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sm Wnchciii-UnslAl, LbnlnWitz, EklsSms, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 1V Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 117. Mittwoch, den 22. Mai 1901. 28. Jahrgang. T K g e Ä g c s eh i ch t c. Deutsches Reich. — Die „Nordd. Allgem. Z»g." meldet: Der Reichs kanzler lud die zuständigen Minister von Preuhen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Hessen zu einer Be sprechung der zollpolitischen Angelegenheiten auf den 4. Juni nach Berlin ein. — Der „Berl. L.-A." schreibt: Zur Verhaftung der beiden Direktoren der Pommerschen Hypothekenbank Wilhelm Schultz und Fritz Romeick wird die Meldung verbreitet, daß sie auf Grund von Denunziationen und Anzeigen früherer Angestellter erfolgt wäre. Das ist nach unseren Informationen keineswegs der Fall. Die Festnahme der beiden Direktoren ist vielmehr als Folge eines Berichts anzusehen, den eine von behördlicher Seite eingesetzte Revisionskommission der Staatsanwaltschaft erstattet hat. Die Kommission hatte bei einer uuver- mutheten Revision durch Einsichtnahme in die Geschäfts bücher der Pommerschen Hypothekenbank festgestellt, daß von dieser eine ganze Anzahl von Grundstücken zu hoch bestehen waren, sodaß die gegebenen Unterlagen dem Werth der Pfandbriefe nicht mehr entsprachen. Die Staatsanwaltschaft nahm daraufhin Veranlassung, den Kriminalkommissar Zillmann mit der Verhaftung der beiden Direktoren zu beauftragen, welche die Verant wortung für die Handlungsweise zu tragen haben. Das Angebot einer größeren Kaution hat bisher noch nicht zur Freilassung geführt. — Die Ist-Einnahme an Zöllen und Verbrauchs steuern hat im Reiche im April 1901 61,8 Millionen Mark oder 3,5 Millionen Mark weniger, als im April 1900 betragen. An dem Weniger ist hauptsächlich die Zuckersteuer und zwar mit 2,6 Millionen betheiligt, aber auch die Zölle mit 0,9 Millionen, die Maischbottich-und Branntweinmaterialsteuer mit 0,4 Millionen. Die Branntweinverbrauchsabgabe hat ein Mehr von 0,4 Mill, ergeben, die Tabak- und die Brausteuer kleinere Mehr beträge. Von den übrigen Einnahmen haben die Reichs stempelabgaben einen Ertrag von 4,7 Millionen abge worfen, wovon 2,8 Millionen auf die Börsensteuer und 1,8 Millionen auf die Loosesteuer entfallen. — Dav Kriegsministerium theilt mit: Der Dampfer „Wittekind" ist mit 16 Offizieren und 400 dienstun- branchbaren Mannschaften von Shanghai am 16. Mai in Singapore eingetroffen und am 19. Mai weiter- gefahren. — Wie die „National-Zeitung" hört, hat die Ver anlagung zur Einkommensteuer in Preußen für 1901 17 Mlllionon Mark mehr als für 1900 ergeben. Die „Deutsche Tagesztg." schlägt vor, im Reichs tags-Wahlkreise Duisburg-Mülheim Herrn v. Miquel das freigewordene Mandat anzutragen. Das würde anch den Wünschen des Ex-Ministers entsprechen. — Bei einem Pistolenduell zwischen zwei Offizieren am Himmelfahrtstag in Mainz hat nach dem Mainzer Journal ein 13maliger Kugelwechsel stattgefunden. Auf dem Kampfplatz waren nicht weniger als vier Aerzte thätig. Die Namen der Offiziere sind : Husarenleulnant Vogt und Oberleutnant Richter von dem 88. Infanterie- Regiment. Der letztere hat einen Schuß in die Achsel erhalten und soll schwer verletzt sein, während Vogt nur eine leichte Verletzung erlitten haben soll. Richter wurde in das St. Vincenzhospital verbracht. Der Hvsarei- leutnant Vogt hat öfters mit der Gattin Richters Spazier ritte unternommen, dies hat den Grund zum Duell ge geben. Chinaschmerzerr. Beinahe ist ein Jahr verflossen, seit in China die Boxerunruhen ausbrachen und fast keine der einst so energisch betonten Forderungen der verbündeten Mächte ist bisher durch China erfüllt worden. Auf ihrem ersten Versuchsfelde hat — man kann sich der Erkenntnih dieser Thatsache nicht verschließen — die l?in äo siöolo-Schöpf ung „die Weltpolitik" Fiasko gemacht. Alle Welt ist chinamüde und fast alle die Mächte, welche vor Monaten in ihrer Ungeduld nicht schnell genug ihre Schiffe und Truppen mobil machen und nach China werfen konnten, sie möchten sie je eher, je lieber zurückziehen, wenn sich das nur Halbwegs mit Anstand bewerkstelligen ließe. Die Bestrafung der Rädelsführer und der Theil- nehmer am Boxeraufstande und die Wiederherstellung geordneter Verhältnisse: das war die Aufgabe, welche den verbündeten Truppen gestellt worden war. Und im Verein mit den militärischen Operationen sollte der chinesische Hof auf diplomatischem Wege veranlaßt werden, wieder nach Peking zurückzukehren. Es sollte unbedingte Sicherheit für die Zukunft gewonnen werden, daß ähn liche Vorkommnisse sich nimmer wiederholen könnten, daneben aber auch chinesifcheiseits eine entsprechende Entschädigung geleistet werden für die Kosten der mili tärischen Expedition, wie der Ersetz der durch die Boxer zerstörten Werthe und Besttzthümer der Europäer. End lich sollte eine Abordnung chinesischer Würdenträger an die europäischen Höfe abgehen, um für den durch die Boxer den Gesandtschaften und Konsulaten zugesügten Schimpf nach dem Brauche der Diplomaten förmliche Genugthuung zu leisten. Was ist von diesen Forderungen nun erreicht worden? Was die Bestrafung der Boxer- führer anbelangt, so sind die von Anfang an als Haupt- rädelsführer bezeichneten Persönlichkeiten der Ahndung ihrer Vergeben bis jetzt so gut wie entgangen. Prinz Tnan und Tungfuhsiang, die am meisten bloßgestellten Häupter des Anstandes, sind noch heutigen Tages außer dem Machtbereich der Verbündeten. Die lebenslängliche Einkerkerung des Prinzen Tuan in Turkestan wird ebenso wie die lebenslängliche Verbannung TungfuhsiangS nach Kansu „ernstlich" wohl von Niemand „ernst" ge nommen werden. Wenn die europäischen Truppen erst einmal China geräumt haben, werden die beiden Exi lirten ebenso frei sich wieder am chinesischen Hofe be wegen, wie früher. Die Wiederherstellung der Ordnung in der Provinz Tschili ist trotz der unaufhörlichen Streifungen der Verbündeten noch nicht erreicht. Die neuesten Drahtungen bringen erst wieder Kunde vom Ausbruche neuer Unruhen südlich von Paotingfu und in Tschengtingfu, nachdem die Franzosen dort abgezogen sind. Eine Niedermetzelung europäischer Christen wird allerdings in dieser Provinz sobald nicht wieder vor kommen, aber nur, weil diese europäischen Christen, so weit sie am Leben geblieben sind, auswanderten. Sollten sie sich es beikommen lassen, ohne den Schutz europäischer Bajonette zurückzukehren, so würden sich binnen kürzester Zeit die Greuelscenen wiederholen, deren Schilderung vor wenig Monaten die civilisirte Welt empörten. Auf das bekannte Rundschreiben de« Kaisers Kwangsü im vorigen Herbste wurde von den Mächten einstimmig die Forderung gestellt, der chinesische Hof habe nach Peking zurückzukehren, da erst nach dessen Rückkehr über eine Zurückziehung der verbündeten Truppen verhandelt werden könne. Der chinesische Hof machte aber nicht die geringsten Anstalten, von Singanfu nach Peking zu- rückzukehren, im Gegentheil, er bereitet sich vor, sich noch tiefer in das Innere des Landes zurückzuziehen. Unter solchen Umständen kann von einer Nachgiebigkeit des chinesischen Hofe« um so weniger die Rede sein, als an ihm selbst ein fortwährender Wechsel de« Einflusses zwischen der fremdenfeindlichen, durch die Kaiserin, und der fremdenfreundlichen, durch den Kaiser Kwangsü repräsentirten Strömung stattfindet. Die Entschädigungs ansprüche der Mächte sind auf 450 Millionen Tael« beziffert worden. China gab zunächst diesen auf das Aeußerste eingeschränkten Forderungen gegenüber seinem Erstaunen Ausdruck über die Höhe dieser Summe. Jetzt beginnt e« mit allerlei Anzahlungsmodalitäten hervorzu- lreten, offenbar damit rechnend, daß durch eine weitere Verschleppung der EnlschädigungSfrage eine weitere Er mäßigung der Rechnung zu erreichen sein werde, was gar nicht so unwahrscheinlich ist, da die Mächte sich noch immer völlig im Unklaren darüber sind, in welcher Form China Sicherheit leisten solle für eine richtige Abzahlung seiner Schuld an die Mächte. Jetzt stehen die Expeditionstruppen noch in China und trotzdem machen die Chinesen ihre bekannten Winkel züge, wie würden sie sich erst drehen und winden, um ihren Verpflichtungen zu entschlüpfen, wenn die Diplo maten nicht mehr vermittels der Bajonette ihrer Soldaten ihren Forderungen Nachdruck zu geben vermögen? Von einer Entsendung der Abordnung von Würdenträgern, deren Namen schon genannt und deren Beziehungen in den europäischen Zeitungen bereits vor Monaten auf das Eingehendste zergliedert worden sind, schweigen alle Flöten. Also selbst die gerechten Forderungen der diplo matischen Ueberlieserungen werden „in die Esse" ge schrieben. Trotzdem also bisher so gut wie nichts zur Befriedigung der von den Verbündeten aufgestellten Forderungen geschehen ist, hat Amerika bereits den größten Theil seiner Truppen zurückgezogen, Frankreich war im Begriff, ähnlich zu verfahren, und hat sich nur durch die Ereignisse der letzten Tage bestimmen lassen, dem General Voyron, der die Einschiffung der franzö sischen Truppen vorbereiten sollte, Gegenbefehl zu geben. Ebenso wird sich Deutschland genötbigt sehen, wenn e« nicht die Kosten cmer weiteren militärischen Expedition allein tragen will, Anstalten für die Rücknahme der Truppen zu machen. Graf v. Waldersee soll seine Rück kehr für den Monat Juni ins Auge gefaßt haben, was schon dadurch gerechtfertigt wäre, daß die in China zu rückbleibenden Truppen etwa die Stärke einer Brigade, höchstens die einer Division haben werden, als ihr Ober- kommandanl mithin ein Generalfeldmarschall nicht am Platze wäre. So sehen wir, daß China mit Erfolg die politische Aushungerung der verbündeten Mächte betrieben hat. Das europäische Concert hat seine Ohnmacht in der Welt politik völlig bewiesen. Es beweist sie nochmals dadurch, daß es in dem Augenblick seine Truppen aus China zurückzieht, in welchem nach angeblich zuverlässigen Quellen der chinesische Hof einen neuen Aufstand vorbe reitet, der über Nacht eintreten kann und den bisherigen Wirren erneute Nahrung geben würde. OertlicheS und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 21. Mai. — Morgen Mittwoch wird von Vormittag 8 Uhr ab in der Hausflur des hiesigen Rathhauses das Fleisch eines wegen geringgradigem Rothlauf beanstandeten jungen Schweines in gekochtem Zustande, ä Pfund 40 Pfg., öffentlich verkauft. — Zur Frage der Steuerreform. Die „Dresdner- Nachrichten" geben an leitender Stelle, in Anknüpfung an die württembergischen Verhandlungen über die Frage der Reichseisenbahngemeinschaft, der Befürchtung Ausdruck, daß auch in Sachsen mit der sinkenden Eisenbahnrente bis zu einem gewissen Grade das Ver trauen zu der Festigkeit des Widerstandes gegen eine solche Gemeinschaft abnehme, und daß selbst ein voll gerüttelt und geschüttelt Maß von sächsischem Local patriotismus keine unbedingt zuverlässige Gewähr gegen einen Umschwung der Stimmung "im Lande in der Eisenbahnfrage, ähnlich wie jetzt in Württemberg, mehr bieten würde, falls es sich bestätigen sollte, daß man an leitender Stelle gewillt sei, auf die Durchführung