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seinerzeit in die Zeitungen lancirten Mittheilungen, nach welchen von Seiten der Hinterbliebenen Brodengeyer» alle« Mögliche gethan und aufgeboten werden würde, um die meist dem Gewerbe- und Arbeiterstande ange hörenden Gläubiger so schadlos als möglich zu halten! Der angebahnte freihändige Verkauf der Papierfabrik Plattenthal ist am Donnerstag an Gerichtsstelle leider völlig resultatlos geblieben, da derselbe an den nicht er füllbaren Forderungen eines der Hauptinteresienten scheiterte. Die Fabrik ist am Sonnabend geschloffen und die Arbeiter entlasten worden. Der ehemalige Besitzer verläßt in den nächsten Tagen Wiesenbad für immer. Es bleibt nun nichts Anderes übrig, als die Fabrik auf dem Wege der Zwangsversteigerung an den Mann zu bringen, bei welcher leider zu befürchten ist, daß 60000 Mk. Hypotheken ungedeckt bleiben werden!" Gerichtsverhandlungen. H Altenburg. Gegen den seit zwei Jahren in Untersuchungshaft sitzenden Direktor des im Jahre 1899 verkrachten Spar- und Vorschußvereins in Kahla, Jecke, ist nunmehr die Anklage wegen Bankerotts, Untreue, Unterschlagung, Betrugs und Urkundenmißbrauchs er hoben. Die Verhandlung findet am 14. Juni vor dem hiesigen Landgericht statt. Der Zusammenbruch der be kannten Bank hat seinerzeit großes Aufsehen hervorge rufen und zahlreiche Existenzen vernichtet. Vermischtes. * Die „schweigende Frau" wird die Amerikanerin Lucrezia Hillman von Jacobstown, New-Jersey, in allen amerikanischen Blättern genannt, und mit diesem ge heimnißvollen Namen hat es folgende Bewandtniß: Frau Hillmann ist eine der eifrigsten Verfechterinnen der Frauenemancipation in Amerika. Nach ihrer An sicht muß die Frau, die dieselben Steuern zahlt wie der Mann, auch dasselbe Stimmrecht haben. Als sie im Jahre 1886 Steuern zahlen sollte, machte sie die Zahlung von der sofortigen Einführung des Frauenstimmrechts abhängig und zahlte erst, nachdem man chr sofortige Einsperrung wegen Steuerverweigerung in Aussicht gestellt hatte. In ihrer Frauenwürde verletzt, gelobte sie, daß sie erst nach der Einführung des Frauenstimm rechts in Amerika den Mund wieder zum Sprechen offnen würde. Frau Hillman hat angeblich ihr Gelöbniß gehalten und seit 1886 nicht ein Wort gesprochen, nicht einmal über Moden, Freundinnen und Dienstmädchen. * Ein unglücklicher Tag für Stierkämpfer war der 2. Juni. Der bekannte Matador El Algabeno erhielt im Stiergefecht zu Algeciras einen Stich durch den Hals, so daß die Hornspitze zum Munde herauskam! Um ein Haar wäre die Schlagader getroffen und er eine Leiche gewesen. Derselbe Stier hatte vorher einen Bandarillero in die Luft geschleudert und ihn am Bein verwundet. In Madrid wurden der Picador Zurito schwer und in Barcelona der Espada Alfameno und der Bandarillero El Sastre erheblich verletzt. Handels-Nachrichten. Uerlln, 8. Juni. (Wechsel-Cours), üauk- vlsoont Amsterdam per 100 fl. d. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Fre. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. q., 3 T «1/8 T "3M 3 4 5 5 4 10 T 2M 10 T 8 T 3M 14 T 2M 8 T 3M ^»/ 8 T "3M 5'/, 8 T . 8T 3M Reichsbank 4°/», Lomb.-Z.-F. Mark 169,25 G 168,25 G 81,— G 80,50 G 77,— G 80,95 G 20,42 G 20,26 G 81,10 G 80,60 G 85,— G 84,15 G 5°/». Vvrllu, 8. Juni. Spiritus 70er loco ohne Faß 43,90 Mk. Umsatz: 18000 Liter. 50er —,— M. Umsatz Liter. KkUsävburx, 8. Juni. Kornzucker cxct. 88 o/o Rendement 10,55 bis 10,80. Nachproducte excl. 75°/» Rendement 7,50 bis 8,05. Stimmung: Stetig. Kristallzucker 1 mit Sack 28,95. Brodraffinade 1 ohne Faß 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 28,95. Gem. Melis 1 nur Faß 28,45. Rohzucker I. Product Transits f. a B. Hamburg per Juni 9,42'/, Gd., 9,45 Br., per Juli 9,47'/, Gd., 9,50 Br., per Aug. 9,52'/, Gd., 9,55 Br., per Okt.-Dez. 9,82'/, Gd., 9,85 Br., per Jan.-März 8,95 Gd., 9,00 Br. Stimmung: Ruhig. Uumburjs, 8. Juni. Weizen schwach, Holsteiner loco 174 bis 176, La Plata 133—136. — Roggen ruhig, südruss. cif. Hamburg 104—109, do. loco 106 bis 110, Mecklenburgischer 440 bis 148. Mais matter, amer. mixed. 115,50 La Plata 86. Hafer stetig, Gerste ruhig. — Wetter: Schön. Vrvinen, 8. Juni. (Baumwolle). Tendenz: Steigend. Upl. middl. loco 42'/« Pfg. Liverpool, 8. Juni. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 5000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 4 000 Ballen. Preise '/«« höher. — Umsatz: 6000 Ballen, davon für Speculation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner fester, Ostindische rtthiger, Egypter unverändert. Middling amerik. Lieferungen. Juni-Juli 4"/«« Käufer, Aug.-Sept. 4^/.. do., gvod ordin. Lieferung: Okt. 4'"/». do., Nov.-Dez. 4°/«« Werth. Zahlungseinstellungen: Krug u. Kießler, Braunschweig. Ida Töpfer, Braunschweig. Karl Goldberg Braunschweig. Berg L Co., Bünde. Karl Held, Mannheim. Emil Weber, Urberg-St. Blasien. Bruno Schubert, Schweidnitz. Arnold Lewinsohn, Schwetz, Chemnitzer Marktpreise vom 8. Juni 1901. pro 50 Kilo Weizen, sächs. 9 M. 15 Pf. bis 9 M. 30 Pf. Roggen, - 7 - 75 - - 7 - 90 - Hafer - 7 - 70 - - 8 - — - Stroh 3 - 50 - - 3 - 60 - Heu 3 - 80 - - 4 - — - Kartoffeln,' 2 - — - - 2 - 30 - Futtcrgerstc 6 - 50 - - 7 - 75 - Butter. 1 Kilo 2 - 60 - - 2 - 70 - „Am Siel." Von Hugo Alphonse Revel. (Nachdrucks verboten.) 2. Fortsetzung. Das Unkraut war gesät; es reifte. Erst daheim, — das müde, treue, strenge Gesicht des ahnungslosen Vaters, ihr kleines, ärmliches Heim, worin sie bis heute wunschlos und zufrieden gelebt, — der Name Leonhardt, des braven Burschen, der sie als Heilige verehrte, — erst da brach der wilde Schmerz mit aller Gewalt los, — und doch verachtete sie sich nicht. Ein titanischer Wille lag jetzt in ihr zu genießen, dem Herrlichsten, das sie bis jetzt erlebt und erfahren: den Sinnen freien Lauf zu lasten und sich nicht von den trockenen Worten eines sinnlosen Sitten gesetzes, wie sie es auffaßte, behindern zu lasten. Noch wogte der Kampf der Erziehung, der einfachen Tradition, der Elternliebe und Religion mit dem überwältigenden Gefühl des Verbotenen, der machtvoll hervorquellenden Sinnlichkeit und den Verlockungen des Wohllebens da draußen in ihr. — Die Sinne hatten gesiegt. Inzwischen gab es eine ziemlich heftige Szene im Vorderhause, im Salon der Frau von Kafchut. Die üppige Ungarin lag in einem Fauteuil neben dem Kamin, ihr Kinn in die aufgestützte Hand gelehnt und ihrem gelassen aus- und abschreilenden Liebhaber halb den Rücken zuwendend. Ihr gegen das schwarze Haar weiß abstechender Teint schien heute noch bleicher als sonst, und Wuth und Haß sprühten ihre dunklen Augen. Doch ihn störte das nicht weiter. „Also: weggejagt wie eine Dirne, — mir nichts dir nichts, von heute auf morgen," stieß sie zwischen den Zähnen hervor. „Wenn ich nur wüßte " „Was?" — Er blieb stehen und sah sie an. Mit einem Ruck brachte sie ihren Körper in eine andere Lage, sodaß sie ihm voll ins Gesicht sah. „Wer meine Nachfolgerin wird? Denn Du hast eine, — das weiß ich " „Ich leugne es auch gar nicht. Wohl hab ich eine. Das ist doch klar. Sonst würde ich Dich ja nicht ausgeben, — denn im Ganzen warst Du ja immer sehr nett — —" „Willst Du mir nicht vielleicht ein Zeugniß aus stellen ?" „Wenn Du es willst? Betragen: gut, — Sittlich keit : außerordentlich schlecht, — Fleiß: mäßig, — prak tische Uebung vollendet!" Sie erhob sich, trat vor ihn hin, wollte etwas sagen, warf jedoch die erhobenen Fäuste wie geekelt nach rückwärts und trat, ohne ein Wort, an das Fenster. „Na, schieß doch los. Du willst ja was sagen." „Wenn ich denke, daß ich Deinetwegen den Prinzen Berthon ausgegeben ! Ah, wenn ich das gewußt hätte !" „Das hättest Du Dir wohl denken können, Du, mit Deiner Erfahrung, daß es einmal so kommen würde." „Ich habe mir eingebildet, daß Du mich liebst. Nur unter dieser Bedingung, dauernd Deine Geliebte zu sein, habe ich eingewilligt " „Ach, rede doch nicht so dumm," begann er schon ärgerlich. Du wirst Dir doch nicht eingebildet haben, daß ich Dich etwa gar heirathe? — Na also!" Sie warf sich neben dem Fenster in einen Stuhl und drückte ihr Taschentuch an die Augen. Sie schien zu weinen. „Ich bitte Dich, laste diese Komödie und das Weinen. Das klingt so gewöhnlich und so etwas ist mir in der Seele verhaßt." Das schien zu wirken, denn sie stand aus, stellte sich vor ihn hin und fragte ziemlich energisch: „Und wovon soll ich denn leben?" „Aha! Da sind wir ja an dem Punkt angelangt. So. Das ist mir auch viel lieber. — Also, ich gebe Dir eine Summe von zehntausend Mark Abschlags zelder und Du gehst dann — meinetwegen — wieder auf die Tingeltangelbühne. „Und meine Möbel?" „Deine Möbel?" Die Naivetät dieser Frau schien ihn königlich zu amüsiren, denn er lachte ihr helllaut und herzlich ins Gesicht. „Seit wann gehören die denn Dir, wenn man fragen darf?" „Ah, — da» wär' ja noch schöner, daß Du mir da« abstreiten willst. Al« ich vom Wintergarten weg ging, hast Du mir versprochen, daß Du mir eine Wohn ung einrichten willst. Dann hast Du mich hierher ge führt." '— „Na ja. Und ? Das hier ist meine Wohn ung, sind meine Möbel. Von einem Dir die Möbel schenken war niemals die Rede. Na, so dumm! Ich glaube, Du kannst Dich wahrhaftig nicht beklagen. Ich habe Dir mehr gegeben, als Dir je ein anderer ge geben hätte " „Willst Du mir vielleicht jedes Stück aufzählen, was mir die großmüthige Laune Seiner Hoheit einge bracht hat?" fragte sie beißend mit bebenden Nasen flügeln, mit den Fingern die Zacken einer Fächerpalme einreißend. „Du, sei so gut und laß die Palme in Ruh. Die hat Dir nichts gemacht — — So. Ich glaube, Du kannst — bei Gott — mit dem zufrieden sein, was ich Dir gebe. Ueberhaupt bin ich gar nicht verpflichtet, Dir auch nur einen Pfennig zu geben." „Ah, — das wär' ja noch schöner! Also so weit geht Deine Großmuth? — Na, wenn Du Dich nur nicht irrst, mein Schatz. Vergiß nicht, daß ich Briefe in Händen habe, Schwarz auf Weiß, in denen Du mich zu bewegen suchst, der Bühne zu entsagen, nur ganz für Dich zu leben, da ein Verhältniß mit mir, wenn ich Stella Opp.alla und star des Wintergartens bliebe, für Dich, den Gardeofficier, unmöglich wäre. Ich müßte unbedingt von der- Bühne verschwinden. Du weißt, daß ich es gethan habe, wenn ich dadurch auch nur Verluste hatte." „So?" Er sah andächtig seine Lackstiefeln an. „Natürlich. Als Soubrette mit meinen Pfirsich liedern hätte ich das Dreifache verdient. Nicht einer, — Hunderte wären gekommen und hätten mit den Hof gemacht, mir Schmuck und alles Mögliche geschenkt." „Warum bist Du denn weggegangen, wenn der Wintergarten Dir so viel mehr eingebracht hat?" Unsägliche Verachtung legre sich auf ihre Züge. „Da zeigst Du Dich in Deiner vollen niederträchtigen Größe. Um uns zu gewinnen, scheut Ihr Euch nicht, kaltblütig eine Existenz zu vernichten, blos um eine Laune kaltlächelnd zu befriedigen. Dätan, daß solche Frauen wie wir, auch unter der Schminke einmal die Verirrung haben könnten, zu lieben, wie die anderen Menschenkinder, von denen wir wieder nur durch euch ausgestoßen worden sind für ewig, — daran aber denkt ihr nicht. Ja, es war verächtlich von mir, einen Kerl wie Dich zu lieben, uneigennützig zu lieben; denn als ich die Bühne verließ, dachte ich nicht an Gewinn oder Wohlleben, — ich dachte nur an Dich, an Deinen Besitz. Ich liebte Dich, wollte Dich glücklich machen. Doch nur zu bald sah ich, daß Du von mir schon genug haltest, — daß Du nur zu mir kamst, um einem Skandal zu entgehen, den Du bei meinem heißblütigen Naturell befürchtetest. Als ich das sah, war auch meine Liebe mit einem Mal erloschen; — Du warst mir verächtlich. Meine Karriöre war verloren, meine Liebe todt: Nun wollte ich wenigstens mein Interesse wahren. Und das werd' ich auch thun, — das schwör ich Dir." „Gott, kein Mensch sagt ja das Gegentheil. Nur darf Dein „Interesse" nicht die landläufigen Begriffe übersteigen. Alles hat seine Grenzen," fuhr er höchst gelangweilt fort, ohne im mindesten aus der Ruhe ge bracht zu sein. „Ja, auch Dein Egoismus soll seine Grenzen haben, Angebeteter!" — zischte sie mit haßsprühendem Blick, in dem mehr Verachtung lag als Haß. „Zehn tausend Mark? Du bist verrückt! Unter dreißigtausend löse ich mich nicht gütlich. Das gebe ich Dir schrift lich. Was soll ich denn machen? Ohne Engagement kann man gewöhnlich nicht auftreten.'- (Fortsetzung folgt.) »i Uksssvnsuvkl l-eber- u. klivronstoclcungon 80iviv örustvvrsoiilsimung finden rasche Heilung durch „Kalosin." Marke ge setzlich geschützt. Inhalt: 20,0 Rad. urtic., 20,0 Herb, cochl., 40,0 Rad. Sarsaparill, 100,0 Spirit, dilut., 100,0 Spirit, e vino.) Dasselbe, von aromatischem Ge schmack und leicht einzunehmen, ist ein unschuldige» Pflanzenextrakt, wirkt eminent harntreibend, löst krank hafte Ablagerungen im Blut auf und scheidet sie durch den Harn aus. „Kalosin" reinigt die Schleimhäute (weShalb für Brust- rc. Verschleimung empfehlcnswerth), regt Leber und Nieren zu größerer Thätigkeit an und verhindert so die Entstehung langwieriger Krankheiten. Ob Bauch-, Herz- oder Brustwassersucht schon vorhanden oder erst im Anzug, „Kalosin" treibt mit kaum glaub licher Schnelligkeit das Wasser ohne jede Beschwerde für den Kranken aus. „Kalosin" wirkt nicht nur total un schädlich, sondern sogar appetitreizend, bezw. Stoffwechsel anregend. Leute mit aufgeschwemmten pastösem Fleisch und verwässertem Blut ist eine Kur mit „Kalosin" zur Vorbeugung der Wassersucht und anderer Krankheiten dringend zu empfehlen! — Kur ohne jede Berufsstörung k — „Kalosin" Preis per Flasche Mark 3. — Nur echt mit A. Locher's Namenszug! Zu haben in den Apotheken. — Alleiniger Fabrikant: i.oekvr, pksrmav. l-sborstorium, 8tuttgsr1. Bibliothek der Innere« Mission. 2. Bezirksschule, Zimmer Nr. 8. Bücher werden an jedem Wochentage Mittags 12 Uhr aus gegeben.