Volltext Seite (XML)
Weise durchaus nicht bewährt haben, hat soeben seinen Wetterkalender für das 2. Halbjahr 1901 mit demVer- zeichniß der „kritischen Tage" herausgegeben. Von den Kritischen erster Ordnung droht nur einer in den Sommer monaten upd der auch erst am 29. August, dagegen bringt der Juli 2 Kritische zweiter Ordnung, den 15. und 31., und einen dritter Ordnung, den 1. Juli. Im August, nämlich am 14., ist noch ein kritischer zweiter Ordnung, und ein gleicher ist am 12. September zu er warten. Der Juli, der Ferienmonat, soll in der ersten Monatshälfte ziemlich trocken sein. Nur vereinzelt kommen infolge von Gewittern starke Niederschläge vor. Auch die Gewitter sind verhältnißmäßig selten. Die Temperatur ist niedrig. Dann aber verkündet Falb, daß in der zweiten Hälfte des Monats die Niederschläge auch in Deutschland an Stärke und Ausdehnung zu nehmen. Die Gewitter werden häufiger, namentlich vor dem kritischen Termin am Ende des Monats. Die Temperatur hält sich auch in der zweiten Hälfte des Monats verhältnißmäßig tief. Das ist also ein ziemlich kalter und auch theilweise verregneter Juli. Die erste Hälfte des August soll trocken, die Temperatur anfangs ziemlich hoch, später aber der Jahreszeit entsprechend sein. Doch schon in den letzten vier Tagen dieser Monats- Hälfte nehmen die Niederschläge und Gewitter plötzlich zu und wachsen in der zweiten Hälfte des Monats an Stärke und Ausbreitung, während die Temperatur zurück geht und erst am Schluß des Monats wieder der Jahres zeit entsprechend wird. Der September zeigt drei ziem lich gleiche Phasen. Sein erstes Drittel ist, sofern Falb Recht behält, reich an starken und ausgebreiteten Nieder schlägen. Die anfangs der Jahreszeit entsprechende Temperatur geht zurück, es wird kalt. Das zweite Drittel des September ssetzt mit trockenem Wetter ein, endet aber mit starkem Regen. Die Temperatur ist höher, aber immer noch verhältnißmäßig tief. Das dritte September-Drittel endlich verläuft sehr trocken, bei theils hohen, theils der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen und schickt also den durch veränderliches Wetter stark beeinträchtigten Sommerferien schöne Herbst ferien nach. Es soll nach Falb überhaupt einen sehr schönen Herbst geben, denn auch das erste Drittel des Oktober soll verhältnißmäßig trocken werden. — Im Hinblick auf den von Seiten der sächsischen Regierung vorbereiteten Gesetzentwurf betr. eine Waaren- haus- bez. Umsatzsteuer haben folgende Auslassungen des „Konfektionärs" allgemeines Interesse: „Die Veranlagung zur Waarenhaussteuer ist endlich für Berlin zum Ab- schluß gekommen. Das Ergebniß hat den Erwartungen in keiner Weise entsprochen, denn im Ganzen gelangen in Berlin nur 530,000 Mark zur Erhebung. Davon trägt ziemlich die Hälfte das Waarenhaus A. Werthheim. Da im ersten Geschäftsjahr nur die Hälfte der veran lagten Summe zur Erhebung kommt, so dürste die Waarenhaussteuer im nächsten das Doppelte, also jedenfalls 1 Mill. Mk., ergeben. Das ist ein geradezu klägliches Ergebniß dieser mit soviel Bombast ins Leben gerufenen Rettungsaktion für den Mittelstand. Denn wenn schon Berlin ein so geringes Ergebniß liefert, wird es in der Provinz erst recht zu keinem anderen Resultat kommen. Die Gemeinden haben durch diese Steuer keine Uebereinnahmen, denn nach der Bestimmung des Gesetzes muß der Ertrag zur Entlastung der unteren Cteuerstufen verwendet werden, sodaß in Berlin vielleicht die unterste Steuerstufe der Gewerbesteuer außer Hebung gelassen wird; dem „Mittelstände" ist damit nicht ge dient, da dieser ja nicht zu den kleinsten Gewerbesteuer zahlenden gehört, wenn auch vielleicht dieses Resultat für kleine Handwerker und Krämer immerhin von Werth ist. — Nach den obigen Erhebungen dürfte das Waaren haus A. Wertheim 500000 Mark Waarenhaussteuer (2 Prozent) zahlen, das entspricht einem Umsatz von 25 Millionen Mark." — Mancher hat sich wohl schon gefragt, weshalb in diesem Jahre trotz des schönen Wetters der voraus gesagte große Maikäferflug nicht stattfand. Die Ant wort darauf ist sehr einfach: die Maikäfer sind bei dem zuerst schneelosen Winter und strengen Frost, der meter tief in die Erde eindrang, sämmtlich erfroren. Alte Landwirthe behaupten, daß eine so große Maikäferplage, wie sie in den letzten Jahren stattfand, für längere Zeit ausgeschlossen ist. — Ungebetene Gäste. Nun rückt die heiße Jahres zeit mit Macht näher und näher und mit ihr stehen auch jene kleine Plagegeister aus, welche mit dem Sommer sich einstellen. Es giebt deren wohl eine ganz erkleckliche Anzahl und wohl die verbreitetsten unter ' ihnen sind die Mücken und die weniger beachteten Stech fliegen. Die letztere fällt dem Menschen meistens des halb weniger aus, weil sie ihre Stiche in der Regel auf Kosten unserer harmlosen Stubenfliege ausführt. Sie ähnelt derselben allerdings auch sehr, sie läßt sich aber bei geringer Aufmerksamkeit von ihr ganz leicht durch einen langen, spitzen Rüssel unterscheiden, den sie knie förmig geknickt und unterschlagen trägt, während der Rüssel der gemeinen Stubenfliege kürzer und vorn breit ist. Auch hält .die Stechfliege die Flügel gewöhnlich halb offen. Sie hat zwar ihr Hauptquartier im Freien, kommt aber im Spätsommer und im Herbst eben so gern in die menschlichen Wohnungen, plagt Pferde und Kühe in den Ställen mit ihren empfind lichen Stichen und nimmt nicht den geringsten Anstand, felbst die Herrschaften im Salon unversehens zu stechen, um Blut zu saugen. Am lebhaftesten und zudringlichsten scheint sie vor einem Gewitter zu sein und man nennt sie in manchen Gegenden Regenfliege, während man hier und dort auch noch den irrigen Glauben findet, die Stubenfliege finge an zu stechen, sobald Regen im An- zuge ist. Bald noch schlimmer aber al» die Stechfliege ist das Heer der Mücken. Die Mückenmännchen begnügen sich zwar damit, den Honigsaft aus Blumen zu trinken, die Weibchen aber lassen sich gar zu gern auf der Hand de» Menschen nieder, um ihren Blutdurst zu stillen. Die Wunde, die sie verursachen, ist an und für sich un- bedeutend, allein die Thiere lassen gleichzeitig eine zwar sehr geringe, aber trotzdem kräftig wirkende Menge eines Giftstoffes mit einfließen, die das Blut herbeizieht und es verdünnt. In Folge dieses Giftes entsteht die Ge- schwulst und das tagelang anhaltende lästige Jucken. Ein mehrmaliges Befeuchten der gestochenen Stelle mit Salmiakgeist ist ein gutes Linderungsmittel, welches übrigens auch bei Stichen von Fliegen, Wespen, Bienen, Ameisen, Skorpionen und selbst auch bei Schlangenbissen gute Dienste leistet. Im Nothfalle verschafft Waschen mit kaltem Wasser bei Mückenstichen schon einige Linderung. — Hinsichtlich der Namensführung geschiedener Frauen wird darauf aufmerksam gemacht, daß nach dem neuen Rechte geschiedene Frauen ihren ursprünglichen Familiennamen wieder annehmen können. Hierzu hatte sich die Zweifelsfrage ergeben, ob die Frau dazu be rechtigt sei, wenn die Scheidung vor dem Inkrafttreten des neuen Rechts, d. h. vor dem 1. Januar 1900, er folgt sei. Das Königl. Oberlandesgericht zu Dresden hat diese Frage neuerdings bejaht; es können also auch vor dem 1. Januar 1900 verschiedene Frauen wieder ihren Mädchennamen führen. — Gegen die übertriebene Angst vor der Tubercu- lose warnt mit berechtigten Worten das Journal der Amerikanischen Medicinischen Vereinigung. Die Tuber- culose ist besonders in der Form der Lungenschwind sucht ganz sicher die am meisten verbreitete und gefähr lichste Volkskrankheit, und darum sollte keine Maßregel, die zu ihrer Bekämpfung mithelfen kann, unterlassen werden. Andererseits ist es nicht zu billigen, daß von vielen Seiten, und sogar von Leuten, die dem Volke gegenüber als Sachverständige gelten dürfen, übertriebene Angaben über die Verbreitung der Tuberculose gemacht werden. So hat auf dem neulich in Canada abge haltenen Tuberculose-Congreß der General-Gouverneur behauptet, daß ein Fünftel aller Todesfälle in Canada auf Rechnung der Tuberculose zu setzen sei, und das ist höchst warscheinlich sehr übertrieben. In den Ver einigten Staaten schrieb neulich sogar ein Arzt, daß die Tuberkulose nur den dritten Theil der Bevölkerung, und zwar im besten Lebensalter dahinraffe. In ähnlichem Grade wird häufig über das Ziel hinausgeschosfen. Eine Krankheit, die ein Siebentel bis ein Neuntel aller Todesfälle veranlaßt, ist gewiß schlimm genug, und die Furcht davor kann, so weit sie zu vernünftigen Vorsichts maßregeln Anlaß giebt, nur heilsam wirken. Von solchen Aeußerungen aber, die die Gefahr doppelt so schlimm darstellen, als sie ist, kann nichts Gutes kommen. Noch tadelnswerther sind die übertriebenen Angaben über die ansteckende Kraft der Tuberculose, gegenüber denen mit allem Nachdruck betont werden muß, daß eine Ueber- tragung von einem Menschen auf den anderen im Allgemeinen keineswegs häufig und daß eine wirkliche Ge fahr nur dann vorhanden ist, wenn eine Veranlagung zur Tuberculose bereits besteht. Bei der Bekämpfung dieses Feindes der Volksgesundheit sollte ein Jeder und insbesondere jeder Arzt auch daran denken, daß er nicht durch Erweckung übertriebener Vorstellung eine panische Furcht in das Volk hineintragen darf. Dresden. Eine nicht unbedeutende Einnahme quelle besitzt die Stadt Dresden in den hiesigen beiden Straßenbahngesellschafen. Von der Dresdner (gelben) Straßenbahngesellschast wird im Jahre 1901 eine um 11200 Mk. höhere Einnahme erwartet; eingestellt sind 129500 Mk. Die Betriebs Einnahmen dieser Straßen- bahngesellschaft im Stadtgebiete sind auf 3700000 Mk. angenommen worden, wovon auf Grund der Verträge 3 V, Prozent an die Stadtkasse zu entrichten sind. Auch der Antheil an den Betriebseinnahmen der Deutschen Straßenbahngesellschaft (rothe Linie) ist um 3750 Mk. höher veranschlagt worden; hier beträgt die Einstellung 50000 Mk. Es ist dabei eine Einnahme von 2000000 Mk. im Stadtgebiete zu Grunde gelegt worden, wovon vertragsgemäß 2*/, Prozent an die Stadtkasse abzugeben sind. Die Gesammteinnahme der Stadt von den beiden hiesigen Straßenbahngesellschaften beträgt demnach 179 500 Mark. Radebeul, 8. Juni. Eine längere Schwimmtour haben am Dienstag zwei Herren von hier unternommen. Sie fuhren am Nachmittag nach Dresden und gingen '/,3 Uhr unterhalb der Augustusbrücke in die Elbe, um bis Kötzschenbroda zu schwimmen. Ihre Anzüge hatten sie zwei Freunden übergeben, die ihnen am Ufer folgten. Das Dauerschwimmen verlief glücklich und ohne jeden Unfall; in Gohlis wurde ein drei Wnuten langer Aufenthalt genommen, um dann das Schwimmen bis unterhalb der Damstfschiffhaltestelle fortzusetzen, wo daS Wasser verlassen würde und wo sie auch gleich von det Strompolizei in Empfang genommen wurden, da daS Baden in der freien Elbe verboten uüd ein Dauer schwimmen nur in Begleitung eines Kahnes gestattet ist. Leipzig, 9. Juni. Gestern Ätittag fuhren die Schneiderin Wulf aus Hundshagen und die Sprach lehrerin Moser auS Lützen auf der Pleiße in einem Kahn. An einer Wiese wollten sie Blumen pflücken, dabei kippte der Kahn um und die beiden Insassinnen fielen in'S Wasser. Die Moser konnte sich selbst retten, die Wulf wurde durch den Fischermeister Müller und den Forstaufseher Schmalz aus dem Wasser gezogen und in'S Krankenhaus gebracht. Dort ist sie jedoch, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, verstorben. Chemnitz. Die Durchbruchsarbeiten Johannis- Platz-Neumarktsind so weit gediehen, daß jetzt schon daS eine der mächtigen an die neue Straße zu stehen kommenden Geschäftshäuser „gehoben" werden konnte. — Der hiesige „Verein zu Rath und That" hat die Errichtung eines Lehrlingsheims ins Auge gefaßt. Dasselbe ist bestimmt, den von auswärts zuziehenden Lehrlingen den Segen eines geordneten HauS- und Familienlebens zu Theil werden zu lassen. Zwickau, 9. Juni. Heute Nachmittag fand hier eine von etwa 1500 Personen besuchte Versammlung der Katholiken aus Zwickau und dem Vogtlande statt. Den Vorsitz führte Hofrath Roß, das Ehrenpräsidium war dem Grafen Schönburg-Glauchau übertragen worden; anwesend waren ferner Baron Schönberg-Tannenheim und Reichstagsabgeordneter Racke-Mainz, der die Haupt- rede hielt. U. a. wurde der Anschluß an den kath. Volksverein für das kath. Deutschland empfohlen und eine Resolution für den Toleranzantraz des Centrums angenommen. Auerbach. Bekanntlich haben drei Mitglieder des hiesigen RathSkollegiums ihr Demissionsgesuch ein gereicht. Diese Gesuche lagen dem Stadtverordneten collegium zur Genehmigung vor, welches beschlossen hat, obgleich es bei den gegebenen Verhältnissen nichts weniger als angenehm sei, Stadtrath zu sein, die Herren Zuleger und Stelzner zum Verbleiben auf ihrem Posten zu bewegen. Die Begründung des Herrn Knoll, welche auf Krankheit lautet, wurde genehmigt. Treuen. Die hiesigen „Nachrichten" schreiben: „Am 16. Mai berichteten wir, daß ein Spaziergänger auf Mechelsgrüner Flur einen Mann erhängt aufgefunden, und am 5. Juni theilte uns derselbe Spaziergänger wiederum mit, daß der Erhängte immer noch an derselben Stelle sich befinde. (?!) Eine baldige Beiseiteschaffung des Selbstmörders wäre denn nun doch geboten u. s. w." Schneeberg. Die Stadtverordneten hicrselbst haben beschlossen, daß die Lehrer, die in Zukunft hier eingestellt werden, den Schulgeldsatz für die mittlere Abtheilung der Bürgerschule bei Besuch der höheren Abtheilung für ihre Kinder zu entrichten haben. Jetzt sind die Bürgerschullehrer von Zahlung des Schulgeldes vollständig befreit. Nach in 54 Städten eingezogenen Erkundigungen wird in 11 Städten völlige und in 5 theilweise Schulgeldbefreiung den Lehrern gewährt. In 38 Städten besteht eine solche Einrichtung nicht. — Der Jnspector des Krankenhauses in Markranstädt, Herr Hugo Döring, wurde auf einem Vergnügungsaus fluge, den er mit drei Freunden zu Rade nach dem Kyffhäuser unternommen hatte, tödtlich vom Schlage getroffen. — In Nischwitz bei Wurzen sind die Masern so stark aufgetreten, daß die Schule geschlossen werden mußte. — In Waldheim ist am Freitag ein 2jährigeS Mädchen, während die Mutter zur Besorgung noth wendiger Arbeiten auf kurze Zeit die Wohnung verlassen hatte, aus dem Fenster der im 2. Stock gelegenen Wohnung auf die Straße herabgestürzt und bald darnach an den erlittenen Verletzungen geworben. Meißen. Ein gemeines Verbrechen, über das man bisher Stillschweigen beobachtete, um die Ermittel ung des Thäters nicht zu hindern, scheint nun seine Sühne finden zu sollen. Am 19. Mai früh in der 5. Stunde ist hier in einem Hause am Neumarkt gn einem 15jährigen Mädchen ein Sütlichkeitsverbrechen verübt oder doch versucht worden. Ein Mann in SchutzmannS- unifcrm hatte das mit dem Austragen von Backwaaren beschäftigte arglose Mädchen unter dem Vorwande einer dienstlichen Mittheilung in das Haus und schließlich in den Keller gelockt und ihm durch Handschlag das Ver sprechen abqenommen, über den Vorgang nichts zu sagen. In Verdacht, diese That begangen zu haben, kam der Oberschutzmann Fritzsche aus Trachau bei Dresden, der nun, wie der „Pirn. Anz." mittheilt, wegen schwerer Verdachtsgründe, sich der Verbrechen nach 176 und 177 schuldig gemacht zu haben, verhaftet und der Staatsanwaltschaft zugeführt worden ist. Fritzsche war früher als Schutzmann hier angestellt und ist an dem betreffenden Tage in Meißen gesehen worden. Annaberg, 7. Juni. Der „Sehma-Bote" ist in der Lage, über den ConcurS der Dietrisch'schen Sparkasse folgende Angaben zu machen: „Die erste Auktion hat circa 4500 Mk., die zweite circa 2000 Mk. ergeben; freihändig zum Verkauf gestellt ist noch eine Münzsamm lung, auf welche bereits ein Gebot von 950 Mk. gethäü worden ist. In die städtische Sparkasse eingelegt wurden 20000 Mk., welche sich au« dem Erlöse der Auktionen und aus eingegangenen Außenständen zusammensetzen. Von den Außenständen sind nur noch zweifelhafte vor handen, so daß nach Abzug der Concurakosten kaum fünf Prozent für die Verlustträger herauskommen werden. Da« steht allerdings in krassem Widerspruch zu den