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Reise geben dürfe. Die Vorgesetzten, die von den Voraussetzungen, von denen der Mann ausging, nichts wußten, meinten, daß er den Leuten das Vergnügen immerhin bereiten könne. Der patriotische Metzgermeister eilte nun sofort per Rad nach Hause und kehrte nach kaum einem Viertelstündchen mit einem großen, mit Würsten gefüllten Korbe zurück. Er begann sofort mit der Austheilung und schmunzelnd nahmen die Officiers- burschen die Gaben an. Die letzte der Würste, eine kernige, leckere Cervelatwurst, händigte der gebefreudige Metzgermeister einem Burschen mit dem Hinzufügen ein, die solle er unlerwegs den Vorgesetzten überreichen, die sei so dauerhaft gearbeitet, daß sie bis — nach China balte. Zu guterletzt wendete sich der Metzgermeister an die beiden Vorgesetzten und bat sie: „Gelle 'se, meine Herrn, wann se emol driwe in China sinn, do sinn se aach so gut und schicke m'r emol e Ansichts- kaart!" Ganz erstaunt fragten die Beiden : „Ja, wohin denken Sie denn, daß die Burschen reisen?", worauf der Metzger erwiderte: „Ei no, die fahre doch nach China". „Nee", meinten der Feldwebelund der Sergeant, „die fahren nicht nach China, die fahren ja nach — Wörrstadt". Was da der Metzgermeister für ein Gesicht machte, und wie er nach seinen Würsten guckte, soweit die noch nicht bei deu braven „Chinakriegern" ver schwunden waren — das kann man sich ungefähr vor stellen. * Ja, Herr Pfarrer, Sie sollen Recht haben! In der Nähe einer Provinzialstadt in Niederösterreich steht eine Fabrik, die etwa 200 Arbeiter beschäftigt. Einer derselben lernte ein braves, arbeitsames Mädchen kennen, verlobte sich mit ihr und ging behufs Ankündigung der beschlossenen Ehe mit den nothwendigen Documenten zu seinem Pfarrer in die Pfarrkanzlei. Die Braut aber war evangelischer Confession! „Sie sind ein christ licher Mann," sagte der Pfarrer, „und da thun sie ein schweres Unrecht, eine Protestantin heirathen zu wollen. Nein, das dürfen Sie nicht. Wegen der Braut machen Sie sich keine Sorgen; sie wird es bald verschmerzen; sie wird schon einen Bräutigam ihres Glaubens finden, sie soll nur einen Protestanten heirathen. Folgen Sie mir, mein Lieber!" „Ja, aber es is a Kind da, Herr Pfarrer, da kann ich nimmer z'ruck." „O schon," sagt daraus der würdige Pfarrherr, „so was macht man mit Geld ab, verstanden!" Und da stand der arme Mann, die Aufregung kaum bemusternd, den Hut nervös in seiner Hand hin und her drehend. Nach einigen Minuten peinlicher Stille fand er endlich die Kraft zu sprechen. Wie resignirt in sein Schicksal sagte dieser schlichte Mensch: „Ja, Herr Pfarrer, Sie sollen Recht haben," empfahl sich und ging, um nach einer Stunde beiläufig wieder beim Pfarrer zu erscheinen, dem er den bei der Bezirkshaup:mannschaft erhaltenen Schein, daß er soeben aus der katholischen Kirche ausgetreten und zum Protestantismus übergetreten sei, vorwies. Als der Pfarrer wie vom Blitz getroffen dustand und verblüfft dreinschaute, sagte der Mann: „Hab' nur gethan, wie Sie es angeschafft haben; jetzt heirathet's Madel nach ihrem Willen einen Protestanten! 's ist nur, damit Herr Pfarrer Recht behalten! Nur deswegen! (Aus der deutsch-völkischen „Saazer Zeitung.") Handels-Nachrichten. Uvrllu, 29. Mai. (Wechsel-Cours). üank- Vlsevnt Mark 'Amsterdam 3'/, b T 169,20 G per 100 fl. b. -1 /« 2M 168,20 G Brüssel und Antwerpen 3'/, b T 81,15 bz pr. 100 Francs. "3M 80,50 G Italienische Plätze - 10 T 77,— G pr. 100 Lire 2M — Schweiz. Pl. 100 Fre. 4'/, 10 T 81,05 G London 8 T 20,44 G pr. 1 Lstrl. 4 3M 20,26 G Madrid und Barcelona 5 "T — pr. 100 Pesetas 2M — Paris 3 ST 81,25 G pr 100 Franc 3M 80,60 G Petersburg 5'i, b T — pr. 100 Rubel "3M — Warschau 100 Rubel 5'/, 8 T — Wien , 8T 85,— G per 100 Kr. ii W. " 3M 84,25 G Reichsbank 4°/», Lomb.-Z.-F. 5°/«. Vertin, 29. Mai. Spiritus 70er loco ohne Faß 44,— Mk. Umsatz: 8 000 Liter. 50er —M. Umsatz Liter. SlMüedurx, 29. Mai. Kornzucker cxcl. 88 Rendement —,— bis —. Nachproducte excl. 75°/» Rendement ,— bis ,—. Stimmung: Geschäftslos. Krystallzucker I mit Sack 28,95. Brodraffinaoe t ohne Faß 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 28,95. Gem. Melis 1 mit Faß 28,45. Rohzucker t. Pro duct Transtto f. a B Hamburg per Mai 9,45 bcz., 9,52'/« Gd., per Juni 9,50 Gd., 9,55 Br., per .Juli 9,55 bez., 9,57'/, Gd., per August 9,60 Gd., 9,62'/, Br., pergOkt.-Dez. 8,90 Gd., 8,95 Br. Stimmung: Stetig. Humburg, 29. Mai. Weizen fest, Holsteiner loco 176 bis 180, La Plata 183—136. — Roggen fest, südruss. cif. Hamburg 106—110, do. loco 110 bis 112, Mecklenburgischer 142 bis 150. Mai-Juni-Abladung. MaiS ruhig, amer. mixed. Juni-Juli 115,50, La Plata 86,50. Hafer stetig, Gerste fester. — Wetter: Gewitter. kromvu, 29. Mai. (Baumwolle). Tendenz: Still. Upl. middl. loco 40'/, Pfg. Liverpool, 29. Mai. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz 8000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 31 000 Ballen. Preise "/«« bis ^/o« niedriger. Umsatz: 5000 Ballen, davon für Speculation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikan. ruhig, middling, good middling, fully good middling und middling fair good ordi narn und low middling niedriger, Ostindtsche ruhig, Egypter ruhig. Middl. amerik. Lieferungen. Mai-Juni 4'«/»« Verkäufer, Juli-Aug. 4"/«« do., Sept. 4'o/„ do., good ordin., Lieferung: Oktober 3"°/,« do. Zahlungsein st ellun gen: Sebastian Auer, Frankfurt a. M. K. Wolff u. Co., München. Erich Seidel, Neumarkt Schl. Raab u. Dietzel, Oelsnitz S. Schönhof Söhne, Offenbach a. M. L. Rosenthal juu. Posen. Notirrmgen der Produkten - Börse zu Chemnitz, am 29. Mai 1901, Mittags 7.1 Uhr. Witterung: Schön. Tendenz: Ruhig. Getreide. Weizen, fremder 183-188 Mk. do. sächsischer 180—183 „ Roggen, hiesiger 146—150 „ do. niederländisch-sächs. u. preuß. 154—157 „ do. fremder 153—156 „ Gerste, Brauwaare, fremde — do. Brauwaare, sächsische do. Mahl- und Futlerwaare 130—155 " Hafer, preußischer und sächsischer, neuer 154—160 „ Mais, grobkörnig 120—122 „ do. mittel 131—136 „ do. Cinquantin 142—148 „ Erbsen, Kochwaare 190—220 „ do. Mahl- und Futterwaare 160—165 „ Roggenkleie 102—104 „ Weizenkleie, grob 100—102 „ Alles pr. 1000 Kilo netto. Obige Preise verstehen sich für Quantitäten von 10000 Kilo an Mehl. Kaiser-Auszug Mk. 31,— Weizenmehl 00 „ 26,50 bis 27,50 do. 0 „ 25,— „ 26,— Roggenmehl 0 „ 24,25 „ 24,50 do. I „ 22,25 „ 22,50 pro 100 bA. netto. Chemnitzer Marktpreise vom 29. Mai 1901. Weizen, sächs. Roggen, - Hafer - Stroh Heu Kartoffeln, Futtergerstc Butler. 1 Kilo pro 50 Kilo 9 M. — Pf. bis 9 M. 15 Pf. 7- 70 -- 7 - 85 - 7 - 70 - - 8 - - - 3 - 50 - - 3 - 60 - 8 - 80 - - 4 - — - 2 - 30 - - 2 . 50 - 6 - 50 - - 7 - 75 - 2 - 60 - - 2 - 70 - E i n F ü r st e » w o r t. Eine Hof- und Wilddiebsgeschichte von F. Liebermann von Sonnenberg. 13. Fortsetzung. Damit war unsere Unterredung beendet, mit schweren Herzen ging ich von dannen und begann den erzwungenen Abschluß. Alle drei bis vier Tage kommt nun um Mitternacht ein zweispänniger Jagdwagen in Begleitung von mehreren bis an die Zähne bewaffneten und ver mummten Kerls hierher und holt das Wild ab. — Es ist jetzt die dritte Woche seit meinem verhäng- nißvollen Zusammentreffen mit dem Unbekannten. Ihn selbst habe ich seither nicht wiedergesehen. Soeben aber, als ich nach Hause kam, fand ich diesen Zettel hier unter der Thüre, durch welchen er mich benachrichtigt, daß er heute nacht persönlich Herkommen würde, um mir, wie er schreibt, wichtige Mitlheilungen zu machen." „Das wäre ja eine günstige Gelegenheit, den Kerl unschädlich zu machen," fiel Curt ein. „Das dürfte kaum möglich sein, gnädiger Herr," erwiderte der Jäger, „denn ich bin fest davon über zeugt, daß der Unbekannte nicht allein, sondern in Be gleitung einer starken Bedeckung kommen wird, und da wir beide gegen die Bande . . „Dann werde ich sofort nach N. eilen und mir vom Regimentskommandeur, welcher ein intimer Freund meines Vaters ist, eine Anzahl Dragoner holen, welche in aller Stille das Schloß umstellen sollen. Ist der Fuchs dann in der Falle so machen wir uns über ihn her und fangen dabei hoffentlich noch einen Theil der Wilder;rbande." Unruhig rückte der Jäger bei diesem Vorschläge auf seinem Stuhle hin und her, offenbar verlegen, welche Antwort er geben sollte. „Na, Wörner," sagte Curt, welcher das sonderbare Benehmen des Alten wohl bemerkte, „findet dieser Plan nicht Ihre Zustimmung? — So reden Sie doch, was haben Sie daran auszusetzen?" „Verzeihen Sie, gnädiger Herr," antwortete der Gefragte zögernd, „ich glaube, Sie thäten besser. . . ich wollte sagen, Sie scheinen nicht zu wissen . . ." „Na heraus doch mit der Sprache," rief Curt er staunt über die unverständlichen Worte Wörners, „was scheine ich nicht zu wissen?" „Da Sie es doch einmal erfahren müssen, Herr Graf, dann kurz und bündig: Die Behörde in N. hat unter der Beschuldigung, Sie hätten ein Attentat auf den Prinzen Alexander versucht, hinter Ihnen einen Steckbrief erlassen." Aufs höchste erschreckt über diese Mittheilung, starrte Curt den Jäger sprachlos an. Dann hob ein schwerer Seufzer seine Brust, und er sagte leise: „Ja, das habe ich allerdings nicht ge wußt." Eine lange peinliche Stille folgte. Wörner hatte sich diskret abgewandt und machte sich mit umherliegenden Papieren zu schaffen, Curt stützte das Haupt in die Hand und blickte verloren vor sich hin. Dann sprang er energisch auf, schritt einige- male erregt im Zimmer auf und ab und fügte endlich mit fester Stimme: „Daher ist also auf Unterstützung nicht zu rechnen, gut denn — so müssen wir uns selbst zu helfen suchen." „Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben dürfte, Herr Graf, dann wäre es der, Sie zögen sich, wenn wir den Erwarteten kommen hören, hier in das Neben zimmer zurück. Ich werde einige unauffällige Löcher in die Thür bohren, durch welche Sie den Unbekannten beobachten und unfer Gespräch mit anhören könnten. Zu Ihrer persönlichen Sicherheit nehmen Sie die beiden Pistolen, welche dort hängen, mit sich. Kommt, was ich allerdings bezweifle, der Mensch ohne Begleitung, dann treten Sie im geeigneten Moment hervor und wir nehmen ihn unter der Drohung, ihn beim geringsten Widerstand niederzuschießen, fest; können wir dies aber, der Uebermacht wegen, nicht thun, dann müssen wir uns eben bis zu gelegener Zeit vertrösten." Curt hatte gegen diesen Gedanken nichts einzuwenden, auch ihm fchien dies das einzige, was vorerst unternommen werden konnte. Schnell gingen beide an die Vorbereitungen. Der Graf lud sorgfältig die Pistolen, Wörner schaffte das nöthige Handwerkszeug herbei und bohrte die Thür in der besprochenen Weise an. Dann verzehrten beide ein einfaches Abendbrot, welches aber, trotzdem Curt von seiner Wanderung einen tüchtigen Appetit mitgebracht hatte, in der Auf regung über die bevorstehenden Dinge nicht recht schmecken wollte. Kaum war der letzte Biffen verschwunden, da schlug die Uhr die zehnte Stunde an. Zugleich vernahm man die Tritte zahlreicher Menschen, welche schnell dem Schlöffe nahten. „Nanu," sagte Wörner erstaunt, „sollte die Schwefel bande schon kommen?" Vorsichtig näherte er sich dem Fenster und spähte durch die Jalousie, welche er vorher fürsorglich ge schloffen hatte, in die Nacht hinaus. Der schwache Schein des Mondes, welcher vor seinem Untergehen noch seine letzten Strahlen zwischen den Bäumen hindurchsandte, ließ ihn einen Trupp von mindestens 70—80 Männern erkennen, welche sämmtlich mit Gewehren bewaffnet waren. Erschreckt theilte er seine Wahrnehmung dem Grafen mit. Schnell griff dieser nach den Pistolen, trat ins Nebenzimmer und drückte hinter sich geräuschlos die Thüre ins Schloß. Im gleichen Augenblick wurde heftig an der HauS- lhüre gepocht. Wörner ging hinaus und fragte, wer da sei. „Ich bin es," antwortete eine Stimme, „der Unbe kannte! Oeffnen Sie!" Wörner that, wie ihm geheißen, und gleich darauf Hörle Curt Schritte auf dem Hausflur. Dann sagte dieselbe Stimme, welche Curt jetzt merkwürdig bekannt vorkam, ohne daß er sich gleich entsinnen konnte, wo er dieselbe gehört habe. „Sie haben meine Nachricht empfangen?" „Soeben, als ich nach Hause kam, fand ich dieselbe unter der Hausthür," entgegnete Wörner. „Haben Sie seitdem das Schloß verlaffen?" „Nein," erwiderte der Gefragte. „Sind Sie allein?" forschte jener weiter. „Wer sollte bei mir sein?" gab der Jäger barsch zur Antwort. „Gut denn!" Und zur Hausthür zurücktretend rief der Unbekannte mit befehlender Stimme: „Die Nummern eins bis zehn umstellen das Schloß, elf bis fünfzehn besetzen den Hausflur, die übrigen durchsuchen den Wald in der Umgebung des Schlosses; auf jeden, der dort angetroffen wird, wird ohne Zögern geschaffen." Dann sich zu Wörner wendend, sagte er kurz: „Folgen Sie mir ins Zimmer!" Gespannt hatte Curt den Worten des Unbekannten gelauscht, vergebens bemüht, einen Blick auf denselben werfen zu können. Jetzt trat dieser ins Zimmer, und fast hätte der Graf vor Ueberraschung laut aufgeschrieen, jäh fühlte er sein Blut zum Kopfe schießen, sein Herz schlug so laut, daß er, wie zu dessen Beruhigung, unwillkürlich die Hand darauf preßte, krampfhaft umfaßte die Rechte den Kolben der Pistole — in dem Anführer der Wildererbande hatte er seinen Todfeind erkannt, der sogenannte „Unbekannte" war — Herr von Libowsky. (Fortsetzung folgt.) Eingesandt. Durch den leider schon viele Wochen anhaltenden flauen Geschäftsgang in der hiesigen Webwaarenbranche sind auch die Contor- und Lager.Personalien weniger voll beschäftigt, sodaß dieselben bei dem bisher gewohnten flotten Arbeiten ganz bequem pro Tag 2 Stunden früher fertig würden. Es wird daher an die sehr geehrten Herren Chefs und Fabrikanten die ganz ergebene Bitte ge richtet, während der Sommermonate 1oder17, Stunde früher zu schließen, damit es deren Angestellten vergönnt ist, sich etwas z« erholen und die Vorzüge deS Sommers genießen zu können. Jeder Angestellte würde seinem Herrn Chef hierfür im Stillen dankbar sein, eS würde auch für keinen Fabrikanten einen Nachtheil haben, im Gegcntheil würde