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str.hiijnistciü-ßlüsliNi, LbnlnDitz, GMsrf, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstraste 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Älnzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreiturmsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 123. Donnerstag, den 30. Mai 1901. 28. Jahrgang. T a g e s g s s ch i ch t e. Deutsches Reich. — Aus Kiel wird dem „Berl. Tgbl." geschrieben: Angesichts der bevorstehenden Rückkehr der Hauptmacht unserer in China weilenden Landiruppen und Seesoldaten werden folgende Angaben interessiren: Nachdem die Dampfer „Kiaulschou", „Stuttgart" und „Wittekind" über 800 kriegsunbrauchbare Osficiere und Mannschaften der Hsimath zugeführt haben, stehen im Ganzen noch kaum 22,000 Mann auf chinesischem Boden. Die Truppen setzen sich aus folgenden Formationen zu sammen: 3 Jnfanteriebrigaden und 3 Seebataillonen, im Ganzen 15 Bataillonen, 1 Reiterregiment zu 4 Schwadronen, 8 fahrenden, 1 Feldhaubitz-, 1 Gebirgs- und 2 schweren Batterien, im Ganzen 12 Batterien mit 68 Geschützen, einem Pionierbataillon, einem Eisenbahn bataillon, dazu Munitions- und Prcviantcolonnen, Pferde depot, Feldbäckerei, SanitäUcompagnie. Von diesen Truppen bleiben in Nordchiua rund 3500 Mann und in Tsingtau das dritte Seebataillon zurück. Da allen Anzeichen nach im Dangtsegebiet, das noch einer scharfen Ueberwachung bedarf, außer den Kriegsschiffen ein starkes Detachement Infanterie auch fernerhin stationirt wird — seit der Ankunft des zweiten Expedition! corps lagen ständig in Schanghai 400 Mann —, so ergiebt sich für China ein künftiger Truppenbestand von 5400 Mann. Die dauernd im Marinedienst befindlichen Dampfer „Palatia" und „Krefeld" können 3000 Mann befördern. Demnach ist noch Raum für reichlich 13000 Mann erforderlich. Die Beförderung der drei Ex peditionscorps im Sommer 1900 beanspruchte die Er- miethung von 20 Dampfern. Für die Heimsendung von 13 000 Mann müssen mindestens 12 Dampfer ge chartert werden. Es befindet sich auf dem Wege nach Ostasien beziehungsweise in den ostasiatischen Gewässern eine stattliche Anzahl Hamburger und Bremer Dampfer, die sich zum Theil für den Truppentransport verwenden lassen. In japanischen Häfen ankern „Segovia", „Arcadia", „Ambria", „Hamburg" und „Preußen". DieDampfer„Rhein", „Silefia", „Würzburg", „Bayern", „Kiautschou", „Straßburg", haben die Fahrt nach Osten angetreten. Außerdem weilen in Australien oder sind auf dem Wege dorthin zwei Lloyddampfer, die als Transportschiffe herangezogen werden können. Das erste Expeditionscorps unter Generalmajor v. Hoepfner, 2500 Seesoldaten, verließ mit „Wittekind" und „Frank furt" am 3. Juli Wilhelmshaven, das zweite Expeditions corps unter Generalleutnant v. Lessel, 11000 Mann, folgte in den Tagen vom 28. Juli bis 4. August, und das dritte und letzte Corps unter Generalmajor von Trotha, 7000 Mann, ging in der Zeit vom 31. August bis 8. September von Bremerhaven ab. Seit dem 5. Mai befindet sich ein Dampfer mit 1800 Mann Ab lösungstruppen für das Kreuzergeschwader auf der Fahrt nach dem Osten. — Die Gesandten hoffen, daß noch einige Versamm lungen genügen, um die noch schwebenden wichtigeren Fragen zu regeln und dem Hof den Weg zur Rückkehr nach Peking zu ebnen. Eine große Bedeutung wird dem in Peking eingetroffenen Edikt beigelegt, in dem Li. Hung-Tschang und Tsching angewiesen werden, die Ver handlungen schnell zum Abschluß zu bringen, um dem Hofe die Rückkehr nach Peking zu ermöglichen. In dem Edikt wird Li-Hung-Tschang und Tsching gleichzeitig befohlen, den Rückzug der verbündeten Truppen zu sichern. In den politischen Kreisen glaubt man, der Hof wünsche dringend, zurückzukehren wegen der Unbequemlichkeiten, die der Aufenthalt in Singanfu verursache. Höhere chinesische Beamte treffen Vorbereitungen zum Empfang de» Kaiser«. Die Entschädigungsfrage wird nach den „Times" voraussichtlich im Sinne des englischen Vor schlags, der mit wachsendem Wohlwollen betrachtet wird, zu einem befriedigenden Abschluß gebracht werden. Die verbündeten Mächte werden den Erlaß eines Kaiserlichen EdiklS fordern, in dem die Verpflichtung Chinas, den Mächten 450 Millionen Taels zuzüglich der Zinsen zu zahlen, zugestanden wird. Dann werden die Mächte mit der Räumung beginnen China wird bereit sein, nachzugebkn. Graf Waldersee hat, dem Wunsche aller Verbündeten nachgebend, bereits das Gebiet der fremden militärischen Okkupation beschränkt. Den Chinesen wird gestaltet, wieder die Jurisdiktion auszuüben. — Der „Köln. Zig." wird aus Peking vom 26. d. M. gemeldet: Der Abzug der Marinetruppen nach Tsingtau beginnt morgen. Die Civilpräfeklur wurde aufgelöst. Die Ge- richtspflsge in dem von den Deutschen besetzten Viertel Pekings wurde den chinesischen Behörden versuchsweise auf einen halben Monat übergeben. — Zn dem Versuch der „Konservativen Korresp.", den Bremer Zwischenfall zu einem „fluchwürdigen sozial demokratischen Mordanfalle" aufzubauschen, schreibt die „Köln. Ztg.", er sei Wahnwitz und Verbrechen, wenn man der Sozialdemokratie ein derartiges schreiendes Unrecht anlhue und dadurch alle anständigen Menschen zwinge, für sie Partei zu ergreifen. Ueber das Ergebniß ver Untersuchung Weiland's auf seinen geistigen Zustand erfährt die „Köln. Ztg.", daß die Gutachten verschieden ausgefallen seien, das Blatt glanbt aber nicht, daß Weiland werde zur Verantwortung gezogen werden können. Ob er politisch interessirte Freunde gehabt, sei unbekannt. Was man bisher darüber ermitteln konnte, spreche da gegen. — „Damit der Kronprinz seine Jugend ungestört genießen könne", hat der Kaiser angeordnet, die Bürger meister und Ortsvorsteher in Städten der Rheinprovinz mit über 10 000 Einwohnern anzuiveisen, daß dem Kronprinz bei Ausflügen keinerlei Ovationen gebracht werden. — Die Einführung der Reichseinheitsmarke wäre nach einer Stuttgarter Mittheilung der „Franks. Ztg." nicht unwahrscheinlich. Die Schwierigkeit lag auf dem Gebiete der Verrechnung. Es seien nun mehrere Methoden gefunden worden, die eine Verrechnung er möglichen, so daß es thunlich erscheint, die Einheitspost marke einzuführen, ohne daß Württemberg Gefahr läuft, in seinen Einnahmen geschädigt zu werden. Die Reichs- postverwal'ung soll sich sehr entgegenkommend gezeigt haben. EL bestehe alle Aussicht, daß die Sache rascher, als man bisher annahm, zur Entscheidung gelangt, und daß die Regierung sehr bald eine entsprechende Mittheilung an die Volksvertretung ergehen lassen wird. (Aus Bayern verlautet dagegen, daß die Regierung sich auf keinen Fall auf die Einführung der Einheitsmarke einlassen werde, selbst wenn das benachbarte Württemberg dies thue. — Ahlwardt hat sich seit undenklichen Zeiten im Reichstag nicht sehen lassen. Nach der Nordh. Ztg. weilt derselbe in Weimar und will dort für seinen be sonderen Antisemitismus eine besondere Organisation schaffen, welche mit dem Mittelpunkt von Weimar das GroßherzogthumWeimar und die Herzogtümer Meiningen und Koburg-Gotha umfassen soll. — Es ist wunderbar, aber ganz bezeichnend für die Lage der Dinge, daß die Mitwelt noch immer nicht müde wird, von dem Fortgange des Krieges am Kap zu hören. Um die Bedeutung des Widerstandes der Buren zu verstehen, muß man sich vergegenwärtigen, daß sie nun schon fast zwei Jahre einen Kampf durch führen, in welcher Zeit wohl gut die Hälfte ihrer Männer getödtet, zum Krüppel geschossen oder zu Ge fangenen gemacht wurde; muß man bedenken, daß man ihre Farmen zerstörte, ihr Vieh wegtrieb und in ihrer Abwesenheit die wehrlosen Frauen und Kinder miß handelte. Was das für den Buren, der in seiner Familie sein Glück findet, bedeutet, ist wohl klar. Daß diese dennoch den Krieg mit unverzagter Zähigkeit fort setzen, trotzdem ihnen nach der Ueberzeugung der Bxiten durch Lord Kitchener recht annehmbare Bedingungen für einen Frieden bewilligt wurden, darin sieht die Kreuzzeitung einerseits ein Zeichen der Erbitterung und des Mißtrauens gegen eine Politik, die sie seit einem vollen Jahrhundert mit hinterlistigen und unschönen Mitteln hintergangen oder sie in offener Fahrt zu unterjochen gefucht hat, andererseits eine Frucht des Unabhängigkeitssinnes und der Frömmigkeit, die ihnen die Ueberzeugung giebt, an der sie nicht verzweifeln, daß eine höhere Hand sie in ihrem Kampfe um Ehre und Unabhängigkeit nicht verlassen wird. Die zahl reichen Burenlieder, die in der letzten Zeit veröffent licht wurden, hallen immer von dem Refrain des Denkens des Burenvolkes wieder, das sich etwa in folgendem Verse zusammenfaßt: So sei mit diesem Volke Und laß es, Herr, bestehn, Laß ihm des Unglücks Wolke Doch bald vorübergehn! Der Kinder denk' und Frauen, Die still zu dir gewandt, Und laß in Frieden bauen, Die Buren nun ihr Land. England. London, 28. Mai. Das Frühstück, das Herr Chamberlain Sonnabend zu Ehren Milners gab, wird von den „Times" und anderen ministeriellen Blättern als das wichtigste politische Ereigniß der Stunde be zeichnet. Die „Times" erblicken darin eine öffentliche Kundgebung des Vertrauens der Regierung und der leitenden englischen Kreise in den Mann, der die Haupt bürde der Verantwortlichkeit für die Durchführung der nationalen Politik in Südafrika getragen habe, und finden es bedauerlich, daß die Opposition bei dieser Gelegenheit nur durch Sir Henry Fowler vertreten war, obwohl mehrere Führer der liberalen Partei Einlad ungen empfangen hatten. Es sei traurig, daß, wenn für Südafrika die Wahl zwischen völliger Herstellung der britischen Herrschaft und endloser Anarchie liege, die Opposition sich weigere, Thatsachen anzuerkennen. Von den liberalen Blättern äußert sich „Daily Chronicle" beifällig über Milners Rede, während sie „Daily News" Stoff für einen Entrüstungsartikel liefert, worin die Regierung beschuldigt wird, den Krieg mit Transvaal angezettelt zu haben, und der Haß der Buren gegen die Briten mit dem Einfall Jamesons entschuldigt wird. Serbien. — Die mannigfachen Bemühungen, den serbischen Zwischenfall als endgiltig erledigt darzustellen, haben keinen Erfolg gehabt. Die neuesten Nachrichten lassen keinen Zweifel daran zu, daß die Angelegenheit in ein für den Fortbestand der Dynastie Obrenowitsch gefähr liches Stadium getreten ist. Erschien die Lage schon in bedenklichem Licht, als man in König Alexander das Opfer einer Täuschung seiner Gattin vermuthete, so sieht man dunkles Gewölk am politischen Horizont Serbiens Heraufziehen, da der König vor aller Welt als Mit schuldiger an einem unverzeihlichen Versuch, sein Volk durch eine unwürdige Komödie zu täuschen, angeklagt wird. Dabei kommt zunächst wenig oder gar nicht in Betracht, ob die schwere Bezichtigung gegen das Königs paar zu Recht erhoben wird. Denn es wird schwer halten, wenn nicht ganz unmöglich sein, den Nachweis zu führen, daß der König verläumdet wird, indem man von ihm behauptet, mit Hilfe des französischen Arzte» Caulet da« Märchen von der Schwangerschaft seiner Gemahlin in die Welt gesetzt zu haben, um den Un willen der Bevölkerung über die ungern gesehene Ehe-