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für Hshciistrin-krilsttUl, Ldnlnftitz, GeMrs, Lilgau, Wüstenbrand, llrspnmg, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitmmsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 113. Donnerstag, den 16. Mai 1901. 28. Jahrgang. Jahrmarkt m Hohenstein-Ernstthal (Altstadt) am 2». Mai 1W1. Zur öffentlichen Kenntniß wird hiermit gebracht, daß für die hiesige Gemeinde Herr Gutsbesitzer Gustav Müller zum Vertrauensmann der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenoffenschaft und Herr Gutsbesitzer Heinrich Landgraf zum Stellvertreter auf die Amtsdauer von 1901 bis mit 1904 gewählt und bestätigt worden sind. Oberlungwitz, am 14. Mai 1901. Gemeindevorstand Oppermann. Jesu Himmelfahrt. Wer die Wahrheit wissen will, der muß in die Kinderstube und in die Schulstab? gehen. In einer Schulklasse wurde von den verschiedenen Reichen ge sprochen, vom Mineralreich, Pflanzenreich und Thier, reich. Plötzlich tral der König in das Zimmer, um zu zuhören. Er fragte, in welches Reich er gehöre. Zu nächst herrschte allgemeines Sch , eigen, bis ein kleines Mädchen aufstand und sagte: „In das Himmelreich". Die Geschichte ist freilich schon alt, d-nn der König war Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, aber manchem Leser, mancher Leserin wird sie dennoch unbekannt sein. Ob die Geschichte wirklich vasstrt ist, das wi'd heute Niemand mehr wißen, aber sie enthält eine beglückende Wahrheit, sie ist die Antwort auf die Frage? Wohin? Wohin gehen wir, wohin gehören wir? In den Himmel, zu Gott! Ja, aber wo ist denn der Himmel? So fragt nicht der Glaube, sondern der Unglaube. Wenn ein Kind thöncht fragt, so wird es von Vater und Mutter abge wiesen mit dem Bescheid: „Das verstehst Du noch nicht." Und damit begnügt sich auch jedes Kind. In Glaubens, fachen bleiben wir alle Kinder, bis wir sterben. Es ist doch genug, daß wir wißen; wir sind für den Himmel bestimmt. Und der heutige Tag erinnert die Christen heit wieder d^ran, daß jedem Golteskind der Himmel durch Jesum geöffnet worden ist, um nicht wieder zuge schloßen zu werden. Ist diese Gewißheit nicht ein wunderbarer Trost? Wie unsagbar dunkel wäre das ganze Leben ohne diesen Trost, ohne diese Gewißheit! Man denke sich eine Muller, einen Vater, die ihr einziges Kint, ihre Hoff, nung, ihre ganze Freuve, haben hinauStragen müßen in die große Todtenstadt, oder sonst einen lieben Menschen, wer es auch sei. Wenn den trauernden Menschenherzen weiter nichts gesagt werden könnte als dies: „Im Grabe ist Ruhe", das vermöchte nicht zu trösten, damit tonnten keine Thräneu getrocknet werden, wohl aber mit dem Hinweis darauf, nicht bloß daß Jesus auferstanden, sondern bas auch er gen Himmel gefahren ist, damit Alle, die im Glauben an ihm gelebt Huben und ge storben sind, sich wiedersehen und wiederhaben dürfen im großen Vaterhaus, in der ewigen Heimalh. Wer wünschte das nicht? Wer möchte nicht die Wiedersehen, die von ihm gegangen sind? Jesu Himmelfahrt ist und bleibt für de» Menschenverstand das größte Räthsel, aber für den Christenglauben bleibt sie die stärkste Stütze und für den Christenwandel die ernsteste Mahnung. Wenn wir in den Himmel gehören, dann müßen wir auch für den Himmel leben. Der Glanz des Himmelfahrtstages muß und wird seinen verklärenden Schimmer werfen auf jeden irdischen Berus, es mag nun der höchste, der verantwortungsreichste Dienst sein oder der niedrigste, der leichteste Dienst. Es giebt, göttlich betrachtet, keinen Unterschied zwischen schwer und leicht, hoch und niedrig. Nur ein Maßstab kann angelegt werden, die Treue. „Erst die Treue, die auch im irdischen Berusswerke, am Schreibtisch oder in der Werkstatt dem himmlischen Herrn sich verantwortlich sühlt, die Gotlbezogenheil, welche das tägliche Leben zu einem Wandel im Licht macht, die Gebetsstimmung, die auch in das äußerlichste Werk, und wäre es Stuben zu fegen oder ein krankes Kind zu warten, eine himmlische und innerliche Weihe hinein trägt, erst sie zeigt, daß der Mensch in Wahrheit für den Himmel lebt." „Unser Wandel ist im Himmel" — so konnte Paulus an die Philipper nur schreiben im Gedanken und Glauben an den ausqefahrenen Herrn. Wer mit Jesu leidet, der soll auch mit Jesu zur Herrlichkeit erhoben werden." Darum: Himmelan, ach himmelan, das soll unsre Losung bleiben! L.—0. T a g c H H e f ch z ch t e. Deutsches Reich. — Die Friedensmission der Frau Botha soll nun von Neuem unternommen werden. Wie schon gemeldet, hat sie an Bord des „Dunvegan Castle" die Reise nach Europa angetreten; sie hat die Zustimmung Kitcheners zu einer Unterredung mit Krüger erlangt, um auf diesen im Interesse des Friedensschlußes einzuwirken. Es muß doch recht schlimm um die Engländer stehen, wenn Lord Kitchener die Hand dazu bietet, mit Hilfe des ver haßten Ohm Krüger den ersehnten Frieden zu erlangen, den er durch kriegerische Mittel nicht zu erzwingen ver mag. Jndeß nach Allem, was verlautet, denkt Präsident Krüger gar nicht daran, den in ihrer ablehnenden Hal tung gegenüber ungünstigen Friedensbedingungen ver harrenden Burenführern zum Ausgeben des Widerstandes zu rathen. Empfing doch Krüger, wie aus London ge meldet wird erst neuerdings wieder einen Bericht von Botha, der die Lage der Buren sehr befriedigend schildert. Botha behauptet, Vie Autorität der Transvaal-Regierung werde im Lande nördlich von Pretoria ausschließlich anerkannt. Schalk Burger hat den Befehl empfangen, neue Banknoten von 1 Million Lstr. auszugeben. — Amüsant ist, was der Schriftsteller Hamilton an die „Pall Mall Gazette" über die englischen Officiere in China schreibt. Er sagt u. A.: „Eines hat der Krieg in China deutlich gezeigt, nämlich, daß wir das andere überlegene Volk, das zu sein wir uns dünken, nicht sind, und daß unsere Ansichten meist beschränkt sind, unser Standpunkt von selbstsüchtigen Motiven oder thörichten Vorurtheilen beeinflußt ist und unsere ganze Tonart und unser Benehmen sich durch die erstaunlichsten Verstöße gegen den guten Geschmack auszeichnen. Unsere Manieren sind entsetzlich, unsere Unwissenheit ist unge heuer. Dabei vertheidigen wir jeden Mangel an Höf lichkeit mit der stereotypen Redensart, daß wir die „Foreigners" nicht r.achzuahmen brauchen. Wie lange, o Herr, wie lange sollen wir an diesem Eigendünkel leiden, der sich nicht einmal auf eine wirkliche Ueber- legenheit den Gegenständen seiner Verachtung gegenüber stützen kann?" Der offene Mann giebt dann den britischen Officieren den Rath, dem Sport, ihren Monokeln u. s. w. weniger Aufmerksamkeit zu schenken, fleißig die Elemente ihres Berufes zu studiren, ein wenig männlicher und weniger affectirt zu sein. Zum Schluffe sagte er: „Freilich herrscht eine gewisse Großthuerei unter unseren Verbündeten, aber auch viel Vernunft, da die Theorie ihres Berufes ihnen ein Wissen verleiht, das sie über eine künstliche Atmosphäre erhebt. Es ist zu hoffen, daß wir mit der Zeit die Thorheit unserer Methode einsehen und würdigen, daß es weise ist, das Waffenhandwerk als ernsten Beruf anzuerkennen." — Da das britische Obercommando sich noch immer nicht dazu verstehen kann, offen darzulegen, wie die Dinge auf dem Kriegsschauplätze in Wirklichkeit stehen, so ist man nach wie vor darauf angewiesen, aus einzelnen Mittheilungen Schlüsse auf die gegenwärtige Lage zu ziehen. Von englischer Seite wird zugegeben, daß die Buren noch in einer Gesammtstärke von 16500 Mann mit mehreren Geschützen im Felde stehen und sich von Neuem zu größeren Commandos zusammenge schlossen haben, namentlich in dem südöstlichen Dreieck (zwischen Natal- und Delagoabay-Bahn) und im Westen von Transvaal. Neuere Nachrichten ergänzen die Meldungen des englischen Regierungsblattes „Standard" dahin, daß nicht nur General Dewet den Vaal nach Transvaal zu überschritten, sondern auch Botha «eine Streitkräfte im Carolina-District concentrirt hat. General Campbell wurde beim Rückzug auf Middelburg von einer starken Burentruppe mit vier Geschützen schwer be drängt, ebenso Smith Dorrien, der parallel mit Campbell nach Wonderfontein marschirte. General French hat ungeheure Felder mit Kaffee und Getreide stehen lassen, die den Buren jetzt als Proviant dienen. Die unter French in das südöstliche Dreieck entsandten Colonnen, die Botha gefangen nehmen oder vernichten sollten, sind also gezwungen worden, sich nach Norden auf die Delagoabay-Bahn zurückzuziehen, und die Buren sind wieder vollständig Herren des Landes zwischen den beiden Eisenbahnlinien. England. London, 14. Mai. Die heute ausgegebenen par lamentarischen Drucksachen besagen, daß in der Zeit vom Juni 1900 bis zum Januar 1901 634 Gebäulichkeiten in Südafrika niedergebrannt sein. Frankreich. Paris, 14. Mai. Im heutigen Ministerrath theilte der Minister de« Auswärtigen, Delcassö, mit, Frankreich habe sich dem nachdrücklichen Protest der Mächte gegen die Maßregeln der Pforte gegenüber den fremden Postämtern angeschloffen. Ferner erklärte der Minister, daß 2000 Mann vom chinesischen Expedi tionskorps in die Heimalh zurückbefördert worden seien. Das Expeditionskorps selbst werde folgen, sobald die letzten Clauseln der Collectivnote erfüllt seien, insbe sondere sobald die Entschädigungsfrage geregelt sei. Der Ministerrath beschloß, der Kammer vorzuschlagen, daß sie am Beginn der nächsten Woche die Berathung der Vorlage über die Altersversorgung der Arbeiter be ginnen solle.