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ganz heimlich, ohne Wissen ihres Mannes, in der Lotterie gespielt, hatte das Nachsehen. Der Dieb konnte bi» jetzt noch nicht ermittelt werden. — Ein sächsisch-böhmischer Kohlenring. Wie aus Teplitz gemeldet wird, sind seitens der böhmischen Kohlenwerke Unterhandlungen mit den sächsischen und mitteldeutschen Kohlengruben eingeleitet zur Bildung einer freien Convention der böhmischen und mitteldeutschen Werke behufs einheitlicher Gestaltung der Kohlenpreise. — Die GutSb.esitzersehesrau Aurich in Oberdorf und ihre damals noch nicht 17 Jahre alte Tochter hatten im Jahre 1896 in einer Beleidigungsklagesache einen Meineid geleistet. Jetzt, im Monat März dieses Jahres, haben sie sich selbst dieses Verbrechens wegen denunzirt. Das Zwickauer Schwurgericht hat die verehel. Aurich zu 1 Jahr 3 Monaten Gesängniß verurthcilt, ihre Tochter aber, welche damals die Tragweite ihres falschen Zeug nisses noch nicht ermessen konnte, freigesprochen. Glauchau, 6. Juni. Einen schrecklichen Tod in folge Vergiftung erlitt vorgestern der 50 Jahre alte Kaufmann Bergmann hier. Derselbe hatte die Gewohn heit, am Abende kurz vor Schlafengehen noch ein wenig kohlensaures Natron in Wasser aufgelöst zu sich zu nehmen. Dies that er auch am 3. d. M. Abends, nach dem er von einem Ausgange nach Hause gekommen war. Der Unglückliche hat nun unter den Fläschchen usw., die er in seinem Nachttische aufbewahrte, offenbar ein solches mit Arsenik ergriffen und von dem Inhalte ge nossen. Nach unsäglichen Schmerzen ist Bergmann trotz sofortiger und ärztlicher Hilfe am nächsten Tage Abends verschieden. Zwickau. Beim Festzuge zum Mitteldeutschen Bundesschießen hier werden einige dreißig Musikchöre, darunter vier Militärkapellen (104er, 133er, Husaren usw.), mitwirkeu. Die Zahl der Ehrengaben ist unge mein groß; u. a. haben hiesige Industrielle je eine Doppellowry Kohlen ausgesetzt. Crimmitschau, 6. Juni. In der Trocknerei der großen Färberei von Zeiner L Schumann im Vor ort LeitelShain war vergangene Nacht gegen 11 Uhr vermuthlich infolge Selbstentzündung ein Brand ent standen, der glücklicherweise bald gelöscht wurde. Werdau, 7. Juni. Eine verheiralhete Fabrik- arbeiterin aus Leubnitz wollte gestern in einem hiesigen Fabrikbetriebe aus dem gangbaren Wolf sich angesetzte Wolle entfernen. Hierbei ist der linke Arm von dem Treibriemen erfaßt und mit um die Riemenscheibe ge dreht worden. Die Bedauernswerlhe erlitt eine Zer schmetterung des linken Armes. Werdau, 7. Juni. Als gestern srüh ein Pferde besitzer seinen Stall betrat, bemerkte er, daß die Pferde, 3 Stück, losgekuppelt frei im Stalle umherliesen und eins derselben unmenschlich geschlagen worden war, wie die Schwielen am Körper des Thieres zeigten. Jeden falls ist die That auf einen Racheakt zurückzuführen und des Thäters Absicht gewesen, die Thiere sollten sich gegenseitig verletzen. — Aus Anlaß eines Kinderstreites ließ sich am Montag in Niederplanitz bei Zwickau eine Bergarbeiters ehefrau in ihrer Wuth hinreißen, mit einem Beile auf einen 14jährigen Jungen loszugehen und diesen nicht unbedeutend zu verletzen. Freiberg. Am Mittwoch Abend sand man in der Senkgrube eines Hauses an der Bahnhofstraße ein neugeborenes Kind. Obwohl es längere Zeit dort ge- legen hatte, lebte dasselbe noch. Die Mutter, eine im Hause bedienstete Person, und das Kind sanden Auf nahme im Stadtkrankenhause. Frankenberg. In Nieder-Ebersdorf bohret man gegenwärtig nach Steinkohlen und ist in einer Tiefe von ca. 16 Meter auf werthvolle Steinkohlenspuren gestoßen. Es wird Tag und Nacht gearbeitet. Man beabsichtigt ein zweites Bohrloch, ca. 300 Meter entfernt von dem ersten, anzulegen. Eibenstock. Im Keller des in der Hauptstraße hier wohnhaften Kaufmannes F. entstand durch die Unachtsamkeit eines dort augestellten Kommis ein Brand, der sehr leicht größeres Unglück im Gefolge haben konnte. Beim Herunterheben eines mit Terpentin gefüllten Glas ballons war letzterer etwas beschädigt worden. Der Kommis wollte sich nun von der Art der Beschädigung überzeugen, brannte deshalb ein Streichholz an und beleuchtete damit den Ballon. Hierbei fing das aus dem beschädigten Ballon fließende Terpentin Feuer, das sofort weiter um sich griff. Durch das schnelle Ein greifen der sofort herbeigeeilten Feuerwehr, die mehrere Fenster einschlagen mußte, wurde aber der Brand als bald gelöscht. Im Keller lagerten noch mehrere Fässer mit brennbarem Inhalt, die jedoch rechtzeitig in Sicher heit gebracht werden konnten. — Auf schreckliche Weise ist inO st ri tz die 12jährige Tochter des Güterbodenarbeiters Miet um's Leben ge kommen. Das Kind war während der schulfreien Zeit in dem Haushalt des Kürschnermeisters Kunze beschäftigt und von Frau Kunze beauftragt worden, auf das zur Wäsche bereit gehaltene kochende Wasser aufzupassen, während die Hausfrau selbst zur Kirche ging. Das kleine Mädchen kam nun mit den Kleidern der Feuerung zu nahe, so daß diese in Brand geriethen. In seiner Angst lief das Kind, laut um Hilfe rufend, nach dem Hofe, wo ein zufällig anwesender Maurer den Brand erstickte. Leider hatte das unglückliche Kind so schwere Brandwunden erlitten, daß es nach dem Krankenhause in Grunau gebracht werden mußte. Dort ist die Kleine am Donnerstag früh nach entsetzlichen Leiden gestorben. Vermischtes. * Das Universalbad. In letzter Zeit geben besonders die fetten und die magern Leute den Aerzten viel zu schaffen. Es giebt aber heutzutage Universalbäder, wo angeblich jedes Uebel Heilung findet. Fette und Magere besuchen solche Badeorte in der Hoffnung, daß der Fette magerer und der Magere fetter werden wird. So erzählt man von dem berühmten Schauspieler Baron folgendes: Im Badeorte F. war ein junger, eleganter Mann Badearzt; er hatte eine geläufige Zunge, war bei den Damen beliebt und verhalf dem Bade zu einem großen Ruf. Vor einigen Jahren, als Baron in Zenith seines Ruhmes stand, bemerkte der Künstler mit Ent setzen, daß er beinahe zum Skelett abgemagert sei. Er reiste also in das Universalbad. — „Doktor" — sagte Baron zu dem Badearzt — „ich beginne zu verduften; kann ich hoffen, daß ich durch den Gebrauch dieser Bäder etwas korpulenter werde?" — Der elegante Badearzt machte dem berühmten Künstler tausend Komplimente und sagte ihm: „Baden Sie täglich, Sie werden bald die Wirkung erfahren". Baron badete acht Tage hindurch, aber er blieb mager wie früher. Er ging zum Arzte und sagte: „Doktor, das Bad hilft mir nichts". — „Nur Geduld," entgegnete der Arzi, „noch zwei Wochen Geduld; sehen Sie dort im Gartendiesendicken Herrnspazierengehn?" — „Jawohl!" — „Nun, vor drei Monaten, als er hier ankam, war er ebenso mager, als Sie heute sind", — „Wirklich! Aber ich will nicht so dick werden". — „Ich sage das nur, um Ihnen die Wirkung des Bades zu be- weiseu " Es verging ein Monat; Baron war so mager wie vordem. Eines Tages, als er in der Badewanne saß, hörte er in der Nachbarkabine folgen des Gespräch: „Doktor," sagte eine tiefe Männerstimme, „ich bin hier schon längere Zeit, aber statt magerer bin ich noch dicker geworden." — „Geduld," antwortete der Badearzt, „die Abmagerung kommt plötzlich: ich will Ihnen nur ein Beispiel zeigen. Kennen Sie unter den Gästen unsern berühmten Baron?" — „Jawohl, aber ich weiche ihm immer aus; die Gäste müßten lachen, wenn sie uns nebeneinander sehen würden". — „Sie haben recht, nun dieser Mann war einst so dick wie Sie und heute " — „Nein, Doktor, so mager wie Baron will ich nicht werden". — „Das wird auch nicht geschehen; Baron hat die Kur forcirt; in zwei Tagen muß er abreisen". — „Du irrst Dich, Teufelsdoktor," — schrie Baron mit donnernder Stimme — „ich reise noch heute, nein, sofort . „ . . . in einigen Minuten " Eine Stunde darauf saß Baron bereits in der Eisenbahn. * Wie aus Barcelona gemeldet wirb, fiel dort während der Fronleichnamsprocession in der Nähe des Medinaceli-Platzes ein brennendes Stück Papier von dem Balkon eines Hauses. Die Menge, welche glaubte, es handele sich um eine Bombe, stürzte lärmend ausein ander. Hierbei wurden etwa 100 Personen verletzt; viele Damen wurden ohnmächtig. Während die Procession vorüberzog, fanden einige unerhebliche Kund gebungen statt. * Ueber den Untergang der ersten deutschen Südsee- Expedition erhält das „Berl. Tagebl." einen genaueren Bericht aus Herbertshöhe auf Deutsch-Neu-Guinea: Der Expeditionsführer Bruno Menke, Eigenthümer der Dampfyacht „Eberhard", gedachte mit seinen Begleitern drei Jahre in der Südsee zur Erforschung der noch unbekannten Insel zu bleiben. Von Weißen waren bei ihm der Gelehrte Dr. Heinroth und sein Secretär Caro und von Eingeborenen 40 Mann Polizeisoldaten. Zuerst sollte die Insel St. Matthias im Nordwesten von Neu-Hannover erforscht werden, deren Bewohner noch Menschenfresser sind. Eines Morgens, als die Polizei soldaten gerade beim Gewehrreinigen waren, stürzten 50 bis 60 mit Speeren bewaffnete Einwohner heran. Der Secretär Caro bekam einen Speer ins Herz und war sofort todt, Menke wurde durch drei Speerwürfe sehr schwer verwundet und starb auch nach zwei Tagen. Dr. Heinroth, der im Zelt war, stürzte mit einem Re volver heraus und schoß ein paar Angreifer nieder, als er einen Speer in die Wade erhielt. Nun schossen auch endlich die Polizeisoldaten und verjagten die Angreifer. Außer- vem wurden noch sieben Schwarze von der Polizeitruppe verwundet. Die Leichen wurden bei Nacht von den Inselbewohnern forlgeschleppt und aufgefressen. Die Expedition war damit aufgelöst. * Der übermäßige Genuß von Gewürzen hat unter Umständen recht bedenkliche Folgen. Besonders schädlich soll nach Untersuchungen eines italienischen Forschers, I)r. Tinozzi, der übertriebene Genuß von Gewürzen auf die Leber wirken, und zwar kommt es nach seiner Ueber- zeugung verhältnißmäßig häufig zu einer krankhaften Vergrößerung und Schwellung dieses Organs, die man in der Fachsprache des heiligen AeSkulap als Lebercirr- hose bezeichnet. Dr. T'nozzi verabfolgte etwa ein Jahr lang Hunden und Kaninchen in ihrem Futter beträcht liche Mengen von Pfeffer und Piment, den in Italien beliebtesten Gewürzen, und stets stellte sich — wenigstens bei den Kaninchen eine ausgesprochene Lebercirrhose ein, deren Bild genau demjenigen glich, wie es beim Menschen nach dem gewohnheitsmäßigen Genuß reichlicher Spirituosen gefunden wird. Dr. Tinozzo glaubt, seine an Thieren gewonnenen Erfahrungen auch unbedingt auf die Menschen übertragen zu dürfen. Telegraphische Nachrichten vom 8. Juni. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Berlin. Der Bundesrath wird, wie die National liberale Korrespondenz berichtet, voraussichtlich noch bis Ende Juni Sitzungen abhalten und Anfangs Juli sich auf einige Monate vertagen. Inzwischen werden die einzelnen Regierungen diejenigen Stücke des Zolltarifs, die für ihre Landesgebiete von besonderer Bedeutung sind, mit ihren Landwirthschaftlichen, Handels- und Gewerbesachverständigen eingehend berathen. Wenn der Bundesrath im Oktober wieder zusammentritt, wird sich das Urtheil der Bundesregierungen über den Zolltarif soweit befestigt haben, daß die Instructionen für die Bundesbevollmächtigten erfolgen können. Berlin. Das „B. T." berichtet aus Budapest: Die gestern Abend erfolgte Ankunft der Burendeputatton unter Führung Dkwets gab Veranlassung zu großen Straßenkundgebungen. Durch ein Mißverständnis traf Dewet auf einem anderen Bahnhof ein, als bestimmt war, so daß tausende von Menschen vergebens warteten. Als das Komitee von der bereits erfolgten Ankunft er fuhr, wurde er vom Hotel abgeholt und mit seinem Ge folge mit Wagen durch die Stadt geführt. Die Menge sang Freiheitslieder und brach fortwährend in Veracht- ungsrufe auf die englische Regierung aus. Es kamen einige Unfälle vor. Triest. Der hiesige Gemeinderath beschloß wegen des heftigen Conflikles mit dem Bischof sämmtliche Aus gaben für religiöse Zwecke solange zu sjstiren, als der Bischof Dr. Sterk an der Spitze der hiesigen Diözese stehe. Petersburg. Auf der Wolga unweit von Kostrowa scheiterte ein Boot, wobei 11 Personen im Fluß um kamen. London. „Daily Telegr." meldet aus Gibraltar, daß dort ein Ausstand der Zimmerleute bevorsteht, die eine Lohnaufbesserung verlangen. London. „Mornig Leader" berichten aus New-Uork, daß eine politische Arbeiter-Union gegründet werden soll, die sich über die ganze Union ausbrciten wird. London. In Durban glaubt man zu wissen, General Botha habe Lord Kitchener um eine neue Unterredung gebeten. London. Die heutigen Morgenblätter berichten aus Kapstadt, daß General Malan, welcher die Eisenbahn bei Molteno überschritten hat, vom Obersten Krowe verfolgt wird. Die Engländer verloren im Gefecht bei Milowmore 10 Todte. — Wie aus Johannesburg gemeldet wird, hat Botha die Erlaubniß erhalten, sich auf telegraphischem Wege mit dem Präsidenten Krüger in Verbindung zu setzen. Jaroslaw. Der hiesige Grubcnarbeiterstreik nimmt größere Dimensionen an. Bereits über 9000 Arbeiter sind ausständig. Salonichi. In den Bergen wurde der auf der Reise befindliche österreichische Unterthan Davidowitsch von Albanesen gefangen, welche ein hohes Lösegeld fordern. Militär wurde zur Befreiung ausgesandt. Sydney. Das australische Bundeskomitee verfügt, daß augenblicklich mit den Berathungen über die Ein führung des metrischen Systems zur Prägung sämmt- licher australischer Münzen begonnen werde. Der Premierminister wünscht die Einführung des metrischen Systems. Eisenbahnfahrplan. Gütig ab 1. Mai 1901. Von Hohenstein-Ernstthal nach Chemnitz: 12.28, 3.23, 5.02, 6.11, 6.58, 7.19 (nach Limbach), 7.32*, 7.47-j-, 9.27, 10.38, 12.03, 1.00-j-, 2.13, 3.35-f-, 5.40* 6.00, 6.51, 7.39*, 7.45-j-, 8.28, 10.09, 11.17 (nur Sonn- u. Festtags.) -s- bedeutet Anschluß nach Limbach. Von Hohenstein-Ernstthal nach Glauchau: 3.09, 5.16, 7.39*1-, 8 00, 9.59-j-, 10.42 (bis Glauchau), 1.05-f-, 3.50-j-, 6.41, 7.36 (nur Werktags vor Sonn- und Festtagen bis Glauchau), 7.481-, 8.13*, 9.36-s-, 11.30. - j- bedeutet Anschluß nach Lichtenstein. Ankunft von Chemnitz in Hohenstein-Ernstthal: 3.15, 5.14, 6.21, 7.07 (von Llmbach), 7.38*, 7.59, 9.57, 10.41, 12.52, 1.02, 3.48, 5.12, 6.27 (Werktags vor Sonn- u. Festtagen), 6.37, 7.10, 7.35 (Werktags vor Sonn- u. Festtagen), 7.47, 8.03, 8.12*, 9.35, 11.08 (nur Sonn- und Festtags), 11.28. (* bedeutet Schnellzug.) Von Wüstenbrand nach Chemnitz: 12.36, 3.31, 5.12, 6.20, 7.08, 7.55, 9.37, 10.47, 12.12, 1.11, 2.22, 3.36, 3.46, 6.09, 7.00, 7.54, 8.38, 10.19, 11.27 (nur Sonn- und Festtags). Bon Wüstenbrand nach Limbach: 8.04, 1.16, 4.06, 8.15. Bon Limbach nach Wüstenbrand: 6.01, 11.54, 2.47, 6.32.