise und seinen er erbten Gewohnheiten bringen läßt, sondern mit dem übermodernen, rücksichtslosen, tollkühnen Amerikaner, dessen Geschäftsprincipien nachzuahmen gefährlich und sie bei Seite zu lassen noch weit gefährlicher ist. Der Amerikaner läßt es sich etwas kosten, um ins Geschäft zu kommen. Erst wagen, dann wägen, ist sein leitender Grundsatz. Um den vorwärtsstürmenden Amerikanern auf dem ostasiatischen Markte die Spitze zu bieten, werden unsere Industriellen ihre ganze Intelligenz auf wenden müssen zur Organisation der Ausfuhr nach enem Absatzgebiete. Es genügt keineswegs, abzuwarten, ns ein Hamburger Commissionshaus eine oder die