Volltext Seite (XML)
Versicherung? kammer hat diese Erklärung angenommen und in gleicher Weise auch die übrigen dem Verband nicht angehörenden, Hierlands conzessionirten Ver sicherungs-Gesellschaften verpflichtet. Bisher hat in allen Fällen, in denen auf erhobene Beschwerde Ver sicherungssuchender die Kammer in die Lage gekommen ist, von der gedachten Vereinbarung Gebrauch zu machen, der Verband den gestellten Anträgen ent sprochen. — König Albert von Sachsen und Feldmarschall Graf Moltke. Ein Rückblick zum 26. Oktober 1900. — Der sächsische König hatte schon als Kronprinz seiner hohen Meinung von dem preußischen Schlachtendenker und Schlachtenlenker Moltke mehrfach thatsächlichen Aus druck gegeben, zuerst gelegentlich der vebungsreiie des großen Generalstabs Milte August 1869 in der Nicht- ung von Stolpen auf Großenhain unter Leitung des damaligen Generals v. Moltke, zu welcher auf Veran lassung des Kronprinzen Albert auch sächsische General- stabeosficiere zugezogen wurden. General von Moltke wurde am 12. August 1869 von dem sächsischen Kron prinzen in Dresden empfangen. Das huldvolle Ver halten des Kronprinzen Albert gegen den General von Moltke entsprang nicht allein äußerlicher Höflichkeit, sondern der Hochachtung, die ein hervorragender Geist dem andern willig bezeigt. An diese erste Begegnung knüpfte sich im Verlauf der Jahre ein immer fester werdendes Band gegenseitiger Verehrung. Kronprinz Albert schrieb an Minister Dr. Schneider aus seinem Hauptquartier Margency vor Paris unter dem 22 Okt. 1870: „Die glücklichen Erfolge, bei denen ich übrigens nur das Werkzeug eines wahrhaft militärischen Genies, des Generals Atollke, war, danken wir der außerordent lichen Bravour der Truppen." Wie hoch andererseits der greise Stratege den König als Feldherrn schätzte, das sprach er 1879 gegenüber dem damaligen sächsischen Major und Mililärbevollmächtigten in Berlin und heutigen sächsischen Kriegsmmistsr Edler von der Planitz aus, als dieser ihm bei Gelegenheit des 60jährigen Dienst jubiläums ein Handschreiben mit den Glückwünschen des Königs überreichte. Er äußerte damals: „Wir sind dem König zu sehr großem Dank verpflichtet für die Leistungen und die hingebende Unterstützung, welche er im Krieg 1870/71 uns erwiesen bat. Seine Armee- sührung zeichnete sich durch zwei überaus wichtige Eigenschaften aus: durch den unbedingten verständniß- vollen Gehorsam gegenüber der obersten Heeresleitung und durch Energie der Ausführung. Diese beiden charakteristischen Eigenschaften haben die Führung der Maa-icrmee durch den König zu einer so hervorragenden gemacht." Durch den persönlichen Adjutanten und Neffen des Feldmarschalls von Brut erfuhr damals Major von der Planitz zu gleicher Zeit, daß sich der Fe'vmarschall ein Bild des Königs Albert wünsche. Der König beschloß, als er dies erfuhr, sich sofort malen zu lassen, uns bildete dies Gemälde ein Gegen stück zu dem Bilde des Waffenbruders des Sachsen- königs bei Sedan, des nachmaligen Kaisers Friedrich, das dieser dem Grasen Moltke vorher verehrt hatte. Ter König erfüllte mit größtem Vergnügen den Wunsch des Feldmarschalls. Er hatte dies, wie er sagte, nur nicht ohne besondere Anregung gethan, aus Bescheiden heit und im Zweifel, ob der Feldmarschall sich darüber freuen würde Im Königreich Sachsen weilte Gras Moltke sehr ost, bald auf Dienstreisen, bald zu Besuch bei seinem Neffen Major von Burt, der sich später in Blafewitz bei Dresden ansässig machte und noch heute wird im Sachsenlande dort, wo der große deutsche Feld herr l.ingekommen ist, viel von ihm erzählt. — Wie uns aus Chemnitz mitgetheilt wird, finden am 13. und 14. November im neuen Kauf männischen Vereinshanse daselbst 2 Concerte vom Kgl. Hosmusikdirector Trenkler aus Dresden statt. Näheres hierüber durch spätere Inserate. — Seitens der evangelischen Geistlichkeit Sachsens wird über die Reisepredigten des Prinzen Max, welche als Propaganda für die katholische Kirche im evangelischen Sachsen angesehen werden, eine Beschwerde beim CultuS- ministerium vorbereitet. — Todt aufgefunden wurde am Mittwoch Morgen in Oelsnitz i. E. in der Nähe des Gasthofs „Heiterer Blick" der Bergarbeiter Otto Klötzer aus Neudörfel. Derselbe war Dienstag früh pünktlich auf Hedwigschacht angefahren und hatte sich vermuthlich am Abend auf dem Nachhausewege einen kleinen KirmeSrausch geholt, ist vom Wege abgekommen, vor Müdigkeit eingeschlafen und erfroren. Klötzer war als ein sonst sehr nüchterner, zuverlässiger und pünktlicher Arbeiter bekannt. Dresden, 25. October. Das „Dresdner Journal" schreibt: „Seit einigen Wochen behandelt ein großer Theil der sächsischen Tagespresse immer von neuem in ganz ernsthaft gehaltenen Erörterungen die Frage, ob die sächs. Staatseisenbahnen an das Reich oder an Preußen, sei es auf dem Wege des Verkaufs oder der Verpachtung oder in irgend einer anderen Form über lassen werden sollen. Veranlaßt sind diese Erörterungen offenbar durch ein, unbekannt von welcher Seite, in Umlauf gesetztes und anscheinend ohne weiteres als be gründet angesehenes Gerücht, nach welchem die König!, sächsische Regierung ein sehr hohes und sogar ziffern mäßig angegebenes Angebot für die Ueberlassung der diesseitigen Staatsbahnen gemacht hätte, das zur Zeit der Gegenstand von Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen bilde. Es hätte sich wohl mit einigem Recht erwarten lassen, daß dieses für jeden Einsichtigen den Stempel des Unwahrscheinlichen an der Stirn tragende Gerücht bald von selbst wieder verstummen würde. Da dies aber nicht der Fall zu sein scheint, sind wir ermächtigt, ausdrücklich zu erklären, daß das fragliche Gerücht aller und jeder Grundlage entbehrt, daß die Königl. preußische Regieruug weder das behauptete, noch irgend ein anderes, ähnliches Angebot der diesseitigen Regierung gemacht hat, und folglich auch zwischen beiden Regierungen keine Verhandlungen über ein solches statt, finden können. Wir können dem noch hinzufügen, daß ebenso auch die weitere Behauptung, die Staatsregierung nähme der Frage der Abtretung der Staatsbahnen gegenüber jetzt nicht mehr die frühere ablehende Stellung ein, vollkommen aus der Luft gegriffen ist." — Die „Deutsche Wacht" theilt mit: Die Section des Bremsers Dietrich hat zunächst ergeben, daß die Kniebänder des Verstorbenen in einer Weise verkürzt waren, welche alle Gehversuche schlechterdings aus schließen mußte. — Die gesummten städtischen Schulgebäude in Leipzig hatten zu Beginn des Jahres 1900 einen Buchwerth von 13,534,787,78 Mk. Von diesem Betrage entfielen auf die Gebäude der höheren Schulen (einschließlich Alumneum des Thomas-Gymnasiums 2,779,726,53 Mk., sowie auf die Gebäude der Volksschulen (einschließlich der Fortbildungsschule für Mädchen) 10,755,061,25 Mk. Wildnfels, 24. Oktober.. Auf Anordnung des Bezirksarztes ist von gestern ab die hiesige Volksschule wegen stark aufgetretener Masernepidemie bis auf weiteres geschlossen worden. Meerane. Von nächsten Sonntag, den 28. Okt. bis mit 5. Nov. veranstaltet der hiesige Keglerclnb „Centrum" ein großes öffentliches Preiskegeln im Restaurant „Stadt Wien." Der erste Preis beträgt 200 Mk., wert, sogar 250 Mk. Der zweite Preis 125 Mk. u. s. m. Das Kegeln wird nach denselben Regeln rind Bedingungen (3 Kugeln 30 Pfg.) wie voriges Jahr stattfinden. Zwickau, 25. Oktober. Auf der neuen Paradies brücke hier finden gegenwärtig Belastungsproben statt. Diese Brücke hat eine Fahrbahn von 8 Meter Breite, welches mit komprimirtem Asphalt auf Beton versehen ist. Die beiden Fußwegs sind je 2,70 Meter breit; die Widerlager, Userpseiler, sowie der Strompseiler sind von Baumeister Frey hier aus Lausitzer blauem Granit her- gestellt. Die 180 000 Kilogramm schwere Eisenkonstruk lion, ohne Geländer und Zierralhe, lieferte die Brücken bauanstalt von Beuchelt u. Co. in Grünberg in Schlesien. Der Oberbau der Brücke ist so hoch gelegt, daß nach menschlichem Ermeßen eine Gefährdung desselben durch Hochwasser ausgeschlossen ist. Die Straßen an beiden Userseiten sind asphaltirt, die Chemnitzer Straße am östlichen Ufer ist höher gelegt worden. Die Brücke und ihre Umgebung gewährt einen prächtigen Anblick. Der Brückenbau kam erst nach langen Verhandlungen mit den Berg- und Strombehöcden zur Ausführung. — Das östliche Muldenufer an der.Flurgrenze Zwickau-Schede witz, vor dem sogenannten Röhrensteg, Muldenbrücke, ist bedeutend et höht worden, da die dortigen Wege, die Herings-Brauerei, der östliche Zugang zum Nöhrensteg bei dec Hochfluth 1897 und 1899 stets stark unter Wasser gesetzt waren. Werdau Die Gebrüder Werner, Louis und Richard, von hier hatten sich am Mittwoch abermals vor der 2. Strafkammer des Königl. Landgerichts Zwickau wegen Betrugs und Betrugsversuchs zu verantworten. Louis Werner, welcher in Sträflingskleidung vorgesührt wurde, trug wiederum sein freches Wesen zur Schau. Während er zu weiteren sieben Monaten Gesängniß verurlheilt wurde, wurde Richard Werner sreigesprochen. Das Opfer der Betrügereien ist der Spinnereibesitzer Julius Kluge in Kiendorf bei Lößnitzthal. Es handelte sich im Kernpunkt darum, daß die Angeklagten für Kluge Baum wollsendungen aus England über Hamburg bezogen, bei denen sie die Tara willkürlich festsiellten, zu gering an gaben, dagegen das Gewicht bedeutend herausschraubten und sich dadurch zum Schaden Kluges einen Vermögens- vortheil durch Vorspiegelung falscher Thatsachen in mehreren Fällen verschafften. Annaberg, 23. Oktober. Der Ehrenrath des hiesigen ärztlichen Bezirksvereins verurlheckte den Dr. W. in Neudorf wegen Vergehens gegen §8 1 und 2, Satz 1 der StandeSordnung zu 750 Mk. Geldstrafe, Aberkennung des Wahlrechts und der Wahlsähigkeit zu den vom Vereiue zu bewirkenden Wahlen auf die Dauer von 5 Jahren und Tragung der Kosten in Höhe von 30 Mark. Eine vom Verurtheilten bei dem ärzt lichen Ehrengerichtshos der Kceishauplmannschaft Zwickau eingelegte Berufung wurde verworfen. Um was es sich gehandelt hat, ist in der Oeffentlichkeit nicht be kannt geworden. Der Paragraph, wegen dessen die Verurtheilung erfolgte, lautet: „Jeder Arzt ist verpflichtet, seinen Beruf gewissenhaft auszuüben und durch sein Verhalten in der Berufsthätigkeit wie außerhalb der selben die Ehre und das Ansehen seines Standes zu wahren." Vermischtes. * Eingeschneit. Jäh und unerwartet ist nach den sommerlich.schöuen Herbsttagen im Riesengebirge der Winter hereingebrochen. Eine Dame, die bei schönstem Wetter von Johannesbad aus einen Ausflug ins Ge birge unternahm und auf dem Koppenplan von einem derartigen Schneewetter überrascht wurde, daß sie in der „Wiesenbaude" Zuflucht nehmen und sich dort bis auf Weiteres einquartieren mußte, schreibt: „Es ist für den Augenblick gar nicht abzusehen, wann ich zu Thal kann; dann nur mit dem Hörnerschlitten. Der Schneesturm braust hier oben mit furchtbarer Gewalt, und säße man nicht in-dieser festen Baude, bei so lieben, freundlichen Menschen, es könnte Einem recht bange werden. Ein Paar riesige Bernhardinerhunde bellten von Zeit zu Zett auf, — da kommt ab und zu eine bis zur Unkenntlich keit eingewickelte und vermummte menschliche Gestalt, ein Schmuggler oder ein Grenzwächter — oft hart hintereinander. Der Schnee liegt stellenweise 3 Meter hoch, und es ist schrecklich stürmisch." * Zu dem schweren Vrandunglück in Kaysersberg (Elsaß), dem neun Personen zum Opfer fielen, werden jetzt noch folgende Einzelheiten bekannt. Das dort in der Hafnergaffe gelegene Halbmeyersche Anwesen wurde während der Nacht durch ein Feuer heimgesucht, welches bald so große Ausdehnung annahm, daß binnen kurzer Zeit das ganze Gehöft einem einzigen Feuermeer glich, und diesem gegenüber die Feuerwehr vollständig machtlos blieb. Aus dem dritten Stock, der von der Familie Pfeisfle bewohnt wurde, konnte niemand gerettet werden. Vater, Mutter und fünf Kinder im Aller von 3 bis 14 Jahren und ein 51jähriger Arbeiter, der ebenfalls dort wohnte, kam in den Flammen um. Im zweiten Stock entgingen die Bewohner nur mit äußerster Mühe dem Verderben; zwei Mädchen sprangen in ihrer Todesangst zum Fenster hinaus und brachen beide Arme. Dagegen blieb auch hier e n sieben Monate altes Kind zurück und konnte durch den verzweifelnden Vater aus den Flammen nicht nn-hr h-rauSgeholt werden. Damit sind neun Per sonen dem verheerenden Elemente zum Opfer gefallen. Wie verlautet, ist der Brand durch Fahrlässigkeit des verunglückten Peisfle entstanden, der noch spät gearbeitet hatte und dabei das brennende Licht unter eine Treppe gestellt hatte, wo umliegendes Stroh Feuer sing. An eine Rettung der Unglücklichen mar unter den obwalten den Umständen nicht zu denken. * Mit 74 Jahren Vater des 41. Kindes wurde vor wenigen Wochen ein bei North Foster im ameri kanischen Staate Rhode Island ansässiger Franzose Namens Bresson. Es ist allerdings seine dritte Frau, die ihn mit diesem mehr als überzähligen Sprösslinge, einem munteren Knaben, beschenkte. Bresson verließ als 16jähriger Jüngling seine Heimath, um in der neuen Welt sein Glück zu versuchen. Er ging schließlich nach Connecticut, wo er sich mit der Tochter eines wohl habenden Farmers verheirathete. Diese machte ihn gleich im ersten Jahre zum Vater von Drillinge», denen nach kaum zwölf Monaten Zwillinge folgten. Alle fünf Kinder blieben am Leben und ebenso die zehn weiteren Babys. In den ersten drei Jahren der zweiten Ehe fügten sich »och drei weitere Zwillingspärchen hinzu und dann kehrten einzeln sechs kleine Weltbürger ein. Der ge- sammle Nachwuchs erfreute sich einer beneidenswertsten Gesundheit, nur im Winter 1880 lagen 16 Kinder auf einmal an Masern darnieder. Nach dem Ableben seiner zweiten Frau ging Bresson eine dritte Ehe ein und zwar wieder mit einem noch jungen Mädchen. Die Stief mutter der zwei Dutzend Kinder — drei waren in zwischen gestorben — ließ den Familienkreis mit jedem Jahre um ein Glied anwachsen. Die älteren Kinder Heirathelen jung und nahmen sich'eiu Beispiel ar: ihren Eltern. Seine Enkel kann der Großvater längst nicht mehr herzählen, da es schon weit über Hundert sind. Bresson ist trotz seines Alters noch im vollen Besitz seiner Kräfte und arbeitet mit dem jüngsten Farmknechte um die Welte. Er stammt aus einer der kinderreichsten Familien Frank reichs. Von achtzehn Geschwistern war er der älteste. * Woher kommen die neuen Tänze? Nicht mehr lange wird es dauern, und die Ballsäle erstrahlen wieder in Glanz und Licht. Die jungen Damen und Herren versuchen wohl schon jetzt einmal nach einem gemächlichen Abendessen, ob sie die „Washington Post", den „Sir Roger" und alle die neuen Tänze, die sich bei uns allmählich eingeführt haben, noch mit Anmuth tanzen können. Ganz heimlich hat es sich in der Ge sellschaft herumgesprochen, daß in diesem Winter der ungarische Nationaltanz Magyar-Kör viel getanzt werden wird. Da fragt man sich denn, wie eine solche Neuheit zum Publikum gelangt. Das geschieht durch die Genossenschaft deutscher Tanzlehrer „Hochschule für Tanzlehrkunst", welche jedes Jahr um Ostern einen vierzehntägigen Tanzkursus in Berlin abhält. Daran dürfen nur Tanzlehrer und Lehrerinnen theilnehmen. Aus den entferntesten Ländern kommen solche Damen und Herren, junge und alte herbei, um die günstige Gelegenheit zu benutzen, ihr Kenntnisse auszubreiten. Es werden die Tänze der verschiedensten Nationen ein geübt, eigene Ideen und Ausarbeitungen der betreffenden Theilnehmer probirt und einstudirt, die dann im Tanzunlerricht — in den verschiedensten Stadien der Jugend beigebracht werden. Meistens beherrscht der neue Tanz die Saison, der am Schluß de» Cursu« bei der Prüfung vor geladenen Gästen den lebhaftesten Beifall fand. — Freilich werden auch viele neue Tänze auf Grund anderer Veranlassung zu Modetänzen. So kam z. B. die Washington-Post vor zwei Jahren über